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Kathedrale von Laon

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Die Westfassade
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Die Westfassade

Die Kathedrale von Laon ist eines der Hauptwerke der Gotik in Frankreich. Sie wurde in den Jahren 1155 bis 1235 gebaut und zählt zu den ersten Kirchenbauten, die in diesem Stil errichtet wurden. Die Kirche ersetzte eine ältere Kathedrale aus dem 5. Jahrhundert, die 1112 abbrannte.

Die erste gotische Kirche in Frankreich ist bekannterweise die Kathedrale von St. Denis, deren Chor 1140 begonnen wurde. Die Wirkung der Kirche von St. Denis war gewaltig – die Welt baute ab jetzt gotisch. Dabei experimentierte jeder Baumeister mit neuen Formen, manche setzten sich allgemein durch, andere blieben Eintagsfliegen. 1140 Sens, 1151 Senlis, 1157 Noyon: in rascher Folge entstanden neue gotische Kirchen. Die Kathedrale von Laon gehört zu dieser frühen Phase.


[Bearbeiten] Fassade

Laon war im 9. und 10. Jh. französische Hauptstadt. Zwanzig bis dreißig Jahre nach Noyon 1150 wurde hier um 1170/80 mit dem Bau der gotischen Kathedrale begonnen. Und hier geht nun auch die Fassade, die um 1190 geschaffen wurde, weit über St-Denis hinaus. „In der Geschichte der gotischen Kathedralfassade bezeichnet Laon einen Wendepunkt.“ Berühmt geworden ist der Ausspruch von Villard d’Honnecourt aus dem beginnenden 13. Jh.: „Ich habe viele Länder gesehen, [...] aber an keinem Ort habe ich jemals einen solchen Turm erblickt, wie der von Laon einer ist.“ Diese Türme in ihrer charakteristischen durchbrochenen Form treten hier zum ersten Mal auf, wurden in der damaligen Zeit sofort berühmt und haben - obwohl auch sie unvollendet sind - zahlreiche Nachahmungen gefunden, beispielsweise in Bamberg und Naumburg.

Zuerst aber zur Fassade: hier haben wir eine starke Unterbrechung der Horizontalen, ein sehr dominierendes Mittelfeld mit der ersten Fensterrose der Gotik, eine markante Portalzone mit drei Vorhallen und tiefe Mauerausschnitte im Fenstergeschoss. Von der ehemals flachen Wandfläche ist nichts mehr vorhanden, die ganze Fassade ist in eine mächtige dynamische Bewegung versetzt, in mehrere Raumschichten aufgeteilt, die als entscheidende Neuerung „hintereinander aufsteigen“ und in den Türmen ihre Steigerung finden. „Ein triumphaler Zug kommt in die Eingangsseite, und man begreift, dass die späteren Schaufronten von Bischofskirchen in Chartres, in Amiens und in Reims an das dramatische Vorbild von Laon angeknüpft haben.“ (Sauerländer, Willibald in: Funkkolleg Kunst, Studienbegleitbrief 1, 1984, S. 132. Sie suchten die Balance zwischen der ausgewogenen, statischen Lösung von Paris und dem dramatischen Experiment von Laon)

Ochsen auf den Türmen der Kathedrale
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Ochsen auf den Türmen der Kathedrale

Diese Türme sind in ein filigranes Gliedersystem aufgelöst und besitzen eine absolute Rarität in der abendländischen Architektur: nämlich die Vollplastiken von 16 Ochsen im obersten Geschoss, die zwischen den Säulen hervorschauen. Die Kunstgeschichte hat sich natürlich häufig Gedanken darüber gemacht, was dieses einmalige Motiv zu bedeuten hat. Es lässt sich nicht eindeutig klären.

Eine frühere Ansicht geht dahin, dass die Bauleute damit den zahlreichen Ochsen einen Gedenkstein setzen wollten, die bei der Errichtung der Kathedrale mitgeholfen haben, indem sie das Steinmaterial auf unzähligen Karren herbeigezogen haben. „Heute neigt man zu geistigeren, symbolträchtigeren Erklärungen und vermutet eher eine Anspielung auf die Ochsen, die nach dem Buch der Könige im Hof des Salomonischen Tempels zu sehen waren.“ (Sauerländer, Willibald in: Funkkolleg Kunst, Studienbegleitbrief 1, 1984, S. 134)

Diese Türme von Laon sind nicht nur wegen ihrer weitgehenden plastischen Durchgliederung des Mauerwerks berühmt geworden, sondern auch, weil sie zum ersten Mal von einer viereckigen Grundfläche zu einer achteckigen in den oberen Geschossen übergeleitet haben, was von da an ebenfalls häufig nachgeahmt wurde. Die oberen beiden Geschosse sind nämlich in ihrem Kern achteckig und vor jeder zweiten Ecke steht die große zweigeschossige Fiale mit den Ochsen. Damit ist auch ein Moment der Drehung in die Türme hineingekommen.

Das Langhaus von Laon geht noch einen Schritt weiter als Noyon. Hier gibt es keinen Stützenwechsel mehr, sondern nur noch Säulen. Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob die Stützen des Langhauses Pfeiler oder Säulen sind. Pfeile betonen noch sehr die Schwere und Wucht der Mauer. Hier in Laon, wo es nur noch Säulen gibt, wirkt die Architektur wesentlich leichter und offener, die Bodenschwere ist genommen. Das vielzitierte Stützsystem der Gotik tritt hier schon ausgeprägt in Erscheinung. Der Raumeindruck wird bestimmt durch die vom Boden bis ins Gewölbe hochziehenden senkrechten Linien, die die Joche und damit den ganzen Bau zwischen sich einzuspannen scheinen – ‚Joche’ sind die aufeinander folgenden Raumeinheiten einer Kirche, bestehend aus einem Mittelschifffeld und den begleitenden Seitenschifffeldern.

Die Kirche hatte ursprünglich – wie allgemein üblich – einen runden Chorraum mit Kapellenkranz. Die Hauptfassade sowie die Fassaden der Querhäuser sollten von Türmen eingerahmt werden. Dies wurde nur bei der Hauptfassade vollendet, die Türme am Querhaus blieben Stückwerk. Ein siebter Turm über der Vierung sollte den Eindruck des vieltürmigen, himmlischen Jerusalems betonen, wie es in der Bibel beschrieben wird.

Der Grundriss der Kathedrale nach Viollet-le-Duc
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Der Grundriss der Kathedrale nach Viollet-le-Duc

Ein Element an der Fassade von Laon ist besonders berühmt und einzigartig : Zahlreiche Ochsen schauen aus luftiger Höhe auf die Gläubigen herab. Über den Grund, warum diese Tiere dort angebracht sind, ist viel gerätselt worden. Eine triftige Erklärung steht immer noch aus. Ebenso rätselt man über den Grund, warum im Innenraum bereits nach 40 Jahren der runde Chorraum wieder abgerissen und durch eine gerade Wand ersetzt wurde. Dadurch wird eine große Einheitlichkeit erreicht: alle vier "Häuser" enden in einer solchen Wand mit einer Fensterrose – ein Element, das ebenfalls hier in Laon zum ersten Mal verwendet wurde.

Dass dieser einheitliche Raumeindruck ausschlaggebend für den Umbau war, scheint durch einen anderen Aspekt nahe liegend zu sein: beim Neubau nahmen die Baumeister keinen Stilwechsel vor, obwohl durch die großen Kathedralen (Paris 1163, Chartres 1194) längst andere Bauelemente "modern" waren. In Laon dagegen baute man 1200 den neuen Chorraum genauso wie das Langhaus.

Ein Gestaltungselement von Laon wurde in späteren Zeiten nicht wieder aufgegriffen: der vierteilige Wandaufbau. Lediglich die Kathedrale von Soissons (20 Jahre später) und der romanische (!) Limburger Dom (60 Jahre später) greifen dies noch einmal auf. Die "klassische" gotische Wandgliederung wird dreiteilig.

Das Gebäude befindet sich seit 1840 unter Denkmalschutz. In den Jahren 1853 bis 1913 wurde die Kathedrale restauriert.

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