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Gyroskopischer Effekt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Unter einem gyroskopischen Effekt versteht man einen Selbststeuerungseffekt, der einem System aufgrund der Drehbewegung einzelner Elemente oder des gesamten Systems innewohnend (inhärent) ist. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Stabilisierung aufgrund des Trägheitsmoments, sondern auch um dynamische Vorgänge, die das System auch bei Störungen in einen stabilen Zustand zurückführen können. Die Wiedererlangung eines stabilen Zustandes wird nicht immer erreicht, die Nachhaltigkeit der Effekte ist also begrenzt.

[Bearbeiten] Gyroskopischer Effekt bei Zweirädern

Zweiräder werden ab einer Geschwindigkeit von etwa 10 - 15 km/h nicht mehr überwiegend durch die Lenkbewegungen des Fahrers in der Spur gehalten, sondern durch einen physikalischen Effekt bei der Kreisbewegung, wie er auch bei Kreiseln jeglicher Form auftritt: Bei ausreichender Drehgeschwindigkeit behält die Achse der Drehbewegung ihre einmal eingenommene Lage bei, solange keine Kräfte auf diese Achse ausgeübt werden, die in eine andere Richtung verlaufen als die Achse selbst.

Noch mehr aber verblüfft die Reaktion von Kreiseln und Rädern, wenn eine solche störende Kraft auftritt. Dieses Phänomen kann man am besten mit dem ausmontierten Vorderrad eines Fahrrades demonstrieren: Nachdem das Rad – in senkrechter Ausrichtung gehalten – mit den beiden Daumen in eine schnelle Drehbewegung versetzt wurde, reagiert es auf Drehungen der Achse in folgender Weise: Wird das Rad aus der Senkrechten gekippt, vollführt die Achse eine schwer zu unterdrückende Bewegung in der horizontalen, das Rad dreht sich um seinen senkrechten Durchmesser zu der Seite, zur der es gekippt wurde. Gleiches vollzieht sich bei einer Drehung um den senkrechten Durchmesser, das Rad neigt sich aus der Senkrechten in die entgegengesetzte Richtung. Verallgemeinert: Jede Kraft, die senkrecht auf die Achse wirkt, erzeugt eine Kraft, deren Vektor sowohl senkrecht auf der Achse als auch senkrecht auf dem Vektor der auslösenden Kraft steht (s. auch Präzession).

Anschaulich ist die Auswirkung dieses Effekts am besten an einem über den Tisch gerollten Fünf-Mark-Stück oder durch einen über eine waagrechte Fläche gerollten Autoreifen zu demonstrieren. Wird der rollende Kreisel (Münze bzw. Reifen) einigermaßen senkrecht in Bewegung gebracht, rollt er zunächst geradeaus. Mit abnehmender Geschwindigkeit werden aber die Störkräfte, die nicht senkrecht verlaufen, relativ so groß, dass der rollende Kreisel kippt. Aufgrund des oben beschriebenen Phänomens führt er aber gleichzeitig eine „selbsttätige Lenkbewegung“ in genau die Richtung aus, in die er vorher gekippt ist. Dadurch ist er in der Lage, sich selbst „auszusteuern“, erst allmählich beginnt er zu taumeln, bis die Taumelbewegung aufschwingt und er nicht mehr weiter rollen kann.

Dieser Effekt hat nicht nur zur Folge, dass man mit einem Zweirad freihändig fahren kann, sondern auch, dass man ein Zweirad überhaupt fahren – d.h. in der Spur halten – kann, ohne ständig, dem Balancieren vergleichbar, den Schwerpunkt verlagernde Korrekturbewegungen ausführen zu müssen.

Zur Gesamtheit der technischen Voraussetzungen für eine möglichst exakte Lenkung sowohl in Kurven als auch auf Geraden siehe Fahrradfahren und Motorradfahren.

[Bearbeiten] Weitere gyroskopische Effekte

Gyroskopische Effekte werden vor allem bei fliegenden Körpern genutzt. Folgende Beispiele veranschaulichen dies:

  • Sehr alt ist die Technik des Dralls bei Geschossen (Gewehr, Handfeuerwaffe). Dabei wird durch eine spiralförmige Gravur des Laufes das Geschoss in eine Drehbewegung versetzt, die zu einer wesentlichen Stabilisierung der Flugbahn beiträgt. Als Nebenwirkung muss hier allerdings eine Abweichung der Geschossbahn in der Horizontalen in Kauf genommen werden, die durch Zusammenwirken von Erdanziehungskraft, Luftwiderstandskraft, Trägheitskraft und Präzession entsteht. Andererseits wird auch hier ein höhere Reichweite aufgrund der Selbststeuerung erreicht, ein Überschlagen des Projektils wird verhindert, der Luftwiderstand optimiert.
  • In der Leichtathletik wird der Effekt beispielsweise beim Diskuswurf genutzt. Hier kommt es allerdings in erster Linie auf die stabilisierende Funktion der Drehbewegung an. Die Rückführung in die Ausgangslage der Drehachse findet zwar auch bei einem Diskus statt, allerdings erhöht die dadurch kurzzeitig (oder dauerhaft) auftretende Taumelbewegung den Luftwiderstand und mindert damit die Wurfweite.
  • In den Ballsportarten wird in erster Linie die Stabilisierung genutzt. Durch geschickte Ballbehandlung (Aufgabe im Volleyball) kann aber auch die Taumelbewegung zur Täuschung des Gegners genutzt werden.


Siehe auch: Gyroskop (Raumflugtechnik)

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