Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Herkunft des irdischen Wassers - Wikipedia

Herkunft des irdischen Wassers

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Die Herkunft des Wassers auf der Erde, insbesondere die Frage, warum auf der Erde deutlich mehr Wasser vorkommt als auf den anderen erdähnlichen Planeten, ist bis heute nicht befriedigend geklärt. Ein Teil des Wassers dürfte durch das Ausgasen der Magma entstanden sein, also letztlich aus dem Erdinneren stammen. Ob dadurch aber die Menge an Wasser erklärt werden kann, ist fragwürdig. Weitere große Anteile könnten aber auch durch Einschläge von Kometen, transneptunischen Objekten oder wasserreichen Asteroiden (Protoplaneten) aus den äußeren Bereichen des Asteroidengürtels auf die Erde gekommen sein. Messungen des Mengenverhältnisses der beiden Wasserstoffisotope Deuterium und Protium (D/H-Verhältnis) deuten dabei eher auf Asteroiden hin, da in Wassereinschlüssen in kohligen Chondriten ähnliche Verhältnisse gefunden wurden wie in ozeanischem Wasser, wohingegen bisherige Messungen dieses Isotopen-Verhältnisses an Kometen und transneptunischen Objekten nur schlecht mit irdischem Wasser übereinstimmten.

Für die derzeitigen Wasservorkommen des Sonnensystems und speziell der Erde siehe den Abschnitt Vorkommen im Artikel Wasser.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Erdentstehung: Trockene oder nasse Akkretion?

Eine der Hauptprobleme nach der Herkunft des irdischen Wassers bildet die Frage nach dem Wasssergehalt der Planetesimale, welche die Erde bildeten. Hier gibt es zwei Modelle, das Modell der sogenannten trockenen Akkretion (engl. dry accretion), nach welchem der Wassergehalt zu niedrig war um die heutige Wassermenge auf der Erde zu erklären [1], und das Modell der nassen Akkretion (engl. wet accretion) in welchem genügen Wasser in den Planetesmalen vorhanden war[2]. Je nachdem, welches Modell man animmt, kann man die Herkunft entweder durch reines vulkanisches Ausgasen aus dem Erdinneren erklären, oder man benötigt extraterrestrische Quellen.

[Bearbeiten] Entstehen durch Ausgasen aus dem Erdinneren

Vertreter einer irdische Herkunft des Wasser durch Ausgasen aus dem Erdinneren is M.J. Drake [3]. Drake begründet die irdische Herkunft des Wassers mit isotopischen Untersuchungen von Meteoriten und Material aus dem oberen Mantel der Erde. Demnach kann kein später großer Einschlag eines Körpers aus Material wie es durch heutige Meteoriten repräsentiert wird wesentlich zur Komposition des oberen Mantels der Erde beigetragen haben. Andererseits räumt Drake ein, dass ein großer "nasser" Planetenembryo aus dem Asteroidengürtel oder auch ein Komet mit entsprechender Element- und Isotopenzusammensetzung letztlich nicht auszuschliessen seien. Das Problem der nassen Akkretion, welche bei den Temperaturen in der Erdumlaufbahn nicht einfach zu erklären ist, versucht Drake damit zu erklären, dass die Staubkörner in der Akkretionsdisk, welche sich zu den Planetesimalen zusammenballten, fraktaler Natur waren. Wegen der daraus resultierenden, großen Oberfläche konnte demnach genügend Wasser adsorbiert werden.

Gemäss der nassen Akkretion war genügen Wasser in den Planetesimalen vorhanden. Dieses Wasser und andere leicht flüchtige Stoffe wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Stickstoff (N2) gasten aus der größtenteils aus flüssigem Magma bestehenden Ur-Erde aus und bildeten eine frühe, wasserdampfreiche Uratmosphäre. Diese wurde nach heutigen Modellvorstellungen durch einen Sonnenwind, der zur Zeit der Erdentstehung sehr viel heftiger war als heute, mitgerissen und entwich somit von der Erde. Durch Vulkanismus kam es später zur Bildung einer neuen Atmosphäre, die auch aus dem Erdinnern ausgegasten Wasserdampf enthalten haben dürfte. Mit der Bildung einer festen Erdkruste und der weiteren Abkühlung kam es demnach zur Kondensation von Wasserdampf und zur Bildung von ersten Ozeanen.

[Bearbeiten] Extraterrestrische Quellen

Die in diesem Modell angenommene trockene Aktrtion wird dadurch begründet, dass die Planetesimale in einem Bereich des früheren Sonnensystems entstanden, in dem relativ wenig Wasser vorhanden war. Je kleiner der Abstand zur Sonne war, desto höher die Temperaturen und desto weniger Wasser war vorhanden. Erst außerhalb der solaren „Schneegrenze“, welche etwa inmitten des heutigen Asteroidengürtels lag, war Wasser in größerer Menge vorhanden. So zeigen kohlige Chondrite, von denen angenommen wird, dass sie in den äußeren Bereichen des Asteroidengürtels entstanden sind, einen Wassergehalt von manchmal mehr als 10 % ihres Gewichts, während gewöhnliche Chondrite oder gar Enstatit-Chondrite vom inneren Rand des Asteroidengürtels weniger als 0,1 % ihres Gewichts an Wasser enthalten. Die Planetesimale sollten dementsprechend noch weniger Wasser enthalten haben. Zudem wird angenommen, dass bei der Akkretion der Planetesimale zu den Planeten und dem Verlust der Uratmosphäre nochmals große Mengen des ursprünglich vorhandenen Wassers verloren gingen. Deswegen wird heute von vielen Planetologen angenommen, dass der überwiegende Teil des heutigen irdischen Wassers aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems stammt.

Ein rein kometarer Ursprung des Wassers ist nach Messung des Isotopenverhältnisses von Wasserstoff in den drei Kometen Halley, Hyakutake und Hale-Bopp durch Forscher wie David Jewitt ursprünglich für unwahrscheinlich gehalten worden, da demnach das Verhältnis von Deuterium zu Protium (D/H-Verhältnis) von Kometen etwa doppelt so hoch ist wie in ozeanischem Wasser [4]. Nicht klar ist dabei allerdings, ob diese Kometen repräsentativ für Kometen aus dem Kuipergürtel sind. Zudem ist inzwischen eine neue Klasse von Kometen im Hauptasteroidengürtel entdeckt worden, welche als Quelle für das irdische Wasser in Frage kommen [5]. Der Asteroidengürtel wurde früher bereits als Quelle des Wassers vorgeschlagen. Nach A. Morbidelli et al. [6] kommt der größte Teil des heutigen Wassers von einigen im äußeren Asteroidengürtel geformten Protoplaneten, die auf die Erde stürzten, wofür das D/H-Verhältnis von kohligen Chondriten spricht. Wassereinschlüsse in kohligen Chondriten zeigen ein ähnliches D/H-Verhältnis wie ozeanisches Wasser.

[Bearbeiten] Rolle der Lebewesen

In den Urozeanen vorkommender Schwefelwasserstoff und in der Uratmosphäre vorhandenes Kohlendioxid wurde von autotrophen Schwefelbakterien (Prokaryoten) unter Zufuhr von Lichtenergie zum Aufbau organischer Verbindungen genutzt, wobei Wasser und Schwefel entstanden:

\mathrm{ 4\ H_2S + CO_2 \rightarrow CH_4 + 2\ H_2O + 4\ S }

(Photosystem I).

Die heute größte Menge an Wasser wird biochemisch durch Mineralisation und Photosynthese (Guttation, Transpiration) synthetisiert.

[Bearbeiten] Literatur

  • Jörn Müller, Harald Lesch (2003): Woher kommt das Wasser der Erde? - Urgaswolke oder Meteoriten. Chemie in unserer Zeit 37(4), S. 242 – 246, ISSN 00092851

[Bearbeiten] Quellen

  1. A.P. Boss Temperatures in protoplanetary disks Ann. Rev. Earth Planet. Sci. 26, 26-53 (1998)
  2. M.J. Drake, K. Righter Determining the composition of the Earth. Nature 416, 39-44 (2002)
  3. M.J. Drake Origin of Water in the Terrestrial Planets Meteoritics & Planetary Science, 39, Supplement. 2004
  4. R. Meier, T.C. Owen, H.E. Matthews, D.C. Jewitt, D. Bockele´e-Morvan, N. Biver, J. Crovisier, D. Gautier A Determination of the HDO/H2O Ratio in Comet C/1995 O1 (Hale-Bopp). Science, 279, 842-844 (1998) [1]
  5. H.H. Hsieh, D. Jewitt A Population of Comets in the Main Asteroid Belt. Science, 312, 561-563 (2006)[2]
  6. A. Morbidelli, J. Chambers, J.I. Lunine, J.M. Petit, F. Robert, G.B. Valsecchi, K.E. Cyr Source regions and timescales for the delivery of water to the Earth Meteoritics & Planetary Science 35, 2000, S. 1309–1329

[Bearbeiten] Video

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