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Gerhard Zwerenz

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Gerhard Zwerenz (* 3. Juni 1925 in Crimmitschau, Ortsteil Gablenz, Sachsen) ist ein deutscher Schriftsteller und ehemaliger Bundestagsabgeordneter.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Werk

Gerhard Zwerenz wird in Gablenz/Sachsen als Sohn eines Ziegeleiarbeiters und einer Textilarbeiterin geboren. Er begann nach der Schulzeit eine Kupferschmiedlehre, nahm dann zwei Jahre lang am Zweiten Weltkrieg teil und geriet 1944 nach seiner Desertion zur Roten Armee bei Warschau in russische Kriegsgefangenschaft. 1948 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Er wurde zunächst Dozent und dann Volkspolizist. Von 1949 bis 1957 war Zwerenz Mitglied der SED. Von 1952 bis 1956 studierte er Philosophie bei Ernst Bloch in Leipzig und ist heute neben Hans Heinz Holz und Günther Zehm einer der wenigen noch lebenden Schüler dieses bedeutenden deutschen Philosophen der russischen Oktoberrevolution (Oskar Negt). Seit 1956 arbeitete Gerhard Zwerenz als freiberuflicher Schriftsteller. 1957 wurde er aus der SED ausgeschlossen und floh ein halbes Jahr später nach Westberlin. Gerhard Zwerenz lebte in München, Köln und Offenbach/Main und lebt heute, gemeinsam mit der Autorin Ingrid Zwerenz, in Schmitten/Taunus. 1959 verfasste Gerhard Zwerenz Die Liebe der toten Männer, eine romanhafte Gestaltung des Aufstandes vom 17. Juni 1953. 1961 schrieb Zwerenz die Essaysammlung Ärgernisse - Von der Maas bis an die Memel. Den Essayband Wider die deutschen Tabus brachte er 1962 heraus, genauso wie Gesänge auf dem Markt und Heldengedenktage. Ein Jahr später verfasste er Dreizehn Versuche, eine ehrerbietige Haltung anzunehmen und eine biographische Skizze über Walter Ulbricht. Mit Casanova oder Der Kleine Herr in Krieg und Frieden verfasste Zwerenz einen Bestseller. In der Gestalt des Helden Michel Casanova wird der Typ des unangepassten Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Systemen geschildert. Die Folgejahre thematisierte er die Sexualität mit Büchern wie Erbarmen mit den Männern. Ein Roman vom Aschermittwochsfest und den sieben Sinnlichkeiten. 1971 schrieb er den Roman Kopf und Bauch und den Essayband Der plebejische Intellektuelle. 1973 dann Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond, eine Kritik der Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik. Die darin prominent agierende Figur eines jüdischen Grundstücksspekulanten - eine kaum verhüllte Karikatur Ignatz Bubis' - löst bei Erscheinen des Werks einen Skandal aus und bringt dem Autor den Vorwurf antisemitischer Schriftstellerei ein. Zwerenz' Freund Rainer Werner Fassbinder verarbeitete den Roman einige Jahre später zu seinem ebenso – wenn nicht noch stärker – umstrittenen Theaterstück „Die Stadt, der Müll und der Tod“. In den folgenden Jahren veröffentlichte Gerhard Zwerenz seinen Essayband Der plebeische Intellektuelle (Ffm. Collection Fischer [1972]), Der Widerspruch. Autobiographischer Bericht (1974) und Die Quadriga des Mischa Wolf (1975), worin die von der Staatssicherheit der DDR und deren Leiter Markus Wolf inszenierte Agentenaffäre Guillaume verarbeitet wird. Danach beschloss Zwerenz, seine Werke nur noch als Taschenbücher zu veröffentlichen. 1982 verfasste er dann Antwort an einen Friedensfreund oder längere Epistel für Stephan Hermlin und meinen Hund und 1989 der Roman Vergiß die Träume Deiner Jugend nicht. Zu seinem 65. Geburtstag 1990 kündigte Gerhard Zwerenz an, dass er nicht mehr schreiben wolle und in Rente gehe. Während seiner schriftstellerischen Tätigkeit schrieb Zwerenz unter dem Pseudonym Gert Amsterdam auch erotische bis pornographische Literatur. Eines dieser Bücher, Das Kleingeld der Hetären wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien 1987 als jugendgefährdend indiziert. 1991 erhielt er den Alternativen Georg-Büchner-Preis. Die politische Schriften Rechts und dumm ? und Links und lahm schrieb er 1993 und 1994. Von 1994 bis 1998 war Zwerenz über die offene Liste der PDS Mitglied des deutschen Bundestags. 2004 erschien sein gemeinsam mit Ingrid Zwerenz geschriebenes neuestes Buch Sklavensprache und Revolte. Die linke Berliner Tageszeitung junge Welt veröffentlichte im Zusammenhang mit Gerhard Zwerenz' 80. Geburtstag (2005) im Feuilleton (jW 7. Mai 2005, p. 12) Zwerenz' zuerst 1948 publizierte, der politisch engagierten Poetik Bertolt Brechts nicht nachstehende, Anti-Kriegs-Ballade vom Holzhaufen bei Minsk. Im übrigen soll's der damalige Ernst Bloch-Schüler Gerhard Zwerenz gewesen sein, der in der damaligen DDR J.H. Mackay Poem "Mutter der Freiheit, Revolution !" (1894) als politische Losung popularisierte: "Die Mutter der Freiheit heißt Revolution" ...

[Bearbeiten] Werkverzeichnis (eine Auswahl)

  • 1956: Aristotelische und Brechtsche Dramatik. Versuch einer ästhetischen Wertung (Essays) (Greifenverlag, Rudolstadt)
  • 1959: Die Liebe der toten Männer (Kiepenheuer & Witsch, Köln)
  • 1959: Aufs Rad geflochten. Roman vom Aufstieg der neuen Klasse (Kiepenheuer & Witsch, Köln u. Berlin)
  • 1961: Ärgernisse - Von der Maas bis an die Memel (Essays) (Kiepenheuer & Witsch, Köln)
  • 1962: Gesänge auf dem Markt. Satiren und phantastische Geschichten (Kiepenheuer & Witsch, Köln)
  • 1962: Wider die deutschen Tabus (Polemik) (List Verlag, München)
  • 1964: Heldengedenktag. Dreizehn Versuche in Prosa, eine ehrerbietige Haltung einzunehmen (Scherz Verlag, Bern und München) (1968 als Taschenbuch bei dtv, München)
  • 1966: Casanova oder der Kleine Herr in Krieg und Frieden (Roman) (Bern u. München) (1975 als Taschenbuch bei dtv, München) (1981 als Taschenbuch bei Moewig Verlag, Rastatt)
  • 1968: Vom Nutzen des dicken Fells und andere Geschichten (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1968: Erbarmen mit den Männern. Roman vom Aschermittwochsfest und den sieben Sinnlichkeiten (Scherz Verlag, Bern, München u. Wien) (1971 als Taschenbuch bei Droemer u. Knaur, München u. Zürich)
  • 1969: Die Lust am Sozialismus (Heinrich-Heine-Verlag, Frankfurt am Main)
  • 1970: Leslie Markwart (Pseudonym): Die Zukunft der Männer (Olympia Press, Frankfurt am Main)
  • 1970: Peer Tarrok (Pseudonym): Rasputin (Zero Press, Darmstadt)
  • 1971: Kopf und Bauch. Die Geschichte eines Arbeiters, der unter die Intellektuellen gefallen ist (Fischer Verlag, Frankfurt am Main) (1973 als Taschenbuch bei Fischer, Frankfurt am Main)
  • 1972: Nicht alles gefallen lassen. Schulbuchgeschichten (Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main)
  • 1972: Der plebejische Intellektuelle (Frankfurt am Main)
  • 1972: Bericht aus dem Landesinneren. City. Strecke. Siedlung (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main)
  • 1973: Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main)
  • 1974: Der Widerspruch. Autobiographischer Bericht (Frankfurt am Main)
  • 1975: Die Quadriga des Mischa Wolf (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main)
  • 1975: Vorbereitungen zur Hochzeit. Erzählungen (Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main)
  • 1977: Die Westdeutschen. Erfahrungen, Beschreibungen, Analysen (C. Bertelsmann Verlag, München)
  • 1977: Wozu das ganze Theater. Lustige Geschichten von Schauspielern, Verlegern, von Frankfurt, seiner Buchmesse und vom lieben schönen Tod (Verlag R.S. Schulz, Percha u. Kempfenhausen) (Taschenbuchausgabe bei Wilhelm Goldmann, München 1979 u. 1984)
  • 1978: Das Grosselternkind (Beltz u. Gelberg, Weinheim u. Basel)
  • 1978: Die schrecklichen Folgen der Legende, ein Liebhaber gewesen zu sein. Erotische Geschichten (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1979: Kurt Tucholsky. Biographie eines guten Deutschen (Bertelsmann Verlag, München)
  • 1979: Die Ehe der Maria Braun (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1979: Ein fröhliches Leben in der Wüste. Roman einer Reise durch drei Tage und drei Nächte (Verlag R.S. Schulz, Percha u. Kempfenhausen)
  • 1980: Die Geschäfte des Herrn Morgenstern (Universitas Verlag, München) (1984 als Taschenbuch bei Moewig Verlag, Rastatt)
  • 1980: Eine Liebe in Schweden. Roman vom seltsamen Spiel und Tod des Satirikers K. T. (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1980: Salut für einen alten Poeten (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1980: Der Mann und das Mädchen (Moewig Verlag, München)
  • 1981: Wir haben jetzt Ruhe in Deutschland (Hoffmann und Campe, Hamburg)
  • 1981: Il matrimonio di Maria Braun (Übersetzung aus dem Deutschen: s.o. 1979) (Rizzoli Editore, Milano)
  • 1981: Der chinesische Hund (Roman) (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1981: Die 25. Stunde der Liebe (Roman) (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1981: Das Konzept des plebejischen Intellektuellen
  • 1981: Die lang verlorenen Gefühle (Moewig Verlag, München)
  • 1981: Die Freiheit einer Frau (Moewig Verlag, München)
  • 1981: Der Mann, der seinen Bruder rächte (Moewig Verlag, München)
  • 1981: Schöne Geschichten. Erotische Streifzüge (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1981: Ungezogene Geschichten (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1981: Wüste Geschichten von Liebe und Tod. Erotische Erzählungen (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1982: Der langsame Tod des Rainer Werner Fassbinder. Ein Bericht (Schneekluth - Münchner Edition, München)
  • 1982: Venus auf dem Vulkan (März Verlag, Berlin u. Schlechtenwegen)
  • 1982: Abschied von den Mädchen (Arthur Moewig Verlag, Rastatt)
  • 1982: Der Mann und die Wilde (Arthur Moewig Verlag, Rastatt)
  • 1982: Antwort an einen Friedensfreund oder längere Epistel für Stephan Hermlin und meinen Hund (Bund-Verlag, Köln)
  • 1982: Auf den Tod ist kein Verlass. Erotischer Thriller (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1983: Der Bunker (Roman) (Schneekluth, München)
  • 1983: Der Sex-Knigge. Erotische Spiele über und unter der Bettdecke (mit Ingrid Zwerenz) (Delphin Verlag, München u. Zürich)
  • 1983: Schöne Niederlagen. Wie Stories entstehen, und Weltuntergänge (BrennGlas Verlag, Assenheim)
  • 1983: Berührungen. Geschichten vom Eros des 20. Jahrhunderts (Knaur Verlag, München)
  • 1983: Erotische Kalendergeschichten (12 Bände) (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1984: Reise unter die Haut (Knaur Verlag, München)
  • 1984: Die Tierschutz-Lady (Moewig Verlag, Rastatt)
  • 1984: Das Lachbuch (Gütersloh)
  • 1984: Lachen, Liebe, Laster. Erotische Stories" (Wilhelm Goldmann Verlag, München)
  • 1985: Die Venusharfe. Liebeslieder, Zorngedichte, Knittelverse (Knaur Verlag, München)
  • 1985: Die DDR wird Kaiserreich. Thriller (Bastei-Verlag, Bergisch Gladbach)
  • 1985: Langsamer deutscher Walzer. Thriller (Bastei-Verlag, Bergisch Gladbach)
  • 1986: Frisches Blut und alte Krieger. Thriller (Bastei-Verlag, Bergisch Gladbach)
  • 1986: Peepshow für den Kommissar. Thriller (Bastei-Verlag, Bergisch Gladbach)
  • 1986: Die Rückkehr des toten Juden nach Deutschland (Max Hueber Verlag, München)
  • 1988: "Soldaten sind Mörder". Die Deutschen und der Krieg (Knesebeck & Schuler, München)
  • 1989: Vergiß die Träume Deiner Jugend nicht (Rasch und Röhring Verlag, Hamburg)
  • 1991: Der Alternative Büchnerpreis 1991 (Verlag H.L. Schlapp, Darmstadt)
  • 1991: Der legitime Krieg? (Zimmermann, Berlin)
  • 1993: Rechts und dumm (Carlsen Verlag, Hamburg)
  • 1994: Links und lahm. Die Linke stirbt, doch sie ergibt sich nicht (Carlsen Verlag, Hamburg)
  • 1994: Die neue Weltordnung (Zimmermann, Berlin)
  • 1996: Das Großelternkind (ergänzt u. erweitert als "Ausgabe letzter Hand"; s.o. 1978) (Dingsda-Verlag, Querfurt)
  • 1997: Die Antworten des Herrn Z. oder Vorsicht, nur für Intellektuelle [Hrsg. von Ingrid Zwerenz und Joachim Jahns] Beigefügt ist die Dokumentation: Freunde und Feinde über Zwerenz (Dingsda-Verlag, Querfurt)
  • 1998: Unendliche Wende. Ein Streitgespräch (mit Hermann Kant) [Hrsg. von Joachim Jahns] (Dingsda-Verlag, Querfurt)
  • 1999: Die grundsätzliche Differenz. Ein Streitgespräch in Wort und Schrift (mit Sahra Wagenknecht) [Moderation des Gesprächs: Christa Gießler] (Dingsda-Verlag, Querfurt)
  • 2000: Gute Witwen weinen nicht. Exil. Lieben. Tod. Die letzten Jahre Kurt Tucholskys (Kranichsteiner Literaturverlag, Pfungstadt) (Erstausgabe 1980 unter dem Titel Eine Liebe in Schweden, s.o.)
  • 2000: Krieg im Glashaus oder Der Bundestag als Windmühle. Autobiographische Aufzeichnungen vom Abgang der Bonner Republik (Edition Ost AG, Berlin)
  • 2004: Sklavensprache und Revolte (mit Ingrid Zwerenz) (Verlag Schwartzkopff Buchwerke, Hamburg u. Berlin)

[Bearbeiten] Ehrungen

[Bearbeiten] Zitat/e

„Intellektuelle, die wissen können, was zu tun ist, es aber unterlassen, werfen ihre Würde fort und erstarren zu Fanatikern der Obrigkeit“ (Der plebejische Intellektuelle. 1972)

"Bevor die deutsche Rechte Juden ermordete, ermordete sie Sozialisten und Kommunisten. Warum wohl ?" (Die Zeit 9. April 1976)

"Die [deutsche] Linke in ihrer Denkfaulheit - analphabetisch, suhrkampkulturverklebt und politisch deformiert" (Vorwärts 22. Februar 1986)

[Bearbeiten] Weblinks

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