Ivan Nagel
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ivan Nagel (* 28. Juni 1931 in Budapest) ist ein deutscher Theaterwissenschaftler ungarischer Herkunft, Kritiker und ehemaliger Theaterintendant.
[Bearbeiten] Leben
Der aus einer jüdischen Familie stammende Nagel musste während des Zweiten Weltkrieges untertauchen und überlebte so den Holocaust. Nach dem Krieg wollte er in Budapest studieren. Dies wurde ihm jedoch von den kommunistischen Machthabern verwehrt, da er dem Bürgertum angehörte. 1948 flüchtete er in die Schweiz. Nagel lebte und studierte in den 1950er Jahren als Staatenloser zunächst in Paris und Zürich, dann in Frankfurt am Main. In Frankfurt studierte er Philosophie bei Theodor W. Adorno, der ihm später auch half die drohende Ausweisung als "unerwünschter Asylant" zu verhindern. Nach dem Studium arbeitete er als Theaterkritiker in München und wurde dann Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele. 1972 wurde er zum Intendanten des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg ernannt und blieb dies bis 1979. In seiner Zeit versammelte er zahlreiche renommierte Regisseure um sich. Berühmt geworden sind aus dieser Zeit vor allem die Inszenierungen von Peter Zadek, der in den 1980er Jahren dann selbst Intendant dieser Bühne wurde. 1981 ging Nagel nach New York und lebte hier bis 1983. Er kam nach Deutschland zurück mit der Idee eines Theaterfestivals, das einen Überblick über die Theaterentwicklung der verschiedensten Kulturen der Welt geben sollte. Das Festival Theater der Welt findet bis heute in unterschiedlichen deutschen Städten statt und gab dem deutschen Publikum Gelegenheit herausragende Theaterproduktionen wie die von Peter Brook und Ariane Mnouchkine zu sehen. Er war außerdem Intendant des Schauspielhauses in Stuttgart und von 1989 - 1996 Professor für Geschichte und Ästhetik an der Universität der Künste Berlin.
Berühmt geworden ist er außerdem für seine theatertheoretischen Schriften und Portraits von Theaterregisseuren wie Fritz Kortner, Peter Stein und Peter Zadek. Sein Buch über Mozarts Opern, "Autonomie und Gnade" wurde ins Englische, Französische und Japanische übersetzt.
2000 erhielt Ivan Nagel den Moses-Mendelssohn-Preis und 2002 den Verdienstorden des Landes Berlin. 2003 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Ernst-Bloch-Preis geehrt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Ivan Nagel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vortrag zu "Historienmalerei und Drama" in der Tele-Akademie des Südwestrundfunks
- Ernst-Bloch-Zentrum zur Verleihung des Ernst-Bloch-Preises 2003
- Pressemeldung des Landes Berlin zur bevorstehenden Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2003
- Landesarchiv Berlin: Wowereit überreichte Bundesverdienstkreuz
- Ivan Nagel zu Gast in der Deutschlandfunk-Sendung Zwischentöne
Personendaten | |
---|---|
NAME | Nagel, Ivan |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Theaterwissenschaftler, Kritiker und ehemaliger Theaterintendant |
GEBURTSDATUM | 28. Juni 1931 |
GEBURTSORT | Budapest |