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Isabella Beeton

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Isabella Beeton im Alter von 26 Jahren
Isabella Beeton im Alter von 26 Jahren

Isabella Mary Beeton (* 14. März 1836 in London, † 6. Februar 1865), allgemein bekannt als Mrs Beeton, war die Hauptautorin des Buches Mrs Beeton's Book of Household Management, das schon kurz nach dem Erscheinen zum Bestseller wurde und bis heute in unzähligen Ausgaben nachgedruckt wird. Sie veröffentlichte noch zwei weitere Kochbücher, die ebenfalls erfolgreich waren jedoch weniger epochale Wirkung hatten. Isabella Beeton starb im Alter von nur 29 Jahren im Kindbett. Sie gilt als berühmteste und bekannteste Kochbuchautorin Großbritanniens.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Kindheit und Ausbildung

Isabella Mary Mayson wurde 1836 in Marylebone, London geboren. Kurz nach ihrer Geburt siedelte die Familie in das Handelshaus ihres Vaters, eines Tuchgroßhändlers am Clement's Court in der Londoner City über. Noch 1836 zog das prosperiende Handelsunternehmen samt der Familie Mayson die Milk Street um, wo Benjamin Mayson ein repräsentatives Gebäude erworben hatte. 1840 starb Benjamin Mayson im Alter von nur 39 Jahren. Seine Witwe, die erst 25 Jahre alte Elizabeth Mayson fand sich plötzlich als Eigentümerin eines Tuchhandelsgeschäftes mit vier kleinen Kindern wieder. Isabella, die älteste der vier Geschwister, wurde zunächst zu ihrem Großvater, einem verwitweten Pfarrer in Great Orton geschickt. Isabellas Mutter führte das Geschäft wohl mit wenig Erfolg weiter, wie ein Bittbrief an ihren Schwiegervater zeigt. 1843 heiratete Elizabeth Mayson den Drucker Henry Dorling, mit dessen Familie die Maysons schon lange befreundet waren. Henry Dorling war ebenfalls gerade Witwer geworden und hatte vier kleine Kinder.

Henry Dorling war Inhaber einer Druckerei und hatte sich in den Jahren zuvor mehr und mehr auch für den Epsom Derby Day, ein äußerst populäres jährliches Pferderennen engagiert, das mit der 1837 eingerichteten Bahnanbindung zunehmend die Londoner Massen anzog[1]. Seit 1839 führte er als Clerk of the Course die Geschäfte des Rennens und wurde 1845 auch Pächter des Grandstand, eines klassizistischen Tribünengebäudes mit Galerien, Balkonen, aber auch Festsälen, Salons und Hotelzimmern, das 5000 Zuschauern Platz bot.

Nachdem sich die neue Familie richtete zunächst in dem Gebäude von Henry Dorlings Druckerei in Epsom eingerichtet hatte, zog die Großfamilie einige Jahre später in das Ormond House um, ein stolzes weißes freistehendes Haus, in dessen Anbau in Form eines antiken Tempels sich Druckerei und Bücherei des Stiefvaters befanden. Charles Dickens berichtet 1851:„A railway takes us, in less than an hour, from London Bridge to the capital of the racing world, close to the abode of the Great Man who is – need we add! - the Clerk of Epsom Course. It is necessarily, one of the best houses in the place, being - honour to literature - a flourishing bookseller’s shop[2]. Da das Haus für die zunehmend große Kinderzahl, bis 1859 wuch sie auf insgesamt 21 Kinder an, zu eng war, wohnten einige Kinder, darunter auch Isabella, zeitweise in dem außerhalb der Rennsaison weitgehend ungenutzten Grandstand.

Von Isabella Maysons Schulbildung ist bekannt, dass sie zunächst ein kleines Internat in London besuchte, das wie viele solcher Institutionen der viktorianischen Zeit nur wenige Schülerinnen beherbergte und von zwei alleinstehenden älteren Damen geleitet wurde. Von 1851 bis 1854 lebte Isabella in Heidelberg in der Schule von Charlotte und Auguste Heidel, einem Internat, das sich darauf spezialisiert hatte, englische Mädchen aufzunehmen. Der Stundenplan umfasste neben Deutsch und Französisch auch „logisches Denken“, Naturgeschichte und Mathematik, sowie Geschichte und Geographie. Hinzu kamen Kalligraphie und Handarbeiten.

[Bearbeiten] Heirat mit Samuel Beeton

Nach ihrer Rückkehr in das Haus ihres Stiefvaters in Epsom, nahm Isabella, die nun gewissermaßen offiziell dem Heiratsmarkt zur Verfügung stand, Klavierunterricht bei Julius Benedict in London, sowie - zum Erstaunen ihrer Familie - Backunterricht bei einem örtlichen Bäcker. Vermutlich wurde Isabella Mayson währnd eines Aufenthalts in London dem Verleger von Büchern und populären Magazinen Samuel Orchard Beeton vorgestellt. Die Familien Mayson, Beeton und Dorling hatten schon seit langem miteinander in Kontakt gestanden. Alle drei Familien sandten ihre Töchter in das Heidelsche Institut nach Heidelberg, weitere Kontakte ergaben sich durch die Pferderennen in Epsom. Dennoch ist nicht bekannt, wann und unter welchen Umständen sich Sam und Isabella Beeton kennenlernten, der formellen Verlobung im Sommer 1855 folgte bis zur Hochzeit ein Jahr intensiven Briefwechsels. Diese Briefe sind erhalten geblieben und lassen bereits die klare, direkte und willensstarke Sprache der späteren Autorin anklingen.

Isabella Mayson und Samuel Beeton heirateten am 10. Juli 1856 in der St. Martin's Parish Church in Epsom. Das anschließende Breakfast im Grandstand mit den Gästen kann man sich anhand der Bill of fare for a July wedding, ball, or christening, for 80 or 80 guests (Menüfolge für eine Hochzeit, einen Ball oder eine Taufe im Juli mit 70 oder 80 Gästen), die Isabella Beeton im Book of Household Management später auflistet, als opulentes Fest mit exquisiten Speisen vorstellen. Nach der Hochzeitsreise durch Frankreich und Deutschland bezog das Ehepaar Beeton im August 1856 die Chandos Villa Number 2, eine neuerbaute großzügige Doppelhaushälfte in Pinner, einem norwestlichen Vorort von London. Das Haus umfasste fünf Schlafräume und war mit fließendem Wasser und einer Ölheizung ausgestattet. Wie damals üblich, hatte Samuel Beeton das Haus vor der Hochzeit bereits einrichten lassen. Aus Isabellas Briefen während der Verlobungszeit geht allerdings hervor, dass sie durchaus einigen Einfluss auf die Gestaltung der Räume nahm, und genaue Vorstellungen von Materialien und Funktionen hatte, die sie ihrem Verlobten direkt und unmissverständlich übermittelte. Anders als Isabella Beeton dies in ihren Büchern propagierte, hatte sie selbst jedoch wohl nie mehr als zwei Hausangestellte.

[Bearbeiten] Arbeit als Journalistin und Herausgeberin

Bereits kurz nach der Hochzeit wurde Isabella Beeton schwanger. Während dieser Zeit begann sie, für das im Verlag ihres Mannes erscheinende The Englishwoman’s Domestic Magazine Artikel über Mode, Kochen und Haushaltsführung zu verfassen. Ihre ersten Beiträge erschienen im März 1857, nur wenige Wochen vor der Geburt des ersten Kindes. Es ist unklar, was den Ausschlag gab, dass Isabella Beeton begann, sich gerade zu diesem Zeitpunkt journalistisch zu betätigen. Sie hatte schon zuvor einige fiktionale Texte aus dem Französischen und dem Deutschen für das Magazin übersetzt, und ihre erhaltenen Briefe aus der Verlobungszeit beweisen ihre sprachliche Gewandtheit. Vermutlich waren es jedoch eher ökonomische Gründe - das 1852 gegründete Magazin erlebte zu dieser Zeit seine erste Flaute und einige der Kolumnen, wie Cooking, Pickling and Preserving (Kochen, Einlegen und Einmachen) oder Things Worth Knowing (Wissenswertes) waren seit Monaten verwaist, es fehlte wohl an kompetenten weiblichen Journalisten.

Isabella Beetons erstes Kind starb im Alter von drei Monaten. Aus heutiger Sicht spricht viel dafür, dass das Kind an pränataler Syphilis litt, mit der Samuel Beeton seine Ehefrau vermutlich angesteckt hatte. Die Tatsache, dass sie bis zur Geburt des zweiten Kindes 1859 eine Serie von Fehlgeburten erlitt, unterstützt diese These.[3]

Isabella Beeton hatte begonnen regelmässig die Beiträge für die Rubrik Cooking, Pickling and Preserving zu verfassen. Schon bald darauf scheinen die Beetons die Zusammenstellung eines größeren Kochbuch geplant zu haben, wie ein Brief vom Juli 1857 von Henrietta English beweist, die die Beetons in dieser Sache um Rat gefragt hatten. Henrietta English empfiehlt "Therefore my advice would be compile a book from receipts from a Variety of the Best Books published on Cookery and Heaven knows there is a great variety for you to choose from(Mein Rat ist daher: Stellen Sie ein Buch zusammen mit Rezpten aus einer Auswahl der besten Bücher über das Kochen, es gibt, weiß der Himmel, eine große Zahl aus der Sie wählen können)."[4] In der Tat scheint Isabella Beeton diesem Rat gefolgt zu sein, Vergleiche des Book of Household Management mit anderen früheren Kochbüchern zeigen, dass ein Großteil der Beetonschen Rezepte, ja sogar ganze Textpassagen aus anderen Büchern stammen. Ihre Funktion war, anders als es die Legende über Mrs Beeton lange wollte, also eher die einer Herausgeberin. Der Inhalt entsprang nicht der reichen Erfahrung einer einzigen Köchin und Autorin, sondern der akribischen Recherche und geschickten Collage einer erst 23jährigen Journalistin ohne nennenswerte Haushalts- oder Kocherfahrung. Das zu dieser Zeit in England nur vage ausgebildete Urheberrecht stand der Übernahme fremder Texte für ein neues Werk ebenfalls nicht im Wege. Das Buch sollte vermutlich in einer Reihe mit weiteren Überblickswerken und Lexika (wie z. B. Beeton's Dictionary of Universal Information oder Beeton's Book of Birds) erscheinen, die Samuel Beeton gerade verlegte.

Der erste Teil des Book of Household Management erschien im November 1859, fünf Monate nach der Geburt des zweiten Kindes, und umfasste 48 Seiten. Samuel Beeton bewarb die Reihe heftig im Englishwoman's Domestic Magazine, wo er zunächst 14 bis 18 Teillieferungen ankündigte. Die Entscheidung, 24 Teile zu veröffentlichen, scheint erst im Jahr 1861 gefallen zu sein - daraus ergibt sich, dass Isabella Beeton an den letzten Teilen noch recherchierte, während ein Großteil des Buches bereits erschienen war. Neben der Zusammenstellung dieses Mammutwerkes schrieb Isabella weiter für das Magazin, gab die Kochkolumne jedoch im April 1860 auf.

Bis zu ihrem Tod im Jahr 1865 verfasste sie drei Bücher, die in zahlreichen Auflagen bis heute nachgedruckt wurden. Ein weiteres Buch erschien posthum.

Isabella Beeton starb eine Woche nach der Geburt ihres vierten Kindes an Kindbettfieber. Sie liegt auf dem West Norwood Cemetery unter einem schlichten Grabstein begraben. Ihr Mann versuchte zunächst, das Bekanntwerden ihres Todes zu verhindern, um die Marke „Mrs Beeton“ aufrecht zu erhalten. Entsprechend erschienen auch nach ihrem Tode noch weitere Auflagen, deren Vorwort suggerierte, sie sei noch am Leben[5].

[Bearbeiten] Werke

Titelseite The Englishwoman's Domestic Magazine, September 1861
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Titelseite The Englishwoman's Domestic Magazine, September 1861
Modezeichnung aus The Englishwoman's Domestic Magazine, 1869
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Modezeichnung aus The Englishwoman's Domestic Magazine, 1869
Umschlagabbildung des Book of Household Management
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Umschlagabbildung des Book of Household Management
Beginn des ersten Kapitels des Book of Household Management
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Beginn des ersten Kapitels des Book of Household Management
Illustration aus dem Book of Household Management
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Illustration aus dem Book of Household Management

[Bearbeiten] The Book of Household Management

[Bearbeiten] Entstehung des Buches

Zwischen 1859 und 1861 verfasste Isabella Beeton 24 Teillieferungen eines Koch- und Haushaltungsbuches. Diese wurden später in einem Band unter dem Titel The Book of Household Management Comprising information for the Mistress, Housekeeper, Cook, Kitchen-Maid, Butler, Footman, Coachman, Valet, Upper and Under House-Maids, Lady’s-Maid, Maid-of-all-Work, Laundry-Maid, Nurse and Nurse-Maid, Monthly Wet and Sick Nurses, etc. etc. – also Sanitary, Medical, & Legal Memoranda: with a History of the Origin, Properties, and Uses of all Things Connected with Home Life and Comfort zusammengefasst, der im Oktober 1861 erschien.

Dieses Buch, später bekannt unter dem Namen Mrs Beeton's Book of Household Management, war eine umfassende Anleitung zur Führung eines viktorianischen englischen Haushaltes. Es enthält Ratschläge und Hinweise zur Mode, Kindererziehung, Tierhaltung, Gift und die Behandlung und Anweisung von Dienstboten. Aber auch über die Naturwissenschaften, Religion oder die Industrialisierung finden sich Inhalte, ebenso wie eine große Zahl von Rezepten enthalten sind.

Das Vorwort beginnt mit: „I must frankly own, that if I had known, beforehand, that this book would have cost me the labour which
it has, I should never have been courageous enough to commence it. What moved me, in the first instance,
to attempt a work like this, was the discomfort and suffering which I had seen brought upon men and women
by household mismanagement. I have always thought that there is no more fruitful source of family discontent than
a housewife's badly-cooked dinners and untidy ways[6].“

(„Ich muss offen gestehen, dass, hätte ich geahnt, dass mich dieses Buch die Mühe kosten würde, die es dann tatsächlich erfordert hat, ich mich niemals getraut hätte, auch nur damit zu beginnen. Was mich vor allem antrieb, ein derartiges Werk in Angriff zu nehmen, waren die Unannehmlichkeiten und das Leiden, die, wie ich selbst erlebt habe, durch schlechte Haushaltsführung für Männer und Frauen verursacht werden. Ich war immer der Meinung, dass es keine fruchtbarere Quelle für Unzufriedenheit in der Familie gibt, als schlecht gekochte Dinner und mangelnde Reinlichkeit der Hausfrau.“)

Die 1112 Seiten des Buches enthalten 2751 Hinweise, darunter über 900 Rezepte. Die meisten Rezepte waren mit kolorierten Stichen illustriert. Angeblich stammen viele Rezepte aus früheren Kochbüchern, etwa von Eliza Acton, die auch ausdrücklich von Isaella Beeton zitiert wird. Dennoch kann sie als außerordentlich innovativ gelten: Es war ihre Idee, die Zutaten am Anfang des Rezeptes aufzulisten. Sie dachte auch als erste daran, die Garzeiten systematisch anzugeben. Es war damit eines der ersten englischen Kochbücher, das Rezepte in dem noch heute gebräuchlichen Format enthielt[7]. Die Beetons haben denn auch nie darauf bestanden, dass es sich um neue, exklusiv für dieses Buch konzipierte Rezepte gehandelt habe. Das Buch richtete sich an die aufstrebende Mittelklasse, für die es eine verlässliche Informationsquelle und Ratgeber sein sollte. Viele Passagen scheinen eindeutig von anderen verfasst, Mrs Beeton ist daher vermutlich treffender als Herausgeberin zu bezeichnen. Das Buch avancierte sofort zum Bestseller (60.000 verkaufte Exemplare im Erscheinungsjahr) und wurde innerhalb weniger Jahre millionenfach nachgedruckt (1868 zwei Millionen verkaufte Exemplare)[8]. Es darf als Vorbild für viele weitere Koch- und Haushaltungsbücher des 19. und 20. Jahrhunderts gelten.

[Bearbeiten] Isabella Beetons enzyklopädisches Konzept

Das Inhaltsverzeichnis nennt 44 Kapitel, zunächst zur allgemeinen Haushaltsführung (The Mistress, The Housekeeper, Arrangement and Economy of the Kitchen, Introduction to Cookery), es folgt der ausführliche Rezeptteil, bei dem sich jeweils allgemeine Betrachtungen bestimmter Lebensmittelgruppen und passende Rezepte abwechseln (General Directions for Making Soups, Recipes, The Natural History of Fishes, Recipes,...). Nachdem auf diese Weise Suppen, Fisch, Soßen, sämtliche Arten von Fleisch, Gemüse, Pudding, Crémes, Eingemachtes, Milch und Eier, Backwaren, Getränke und Krankenkost behandelt wurden, endet das Buch mit weiteren Ratschlägen für die Hausfrau (Dinners and Dining, Domestic Servants, The Rearing and Management of Children and Diseases of Infancy and Childhood, The Doctor, Legal Memoranda).

Aus heutiger Sicht bietet das im Jahr 2000 als Faksimile wiedererschienene Buch einen charmanten und historisch bedeutsamen Einblick in die Haushaltsführung der viktorianischen Zeit. Mrs Beeton ist zu einer englischen Ikone geworden. Die ihr zugeschriebenen vielzitierten Bonmots wie „first catch your hare“ („Erlegen Sie zunächst den Hasen“), stammen zwar meist gar nicht von Isabella Beeton, sondern aus älteren Quellen, dennoch verbindet man mit ihrem Buch heute viktorianische Extravaganz und den ländlichen Lebensstil vergangener Zeiten. Tatsächlich war ihre Leserschaft weniger großbürgerlich oder adlig, sondern unter der neuen aufstrebenden Mittelschicht zu finden, die von Mrs Beeton mit Informationen über vorproduzierte Lebensmittel, internationale Rezepte und moderne Dekorationsideen versorgt wurde.

Isabella Beetons geradezu enzyklopädische Vorgehensweise zeigt sich zum Beispiel am dritten Kapitel Arrangement and Economy of the Kitchen: Nach einer eher philosophischen Einleitung diskutiert die Autorin zunächst kurz die Küchen des Mittelalters, als deren Vorbild sie die Küchen der Römer identifiziert. Das nimmt sie dann zum Anlass, ausgehend vom goldenen Zeitalter der griechischen Mythologie, über Homer bis zu Funden aus Herculaneum die Herkunft von Funktion und Formgebung verschiedener Küchenutensilien darzustellen. Dieser historische Abriss nimmt vier von insgesamt 13 Seiten dieses Kapitels ein. Schlussfolgernd, dass die Küchengeräte ihrer funktionsbedingten Form wegen heute im Wesentlichen noch genauso aussähen wie bei den Römern, beschränkt sich Isabella Beeton im Weiteren auf die Beschreibung moderner Materialien und ihrer Pflege, sowie den Nachdruck einer Inventarliste eines Haushaltswarenhandels. Insgesamt kommt sie so mit drei Seiten für die modernen Küchengeräte und -geschirre aus. Weitere vier Seiten des Kapitels nimmt eine ausführliche Auflistung der verschiedenen Lebensmittel, nach ihrer saisonalen Verfügbarkeit sortiert, ein. Die übrigen beiden Seiten widmen sich geeigneten Lagerungsbedingungen für die verschiedenen Lebensmittel.

Ein typisches Rezept aus dem Kapitel Vegetables:

FRIED CUCUMBERS
1113. INGREDIENTS. - 2 or 3 cucumbers, pepper and salt to taste, flour, oil or butter.
Mode Pare the cucumbers and cut them into slices of an equal thickness, commencing to slice from the thick, and net the stalk end of the cucumber. Wipe the slices dry with a cloth, dredge them with flour, and put them into a pan of boiling oil or butter; keep turning them about until brown; lift them out of the pan, let them drain, and serve, piled lightly in a dish. These will be found a great improvement to rump-steak: they should be placed on a dish with the steak on top.
Time. - 5 minutes. Average cost, when cheapest 4d. each.
Sufficient for 4 or 5 persons.
Seasonable. - Forced from the beginning of March to the End of June; in full season in July and August.
PROPERTIES AND USES OF THE CUCURBITS: - The common cucumber is the C. sativus of science, and although the whole of the family have a similar action in the animal economy, yet there are some which present us with great anomalies. The roots of those which are perennial contain, besides fecula, which is their base, a resinous, acrid, and bitter principle. The fruits of this family, however, have in general a sugary taste, and are more or less dissolving and perfumed, as we find in the melons, gourds, cucmubers, vegetable-marrows, and squashes. But these are slightly laxative if partaken of largely. In tropical countries, this order furnishes the inhabitants with a large portion of their food, which, even in the moste arid deserts and most barren islands, is of the finest quality. In China, Cashmere and Persia ...[9]

(GEBRATENE GURKEN
1113. ZUTATEN. - 2 oder 3 Gurken, Pfeffer und Salz nach Belieben, Mehl, Öl oder Butter.
Zubereitung:Schälen Sie die Gurken und schneiden Sie sie in gleich dicke Scheiben, beginnend am dicken Ende, den Strunk weglassen. Trocknen Sie die Scheiben mit einem Tuch ab, bestäuben sie mit Mehl und legen sie in eine Pfanne mit heissem Öl oder Butter. Wenden Sie sie ständig bis sie braun sind. Nehmen Sie sie aus der Pfanne, lassen sie abtropfen und servieren Sie sie locker aufgeschichtet auf einer Platte. Sie werden sehen, dass dies hervorragend zu Rumpsteak passt: legen sie sie auf eine Platte und das Steak oben drauf.
Zeit. 5 Minuten. Durchschnittliche Kosten, wenn sie billig sind, je 4 Pence.
Ausreichend für 4 oder 5 Personen.
Saison. - Aus dem Treibhaus von Anfang März bis Ende Juni; Hauptsaison Juli und August.
EIGENSCHAFTEN UND VERWENDUNG DER KÜRBISGEWÄCHSE. - Die gemeine Gurke ist für die Wissenschaft C. sativus, und obwohl alle Arten dieser Familie eine ähnliche Funktion in der Nahrungskette haben, gibt es einige darunter, die auffällige Eigenarten bieten. Die Wurzeln der Stauden enthalten, neben Stärke, dem Hauptbestandteil, einen harzigen, scharf-bitteren Bestandteil. Die Früchte dieser Familie dagegen, schmecken meist süß und sind mehr oder weniger wässrig und duftend, so wie z. B. Melonen, Flaschenkürbisse, Gurken, Zucchini und Squash-Kürbissen. Diese wirken leicht abführend. In tropischen Ländern bilden die Kürbisgewächse einen Großteil der Ernährung für die Einwohner, sie sind auch in den trockensten Wüsten und auf den ödesten Inseln von bester Qualität. In China, Kaschmir und Persien ...)

Diese Kombination praktischer Ratschläge mit geschichtlichen Hintergründen und Erörterungen naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, oftmals aufgehängt an einem Zitat aus einem literarischen oder philosophischen Werk, sind typisch für die Gestaltung des Buches. Darin drücken sich sowohl die Tendenz zur Verwissenschaftlichung der Haushaltsführung im 19. Jahrhundert als auch Isabella Beetons persönliche Bildung und ihr umfassender Anspruch, das vorhandene Wissen zu bündeln, aus.

Nach dem Book of Household Management erschien Mrs. Beeton's Cookery Book and Household Guide. Dieses Buch war als preiswerte Alternative zu dem umfangreichen Book of Household Management gedacht. Auf dem roten Einbanddeckel prangte deshalb in großen Lettern der Preis von 1 Shilling.

[Bearbeiten] Mrs. Beeton's Dictionary of Every-Day Cookery

1865 erschien ein weiteres Kochbuch, Mrs. Beeton's Dictionary of Every-Day Cookery, das sich auf eine Sammlung von Rezepten und Ratschlägen für Zubereitung und Lebensmittelverarbeitung beschränkte. Im Vorwort des Verlegers heißt es:

„No pains have been thought too great to make little things clearly understood. Trifles constitute perfection. It is just the knowledge or ignorance of little things that usually makes the difference between the success of the careful and experienced housewife or servant, and the failure of her who is careless and inexperienced“

(„Es wurden keine Mühen gescheut, auch die kleinen Dinge einfach verständlich darzustellen. Kleinigkeiten machen die Perfektion aus. Es sind gerade die Kenntnis oder das Ignorieren der kleinen Dinge, die gewöhnlich den Unterschied zwischen dem Erfolg der sorgfältigen und erfahrenen Hausfrau oder Bediensteten und dem Versagen derer, sie sorglos und unerfahren sind, ausmachen.“)

Dieses letzte von Isabella Beeton selbst verfasste Buch entstand in Mount Pleasant, dem Landhaus der Beetons in Greehithe, Kent. Laut ihrer Großnichte und Biographin Nancy Spain, soll sie noch während der Wehen vor der Geburt ihres letzten Kindes an Korrekturen für diesen Band gearbeitet haben. Das Buch sollte eine Marktlücke zu dem teureren Book of Householdmanagement und dem preisgünstigen Cookery-Buch besetzen. Das Dictionary zeichnet sich besonders durch ein nicht mehr thematisch, sondern alphabetisch aufgebautes Inhaltsverzeichnis aus, das die einzelnen Gerichte leicht auffinden ließ und das Nachschlagen erleichterte.

[Bearbeiten] Beeton's Book of Needlework

Abbildung eines Occhi-Spitzenkragens aus dem Beeton's Book of Needlework
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Abbildung eines Occhi-Spitzenkragens aus dem Beeton's Book of Needlework

1870, also bereits nach ihrem Tode, erschien noch das Beeton's Book of Needlework, eine umfangreiche Darstellung verschiedener Handarbeitstechniken wie Occhi, Stricken, Häkeln, Sticken. Das Vorwort von Samuel Butler weist ausdrücklich darauf hin, dass in dem Band auch die ganz neue „Point Lace“-Technik (Klöppeln) beschrieben werde. Das Werk, das auf Plänen der late Mrs Beeton (verstorbenen Mrs Beeton) beruhe, sei von kundiger Hand fortgeführt und vollendet worden.[10] Das Buch erschien wie auch alle späteren Auflagen bei Ward, Lock and Tyler, die 1865 den Verlag S. O. Beeton aufgekauft hatten.

[Bearbeiten] Rezeption

1932 wurde Isabella Beetons Portrait, eine handkolorierte Photographie, in die National Portrait Gallery in London aufgenommen[11]. Zu diesem Zeitpunkt gehörte das Book of Householdmanagement zwar zur Grundausstattung des englischen Haushaltes - trotzdem hielt man Mrs Beeton damals allgemein für eine erfundene Figur. Durch die "Markenschutzpolitik" ihres Mannes war nach Isabella Beetons Tod nur wenig über ihr Leben bekannt geworden - Lytton Strachey, der eine Biographie geplant hatte, gab dieses Projekt mangels verwertbaren Materials schon bald auf. Das ausgestellte Portrait sorgte deshalb für erhebliches öffentliches Interesse, es wurde vielfach reproduziert und erreichte eine enorme Bekanntheit.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1947 versuchte Mayson Beeton, der Sohn nach dessen Geburt Isabella Beeton verstorben war, das öffentliche Andenken an seine Eltern wachzuhalten und auch zu korrigieren: seiner Meinung nach wurde die Rolle von Samuel Beeton als Verleger viel zu wenig gewürdigt. Zunächst plante er, selbst eine entsprechende Biographie zu schreiben, beauftragte den Juristen und Schriftsteller Harford Montgomery Hyde als Co-Autor mit Recherchen, übergab dann jedoch das gesammelte Material an Nancy Spain, eine Großnichte Isabella Beetons. Nancy Spains in vielen Details eher ungenaue Biografie erschien 1948 und zeichnete die Ehe der Beetons nicht unbedingt als modellhaft nach. 1951 folgte eine weitere Biographie, verfasst von dem inzwischen aus dem Krieg zurückgekehrten Montgomery Hyde, die, wie von Mayson Beeton beabsichtigt, die Rolle des Ehemannes betonte. Montgomery Hydes Werk war ein 1936 verfasstes Vorwort von Mayson Beeton vorangestellt.

Erst 1977 erschien eine weitere Biographie, geschrieben von der Journalistin Sarah Freeman, die allerdings von den um die Ehre des Familiennamens besorgten Erben des Nachlasses von Mayson Beeton in der Auswahl des benutzten Materials erheblich eingeschränkt wurde. Das Vorwort zu diesem Buch besorgte Montgomery Hyde.

Nach dem Tod des letzten Nachfahren von Isabella Beeton, Rodney Levick im Jahr 1999, war der Nachlass zwar durch Auktionsverkäufe verstreut, aber erstmals ohne den kontrollierenden Einfluss der Familie zugänglich, so dass die Autorin der vierten, 2005 erschienenen Biographie, Kathryn Hughes, nun die gesamten Briefe und Dokumente auswerten konnte.

[Bearbeiten] Ausgaben

[Bearbeiten] Erstausgaben

  • The Englishwoman's Domestic Magazine, 1852–77, hg. 1852–56 von Samuel Beeton, 1856–60 von Samuel and Isabella Beeton, 32 Seiten, monatlich erscheinend, Auflage 5.000 (1852)-50,000 (1857).
  • Beeton's Book of Household Management, 24 monatlich erscheinende Teile, London: S. O. Beeton, 1859-1861
  • Beeton's Book of Household Management, gebundene Ausgabe, London: S. O. Beeton, 1861.
  • The Englishwoman's Cookery Book, London: S. O. Beeton, 1863.
  • Mrs Beeton's Dictionary of Every-Day Cookery, 1865.

[Bearbeiten] Faksimile Editionen

  • Mrs Beeton's Book of Household Management. Facsimile edition of the 1861 original edition, Cassell&Co, 2000. ISBN 030435726X.
  • Mrs Beeton's Cookery Book - Diamond Jubilee Edition. Reprint der Ausgabe von 1897 anlässlich des 60. Thronjubiläums von Queen Victoria, Impala, 2006.
  • Everyday Cookery and Housekeeping Book, Bracken Books, 1984.
  • Beeton's Book of Needlework. Facsimile edition, London: Chancellor Press, 1986.

[Bearbeiten] Gekürzte oder Auszugsweise Nachdrucke

Daneben existieren zahlreiche gekürzte Ausgaben, sowie auszugsweise Nachdrucke, die Rezepte zu bestimmten Themen aufgreifen, sowie völlig neu konzipierte Bücher, die nur am Rande auf Beetons Rezepte zurückgreifen, „Mrs Beeton“ jedoch, gewissermaßen als Gütesiegel oder aus Marketinggründen, in der Titelzeile nennen. Nach Isabella Beetons Tod und dem Ende ds Verlages S. O. Beeton erschienen das Book of Household Management und die daraus abgeleiteten Ausgaben bei Ward, Lock and Cassell in London, z. B. 1870 Beeton's Book of Needlework, 1871 Beeton's Book of the Laundry: or, The Art of Washing, Bleaching and Cleansing, 1873 Beeton's Book of Cottage Management, 1881 Ward and Lock's Home Book: Aa Domestic Cyclopedia, being a companion volume to "Mrs Beeton's Book of Household Management", 1908 Mrs Beeton's Penny Cookery Book, 1910 Mrs Beeton's Sixpenny Cookery, 1924 Mrs Beeton's Jam-making (...), 1973 Mrs Beeton's Favourite Party Dishes, 1991 A Gift from Mrs Beeton: Edible Delights, 1994 Mrs Beeton's Healthy Eating und 2004 Essential Beeton: Recipes and Tips From The Original Domestic Goddess, um nur einen kleinen Bruchteil der bis heute erscheinenden Titel zu nennen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Susan Watkin: Know Your Onions or Mrs Beeton's Hinterland, Lulu Press, 2006. Rezepte und Haushaltsratschläge aus Quellen von 1820-1860, die für Mrs Beetons Werke Pate gestanden haben könnten.
  • Kathryn Hughes: The Short Life and Long Times of Mrs Beeton, 2005, ISBN 1841153737. Umfassende Biographie mit ausführlicher Bibliographie, Werkverzeichnis sowie Primärquellen.
  • Tony Coult: Isabella - The Real Mrs Beeton, London, 2001.
  • Ron Aldridge: Me and Mrs Beeton, London, 2000.
  • Michael Hurd: Mrs Beeton's Book, a Music-Hall Guide to Victorian Living, London, 1984.
  • Sarah Freeman: Isabella and Sam: The Story of Mrs Beeton, London: Victor Gollancz, 1977. Biographie.
  • Elizabeth David: Isabella Beeton and Her Book, in: Wine and Food, Spring 1961.
  • H. Montgomery Hyde: Mr. and Mrs. Beeton, London: George S. Harrap & Co, 1951. Zweite Biographie, mit einem Vorwort von Mayson Beeton.
  • Nancy Spain: Mrs. Beeton and her husband by her grand niece, London: Collins, 1948. Später: Beeton Story (1956). Erste Biographie, verfasst von Isabella Beetons Großnichte.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Für 1843 wird von 127500 Besuchern berichtet (Hughes, S. 43)
  2. Charles Dickens in Household Worlds, 1851, zit. nach Hughes, 54
  3. Hughes, S. 181ff.
  4. Hughes, S. 190.
  5. http://books.guardian.co.uk/hay2006/story/0,,1788623,00.html
  6. Anfang des Vorwortes zu Book of Household Management
  7. http://books.guardian.co.uk/hay2006/story/0,,1788623,00.html
  8. http://www.oup.co.uk/worldsclassics/magarchive/mag1/article01/
  9. Mrs Beeton's Book of Household Management, S. 569.
  10. Vorwort zu Beeton's Book of Needlework, 1870.
  11. Dies war die erste Photographie in der National Portrait Gallery, die erst nach kontroverser Diskussion dort zugelassen wurde, es handelt sich um eines von überhaupt nur zwei erhaltenen Photographien der erwachsenen Isabella Beeton (Hughes, S.3, 4).

[Bearbeiten] Weblinks

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