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Hans Blüher

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Hans Blüher.
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Hans Blüher.

Hans Blüher (* 17. Februar 1888 in Freiburg in Schlesien; † 4. Februar 1955 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Werk

[Bearbeiten] Kindheit und Jugend

Der in Schlesien als Sohn eines Apothekers geborene Blüher verbrachte seine Jugend in Berlin-Steglitz, wo er sich bereits 1902 dem "Wandervogel" ("Ausschuß für Schülerfahrten") anschloß, der im Gymnasium Steglitz von dem ehemaligen Schüler und Studenten Karl Fischer (1881-1941) im Jahre 1901 gegründet wurde. Der Steglitzer "Wandervogel" wird als eine der wichtigsten Keimzellen der Jugendbewegung angesehen.

[Bearbeiten] Der Theoretiker der Jugendbewegung

Bekanntheit erreichte Blüher in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg vor allem durch seine Bücher „Wandervogel“ (1912) (der ersten "Geschichte" der Bewegung überhaupt) und „Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft“ (Band 1 erschien 1917, Band 2 schließlich 1919). Zentrales Thema dieser Bücher war die These, dass der Zusammenhalt männlich dominierter Sozialstrukturen (wie etwa die anfängliche Wandervogelbewegung, aber auch das Militär und der Staat im allgemeinen) vor dem Hintergrund einer latenten Homosexualität zu verstehen sei. Mit dieser Interpretation zeigte sich Blüher von Motiven der sich zeitgleich entwickelnden Psychoanalyse beeinflusst. Die Ausstrahlungskraft der Homoerotik wurde von Blüher provokanterweise ausdrücklich — mit antifeministischer Stoßrichtung — positiv bewertet und geradezu mythisch verklärt. Blühers Arbeiten dieser Zeit wurden von Köpfen wie Gottfried Benn, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke oder Franz Werfel zum Teil enthusiastisch rezipiert. Parallellen finden sich auch zum Kreis um den Dichter Stefan George.

[Bearbeiten] In der Weimarer Republik

Anfang der 20er Jahre wandte sich Blüher von der Männerbundthematik ab und theologisch-politischen Problemen zu. Kennzeichnend für diese Wende sind "Die Aristie des Jesus von Nazareth" (1921) und die antisemitische Polemik "Secessio Judaica" (1922). Mit dem Judentum verband Blüher, zu dessen Freunden zeitweilig Martin Buber und Gustav Landauer zählten, eine eigenwillige Hassliebe. Noch 1933 erschien in Buchform ein Disput mit dem jungen jüdischen Religionswissenschaftler Hans-Joachim Schoeps, "Streit um Israel", der von den neuen Machthabern bald aus dem Verkehr gezogen wurde. Auch Schoeps, der aus der Jugendbewegung kam, blieb Blüher zeitlebens freundschaftlich verbunden.

[Bearbeiten] Von 1933 bis zum Tod

Blüher, ein bedingungsloser preußischer Monarchist und Verfechter einer Restauration der Hohenzollern, begrüßte zunächst den Nationalsozialismus, wandte sich aber bald angewidert ab und zog sich während des Dritten Reichs in die Isolation zurück. Später verurteilte er Hitler und den NS mit scharfen Worten.

In der Zeit seiner "inneren Emigration" entstand sein im Gegensatz zum Frühwerk kaum bekanntes opus magnum "Die Achse der Natur" (erschienen 1949), ein auf über 600 Seiten angelegter Versuch, den Subjektivismus der Moderne philosophisch zu überwinden. 1950 erschien die bearbeitete Neuausgabe seines 1926 zuerst erschienenen Buches "Traktat über die Heilkunde", eine komplexe Metaphysik der Neurose mit Bezügen zur Psychoanalyse und Homöopathie.

Das letzte zu Lebzeiten publizierte Werk war die Autobiographie "Werke und Tage" (1953). Eine erste Fassung erschien bereits 1920, wurde jedoch kurz nach Erscheinen von Blüher aus dem Buchhandel zurückgezogen. Beide Bücher gelten trotz ihrer stark subjektiven Färbung als wichtige Quellen der Geschichte der Jugendbewegung.

[Bearbeiten] Werke

(in Auswahl)

  • Die Achse der Natur. System der Philosophie als Lehre von den reinen Ergebnissen der Natur. Hamburg 1949 (EA), Stuttgart 1952.
  • Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien, 1921.
  • Die deutsche Renaissance. Von einem Deutschen. Prien 1924. Anonym erschienen.
  • Die humanistische Bildungsmacht. Leipzig 1928. Postume Neufassung: Heidenheim an der Brenz 1976.
  • Deutsches Reich, Judentum und Sozialismus. Prien, 1920.
  • Einer der Homere und anderes in Prosa. Leipzig 1914.
  • Die Elemente der deutschen Position. Offener Brief an den Grafen Keyserling in deutscher und christlicher Sache. Berlin, 1927.
  • Die Erhebung Israels gegen die christlichen Güter. Hamburg, 1931.
  • Führer und Volk in der Jugendbewegung. Jena, 1917.
  • Der Judas wider sich selbst. Aus den nachgelassenen Papieren von Artur Zelvenkamp. Berlin 1922. Pseudonym erschienen.
  • Mehrehe und Mutterschaft. Ein Briefwechsel mit Milla von Brosch. Jena 1919.
  • Merkworte für den freideutschen Stand. Hamburg 1919.
  • Philosophie auf Posten. Gesammelte Schriften 1916 – 1921. Heidelberg 1928.
  • Die Rede des Aristophanes. Prolegomena zu einer Soziologie des Menschengeschlechtes. Hamburg, 1966. Kompilation postumer Schriften.
  • In medias res. Grundbemerkungen zum Menschen. Jena 1919.
  • Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. (2 Bde.) Jena 1917/19.
  • Secessio Judaica. Philosophische Grundlegung der historischen Situation des Judentums und der antisemitischen Bewegung. Berlin 1922. Veränderter Nachdruck Berlin 1933.
  • Der Standort des Christentums in der lebendigen Welt. Hamburg 1931.
  • Streit um Israel. Hamburg 1933. Zusammen mit Hans-Joachim Schoeps.
  • Traktat über die Heilkunde insbesondere die Neurosenlehre. Jena 1926. 2. Auflage: 1928. 3., veränderte Auflage: Stuttgart 1950
  • Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. (2 Bde.) I.: Heimat und Aufgang II.: Blüte und Niedergang. 1. Auflage: Berlin-Tempelhof 1912
  • Die Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen. Berlin-Tempelhof 1912.
  • Werke und Tage (Geschichte eines Denkers). Autobiographie. München 1953. Erstfassung: Jena 1920.
  • Die Wiedergeburt der platonischen Akademie. Jena, Diederichs, 1920.

[Bearbeiten] Weblinks

Originaltexte von Hans Blüher im Netz:

Sekundäres:

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