Jermolajew Jer-2
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Die Jermolajew Jer-2 war einer der wenigen Langstreckenbomber, die im 2. Weltkrieg von der Sowjetunion entwickelt und eingesetzt wurden.
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[Bearbeiten] Geschichte
Robert L. Bartini, ein in der UdSSR lebender italienischer Kommunist, entwickelte 1937 mit seinem Konstruktionteam das Ganzmetall - Passagierflugzeug Stal-7, welches einige sehr erfolgreiche Langstreckenflugtests absolvierte. Man kam auf die Idee, von diesem Typ aufgrund seiner hohen Reichweite eine militärische Ausführung zu entwickeln. Die Aeroflot eröffnete eigens für diese Aufgabe ein Entwicklungsbüro, dessen Leitung Wladimir G. Jermolajew, der auch schon zum Team von Bartini gehört hatte, übernahm.
Ende 1939 wurde mit der Konstruktion begonnen und schon im Juni 1940 erhob sich der erste Prototyp unter der Bezeichnung DB-240 (Dalnij Bombardirowschtschik = Fernbomber) in die Luft. Im Oktober 1940 ging das Muster mit M-105 - Reihenmotoren ausgerüstet in die Serienproduktion, so das bei Beginn des Großen Vaterländischen Krieges zwei Regimenter mit insgesamt 128 Flugzeugen ausgerüstet waren, deren Besatzungen sich kurioserweise aus Angehörigen der Aeroflot und anderer ziviler Luftfahrtorganisationen rekrutierten.
In der Anfangsphase der Kämpfe wurde die bei Beginn der Produktion in Jer-2 umbenannte Maschine zu Fernangriffen auf Berlin ebenso eingesetzt wie auch als taktischer Frontbomber, der zur Unterstützung der eigenen Bodentruppen operierte. Ende 1941 mussten die Produktionswerkstätten von Woronesch nach Omsk evakuiert werden, bis dahin waren jedoch schon 144 Flugzeuge an die Luftstreitkräfte geliefert worden.
1942 wurden Versuche gestartet, durch den Einbau von leistungsstärkeren AM-35, AM-37 sowie M-120 - Motoren die Zuladung zu erhöhen, was jedoch nur geringe Erfolge brachte. Ende 1943 erschien ein mit Tscharomski ATsch-30B - Dieseltriebwerken ausgerüstetes Serienmodell an der Front, das endlich die ersehnte Steigerung erbrachte und in einer Stückzahl von 300 gebaut wurde. Dieses Modell wurde während der bis 1944 laufenden Produktion ständig verbessert und war zugleich die letzte Serienversion der Jer-2; es entstand noch eine Sondervariante für 9 Passagiere unter der Bezeichnung Jer-2ON (Osobogo Nasnatschenija = für spezielle Aufgaben), von der aber nur 3 Stück gebaut wurden.
Nach dem Krieg dienten die Flugzeuge oft als Versuchsträger, so testete man beispielsweise an Jer-2 angebrachte V-2 - Aggregate als potentielle Antriebe. Als Wladimir Jermolajew am 31. Dezember 1944 starb, wurde sein OKB aufgelöst und die Mitarbeiter in das Konstruktionsbüro Pawel Suchois übernommen.
[Bearbeiten] Technische Beschreibung
Die Jer-2 war ein vollständig in Ganzmetallbauweise hergestelltes Flugzeug in Tiefdeckeranordnung des Hauptflügels; dieser war freitragend und besaß einen Knick ähnlich der deutschen Ju 87.
Das Leitwerk war ebenfalls freitragend und hatte zwei an Endscheiben montierte Seitenleitwerke. Das Hauptfahrwerk konnte in die Triebwerksgondeln eingezogen werden, das Heckrad war starr angebracht.
[Bearbeiten] Technische Daten
Kenngröße | Jer-2 (1940) | Jer-2 (1943) |
---|---|---|
Spannweite | 23,00 m | |
Länge | 16,40 m | |
Flügelfläche | 72,0 m² | 73,1 m² |
Leermasse | 7.200 kg | ? |
Startmasse | normal 12.520 kg maximal 14.150 kg |
normal 14.850 kg maximal 18.580 kg |
Antrieb | zwei Reihenmotoren Klimow M-105 (Startleistung je 809 kW) |
zwei Dieselmotoren Tscharomski ATSch-30B (Startleistung je 1.103 kW) |
Höchstgeschwindigkeit | 437 km/h in 4.000 m Höhe | 420 km/h in 6.000 m Höhe |
Reisegeschwindigkeit | 335 km/h in 4.650 m Höhe | 335 km/h in 4.000 m Höhe |
Landegeschwindigkeit | 126 km/h | ? |
Start-/ Landestrecke | 600 m / 750 m | ? |
Gipfelhöhe | 7.700 m | 7.200 m |
Reichweite | 4.000 km | 5.000 km |
Bewaffnung | ein 12,7-mm-MG zwei 7,62-mm-MG |
eine 20-mm-MK SchWAK zwei 12,7-mm-MG |
Bombenlast | maximal 5.000 kg | normal 3.000 kg maximal 5.000 kg oder zwei FAB-1000 Bomben extern |
Besatzung | 4 | 5 |
[Bearbeiten] Siehe auch
- Jermolajew Jer-4
- Liste der Flugzeuge Jermolajew's
[Bearbeiten] Literatur
- Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge, transpress Verlag Berlin 1989 ISBN 3-344-00391-7