Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Königlich Bayerisches Infanterie-Leib-Regiment - Wikipedia

Königlich Bayerisches Infanterie-Leib-Regiment

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Das Infanterie-Leib-Regiment war das Hausregiment (Garderegiment) der bayerischen Könige vom Ende der napoleonischen Kriege bis zum Untergang der Wittelsbacher Monarchie und der damit verbundenen Auflösung der bayerischen Armee.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorläufer

Bereits vor dem eigentlichen Leibregiment führten zwei bayerische Infanterie-Regimenter diese Bezeichnung:

1. Infanterie-Regiment

  • 1778–1790 Leibregiment
  • 1790–1799 1. Grenadier-Leibregiment
  • 1800–1811 Leibregiment
  • 1811–1918 1. Linien-Infanterie-Regiment "König"

Tradition in der Reichswehr: 3., 6. und 8. Kompanie im (bayerischen) Infanterie-Regiment 19

10. Infanterie-Regiment

  • 1682–1683 Regiment zu Fuß "Berlo"
  • 1683–1778 Leibregiment zu Fuß
  • 1790–1799 11. Füsilier-Regiment "von Junker"
  • 1800–1804 10. Linien-Infanterie-Regiment "Pompei-Dalwigk"
  • 1804–1918 10. Linien-Infanterie-Regiment (mit wechselnden Inhabernamen, zuletzt ab 1913 "König")

Tradition in der Reichswehr: 5. Kompanie im (bayerischen) Infanterie-Regiment 20

[Bearbeiten] Geschichte

 Grenadier-Garde-Regiment Oberleutnant 1814
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Grenadier-Garde-Regiment Oberleutnant 1814

Das Regiment wurde am 16. Juli 1814 als Grenadier-Garde-Regiment aus den Grenadierkompanien der bayerischen Linieninfanterie-Regimenter gebildet. Unmittelbar nach dem Tod Max I Josephs verordnete 1826 sein Sohn und Nachfolger Ludwig I. die Auflösung der kostspieligen Garderegimenter. Das Regiment führte fortan den Namen Linien-Infanterie-Leibregiment (später nur mehr Infanterie-Leib-Regiment) und stand ohne Regimentsnummer in der Rangfolge an der Spitze der Infanterie. Faktisch behielt es jedoch seinen Gardestatus. Schnell entwickelte sich "Leiber" zum Spitznamen der Regimentsangehörigen. 1848 war es in den Revolutionswirren eingesetzt und schützte die Residenz. 1866 und 1870/71 kämpfte es in den Feldzügen gegen Preußen und Frankreich. Garnison blieb stets die Residenzstadt München, zeitweilig war ein Teil des Regiments auch in Fürstenfeldbruck kaserniert.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Leibregiment zunächst in Frankreich, wobei insbesondere der Sturmangriff auf Badonviller am 12. August 1914 zu erwähnen ist. Franz Ritter von Epp wurde am 26. Dezember 1914 Kommandeur des Regiments. Am 19. Mai 1915 schied das Regiment aus dem I. bayerischen Armeekorps aus und wurde als eine der Kerntruppen des neu aufgestellten Deutschen Alpenkorps nach Tirol verlegt. Das Alpenkorps wurde ab Winter 1915/16 zwischen den beiden Hauptfronten hin und her verlegt, um als Elitetruppe an den Brennpunkten der Kämpfe einzugreifen. Zunächst verlegte es im Oktober 1915 in die Champagne, um nach kurzem Einsatz dann an die serbische Front geschickt zu werden. Nach halbjährigen Einsatz auf dem Balkan fuhr das Regiment wieder nach Frankreich, wo es im Sommer 1916 an der Schlacht um Verdun teilnahm. Allein im Juni 1916 verlor es dabei 22 Offiziere und 1.163 Unteroffiziere und Mannschaften. Von Herbst 1916 an kam das Regiment in Rumänien zum Einsatz, wo es den strategisch wichtigen Roten Turmpaß sperrte und maßgeblich zum Erfolg der Offensive der Mittelmächte gegen Rumänien beitrug. 1917 kehrte das Regiment kurzfristig an die Westfront zurück, um im Sommer wieder nach Rumänien zurückverlegt zu werden. Im Oktober 1917 nahm das Regiment in Oberitalien (jetzt Slowenien) an der 12. Isonzoschlacht teil, wobei es sich besonders bei der Erstürmung des stark befestigten Kolowrat-Rückens und des Monte Matajur auszeichnete. Das Regiment nahm dann an der erfolglosen Frühjahrsoffensive von 1918 in Westflandern teil. Noch im Herbst 1918 wurde es nach Abwehrkämpfen an der Somme nach Serbien verlegt, um den deutschen Rückzug zu decken. Am 23. November 1918 wurde es in München bis auf einen geringen Stamm demobilisiert.

Uniformierung

Die Uniformierung unterschied sich zunächst von der Linieninfanterie insbesondere durch die offensichtlich vom Vorbild der französischen Gardegrenadiere inspirierten Bärenfellmützen, außerdem weiße Knöpfe, Kragenborte und Litzen auf Brust und Ärmelaufschlägen sowie längere Rockschöße. Mit der Umwandlung zum Leibregiment wichen die Bärenfellmützen dem Raupenhelm; Kragenborte, Brustlitzen und längere Rockschöße fielen weg,. Mit der Einführung des preußischen Waffenrockes beim bayerischen Heer (1872) trug das Leibregiment anders als der Rest der Infanterie weiße Knöpfe, Gardelitzen und schwedische Aufschläge.

[Bearbeiten] Tradition nach 1918

Beim Übergang der Wehrhoheit Bayerns auf das Reich 1919 wurde die Tradition des Regiments auf die 1. und 2. Kompanie des (bayerischen) Infanterie-Regiments 19 übertragen, das 1935 in Infanterie-Regiment 19 und 1942 in Grenadier-Regiment 19 umbenannt wurde. Am 31. August 1944 übernahm es vom aufgelösten Grenadier-Regiment 199 den Traditionsnamen "List" in Erinnerung an das bayerische Reserve-Infanterie-Regiment 16 aus dem 1. Weltkrieg, welches ebenfalls diesen Beinamen getragen hatte. Als das Hitler-Regime unterging, fand das Regiment beim Rückzug auf die Danziger Bucht sein Ende. Aufgrund der Brüche in der deutschen Militärgeschichte verbot sich die Zuweisung einer konkreten Verbandstradition für die Bundeswehr. Das Andenken an das Regiment pflegte dort zunächst ein Münchner Panzergrenadier-Bataillon, dann das Führungsunterstützungsregiment 60 und schließlich das Feldjäger-Bataillon 451 in München.

[Bearbeiten] Spuren in der Gegenwart

  • Am Münchner Ostfriedhof steht in der Nähe des Haupteingangs ein von der Leibregiments-Vereinigung e.V. errichtetes Denkmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen und vermissten Soldaten des Regiments.
  • Von der für das Regiment 1826 im klassizistischen Stil errichteten Türkenkaserne (so genannt wegen ihrer Lage an der Münchner Türkenstraße) steht heute nur mehr das imposante Haupttor, die Kaserne selbst wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und später abgerissen. Auf dem Gelände befindet sich jetzt die Pinakothek der Moderne.
  • Die Stadtkapelle Germering trägt zu vielen Auftritten die historische Gala-Uniform der Musiker des Grenadier-Garde-Regiments von 1814 bis 1826.
  • 1892 wurde in München die Vereinigung ehemaliger Angehöriger des Regiments gegründet; 1907 baute der Verein ein im Wald bei Waldperlach gelegenes Erholungsheim für das Regiment, das auch heute noch unter dem Namen "Leiberheim" existiert und inzwischen ein öffentlicher Biergarten ist.

[Bearbeiten] Prominente Angehörige des Regiments

Unter den Weltkriegsteilnehmern des Leibregiments ist eine gewisse Häufung von späteren hochrangigen Funktionsträgern des NS-Regimes bemerkbar.

  • Anton Graf von Arco auf Valley (1897–1945) Mörder des Begründers des Freistaates Bayern, Kurt Eisner
  • Erhard Auer (1874–1945) Innenminister der bayerischen Räterepublik und SPD-Vorsitzender in Bayern
  • Adolf von Bomhard (1891–1976) SS-Gruppenführer, Befehlshaber der Ordnungspolizei in der Ukraine sowie 1. Bürgermeister und Ehrenbürger von Prien
  • Carl Duisberg (1861–1935) Einjährig-Freiwilliger beim Regiment (1882/83), Begründer der IG-Farben
  • Franz Ritter von Epp (1868-1946) Kommandeur des Regiments vom 26. Dezember 1914 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges und NS-Reichsstatthalter in Bayern
  • Georg Fürst (1870–1936) Regimentskapellmeister und Komponist des vom Gefecht bei Badonviller inspirierten Badenweiler Marsches, der bald inoffizieller Regimentsmarsch war und dann als Lieblingsmarsch Adolf Hitlers traurige Bekanntheit erlangte.
  • Adolf von Heinleth (1823–1895) bayerischer Kriegsminister von 1885 bis 1890 und Großvater Bomhards
  • Ernst Hoferichter (1895–1966) bayerischer Schriftsteller, Journalist und Schauspieler
  • Otto von Lossow (1868–1938) bayerischer General und Militärberater in der Türkei
  • Thomas Mann (1875–1955) Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, wurde 1900 nach drei Monaten als dienstuntauglich entlassen.
  • Fritz Schäffer (1888–1967) bayerischer Ministerpräsident und Bundesminister für Justiz bzw. Finanzen
  • Ferdinand Schörner (1892–1973) Generalfeldmarschall
  • Franz Xaver Schwarz (1875–1947) Reichsschatzmeister der NSDAP 1925/45

[Bearbeiten] Literatur

  • "Das k.-b. Infanterie-Leib-Regiment 1814 bis 1914" bearbeitet von Oskar Illing, München 1914
  • "Das k.-b. Infanterie-Leibregiment im Weltkrieg 1914/18" - Hg.: Josef Reiss, München 1931 (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, bayer. Anteil, Band 70)
  • "Das Alpenkorps: Aufbau, Organisation und Einsatz einer Gebirgstruppe im Ersten Weltkrieg" - Günther Hebert, Boppard 1988, ISBN 3-7646-1860-4

[Bearbeiten] Siehe auch

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