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Großer Emu

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Großer Emu
Großer Emu (Dromaius novaehollandiae)
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Großer Emu (Dromaius novaehollandiae)
Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Urkiefervögel (Palaeognathae)
Ordnung: Laufvögel (Struthioniformes)
Familie: Emus (Dromaiidae)
Gattung: Emus (Dromaius)
Art: Großer Emu
Wissenschaftlicher Name
Dromaius novaehollandiae
Latham, 1790

Der Große Emu (Dromaius novaehollandiae) ist eine flugunfähige Vogelart aus der Ordnung der Laufvögel (Struthioniformes) und die einzige überlebende Art der Familie der Emus (Dromaiidae).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale

Nach dem Afrikanischen Strauß ist der Emu der größte Vertreter der Laufvögel. Er erreicht eine Höhe von 150 bis 190 cm, ist aber bei einem Gewicht von 30 bis 45 kg leichter als ein Helmkasuar. Trotzdem wirkt er recht schwer und kompakt. Seine kräftigen Beine enden in drei Zehen und ermöglichen schnelles Laufen mit Geschwindigkeiten von an die 50 Stundenkilometer. Die Flügellänge beträgt lediglich 20 cm - es sind also nur noch rudimentäre Stummel vorhanden.

Das zottelig wirkende Gefieder der Emus ist nach der Mauser sehr dunkel, hellt sich aber mit der Zeit durch Bleichung ins Braune auf. Neben der Primärfeder entwickeln Emus eine Sekundärfeder (Afterfeder), die an der Basis der Hauptfeder ansetzt und ebenso lang wie diese ist. Die Brust ist meist deutlich heller, Hals und Kopf sind im allgemeinen sehr dunkel, meist sogar schwarz gefärbt. Auf der linken und rechten Halsseite befinden sich oft zwei ca. 15 bis 20 cm lange und 3 bis 4 cm breite weiße Streifen. Männchen und Weibchen sehen einander sehr ähnlich; im Schnitt sind Weibchen etwas größer, schwerer und dunkler als Männchen. Die Jungtiere sind zur Tarnung längsseitig schwarzweiß gestreift, der Kopf schwarzweiß gesprenkelt. Der Schnabel ist sehr dunkel und zur Spitze hin leicht gekrümmt.

[Bearbeiten] Stimme

Verbreitet sind Grunz- und Zischlaute, adulte Tiere können durch eine Verbindung von Luftröhre und Halsluftsäcken letztere als Resonanzkammer nutzen und tiefe, durchdringende, dröhnende Laute von sich geben. Am stimmfreudigsten sind Emus zur Fortpflanzungszeit, während sie außerhalb dieser meistens still sind.

[Bearbeiten] Verbreitung und Lebensraum

Emus sind in nahezu ganz Australien verbreitet. Im hohen Norden findet man sie allerdings recht selten. Auf Tasmanien wurde die dortige Unterart des Großen Emus im 19. Jahrhundert ausgerottet. Der Große Emu wurde durch den Menschen auch auf der Känguru-Insel eingeführt, wo ursprünglich eine andere, heute ausgestorbene Emu-Art heimisch gewesen war.

Den Lebensraum der Emus bilden Eukalyptuswälder, offene Pflanzungen, Heideland, seltener trockene Ebenen oder gar Wüsten, die sie nur nach heftigen Regenfällen und dem dadurch bedingten großen Nahrungsangebot an Früchten und Beeren aufsuchen. Emus fehlen im Tropischen Regenwald, in dem der Helmkasuar heimisch ist. Die Nähe großer Städte scheuen Emus hingegen nicht.

[Bearbeiten] Lebensweise

[Bearbeiten] Aktivität

Den größten Teil des Tages verbringen Emus mit Fressen. Sie sind tagaktive Vögel, deren größte Aktivität auf die Morgen- und Abenddämmerung fällt. An heißen Sommertagen ruhen sie während der Mittagshitze im Schatten. Dann heben sie ihre Stummelflügel an und verschaffen sich so etwas Kühle. In der Regel sind Emus Einzelgänger oder treten in Paaren auf. Nur auf Wanderungen oder an Tränken kommen sie zu kleinen Gruppen zusammen, die sich schnell wieder auflösen. Kommen zwei Emus einander zu nah, zeigt der dominante Vogel dies durch Vorstrecken des Halses und einen Knurrlaut an; meistens nimmt einer der Vögel dann wieder Abstand, gelegentlich kommt es aber auch zu Aggressionen in Form von Picken oder Treten.

[Bearbeiten] Ernährung

Großer Emu
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Großer Emu

Emus zählen zu den größten Pflanzenfressern Australiens und fressen Nahrung mit vergleichsweise hohem Nährwert: Jüngere Tiere ernähren sich stärker carnivor und nehmen neben pflanzlicher Nahrung verstärkt Raupen, Heuschrecken und andere Wirbellose zu sich, während ältere vorwiegend Früchte, Beeren, Samen, Blüten, junge Pflanzenschösslinge, frisches Gras und Kräuter fressen. Zur besseren Zerkleinerung der Nahrung im Muskelmagen nehmen sie oft kleinere Steinchen (Gastrolithen), manchmal auch Holzkohle auf. Als Vorsorge gegen schlechtere Zeiten können die Vögel große Fettreserven anlegen; in Notzeiten können sie mehr als die Hälfte ihres Gewichtes verlieren. Emus haben einen hohen Wasserbedarf und müssen nahezu täglich trinken. Sowohl der Ausfall ihrer Nahrungsquellen als auch Wasserknappheit können somit zu den, von australischen Farmern gefürchteten, Massenwanderungen führen.

[Bearbeiten] Massenwanderungen

Von brütenden Männchen abgesehen, die zu dieser Zeit weder Nahrung noch Wasser zu sich nehmen und daher relativ unabhängig vom lokalen Nahrungsangebot sind, sind Emus nicht ortsgebunden, sondern ziehen bei Erschöpfung ihrer Nahrungsquellen in neue Gebiete. Diese Züge orientieren sich an der Großwetterlage, insbesondere am Zug von Regenfronten: Im Sommer bewegen sich Regen bringende Tiefdruckgebiete von der Nordküste nach Süden und Westen, im Winter ziehen antarktische Tiefdruckgebiete aus dem Südwesten nach Norden. Daher kommt es zumindest im Westen Australiens regelmäßig zu Wanderungen, an denen sich bis zu 70.000 Tiere beteiligen können.

Normalerweise leben Emus einzelgängerisch, aber bei Nahrungsknappheit kommt es immer wieder zu Begegnungen mit anderen Emus, die ebenfalls auf Nahrungssuche sind. Durch die sich häufenden Kontakte wird schließlich die Wanderung ausgelöst. Die Zugrichtung wird vermutlich durch die Sichtung auf Regen hindeutender Wolken, die Wahrnehmung entfernten Donnergrollens oder den Geruch nasser Erde bestimmt. Einmal begonnen folgen die Tiere dem Herdentrieb, das bedeutet, dass sich alle Tiere mit einer Geschwindigkeit von bis zu 7 km/h in dieselbe Richtung bewegen. Der Zug löst sich erst auf, wenn er Gebiete mit reichem Nahrungsangebot erreicht; in diesem Fall beginnt das Auseinanderbrechen von hinten, wo sich zunehmend Tiere ablösen, um die vorhandenen Ressourcen für sich zu nutzen.

Wahrscheinlich sind die Wanderungen wenigstens zum Teil durch den Menschen und das durch ihn geschaffene erweiterte Wasserangebot verursacht. Gegenden, die früher für den Emu zu trocken waren, wurden so teilweise sogar als Brutgebiet zugänglich. Dadurch hat sich die ziehende Individuenzahl teils massiv erhöht.

[Bearbeiten] Fortpflanzung

Junger Emu
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Junger Emu

Emus paaren sich im Dezember und Januar. Die Männchen werden jetzt territorial und verteidigen ein Revier von etwa 30 km². Wenn ein Weibchen das Revier betritt, kommt es zur Balz. Dabei stehen die Vögel nebeneinander und schwenken gleichzeitig ihre Hälse hin und her. Schließlich setzt sich das Weibchen, und das Männchen greift von hinten mit dem Schnabel nach seinem Nacken. Dann kommt es zur Kopulation.

Das Paar lebt vier bis fünf Monate zusammen, ehe das Weibchen zwischen April und Juni etwa 5 bis 15 zunächst dunkelgrüne, später nahezu schwarze Eier in das aus kleinen Stöcken, Blättern, Gras und Rinde gebaute und oft unter Büschen oder Bäumen angelegte Nest legt. Danach übernimmt jedoch das Männchen das Brutgeschäft, während das Weibchen sich entweder mit weiteren Männchen paart, oder aber in selteneren Fällen, in der Nähe des Geleges bleibt und das Revier gegen Eindringlinge verteidigt.

Während der achtwöchigen Brutzeit nimmt das Männchen keine Nahrung zu sich und trinkt nicht. Es steht nur auf, um die Eier regelmäßig zu wenden. Nach dem Schlüpfen der Jungen wird das Männchen hochaggressiv und kann zu dieser Zeit auch Menschen oder das im Revier verbliebene Weibchen angreifen. Die Jungen können nach etwa fünf Stunden laufen, und nach sieben Tagen verlassen sie gemeinsam mit dem Vater das Nest, dem sie nun überall hin folgen. Sie werden für etwa ein halbes Jahr fürsorglich begleitet, in seltenen Fällen bis zu 18 Monate. Emu-Küken sind durch Dingos und Greifvögel gefährdet, denen sie zum Opfer fallen können, wenn sie sich zu weit vom Vater entfernen. Die Jungen sind nach etwa zwei bis drei Jahren geschlechtsreif.

[Bearbeiten] Emus und der Mensch

Der Emu ist neben dem Känguru das Wappentier Australiens. Sowohl das fettarme Fleisch, das einen zarten, am ehesten mit Rindfleisch zu vergleichenden Geschmack hat und aufgrund dessen nicht nur in Australien in Form von Grillwürsten und Emu-Burgern verzehrt wird, als auch die Eier werden genutzt. Aus der Haut wird Leder, aus den Fettreserven des Tiers Öl gewonnen, das von den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, als Wundheilmittel und zur Entzündungshemmung bei rheumatischer Arthritis eingesetzt wird.

Auf der anderen Seite sind die durch die Massenwanderungen bedingten Einfälle der Emus in landwirtschaftlich genutzte Gebiete zu einem Problem für die Farmer geworden, weshalb im Südwesten Australiens ein 1000 km langer Zaun gebaut wurde, um die Vögel fernzuhalten.

[Bearbeiten] Der Emu-Krieg

1932 versuchte die australische Regierung wegen eines Masseneinfalls in die Weizenfelder Westaustraliens die Emu-Populationen durch den Einsatz von mit Maschinengewehren bewaffnetem Militär zu reduzieren. Dies schlug jedoch komplett fehl, da die Vögel meist sofort mit einer Fluchtgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h auseinanderstoben und somit nur wenige eine volle Salve abbekamen. Die meisten anderen, oft von mehreren Kugeln getroffen, liefen jedoch scheinbar unbeirrt weiter. Nach einer Woche wurde der als Emu-Krieg bekannt gewordene Einsatz abgebrochen. Nur zwölf Emus waren in diesem Einsatz getötet worden.

[Bearbeiten] Gefährdung

Der Große Emu ist trotz heftiger Jagd bis in die 1960er Jahre heute nicht vom Aussterben bedroht. Eine tasmanische Unterart wurde allerdings schon bald nach der Ankunft europäischer Siedler ausgerottet. Von der Gegenwart des Menschen hat der Emu wahrscheinlich sogar profitiert, denn das ursprünglich für Schafe geschaffene vergrößerte Wasserangebot hat zu einer deutlichen Ausweitung der Brutgebiete geführt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World, Band 1 (Ostrich to Ducks). Lynx Edicions, 1992, ISBN 8487334105

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Großer Emu – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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