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Henryków (Niederschlesien)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Henryków
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Ząbkowice Śląskie
Geographische Lage: Koordinaten: 50° 40' N, 17° 01' O 50° 40' N, 17° 01' O
Höhe: 430 m
Einwohner: 1.400 ()
Postleitzahl: 57-210
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DZA
Wirtschaft & Verkehr
Straße: Ziębice - Strzelin
Nächster int. Flughafen: Breslau

Henryków [xɛn'rɨkuf] (deutsch Heinrichau) ist ein Dorf mit etwa 1.400 Einwohnern im Südwesten Polens. Es ist Ortsteil der Stadt- und Landgemeinde Ziębice, die in der Woiwodschaft Niederschlesien liegt und dem Powiat Ząbkowicki angehört. Henryków verfügt über ein bedeutendes ehemaliges Zisterzienserkloster und nimmt eine wichtige Stellung in der Geschichte des polnischen Schrifttums ein.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage

Das Dorf befindet sich etwa 60 km südlich von Breslau am Fluss Ohle im Süden Niederschlesiens. Landschaftlich zählt Henryków zu den Wzgórza Strzelińskie, einem hügeligen Gebiet, das Teil des schlesischen Vorlandes der Sudeten ist und sich zwischen den Städten Strzelin (Strehlen), Ząbkowice Śląskie (Frankenstein) und Grodków (Grottkau) erstreckt. Es erreicht Höhen von etwa 430 m ü. NN. In Henryków treffen zwei Bahnstrecken aufeinander: eine lokale Verbindung aus Richtung Ząbkowice Śląskie und die Hauptstrecke Breslau-Kłodzko-Prag.

[Bearbeiten] Geschichte

Ausschnitt aus dem Liber Fundationis von Henryków mit dem ältesten schriftlich festgehaltenen Satz in polnischer Sprache
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Ausschnitt aus dem Liber Fundationis von Henryków mit dem ältesten schriftlich festgehaltenen Satz in polnischer Sprache

Bekannt ist der Ort vor allem aufgrund des Umstands, dass hier der älteste schriftlich überlieferte vollständige Satz der polnischen Sprache niedergeschrieben wurde.

Im Jahre 1227 gründen Zisterzienser des Klosters Leubus in Henryków ein Tochterkloster, das in den Folgejahrhunderten zur Abtei erhoben wird. Stifter des Klosters ist der Breslauer Herzog und Prätendent auf den polnischen Königsthron Heinrich I. der Bärtige, zu den Erstausstattern zählt die Krakauer Herzogin Grzymisława, die 1228 eine Schenkung zugunsten der Mönche von Henryków veranlasst. Beide entstammen dem polnischen Königsgeschlecht der Piasten. Ab etwa 1268 entsteht der Liber Fundationis, die so genannte Księga Henrykowska („Heinrichauer Gründungsbuch“), ein Werk von einhundert Seiten, welches den Besitz des Klosters nach den Zerstörungen des Mongolensturms von 1241 neu verzeichnet und gleichzeitig als Chronik dient. Unter anderem wird darin das Leben der Zisterziensermönche sowie der örtlichen Bauern beschrieben. In einem Eintrag aus dem Jahr 1270 findet sich der Satz „Daj, ać ja pobruszę, a ty poczywaj“, was in der Übersetzung lautet: „Lass mich jetzt mahlen, und du ruh dich aus“ – das älteste Denkmal der polnischen Sprache. Der Liber Fundationis gehört heute zu den Sammlungen des Museums der Erzdiözese Breslau.

Das Dorf Henryków befindet sich im Besitz des Klosters und gehört zum schlesisch-piastischen Teilherzogtum Münsterberg (Ziębice). Nach dem Verzicht Polens auf Schlesien unter König Kasimir III. dem Großen fällt es 1335 an Böhmen, später an Österreich. Die Äbte gründen eine Klosterschule und eine Landwirtschaftsschule. Während des 15. Jahrhunderts tragen Kloster und Dorf im Zuge der Hussitenkriege schwere Schäden davon, im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648 brennen die Schweden Heinrichau nieder. Ende des 17. Jahrhunderts erlebt der Ort seine Blütezeit, ab 1682 baut Abt Heinrich Kahlert das Kloster zur prunkvollen barocken Zisterzienserabtei aus.

Mit dem Verzicht Österreichs auf Schlesien und dem Beginn der preußischen Herrschaft 1742 setzt der allmähliche Niedergang Heinrichaus ein. 1810 hebt König Friedrich Wilhelm III. von Preußen die Abtei per Edikt auf und zieht sämtliche Güter ein, letzter Abt ist Pater Konstantin Gloger. Zwei Jahre später übernimmt die Schwester des Königs die ehemaligen Stiftsgüter, die sich fortan in Privatbesitz der Hohenzollern befinden. Später gelangen sie an das Haus Oranien, um schließlich bis 1945 den wettinischen Großherzögen von Sachsen-Weimar zu gehören.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Rückkehr Niederschlesiens an Polen gelingt es der Krakauer Filiale des Zisterzienserordens unter Abt Bernard Birosa 1947, die Klosterkirche und einen Teil des Klosterstifts zurückzuerlangen. Ein Großteil der Gebäude wird verstaatlicht und dient als landwirtschaftliche Akademie. Nach der politischen Wende von 1989 geht die Anlage 1991 vollständig in den Besitz der Erzdiözese Breslau über, und Erzbischof Henryk Gulbinowicz gründet in Henryków eine externe Ausbildungsstätte des Breslauer Priesterseminars für Priesterschüler im ersten Studienjahr.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Sehenswert sind in Henryków eine Reihe vorbildlich erhaltener Häuser aus dem 18. Jahrhundert, die „Heilige Brücke“ von 1779 und die Pfarrkirche St. Andreas aus dem 14. Jahrhundert mit barockem Standbild des Hl. Johannes von Nepomuk.

Hauptsehenswürdigkeit ist das denkmalgeschützte Kloster mit Klosterkirche, Stift, Klostergarten und Park. Es gehört zur höchsten polnischen Denkmalschutzkategorie, der Kategorie 0 (Null).

[Bearbeiten] Klosterkirche

Die Anfänge der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt und St. Johannes der Täufer, einer dreischiffigen Basilika, reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Bemerkenswert ist insbesondere das einmalige Chorgestühl von 1567 mit 36 Flachreliefs und acht Statuen. Die zahlreichen Seitenkapellen im Stil der Spätgotik und der Renaissance entstanden ab 1506, eine davon diente als Grablege der Piastenherzöge von Münsterberg (Ziębice). Der Renaissance-Kirchturm stammt von 1608, die Barockfassade ist ein Werk Matthias Kirchbergers von 1687-1698. Sehenswert sind ferner Gemälde des bedeutenden schlesischen Barockmalers Michael Willmann und seiner Schüler.

[Bearbeiten] Klosterstift

Das Klosterstift ist ein gewaltiges Barockgebäude, das unter Abt Kahlert 1682-1685 von Matthias Kirchberger erbaut wurde. Zahlreiche bauliche Details haben sich erhalten, so etwa originale Kachelöfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Refektorium weist Gewölbefresken auf. Residenz der Äbte war allerdings das nahegelegene Wasserschloss von Witostowice (Schönjohnsdorf).

[Bearbeiten] Garten und Park

Der sich südlich anschließende Klostergarten diente vornehmlich repräsentativen Zwecken und ist eine Anlage im italienischen Stil mit zentralem Sommerpavillon der Äbte. Von den ursprünglich vier Springbrunnen sind noch drei vorhanden. Die Abgrenzung zum Vorplatz der Kirche bildet eine Orangerie.

Östlich schließt sich an Kloster und Klostergarten ein im 19. Jahrhundert angelegter, 106 Hektar großer Landschaftspark an. Er enthält neben altem Baumbestand auch das symbolische Grabmal seines ehemaligen Eigentümers, des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach.

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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