Heidelberg in der Dichtung
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Kaum eine deutsche Stadt hat soviele Lieder oder Schlager auf und über sich sich vereint, die Teil des allgemeinen Liedguts wurden, wie Heidelberg. Das mag daran liegen, dass, wie J. W. Goethe schrieb, „Heidelberg … in seiner Lage und mit seiner Umgebung etwas Ideales" (hat). Zitate aus Liedern und Gedichten belegen, dass Heidelberg nicht nur eine Stadt der Romantik ist, sondern dass in ihr auch romantische Gefühle lebten und leben.
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[Bearbeiten] Friedrich Hölderlin
Der Dichter Friedrich Hölderlin (* 1770-1843) verfasste eine Ode:
- Heidelberg
- Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust,
- Mutter nennen und dir schenken ein kunstlos Lied,
- Du, der Vaterlandsstädte
- Ländlichschönste, so viel ich sah.
- Wie der Vogel des Waldes über die Gipfel fliegt,
- Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt,
- Leicht und kräftig die Brücke,
- Die von Wagen und Menschen tönt.
- Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst
- Auf die Brücke mich an, da ich vorüber ging
- Und herein in die Berge
- Mir die reizende Ferne schien
- Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog,
- Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön,
- Liebend unterzugehen,
- In die Fluten der Zeit sich wirft.
- Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen
- Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn
- All' ihm nach, und es bebte
- Aus den Wellen ihr lieblich Bild.
- Aber schwer in das Tal hing die gigantische,
- Schicksalskundige Burg nieder bis auf den Grund,
- Von den Wettern zerrissen;
- Doch die ewige Sonne goß
- Ihr verjüngendes Licht über das alternde
- Riesenbild, und umher grünte lebendiger
- Efeu; freundliche Wälder
- Rauschten über die Burg herab.
- Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Tal,
- an den Hügel gelehnt oder dem Ufer hold,
- Deine fröhlichen Gassen
- Unter duftenden Gärten ruhn.
Seit 1895 gehört der Originalentwurf zu Friedrich Hölderlins Ode "Heidelberg" zu den Beständen des Kurpfälzischen Museums. Das Heidelberger Exemplar der Handschrift ist eine zweiseitige Entwurfsfassung, die der Dichter mehrfach sowohl mit Tinte als auch mit Bleistift überarbeitet und fortgeschrieben hat. Sie umfasst die ersten sieben Strophen der Ode, der bis heute gelungensten literarischen Hommage an die Stadt am Neckar. Die erste Strophe des Gedichts befindet sich graviert in einem Denkstein, der sog. Hölderlin-Anlage am Heidelberger Philosophenweg.
[Bearbeiten] Clemens Brentano
Heidelberg und sein Schloß wurden vor allem in der Romantik viel besungen und beschrieben. Clemens Brentano dichtete das "Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg".
- "Der Neckar rauscht aus grünen Hallen
- Und giebt am Fels ein freudig Schallen,
- Die Stadt streckt sich den Fluß hinunter,
- Mit viel Geräusch und lärmt ganz munter,
- Und drüber an grüner Berge Brust,
- Ruht groß das Schloß und sieht die Lust,
- Und da ich auf zum Himmel schaut´,
- Sah ich ein Gottes Werk gebaut,
- Vom Königstuhl zum heil´gen Berges Rücken
- Sah ich gesprengt eine goldne Brücken,
- Sah ich gewölbt des Friedens Regenbogen
- Und sah ihn wieder in Flusses Wogen (...)"
[Bearbeiten] Jean Paul
Im 19. Jahrhundert zog Heidelberg die berühmtesten deutschen Dichter an. Unter ihnen war auch Jean Paul, der in der Stadt wie ein Fürst behandelt wurde:
- "Ich habe hier Stunden erlebt, wie ich sie
- unter dem schönsten Himmel meines
- Lebens gefunden, besonders die
- Wasserfahrt, das Studentenvivat, und
- gestrige Gesänge (...) Der gesellige Ton ist
- hier Leichtigkeit, Anstand und Freude; vier
- angetrunkene Punschbowlen bei Voß und
- 100 ausgetrunkene Weinflaschen auf dem
- Schiff ließen doch diesen Ton bestehen."
[Bearbeiten] Joseph Victor von Scheffel
Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) schrieb mehrere Gedichte über Heidelberg. Eines davon wurde in der Vertonung S. Anton Zimmermanns (1807-1876) als Studentenlied populär. Nach Scheffel wurde die dem Schloss gegenüberliegende Scheffel-Terrasse benannt.
- Alt-Heidelberg, du feine,
- Du Stadt an Ehren reich,
- Am Neckar und am Rheine
- Kein' andre kommt dir gleich.
- Stadt fröhlicher Gesellen,
- An Weisheit schwer und Wein,
- Klar ziehn des Stromes Wellen,
- Blauäuglein blitzen drein.
- Und kommt aus lindem Süden
- Der Frühling übers Land,
- So webt er dir aus Blüten
- Ein schimmernd Brautgewand.
- Auch mir stehst du geschrieben
- Ins Herz gleich einer Braut,
- Es klingt wie junges Lieben
- Dein Name mir so traut.
- Und stechen mich die Dornen,
- Und wird mir's drauß zu kahl,
- Geb' ich dem Roß die Spornen
- Und reit' ins Neckartal.
[Bearbeiten] Wilhelm Meyer-Förster und Sigmund Romberg
[Bearbeiten] Alt-Heidelberg
Schauspiel in 5 Aufzügen
Personen: Karl Heinrich - Erbprinz v. Sachsen-Karlsburg, Staatsminister von Haugk, Hofmarschall Freiherr von Passarge, Kammerherren Baron von Metzing u. Baron von Breitenbach, Dr. phil. Jüttner, Kammerdiener Lutz, 4 Studenten vom Corps »Saxonia«: Detlev Karl, Kurt, v. Wedell: Gastwirth Rüder u Frau; Frau Dörffel, deren Tante; Kellermann, Käthie, div. Herzogl. Bediente u. Bedienstete.
Das Stück von Wilhelm Meyer-Förster stilisiert den Abschied. Und Heidelberg ist der Bahnhof dazu.
Zitate daraus:
- "Käthie (begleitet ihn, dann plötzlich, dicht vor der Thür, bricht ihr verhaltener
- Schmerz aus in einem verzweifelten Aufschrei.) Du kommst net wieder!!"
… einige Akte später …
- Karl Heinrich (wendet noch einmal). Ich habe nur dich lieb gehabt,
- Käthie, von allen Menschen nur dich. (Küßt sie, geht.)
- Käthie (steht stumm, starrt ihm nach, sekundenlang. Dann schlägt
- sie die Hände vor das Gesicht und schluchzt bitterlich).
Uraufführung am 22. November 1901 am Berliner Theater, danach immer wieder in Heidelberg daselbst.
Die Distanz zum Tourismus und zur klischeehaft romantischen Liebe, zum Studentenstädtchen am Neckar verändern im 20. Jahrhundert die literarischen Haltungen zu Heidelberg.
[Bearbeiten] Ernst Lubitsch
Ernst Lubitsch bearbeitete den Stoff 1927 als Stummfilm unter dem Titel Alt Heidelberg (The Student Prince in Old Heidelberg).
[Bearbeiten] The Student Prince
Mit dem Musical The Student Prince, (Text: Dorothy Donnelly, 1880-1928), das der Handlung von Alt-Heidelberg recht genau folgt, hat der amerikanische Komponist Sigmund Romberg (1887-1951) viel zur Bekanntheit der Stadt in den USA beigetragen. Es kam 1924 am Broadway heraus und bildete über Jahrzehnte den Hauptprogrammpunkt der Heidelberger Schlossfestspiele. Dort wird es 2006 wieder im Schlosshof aufgeführt. Das Musical wurde 1954 von Richard Thorpe verfilmt. Mario Lanza sang für den Soundtrack die Titelpartie.
[Bearbeiten] Kurt Tucholsky
In dem Text Wenn die Igel in der Abendstunde karikiert der Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935) den Ruf Heidelbergs:
- Denn der schönste Platz, der hier auf Erden mein,
- das ist Heidelberg in Wien am Rhein,
[Bearbeiten] Fred Raymond/Fritz Löhner-Beda/Ernst Neubach
Der Komponist Friedrich Raimund Vesely (1900-1954), alias Fred Raymond, komponierte 1927 ein Singspiel mit dem Namen
Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren. Der Text stammt von Fritz Löhner-Beda und Ernst Neubach. Das Hauptlied wurde ein Schlager:
- Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren,
- In einer lauen Sommernacht.
- Ich war verliebt bis über beide Ohren
- Und wie ein Röslein hat ihr Mund gelacht.
- Und als wir Abschied nahmen vor den Toren
- Beim letzten Kuß, da hab ich's klar erkannt:
- Daß ich mein Herz in Heidelberg verloren.
- Mein Herz, es schlägt am Neckarstrand.
Die Antwort der heutigen HeidelbergInnen:
- ... dreggiche Füss, dreggiche Füss, griegt ma uf´ de´ Neggarwiehs.
frei übertragen: Schau, wo du hintrittst!
[Bearbeiten] Sonstiges
- Ein weiteres bekanntes Studentenlied ist Heidelberg, du Jugendbronnen, Text Albrecht Graf Wickenburg, Musik Otto Lob
- Liselott, Operette über Liselotte von der Pfalz von Eduard Künneke (1932), deren erstes Bild in Heidelberg spielt.
- In Die Brücke besingt Gottfried Keller die Alte Brücke, die ihn über den Neckar zu seiner Liebsten bringt (Schöne Brücke, hast mich oft getragen...)
- Heidelberger Romanze war ein äußerst erfolgreicher deutscher Spielfilm von 1951. Unter der Regie von Paul Verhoeven spielten O. W. Fischer und Liselotte Pulver.
- Peggy March - Nach einem Nummer 1 Hit in der US-Liste kam sie nach Deutschland und siegte 1965 bei den Deutschen Schlager-Festspielen in Baden-Baden mit dem Song Mit 17 hat man noch Träume. Von da an war ihr auch der internationale Durchbruch gelungen. Sie trug Heidelberg wieder ins musikalische Gedächtnis. Memories of Heidelberg sind Memories vom Glück ... (1967).
- Von Heinrich Böll ist die Erzählung Du fährst zu oft nach Heidelberg.
- Von Heinrich Eduard Jacob ist der Roman 'Jaqueline und die Japaner', mit den Schwerpunkten Berlin und Heidelberg.
- Von Heinz Ohff (Pseudonym: N. Wendevogel) ist das Werk 'Vielgeliebtes Heidelberg. N. Wendevogels Heidelberger Romanzen' (1953).
- Von Joseph Stöckle stammt Am Fuße der deutschen Alhambra. Heidelberger Erinnerungen aus den Jahren 1870-71; in: „Heidelberger Familienblätter - Belletristische Beilage zur Heidelberger Zeitung“, Teil 1: Nr. 11 vom 6. Februar 1889, S. 42-43; Teil 2: Nr. 12 vom 9. Februar 1889, S. 46-48; Teil 3: Nr. 13 vom (?). Februar 1889, S. (?). Ebenfalls von Stöckle: Das vereitelte Ständchen. Eine wahre Geschichte aus Alt-Heidelberg; in: „Heidelberger Fremdenblatt“ Nr. 33, 24. April 1889, S. 130-131.
- Der amerikanische Schriftsteller und Satiriker Mark Twain verbrachte im Sommer 1878 einige Monate in Heidelberg und schrieb in seinem Buch A Tramp Abroad (deutsch: "Bummel durch Europa") mehrere Kapitel über seine Erlebnisse in der Stadt und mit den dortigen Corpsstudenten.
- Einige Romane von Bernhard Schlink spielen in Heidelberg - so die Kriminalromane Selbs Justiz, Selbs Betrug, Selbs Mord sowie sein Welterfolg Der Vorleser.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Literatur auf der Hauptseite von Heidelberg
- Schlager als Trivialmusik
- Der Codex Manesse (auch Manessische Liederhandschrift) ist die umfangreichste und berühmteste deutsche Liederhandschrift des Mittelalters. Heute wird sie in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt und einzelne Faksimile-Seiten im dortigen Museumsraum ausgestellt. Sie besteht aus 426 Pergamentblättern im Format 35,5 x 25 cm.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerhart Berger und Detlev Aurand (Hrsg.): Weiland Bursch zu Heidelberg. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola. Heidelberg, 1986.
- Gerhard Buhr: Zu Hölderlins Ode Heidelberg. In: Heidelberg im poetischen Augenblick. Die Stadt in Dichtung und bildender Kunst, Hrsg. Klaus v. Manger, Gerhard vom Hofe. Heidelberg, 1987. S. 83-120.
- Oliver Fink: „Memories vom Glück“. Wie der Erinnerungsort Alt-Heidelberg erfunden, gepflegt und bekämpft wurde (Buchreihe der Stadt Heidelberg IX) Heidelberg: verlag regionalkultur 2002. ISBN 3-89735-209-5
[Bearbeiten] Weblinks
- Heidelberg in der Dichtung
- Das Stück von Wilhelm Meyer-Förster stilisiert den Abschied. Und Heidelberg ist der Bahnhof dazu. Fundstelle im Projekt Gutenberg.
- Heidelberg als Ort kultureller Erinnerung: Texte und Bilder