Habent sua fata libelli
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Habent sua fata libelli ist ein lateinisches Sprichwort. Es entstammt einem nur unvollständig überlieferten Lehrgedicht des antiken Grammatikers Terentianus Maurus, der vermutlich gegen Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts wirkte. Das Gedicht „De litteris, de syllabis, de metris“ ist in verschiedenen antiken Versmaßen, beispielsweise Hexametern, verfasst; so vor allem die Zeile (Vers 1286), die die heute berühmten Worte enthält. Sie lautet vollständig
Pro captu lectoris habent sua fata libelli
Je nach Auffassungsgabe des Lesers haben die Büchlein ihre Schicksale
Gewöhnlich wird der Satz in dem vermutlich vom Autor intendierten Sinne gebraucht, das heißt: Ein Text kann nur soviel Sinn oder Aussage vermitteln, wie der jeweilige Leser überhaupt zu erfassen bereit oder in der Lage ist.
Umberto Eco interpretiert den Satz in seinem Roman „Der Name der Rose“ in einem etwas wörtlicheren, materialistischen Sinn. Er bezieht – im Zusammenhang mit der Handlung des Romans – die Aussage auf die Bücher als solche, die die Schicksale ihrer Besitzer teilen.
James Joyce verwendet in A letter from Mr. Joyce to the Publisher den Ausdruck: „[...] however, they have given my book in print a life of its own. Habent sua fata libelli!.“
[Bearbeiten] Literatur
Stefan Link: Wörterbuch der Antike. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-09611-0