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Johann Jacoby

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Johann Jacoby

Johann Jacoby (* 1. Mai 1805 in Königsberg; † 6. März 1877 ebd.) war ein preußischer Politiker und führender deutscher Radikaldemokrat.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Johann Jacoby wurde am 1. Mai 1805 in Königsberg als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte an der alten Albertina-Universität in Königsberg Medizin. Diese war zu der Zeit stark von Immanuel Kant beeinflusst. Er wurde praktischer Arzt und war seit 1833 ein Vorkämpfer der Judenemanzipation. 1841 forderte er als Radikaldemokrat eine Verfassung für Preußen und wurde deswegen zunächst wegen Hochverrats verurteilt, danach aber freigesprochen. 1848 war er zwar Mitglied des Vorparlaments, wurde aber zunächst nicht in die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche gewählt, weil er die Wahlkreisarbeit in Königsberg zu sehr vernachlässigte. 1849 war er als nachgewählter Abgeordneter Mitglied des Stuttgarter Rumpfparlaments, weswegen er in Königsberg vor Gericht angeklagt, aber freigesprochen wurde.

1863 gehörte er im preußischen Abgeordnetenhaus der äußersten Linken der Fortschrittspartei an. Im preußischen Verfassungskonflikt, in dem die Parlamentsmehrheit eine Heeresvermehrung verweigerte, forderte er mit anderen zur Steuerverweigerung auf, weswegen er 1864 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde.

Die kleindeutsche Einigung unter preußischer Vorherrschaft bekämpfte er in seiner Zeitung "Die Zukunft". 1870 wurde er bei Kriegsausbruch wegen seiner Gegnerschaft gegen die Annexion Elsass-Lothringens nach Kriegsrecht in der Festung Lötzen inhaftiert. Bismarck setzte sich – trotz entschiedener politischer Gegnerschaft, aber aus politischem Kalkül und wohl z. T. auch menschlichem Respekt für "jenen alten dürren Juden", wie er ihn gelegentlich nannte – für die Freilassung Jacobys ein.

Wie sein jugendlicher Freund, der ebenfalls aus Königsberg stammende, in Stuttgart ansässige Albert Dulk, bekämpfte er entschieden die Bismarcksche Politik, die er als Gewaltpolitik ohne demokratische Legimtimierung verurteilte und in deren Machtverherrlichung er kommendes Unheil geradezu prophetisch voraussah. Während Dulk sich aber erst 1875 der Sozialdemokratie anschloss, tat dies Jacoby bereits 1871, vor allem aus seinem Interesse für die soziale Frage heraus, ohne dass er jedoch ein Marxist im ideologischen Sinne war. 1874 wurde er als sozialdemokratischer Kandidat in den Reichstag gewählt. Allerdings trat er wegen seiner prinzipiellen Ablehnung der preußisch-deutschen Hegemonialpolitik das Mandat nicht an.

Eine enge Freundschaft verband ihn mit Fanny Lewald.

[Bearbeiten] Zitat

Am 2. November 1848 in Potsdam an den preußischen König, nachdem dieser es abgelehnt hatte mit einer Delegation von Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung zu sprechen:

Das eben ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen!

Am 6. Mai 1867 in Berlin vor dem preußischen Abgeordnetenhaus anlässlich der Annahme der Verfassung des Norddeutschen Bundes in geradezu prophetischer Sicht der zukünftigen Entwicklung:

Meine Herren, gestatten Sie mir als einem der ältesten Kämpfer für den Rechtsstaat in Preußen, gestatten Sie mir zum Schluss noch ein kurzes Wort der Mahnung. Täuschen Sie sich nicht über die Folgen Ihres Beschlusses! Verkümmerung der Freiheitsrechte hat noch niemals ein Volk zu nationaler Macht und Größe geführt. Geben Sie dem ›obersten Kriegsherrn‹ absolute Machtvollkommenheit, und Sie proklamieren zugleich den Völkerkrieg! Deutschland – in staatlicher Freiheit geeint – ist die sicherste Bürgschaft für den Frieden Europas; unter preußischer Militärherrschaft dagegen ist Deutschland eine ständige Gefahr für die Nachbarvölker, der Beginn einer Kriegsepoche, die uns in die traurigen Zeiten des Faustrechts zurückzuwerfen droht. Möge Preußen, möge das deutsche Vaterland vor solchem Unheil bewahrt bleiben!

[Bearbeiten] Werke

  • Beitrag zu einer künftigen Geschichte der Zensur in Preußen 1838
  • Vier Fragen beantwortet von einem Ostpreußen 1841
  • Der freie Mensch 1866
  • Briefwechsel 1816–1849 und Briefwechsel 1850–1877 Hrg. Edmund Silberner. Bonn-Bad Godesberg: Neue Gesellschaft 1974 und 1976

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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