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Gewaltbereitschaft

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Der Begriff Gewaltbereitschaft beschreibt die Neigung einer Person, Gewalt anzuwenden. Der Mensch unterliegt dabei verschiedenen natürlichen Hemmschwellen, die die Gewaltbereitschaft einschränken. Diese können durch ethische Grundsätze, Erziehung, sozialem Umfeld u. ä. geprägt werden und sind dem Menschen nicht immer bewußt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Theoretische Erklärungsmodelle erhöhter Gewaltbereitschaft

Es gibt verschiedene Ansätze, die erhöhte Bereitschaft zur Gewaltanwendung theoretisch zu begründen. Ein Erklärungsmuster entwickelt aggressive Verhaltensmuster aus der Evolution: Ohne aggressive Verhaltensmuster sei die Chance auf Überleben der Art verringert. Viele ältere Theorien, etwa Konrad Lorenz, halten Aggression auch beim Menschen für einen echten Instinkt. Andere ältere Theorien entwickeln Aggression aus der Frustration oder aus Lernprozessen. Auch Sigmund Freud geht von aggressiven Trieben als Grundbestandteil der menschlichen Psyche aus.

Neuere Forschungen untersuchen das komplexe Zusammenwirken verschiedener Einflüsse:

  • genetische Veranlagung
  • physiologische Steuerung (Hormone, Neurotransmitter usw.)
  • psychische Motive
  • soziale Einflüsse
  • Stresssituationen

Ein häufiger Ansatz ist die Erklärung erhöhter Gewaltbereitschaft aus der familiären Situation. Gewaltbereite Jugendliche kämen häufig aus einem familiären Umfeld, in dem Gewalt an der Tagesordnung sei. Ein anderer Ansatz untersucht die Auswirkungen des kindlichen Gewaltkonsums durch Medien und Computerspiele.

Zur Bewertung der Wirkung medialer Gewalt auf die Gewaltbereitschaft gibt es verschiedene Ansätze. Die Katharsis-Hypotehese legitimiert die Gewalt in Medien und Spielen als Möglichkeit, Gewaltpotentiale sozial unschädlich auszuleben und abzubauen. Die Imitations-These geht dagegen davon aus, dass Kinder Gewalt in Medien und Spielen in ihrem Alltag imitieren (etwa Albert Bandura und Jo Groebel, Direktor des Europäischen Medieninstituts in Düsseldorf). Ähnlich geht auch die Stimulations-Theorie davon aus, dass der Konsum gewalttätiger Filme und Spiel die reale Gewaltbereitschaft förderten[1]. Die Inhibitions-Hypothese untersucht, ob das Beobachten medialer Gewalt bei den Kindern aggressive Impulse erzeugt und wie solche Impulse kontrolliert werden. Die Abstumpfungs-Hypothese, vertreten etwa von den Bochumer Psychologen Rita Steckel und Clemens Trudewind, geht davon aus, dass der mediale Gewaltkonsum das Mitleid mit den Opfern senke und Hemmschwellen abbaue.

Bei der Diskussion um die Förderung der Gewaltbereitschaft durch Medien und PC-Spiele ist ein Aspekt die Debatte um die Unabhängigkeite medialer Forschung. Hier wird häufig unterstellt, dass die Medienproduzenten bewusst verhinderten, dass die deutlichen Zusammenhänge zwischen Formen jugendlicher Gewalt und medialer Gewaltdarstellung offengelegt würden. Als Beispiel werden in diesem Zusammenhang oft Amokläufe von Jugendlichen angeführt.

[Bearbeiten] Desensibilisierung der Hemmschwellen im Militär

Aus Studien des Zweiten Weltkrieg ist bekannt, dass Soldaten bewusst menschliche Ziele (engl. soft target) verfehlten. Brigadegeneral S.L.A. Marshall hatte das Verhalten von Soldaten im Einsatz untersuchen lassen. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass nur 15 bis 20 Prozent der Soldaten gezielt auf einen sichtbaren Gegner schossen[2]. Aufgrund dieser Erkenntnisse entwickelte das amerikanische Militär Trainingsmethoden, die die Gewalt- und Tötungsbereitschaft erhöhen.

Desensibilisierung wird dabei unter anderem durch stetige Konfrontation mit Gewaltszenen erreicht. Kritiker weisen darauf hin, dass der heutige kindliche Medienkonsum zum Teil solchen Desensiblisierungsprogrammen gleiche. Unter Operanter Konditionierung versteht man den Aufbau von Reaktionsschemata, unmittelbar auf einen auftauchenden Gegner zu schießen.

Später hat das amerikanische Militär Computerspiele als frei kopierbare Software entwickeln lassen, um die Gewalthemmschwelle von jugendlichen Freiwilligen herabzusetzen. Das fördert unter Umständen die Gefahr von Gewaltverbrechen.

Im Konzept der Rollenmodelle werden den Soldaten in der Ausbildung die Ausbilder als Muster gewalttätigen Verhaltens gegenübergestellt. Analysen der wachsenden Gewaltbereitschaft Jugendlicher verweisen darauf, dass die Medien Kindern und Jugendlichen ähnliche Rollenvorbilder zur Verfügung stellten. Dies führt zum Teil zu Verbotsdiskussionen quer durch die politischen Parteien[3].

[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen

  1. Vertreten etwa vom Augsburger Pädagogik-Professor Werner Glogauer; er versuchte beim Prozess gegen die Eltern des Amokläufers von Bad Reichenhall zu beweisen, dass Gewaltkonsum die Motivation des Täters beeinflusst habe
  2. Markus C. Schulte v. Drach, Mörderische Medien, a.a.O.
  3. vgl. etwa Game-Politik, Koalition will „Killerspiele“ verbieten, SPIEGEL ONLINE - 14. November 2005

[Bearbeiten] Literatur

  • Albert Bandura, ""Aggression, Eine sozial-lerntheoretische Analyse, (Klett-Cotta) 1979, ISBN 3129205217
  • Jo Groebel, Uli Gleich , Die Wirkungen von Gewalt im Fernsehen, (Leske u. B.) 1998, ISBN 3810011770
  • Jo Groebel, Faszination Gewalt, Quellen und Wurzeln, (Edition Q) 1996, ISBN 3861241757
  • Christof Klenk, Die fatalen Folgen der Medien-Gewalt, in: family (Zeitschrift), (Bundes-Verlag GmbH) 2005
  • Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse, Zur Naturgeschichte der Aggression, (Dtv) 1998 ISBN 3423330171
  • Christopher Schrader, Gewalt aus der Ich-Perspektive, Süddeutsche Zeitung vom 30. April 2002
  • Markus C. Schulte v. Drach, Mörderische Medien, Die Killer-Konditionierung, Töten muss trainiert werden, Süddeutsche Zeitung vom 27. April 2002

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