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Gespenstschrecken

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Gespenstschrecken
(Malaysische) Riesengespenstschrecke  (Heteropteryx dilatata)
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(Malaysische) Riesengespenstschrecke (Heteropteryx dilatata)
Systematik
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Ordnung: Gespenstschrecken
Wissenschaftlicher Name
Phasmatodea
Überfamilien
Australische Gespenstschrecke (Extatosoma tiaratum)
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Australische Gespenstschrecke (Extatosoma tiaratum)
Ctenomorpha chronus
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Ctenomorpha chronus
Vietnamesische Stabschrecke (Medauroidea extradentata)
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Vietnamesische Stabschrecke (Medauroidea extradentata)
Gespenstschrecken Eier
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Gespenstschrecken Eier

Die Gespenstschrecken (Phasmatodea), auch Phasmiden genannt, sind eine Ordnung der Insekten und gehören zu den Fluginsekten (Pterygota), auch wenn nicht alle Arten über Flügel verfügen. Alle bekannten 2.500 Arten leben in tropischen und subtropischen Gebieten, vor allem in der orientalischen Region.

Den Namen Gespenstschrecken, vom wissenschaftlichen Namen Phasmatodea (griechisch: Phasma = Gespenst), erhielten diese Insekten aufgrund ihres Aussehens. Je nach Gattung und Aussehen werden diese Insekten auch Stabschrecken, Wandelnde Blätter oder Wandelnde Äste genannt.[1] Vielfach werden diese Insekten in der deutschen Sprache aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu den Heuschrecken auch Stabheuschrecken genannt, obwohl sie zu verschiedenen (wenn auch nah verwandten) Ordnungen gehören. Letztendlich gehören diese Insekten nicht einmal zu den Schrecken im wörtlichen Sinn (= Springer), da sie nicht springen können und zur Fortbewegung meist nur bedächtig wandeln.[1]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale

Die Körperlänge der Tiere beträgt zwischen 5 und 180 Millimeter, die Riesen-Stabschrecke Pharnacia serratipes kann bis zu 280 Millimeter lang werden und ist damit das längste bekannte Insekt überhaupt. Alle Gespenstschrecken sind Pflanzenfresser.

Die Gespenstschrecken zeichnen sich häufig durch einen extrem langen und dünnen Körper aus (Stabschrecken) oder ihr Körper ist blattartig verbreitert (Wandelndes Blatt). Mit diesem Körper ähneln sie immer Teilen von Pflanzen (Stängel, Äste, Blätter), in deren Umgebung sie leben. Mit Hilfe dieser Tarnung sind sie insbesondere für ihre Fressfeinden nur schwer zu entdecken (siehe Mimese bzw. Phytomimese). Die Beine sind im Gegensatz zu ihren nächsten Verwandten, den Langfühlerschrecken und den Kurzfühlerschrecken, also unseren Heuschrecken, nicht zu Sprungbeinen umgebildet.

Ihre Antennen können in der Länge und der Anzahl der Glieder sehr stark variieren, das Spektrum reicht von sehr kurzen Antennen mit acht Gliedern bis hin zu langen Antennen mit etwa 100 Gliedern. Die Facettenaugen sind meist klein. Der Hinterleib der Tiere besteht aus 11 Gliedern, wobei das erste immer mit dem letzten Brustsegment verschmolzen ist. Die Färbung ist meist bräunlich bis grün, nur die Männchen sind bei einigen Arten auffallend bunt, wobei rot vorherrscht.

Einige Arten sind flügellos während andere extrem vergrößerte Flügel haben, die den gesamten Körper weiträumig verdecken.

Die Entwicklungsdauer der Embryos beträgt etwa fünf bis sechs Monate, die der Nymphen vier bis sechs Monate. Weibchen leben bis zu einem Jahr lang, die Männchen werden drei bis fünf Monate alt.

[Bearbeiten] Verhaltensweise

Die Gespenstschrecken wandeln zur Fortbewegung nur bedächtig umher. Vorwiegend bewegen sie sich in der Nacht fort und verharren tagsüber am gleichen Ort.[1] Manche Gespenstschrecken verharren in der Regel selbst bei Berührungen und unternehmen keine Flucht- oder Gegenwehrversuche.[1] Trotzdem sind sie in der Lage sich aktiv gegen Fressfeinde zur Wehr zu setzen. Dazu strecken sie ihre Hinterbeine aufgeklappt in die Luft und verharren bis sich der Feind nähert. Dann schlagen sie ihre Hinterbeine zusammen und üben Druck auf ihren Feind aus, was bei größeren Tieren durch die Stachelauswüchse recht schmerzhaft sein kann. Diesen Vorgang wiederholen sie in unregelmäßigen Abständen. Zudem schaukeln viele Gattungen hin und her, um dadurch sich im Wind schaukelnde Pflanzenteile nachzuahmen. Zusätzlich zum Aussehen tarnen sich die Gespenstschrecken dadurch vor ihren Fressfeinden. Einige Stabschrecken sind zur Tarnung sogar in der Lage, durch Hormonausschüttungen ihre tagsüber hellere Farbe in der Nacht in eine dunklere Farbe zu ändern (physiologischer Farbwechsel).[1] Durch die Hormone ballen und breiten sich die orange-roten Farbkörnchen in den Farbzellen der Haut aus und erzeugen dadurch den Farbwechsel.[1] Die Gespenstschrecken legen ihre Eier einzeln ab. Diese sind meistens derbschalig und mit einem deutlichen Deckel versehen. Eine große Anzahl an Stabschrecken und Gespenstschrecken pflanzen sich jungfräulich fort (Parthenogenese),[1] d. h. ohne sexuellen Kontakt. Viele Arten besitzen außerdem die Fähigkeit, Extremitäten an vorgesehenen Bruchstellen zwischen Schenkel und Schenkelring abzuwerfen (Autotomie) und diese, bei der nächsten Häutung, wieder zu ersetzen (Regeneration).[1] Vor allem Stabschrecken weisen dieses Verhalten auf; insbesondere deren Nymphen.

[Bearbeiten] Bekannte Arten

Aus Vietnam stammt die Annam-Stabheuschrecke (Medauroidea extradentata). Sie wird 70 bis 75 mm groß. Die Annam-Stabheuschrecke kann sich auch durch Jungfernzeugung fortpflanzen.

Australische Gespenstschrecken (Extatosoma tiaratum) kommen in Australien und Neuguinea vor. Sie werden 90 bis 140 mm lang und können sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen.

Eine weitere Art ist der Baumhummer (Dryococelus australis). Er stammt von der Lord-Howe-Insel, 580 Kilometer östlich von Australien und wird 100 bis 120 mm groß.

Aus Java stammt die Flechtenstabschrecke (Pseudodiacantha macklottii). Sie wird 55 bis 70 mm groß und legt ihre Eier am Boden oder unter Rinden ab.

Die Geflügelte Stabschrecke (Sipyloidea sipylus) stammt vom Malaiischen Archipel. Sie wird 85 bis 95 mm lang und pflanzt sich ausschließlich durch Jungfernzeugung fort. Die Eiablage findet an Ästen, Wänden etc. statt.

Eine weitere, relativ bekannte Art ist die Indische Stabschrecke (Carausius morosus), welche häufig als Terrarientier oder als Versuchstier in wissenschaftlichen Instituten zu finden ist. Sie wird 70 bis 80 mm groß und kommt entsprechend ihres Namens in Vorderindien vor. Die Indische Stabschrecke pflanzt sich ausschließlich durch Jungfernzeugung fort.

Die Malaiische Riesengespenstschrecke (Heteropteryx dilatata) stammt vom Malaiischen Archipel. Sie wird 90 bis 150 mm groß und legt ihre Eier am Boden ab.

Von den Stabschrecken kommt die Mittelmeerstabschrecke oder Südeuropäische Stabschrecke (Bacillus rossius) auch in Europa, rund um das Mittelmeer vor. Sie wird etwa 85 bis 90 mm lang.

Wie auch die Australischen Gespenstschrecken stammt die Riesengespenstschrecke (Eurycantha horrida) aus Neuguinea. Sie wird 110 bis 130 mm groß und lebt am Boden. Die Riesengespenstschrecke verteidigt sich mit ihren ausgeprägten Dornen an den Beinen.

Die Streifen-Stabschrecke (Anisomorpha buprestoides) kommt in Florida vor und wird 50 bis 80 mm lang. Sie hat ein ätzendes Sekret, das sie bis zu 50 cm weit verspritzen kann.

Ebenfalls beliebt als Terrarientier sind die Wandelnden Blätter (Phyllium). Bekannt sind die Arten Phyllium celebicum und Phyllium bioculatum. Sie haben einen Körper, der sehr stark einem Blatt ähnelt und werden 75 bis 110 mm groß. Beheimatet sind sie in Neuguinea und auf dem Malaiischen Archipel.

[Bearbeiten] Systematik

Überfamilie Timematoidea Parker, 1982

  • Timematidae Caudell, 1903

Überfamilie Phyllioidea Karny, 1923

  • Phylliidae Redtenbacher, 1906
  • Pseudophasmatidae Kirby, 1896
    • Anisomorphini Redtenbacher, 1906
    • Stratocleidini Brunner, 1915
    • Pseudophasmatini Günther, 1953
    • Xerosomatini Brunner, 1893
    • Prisopodini Brunner, 1893
    • Heteronemiini Günther, 1953
    • Xeropsidini m.
  • Korinnidae Günther, 1953
  • Aschiphasmatidae Brunner, 1893
    • Aschiphasmatinae Kirby, 1896
  • Heteropterygidae Rehn, 1904 (= Obrimidae Rehn & Rehn, 1939)
    • Heteropterygini Kirby, 1896
    • Obrimini Brunner, 1893
    • Anisacanthini Günther, 1953
    • Datamini Rehn & Rehn, 1939
  • Pygirhynchidae Redtenbacher, 1906
  • Bacillidae Redtenbacher, 1906
    • Xylicini Günther, 1953
    • Antongiliini Günther, 1953
    • Bacillini Günther, 1953

Überfamilie Phasmatoidea Karny, 1923

  • Tropidoderidae Brunner, 1893 (= Podacanthidae Günther, 1953)
    • Tropidoderini Brunner, 1893
    • Monandropterini Brunner, 1893
  • Phasmatidae Karny, 1923
    • Phasmatini Brunner, 1893
    • Stephanacridini Günther, 1953
    • Achriopterini Günther, 1953
    • Acanthomimini Günther, 1953
    • Pharnaciini Günther, 1953
    • Baculini Günther, 1953
    • Acanthoxylini Bradley & Galil, 1977
  • Eurycanthidae Brunner, 1893
    • Neopromachini Günther, 1953
    • Eurycanthini m.
  • Xeroderidae Günther, 1953
  • Platycranidae Redtenbacher, 1908
  • Bacteriidae Brunner, 1893 (= Cladomorphidae Brunner, 1893; = Phibalosomatidae

Redtenbacher, 1908)

    • Hesperophasmatini Rehn, 1901
    • Cladoxerini Karny, 1923
    • Craspedoniini Bradley & Galil, 1977
    • Bacteriini Brunner, 1893
    • Otocraniini m.
  • Palophidae Redtenbacher, 1908
  • Necrosciidae Brunner, 1893
  • Pachymorphidae Brunner, 1893 (= Clitumnidae Brunner, 1907)
    • Ramulini Günther, 1953
    • Hemipachymorphini Günther, 1953
    • Pachymorphini Brunner, 1893
  • Lonchodidae Brunner, 1893 (= Prisomeridae Karny, 1923)
    • Lonchodini Brunner, 1893
    • Menexenini Brunner, 1893
  • Diapheromeridae Karny, 1923
    • Diapheromerini Zompro, 2001
    • Libethrini Günther, 1953
    • Ocnophilini Günther, 1953
    • Oreophoetini Zompro, 2001

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b c d e f g h Dr. Dr. h. c. Bernhard Grzimek, in Grzimeks Tierleben, Band 2: Insekten (ISBN 3-423-05970-2)

[Bearbeiten] Literatur

  • Zompro, Oliver: Revision of the Genera of the Areolatae. Goecke & Evers Verlag, Keltern 2004.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Gespenstschrecken – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Wiktionary: Gespenstschrecke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

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