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Internationale Handelsorganisation

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Die Internationale Handelsorganisation (International Trade Organization, ITO) war eine geplante Institution, deren Schaffung 1933 auf der Konferenz von Bretton Woods vorgeschlagen wurde. Sie sollte neben dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank die dritte "Bretton-Woods-Institution" bilden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Historisch-makroökonomischer Hintergrund

In der großen weltweite Depression zwischen 1929- 1932, ausgelöst durch den „schwarzen Freitag“ an der New York Stock Exchange Börse 1929, traten die Strukturprobleme der protektionistischen Weltwirtschaftsordnung zu Tage und verschärften sich in den Krisenzeiten des Zweiten Weltkrieges. Schon im Ersten Weltkrieg brach das internationale Finanzsystem, das durch relativ freien Welthandel, den Goldstandard und freie Konvertierbarkeit der Währung gekennzeichnet war, zusammen. Durch unilaterale Maßnahmen versuchten die Staaten die eigene Wirtschaft auf Kosten der Exportchancen anderer Staaten zu stärken. Alle suchten ihr Heil auf Kosten der anderen. So flüchteten sich die Staaten nach 1929 zur Krisenbekämpfung, allen voran die USA, in eine Politik der Errichtung von Zollschranken, der Abwertung ihrer Währung und der Einführung von nichttarifären Handelsschranken (Importbeschränkungen). Es entwickelte sich ein Wirtschaftskrieg zwischen den Hauptakteuren der Weltwirtschaft (USA, Großbritannien, Japan, Kanada), der eine Protektionismus- und Geldabwertungsspirale in Gang setzte, das wiederum ein Rückgang des Welthandelsvolumen provozierte und damit die Weltwirtschaftskrise extrem verschärfte, die sich durch eine hohen Zahl an Arbeitslosen, einer hohen Inflationsrate (z.T. Hyperinflation) charakterisieren lässt. Die Krise erreichte ihren Höhepunkt 1932.

Die Hauptakteure der Verhandlungen über die ITO waren ebenfalls die Siegermächte USA, England und Kanada. Die USA und England hatten aber unterschiedliche Voraussetzungen. England zum Beispiel war Ende des Zweiten Weltkrieges stark verschuldet mit über 5 Milliarden Dollar. Seine Schulden an die ehemaligen Kolonien betrug sogar 14 Milliarden Dollar. England musste irgendwie diese Schulden tilgen, andernfalls führte dies zur ständigem Ausfluss ihrer Goldreserven. (vergl. Cairncross 1996: 70) Im 19. Jh. war die Weltwährung das englische Pfund. Im 20. Jh. war es der US-Dollar.

In der folgenden tabellarischen Übersicht wird die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Großmächte – gemessen an ihrem durchschnittlichen Bruttosozialprodukt – ersichtlich.

Die durchschnittlichen Bruttosozialprodukte: 1900- 1987 in Dollars (vergl. Maddison 1989: 29)

  • USA 221714
  • Großbritannien 111586
  • Germany 89678
  • Frankreich 62288
  • Japan 29840

[Bearbeiten] Historisch-politischer Hintergrund

Nachdem Deutschland 1939 in einem Blitzkrieg Polen angegriffen hatte, erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg. Die USA gab Großbritannien ab Herbst 1940 immer mehr materielle Unterstützung (Lend-Lease-Agreement). Diese Unterstützung begann als parteiische Neutralität und entwickelte sich bis zum unerklärten Krieg. Durch den Angriff Deutschlands auf die UDSSR kam erst ein Rüstungshilfeabkommen (1. 10. 1941) zwischen USA, Großbritannien und der Sowjetunion zustande. 1942 wurde in der Atlantikcharta durch Churchill und Roosevelt die Errichtung eines gemeinsamen Gremiums zur gemeinsamen strategischen Planung und Kriegsführung gegen Deutschland und Japan proklamiert. Am 2. 5. 1945 kapitulierte Berlin unter den Alliierten Streitkräften. Mit dem Atombombenabwurf der USA auf Hiroshima (6. 8. 1945) und Nagasaki (9. 8. 1945) wurde auch der Japanisch-Amerikanische Krieg dadurch beendet. (Brockhaus 2003: 359/360) Die enthusiastischen Zeit des wirtschaftlichen Aufschwunges der 50-er Jahren wurde durch den Korea-Krieg und den Beginn des Kalten Krieges jedoch stark überschattet. (Vernon 1996: 60)

[Bearbeiten] Das Scheitern der ITO

Alle waren noch nachhaltig von der großen Wirtschaftsdepression der 30-er Jahren, die in den Zweiten Weltkrieg mündete, traumatisiert. Um dieselbe Weltwirtschaftkrise zu vermeiden, wurde schon während des Zweiten Weltkrieges durch die anglo-amerikanischen Siegermächte versucht, eine neue liberale Weltwirtschaftsordnung durch eine internationale Organisationen zu begründen, die vor allem den Handel und die damit verbundenen Handelsbarrieren und Handelsschranken abbauen sollte. Sie wollten das "beggar thy neighbor autarctic policies"-System durch ein liberales Welthandelssystem ersetzen. (vergl. Reisman 1996: 82) Aus der ersten Verhandlungsrunde (Bretton-Woods) gingen die Weltbank, der Internationale Monetary Found und einen Entwurf zu einer internationalen Handelsorganisation (International Trade Organisation; ITO) hervor.

Während der Zweiten Weltkrieg in Europa tobte, fand 1941 in einer kleinen Gruppe von US-Regierungsmitglieder und Wirtschaftexperten das erste Gespräche über die zukünftige ITO statt. Sie wollten ein liberales Welthandelssystem gründen. Im Herbst 1945, wenige Monate nach dem Fall Deutschlands und Japans, folgten weitere Verhandlungen. Als Ergebnis dieser Verhandlungen veröffentlichte das U.S. Department of State das Dokument "Proposals for Consideration by an International Conference on Trade and Employment", das eine UN-Konferenz einberief, um eine neue Handelscharta auszuhandeln.

Im Februar 1946 beriefen das United Nation Economic und das Social Council eine allererste Konferenz mit 18 Mitglieder ein, um die Basis für Handel und Wirtschaft zu schaffen. Die Mitglieder waren Repräsentanten aller Weltregionen. In den Folgemonaten arbeiteten die USA, Kanada und England das "Proposals for Consideration by an International Conference on Trade and Employment" in eine detaillierte "draft charter" um, die als Diskussionsbasis der kommenden Verhandlungen (Oktober- November 1946) für das "preparatory committee“ im Church House, in London diente. (vergl. Reisman 1996: 83)

Vom April- Oktober 1947, hielt das "preparatory committee“ eine 2. Sitzung im Palais des Nations (Genf). Es teilte sich in verschiedene kleine Kommissionen auf, um die „draft trade charter“ für die nachfolgende Havanna-Konferenz (November 1947) vorzubereiten und führten Verhandlungen mit den wichtigsten Ländern über konkrete Tarif und Zollsenkungen, welche zu den "tariff schedules" für die beteiligten Länder führte. Beide die „draft trade charter“ und die „tariff schedules“ bildeten das GATT.

Auf der Havanna-Konferenz im November 1947 wurde die „Havanna World Trade Charter" von 45 UN-Ländern signiert. Es folgten weitere Verhandlungsrunden, in denen mehrere Tausend Tarifsenkungen ausgehandelt wurden. 1949 folgte die Runde in Annecy (Frankreich) mit 5000 Tarifzugeständnissen und 1950 die dritte Runde in Torquay (England). Anfangs der 50-er Jahren eröffnete die US-Regierung in der fünften Runde, dass sie die Ratifizierung der Havanna-Charta vor dem US-Kongress nicht unternehmen würden. Die WTO beschreibt auf ihrer Site den Zusammenhang wie folgt:

„Although the ITO Charter was finally agreed at a UN Conference on Trade and Employment in Havana in March 1948, ratification in some national legislatures proved impossible. The most serious opposition was in the US Congress, even though the US government had been one of the driving forces. In 1950, the United States government announced that it would not seek Congressional ratification of the Havana Charter, and the ITO was effectively dead.”

Die Havanna-Charta wurde also vom US-Kongress nie ratifiziert, weshalb das Projekt „ITO“ begraben wurde und der Welthandel bis 1995 weiterhin durch das GATT bestimmt wurde.


[Bearbeiten] Unterschied zwischen ITO und GATT

Der ursprüngliche Antrieb für die ITO war ambitiös. Sie sollte weit mehr beinhalten, als nur den Handel. Auf der aktuellen WTO-Site wird die Agenda wie folgt zusammengefasst: „It extended beyond world trade disciplines, to include rules on employment, commodity agreements, restrictive business practices, international investments and services.”

Im Verlauf des Entstehungsprozesses der ITO wurden die “draft trade charter” ausgehandelt, welche ein Teil des GATT ist und folgendes beinhaltete: "traditional provisions", sowie “valuation for duty, national treatment on internal taxation, and regulation, quantitative restrictions, subsidies, antidumping, countervailing duties, state trading.” (vergl. Reisman 1996: 85)

Die “draft trade charter” enthielt aber keine Bestimmungen über: “employment, investment, restrictive business practisees, commodity agreements or organisational provision to the ITO.” (vergl. Reisman 1996: 85) Die ursprünglichen Ambitionen der ITO waren daher viel progressiver als die des GATT. Die ITO sollte in Zukunft nicht nur Bestimmungen über den Handel enthalten, sondern auch Bestimmungen z.B. zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Als Organisationsform stellt das GATT bis zur Gründung der WTO am 1.1.1995 keine internationale Organisation dar, sondern nur ein multilaterales Handelsabkommen.

[Bearbeiten] Nachwirkungen

Als eine Folge des Scheiterns der ITO kann das Konfliktpotenzial – Ungleichgewicht der Machtverteilung innerhalb der WTO – betrachet werden, das seit der Gründung des WTO latent vorhanden ist. Schon seit den 1980er Jahren, noch vor dem Inkrafttreten der WTO 1995, treten strukturelle Probleme der WTO ans Licht der Öffentlichkeit.

Im September 2003 fand in Cancun (Mexiko) erneut eine Entwicklungsrunde der World Trade Organisation (kurz WTO) statt. Erstmals in der Geschichte der WTO verbündeten sich aber die Entwicklungsländer um die großen Handelsmächte herauszufordern. So bekräftigten rund 70 Entwicklungsländer ihren kategorischen Widerstand gegen die von den Industriestaaten geforderte Aufnahme von Verhandlungen über die "Singapurthemen", welche Investitionen, Wettbewerbspolitik, öffentliches Beschaffungswesen und Handelserleichterungen beinhalten, weshalb diese Verhandlungen gescheitert sind. Sie warfen den Industrieländer vor, die in der Entwicklungsrunde in Doha (Katar) eingegangenen Verpflichtungen nicht umzusetzen und lediglich ihre Partikularinteresse zu verfolgen. Sie hätten weitgehend von der Öffnung der Märkte des Südens profitiert, die vom International Monetary Found (kurz IMF) und von der Weltbank durchgesetzt wurden.

[Bearbeiten] Bibliographie:

Brockhaus (2003): Zeitgeschichte. Vom Vorabend des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart. F. A Brockhaus. Leipzig.

Cairncross, Alexander (1996): A british perspective on Bretton Woods. In: Kirshner, Orin (Hg). The Bretton Woods-GATT System. Restrospect and Prospect after fifty years. M. E. Sharpe. London, England.

Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik www.weltpolitik.net/Sachgebiete/Weltwirtschaft%20und%20Globalisierung/ Historische_Entwicklung/Die%20Geschichte%20der%20Weltwirtschaft.html (12. Nov. 04, 11:55 Uhr)

Diebold Jr., William (1996): From the GATT to ITO- and back. In: Kirshner, Orin (Hg). The Bretton Woods-GATT System. Restrospect and Prospect after fifty years. M. E. Sharpe. London, England.

Digitale Wissenschaftsbibliothek www.sciencedirect.com (14. 5. 2004. 15:12 Uhr)

Maddison, Mangus (1989): The world oconomy in the 20th century. Paris. OECD. In: OECD (Hg). Development centre studies. OECD. Paris.

Meyerlexikon (1987): Meyers kleines Lexikon Geschichte. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG. Mannheim.

Reisman, Simon (1996): The birth of a World Trading System: ITO and GATT. In: Kirshner, Orin (Hg). The Bretton Woods-GATT System. Restrospect and Prospect after fifty years. M. E. Sharpe. London, England.

Rittberger, Volker (1994): Internationale Organisationen- Politik und Geschichte. Europäische und weltweite zwischenstaatliche Zusammenschlüsse. In: von Aleman, Ulrich (Hg). Grundwissen der Politik. Leske + Budrich, Opladen. Band 10.

Vernon, Raymond (1996): The U.S. Government at the Bretton Woods and after. In: Kirshner, Orin (Hg). The Bretton Woods-GATT System. Restrospect and Prospect after fifty years. M. E. Sharpe. London, England.

Whalley, J. (2001): World Trade Organization. In: Neil J. Smelser and Paul B. Baltes, Editor(s)-in-Chief, International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences, Elsevier Science Ltd, Oxford. England.

WTO fact-Seite www.wto.org/english/thewto_e/whatis_e/tif_e/fact4_e.htm (12. Nov. 04, 11:55 Uhr)

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