Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions George A. Kelly - Wikipedia

George A. Kelly

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George Alexander Kelly (* 28. April 1905 in Perth, Kansas, USA ; † 6. März 1967) war Professor für Klinische Psychologie. Er gilt als Begründer der Psychologie der persönlichen Konstrukte.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Kelly ist Sohn eines presbyterianischen Geistlichen und wächst als Einzelkind in einfachen, ländlichen Verhältnissen auf. Er studiert Mathematik und Physik und arbeitet eine Zeitlang als Luftfahrtingenieur. Später studiert Kelly an der Universität von Edinburgh Erziehungswissenschaften und promoviert über Sprach- und Leseschwierigeiten bei Kindern.

Ab 1946 hat er für nahezu 20 Jahre den Lehrstuhl für Klinische Psychologie an der Ohio State University inne und wirkt während dieser Zeit an der Aufstellung eines Lehrplans für Klinische Psychologie mit. In Ohio baut er auch eine mobile Beratungsstelle für Lehrer auf. Zugleich ist Kelly verbandspolitisch aktiv und wird in den Jahren 1956 und 1957 als Präsident der bedeutenden Abteilung für Klinische Psychologie der American Psychological Association Nachfolger von Carl Rogers.

Von 1965 an wirkt er bis zu seinem frühen Tode an der Brandeis University.

[Bearbeiten] Werk

1955 veröffentlicht Kelly sein zweibändiges, insgesamt ca. 1200 Seiten umfassendes Hauptwerk - "The Psychology of Personal Constructs", mit dem er gegen die beiden seinerzeit populärsten psychologischen Modelle - die Psychoanalyse Sigmund Freuds und den Behaviourismus Burrhus Frederic Skinners - argumentiert. Es gibt aber auch Parallelen in Kellys Grundannahmen und der Psychoanalyse Feuds, dessen Beobachtungen und klinische Beiträge er schätzt. Die Kritik gilt hauptsächlich Freuds Menschenbild als von Trieben gesteuertes Wesen. Kelly gilt als einer der ersten Vertreter des Kognitivismus. In der "Psychologie der persönlichen Konstrukte" werden durch ihn die wesentlichen Inhalte der sehr viel später vollzogenen "kognitiven Wende" in der Psychologie vorweggenommen. Diese "gewendete" Sicht auf den Menschen prägt bis heute die aktuellen psychologischen Theorien und Modelle.

[Bearbeiten] Kellys Konstrukttheorie

Kellys Konstrukttheorie bildet den Kern seines Menschenbildes. "Der Mensch ist ein Wissenschaftler", der sich seine Welt "konstruiert". Ein Konstrukt ist eine Art und Weise, Erfahrungen zu deuten, zu bewerten und einzuordnen. Man stellt fest, dass sich einige Erfahrungen wiederholen. Durch Zurordnung von Ähnlichkeiten und Gegesätzen wird der Erfahrungsschatz strukturiert.

Konstrukte werden einerseits durch Begriffe gebildet, die ihren Inhalt wechselseitig bestimmen. Zu einem vollständigen Konstrukt gehören mindestens drei Elemente, zwei davon bezeichnen eine Ähnlichkeit, das dritte das Gegenteil, z.B. "fleißig"-"zielstrebig"-"faul". Der Inhalt eines Wortes wie "fleißig" wird nicht als fix angesehen, er ändert sich z.B. in dem Konstrukt "fleißig"-"rastlos"-"gelassen". "Wenn du nicht weißt, was in einer Person vorgeht, dann frage sie, sie wird es dir erzählen" [zit. in Pervin].

Konstrukte können andererseits auch durch Begriffe mit komplexerem Inhalt gebildet werden, z.B. "wie mein Vater"-"wie mein Lehrer"-"wie mein Chef". Das Wort Konstrukt ist darüber hinaus im erweiterten Sinne des englischen Wortes zu verstehen: construct of ideas – ein Gedankengebäude. Das Verhalten des Menschen ist abhängig davon, wie er sich seine Welt konstruiert hat. Ein Anspruch auf eine absolute Wahrheit wird dabei nicht erhoben.

Kelly unterscheidet verbale und präverbale Konstrukte. Letztere würden von Freudianern als Unbewusstes bezeichnet werden. Er nimmt an, das sie vor der Spracherlernung angeeignet werden und wirksam werden, auch wenn eine Person sie nicht in Worte fassen kann.

Ein Konstrukt hat eine begrenzte Bandbreite der Zweckmäßigkeit und ist nur für bestimmte Situationen gültig.

Konstrukte, die nur mit weitreichenden Konsequenzen für das übrige Konstruktsystem verändert werden können, nennt Kelly Kernkonstrukte. Dem gegenüber können periphere Konstrukte ohne größere Anpassung der Kernstruktur verändert werden. Innerhalb des Konstruktsystems gibt es über- und untergeordnete Konstrukte, die hierarchisch voneinander abhängen.

Im Allgemeinen strebt das System nach Unwidersprüchlichkeit (Konsistenz). Da die Konstrukte in Verbindung stehen, resultiert das Verhalten einer Person eher aus dem gesamten Konstruktsystem, als nur aus einem einzelnen Konstrukt. Veränderungen eines Teilkonstruktes wirken sich mehr oder weniger auf das gesamte System aus. Konstruktsysteme unterscheiden sich in ihrer Komplexität bzw. Einfachheit.

Der Mensch ist bestrebt, sein Konstruktsystem zu erweitern und dessen Zweckmäßigkeit zu erhöhen, mit dem Ziel, zukünftige Ereignisse gedanklich besser vorwegnehmen zu können, um sich angemessen zu verhalten. Neue Erfahrungen bringen neue Konstrukte, die in das System aufgenommen werden. Die Komplexität des Systems steigt an. Dabei versucht der Mensch der Langenweile der Wiederholung und dem Fatalismus des Unvermeidlichen zu entgehen: Er experimentiert, das heißt er stellt unter Umständen seine eigenen Konstrukte absichtlich in Frage.

Es kommt darauf an, dass das Konstruktsystem weder zu flexibel noch zu unflexibel ist. Wird das System auf Grund von neuen Erfahrungen zu schnell umgestoßen ("zu durchlässig"), ist das Verhalten labil. Können dagegen dem System widersprechende Erfahrungen die Konstrukte nur schwer ändern ("zu undurchlässig"), kann dies zu unangemessenem Starrsinn führen. Zu stark verfestigte oder zu lockere Erwartungen schränken die Effizienz des Konstruktsystems ein. Schließlich können auch zu starke Ausdehnung oder Einengung bei der Organisation des Konstruktsystemes zu Störungen führen. Schizophrene haben – so Kelly – keinen Mangel an Konstrukten, aber was für welche!

Selbstmord sei der Versuch, die Bedrohnung für das Konstruktsystem zu reduzieren. Man entflieht der Gewissheit, dass das Konstruktsystem nicht mehr gültig ist oder der Unsicherheit, ob es noch gültig ist.

Feindseligkeit wird dadurch erklärt, das der Mensch versucht, statt sein Konstuktsystem an die Wirklichkeit anzupassen, die Wirklichkeit an sein Konstruktsystem anzupassen um dessen Gültigkeit zu erzwingen.

In der Therapie werden neue Konstrukte durch Rollenspiel erlernt. Man verhält sich, "als ob". (Kellys Theorie ist in diesem Punkt stark von der Philosophie Hans Vaihingers inspiriert). Die Ursache von beispielsweise Workoholismus kann ein falsches Konstrukt für "fleißig" sein. Die Heilung bestünde dann darin, den Workoholiker ein neues Konstrukt lernen zu lassen und sich dementsprechend zu verhalten. Kelly interessiert sich dabei im Gegensatz zur Psychoanalyse nicht so sehr für die Ursache oder die Geschichte der Konstrukte im Menschen. Er ermutigt ihn vielmehr, neue Konstrukte auszuprobieren und zu beobachten, was passiert, um sein Konstruktsystem zu korrigieren – wie ein Wissenschaftler.

Kelly geht davon aus, dass der Mensch von Grund auf aktiv ist. Der Begriff der Motivation ist in der Konstrukttheorie überflüssig. Der Mensch braucht keine äußeren Anstöße ohne die er inaktiv wäre. "Stattdessen kommt der Mensch frisch in die psychologische Welt, lebendig und kämpferisch". [Pervin]

[Bearbeiten] Literatur

  • George A. Kelly: The psychology of personal constructs. Vol. I, II. Norton, New York, 1955. (2nd printing: 1991, Routledge, London, New York)
  • George A. Kelly: Die Psychologie der persönlichen Konstrukte. Junfermann-Verlag, Paderborn 1986 (etwas holprige Übersetzung der ersten drei Kapitel des Hauptwerks ins Deutsche).
  • Lawrence A. Pervin: Persönlichkeitstheorien, München 2000, darin 40 Seiten über Kellys Auffassungen, Vergleiche mit anderen Theorien und eine Berwertung.

[Bearbeiten] Weblinks

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