Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Generation Praktikum - Wikipedia

Generation Praktikum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf bitte mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.
Generation Praktikum vor dem Brandenburger Tor in Berlin – 1. April 2006
vergrößern
Generation Praktikum vor dem Brandenburger Tor in Berlin – 1. April 2006

Generation Praktikum (oder Generation Prekär) bedeutet:

  • viele junge Akademiker finden anstatt einer festen Anstellung nur ein Praktikum nach dem anderen; d.h.:
  • Unternehmen missbrauchen die hochqualifizierten Praktikanten und Hospitanten, beschäftigen sie unter- oder zu schätzungsweise 70 Prozent sogar unbezahlt, ohne entsprechende Stellen für reguläre Angestellte einzurichten.

Zum ersten Mal hatte der ZEIT-Autor Matthias Stolz Anfang 2005 einen ZEIT-Titel[1] so überschrieben [2]: "Generation Praktikum" - an ältere Begriffe wie Generation Golf oder Generation X angelehnt. (Die stehen auch für lebensprägende Trends einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht junger Leute und weniger für die gesamte Generation, der sie überwiegend angehören.)

Verminderte Chancen für den Berufseinstieg von in den siebziger Jahren geborenen Akademikern zumal bestimmter Richtungen (in einigen Fächern wie Soziologie waren das längst Trends) gelten mittlerweile für viele. Bezogen auf die ganze Generation sind sie zwar eine Minderheit[3] [4]), andererseits können sich junge Leute anderer gesellschaftlicher Schichten und auch anderer Generationen mit dem in sogenannter Eigendynamik geradezu positiv gefärbten Begriff identifizieren (BMFSFJ, S. 34).[5] [6]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Job

(Junge) Akademiker definieren ihre Identität nach wie vor weitgehend über den eigenen Beruf [3]. Sie haben die Ideale des Elternhauses der vorigen Generation aus der Zeit des Wohlstands in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahre und eine feste Anstellung als Voraussetzung eines gefestigten Lebens vor Augen[7]. Mit weiterer Verschlechterung des deutschen Arbeitsmarkts Ende der 1990er Jahre verschärften sich die Bedingungen eines beruflichen Einstiegs auch für sehr viele Akademiker[8]. Die Erwartungen von Eltern und Großeltern blieben unverändert[4].

Gefangen zwischen ihrer Idealvorstellung von Job und der vorgefundenen Realität der finanziellen Not und der unsicheren bezahlten Tätigkeit fehlt ein Freiraum, eine eigene Identität/das eigene Ich jenseits von Arbeit[3] zu entfalten. Damit unterscheiden sich die Kinder wesentlich von der Generation der in Wohlstandszeiten geprägten Eltern: Die sehen die Schwierigkeiten ihrer Kinder, Anschluss an die Berufswelt zu finden, als Scheitern[2]. Sie reagieren mit Scham und finanzieller Zuwendung (DGB-Jugend, S. 9)[9].

Aufzeichnungen über das Ausmaß dieser Veränderungen fehlen. Viele Hochschulabgänger der Sozial-und Geisteswissenschaften befinden sich schon lange in einer prekären Lage. Hinzu kamen in der Generation Praktikum beispielsweise Architekten etc.; bei (bestimmten) Ingenieuren erfolgt indes zu rund 90 Prozent gleich nach dem Studium eine reguläre Festanstellung[10].

[Bearbeiten] Hochschule

Struktur der sozialen Herkunft Studierender im Vergleich zu ihrer Altersgruppe
vergrößern
Struktur der sozialen Herkunft Studierender im Vergleich zu ihrer Altersgruppe

Seit Ende der 1990er Jahre nimmt die Verweildauer der Studierenden an Hochschulen zu. Es gibt längst die Theorie einer prolongierten Adoleszenzphase, sie schütze möglichst lange vor der Realität des Erwachsenenlebens und des entscheidend verursachenden, schlechten Arbeitsmarkts. Das setze Schulzeit fort. Die habe zu wenig auf das Leben als Erwachsene vorbereitet und auch nicht auf den Alltag an der Hochschule. Erst das Abitur stelle unvorbereitet vor die erste wichtige Wahl auf dem Lebensweg. Dieses Hinauszögern setze sich im Studium fort.

Weniger als die Hälfte der Studenten scheitert Studien zufolge bereits am ersten Studienjahr oder wechselt die Studienrichtung. Dabei diene das erste Jahr der weiteren Auslese. Diese Theorie erklärt die Gestaltung des Bildungswegs durch die Universitäten als eine Reaktion auf die Defizite des Gymnasiums. Als Ergebnis mangelhafter Vorbereitung scheiden vier von zehn aus dem ursprünglich gewählten Fach aus. Jeder Vierte bricht das Studium endgültig ab.

Eventuelle Wartezeiten auf einen Studienplatz überbrücken bildende Maßnahmen, auch die Wehrpflicht und der Zivildienst für Männer. Eine Minderheit absolviert schon in dieser Phase Praktika. In einigen Fällen werden sie zur beruflichen Orientierung genutzt. Auch das bietet angeblich nur einen Schutzraum. Natürlich sind lange Studienzeiten oft Folge der Furcht vor dem Fehlen passender Stellen (gerade auch) im nicht-universitären Bereich.

[Bearbeiten] Gewerkschaften

Wie eine vorläufige Studie der DGB-Jugend belegt, planen Arbeitgeber Praktika von Hochschulabsolventen häufig fest ein (DGB-Jugend, S. 10)[9]. In solchen Grenzfällen missachten sie gesetzliche Bestimmungen[11][12] und die festgelegte Abgrenzung zwischen einem Arbeitsverhältnis und einem Praktikum. Grob unangemessen niedrige Vergütungen sind Ausbeutung, Mißbrauch bzw. Selbstausbeutung, Ehrenamt.

Aufzeichnungen über die Zahl der Praktika in der Bundesrepublik fehlen. In seiner Schätzung[13] geht der DGB jedoch von bundesweit etwa 400.000 Praktika-Absolventen aus. Trotz der angeblichen, unbefriedigenden Situation von "Dauerpraktikanten" sind bislang nur wenige Entscheidungen[14][15] von Arbeitsgerichten bekannt, in denen Praktikanten, deren Arbeitskraft langfristig nicht angemessen vergütet wird, für ihre Arbeitnehmerrechte eintraten. In der Klageschrift wird dabei eine Nachzahlung des Arbeitslohns sowie ein nachträgliches Arbeitszeugnis zum Gegenstand gemacht und als Grund der Klage das Bestehen eines Arbeitsverhältnisses genannt. Erkennt das Gericht auf Lohnwucher[12], gilt der geschlossene Praktikumsvertrag als nichtig. Es gibt keine Aufzeichnungen über Fälle von außergerichtlicher Einigung. Erstmals wurde 2004 ein Verein gegründet, der die Interessen von Praktikanten vertritt.

Die DGB-Jugend und der Verein Fair Work haben eine Petition beim Bundestag eingereicht, die vorsieht, dass Praktika und ähnliche Lernverhältnisse per Gesetz eindeutig von Arbeitsverhältnissen abgegrenzt werden müssen, damit diese keine regulären Stellen ersetzen. Außerdem sollen Praktika zukünftig auf drei Monate begrenzt und mit mindestens 300 Euro pro Monat vergütet werden. Die Petition kann online unterzeichnet werden (Linke siehe unten). Die Frist für die Unterzeichung läuft bis zum 9. Januar 2007.

[Bearbeiten] Lebensumstände

[Stub in Bearb. QS] Die Motive dieser jungen Menschen sind unterschiedlich. Sie reichen von reiner Not, Anschluss an die Arbeitswelt zu finden, bis hin zu Unbedachtheit, da häufig die Familie im guten Glauben ihren Lebensstil und damit ihre erbrachte Arbeitsleistung mitfinanziert. Es kommt jedoch auch vor, dass Betroffene ihre Tätigkeit im Praktikum durch Nebenjobs mitfinanzieren. Dieser Prozess schleicht sich mittlerweile selbst in die Welt von Akademikern mit Berufserfahrung ein.

[Stub in Bearb. QS] Die Quelle der hier dargelegten Informationen sind häufig im Web zu findende Berichte Betroffener. Das Problem ist in dem Ausmaß neu; bislang fehlen in der Bundesrepublik empirische Daten. Auch der verursachte wirtschaftliche Schaden ist noch unbeziffert.

[Bearbeiten] Wirtschaft

[Stub in Bearb. QS] Die Folgen für die Wirtschaft lassen sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur erahnen(q). Das Preisdumping von Waren und Dienstleistungen, deren Mehrwert qualifizierte aber unbezahlte oder unterbezahlte Arbeit von Praktikanten schafft, ist unfairer Wettbewerb auf dem deutschen Markt für Unternehmen(q). Die denkbaren Folgen sind Zwang zur Nachahmung, Lohndumping oder Outsourcing ins Ausland(q). Deshalb liegt es ebenfalls im Interesse von Unternehmern, Praktika im Sinne von prekären Beschäftigungsverhältnissen abzuschaffen. (q) Die Problematik des Ehrenamts grenzt an.

Arbeitgeber rechtfertigen eine inflationäre Einstellung von Praktikanten häufig(q) mit einem inflexiblen Arbeitsmarkt. Die Bestimmungen des Kündigungsschutzes verhinderten, dass Unternehmen kurzfristig bei Bedarf Arbeitskräfte einstellen und nach einiger Zeit wieder entlassen könnten. Bei Praktikanten sei dies möglich. Absolventen setzen dem jedoch entgegegen[1][16], die Argumentation verschweige, dass befristete Arbeitsverträge gesetzlich erlaubt sind.

[Bearbeiten] Kritik

Eine häufig geübte Kritik(q) am Schlagwort „Generation Praktikum“: verlässlichen Daten fehlen. Alle bisher im Rahmen des Absolventenpanels vom Hochschul-Informations-System (GmbH) veröffentlichten Studien[1][2] zeigen keinen signifikanten Anstieg von Praktika von Hochschulabsolventen vor dem Berufseinstieg.

Auffällig konstant ist auch die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Praktika, die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet sind. Obwohl dies keine Rückschlüsse auf die Zahl der Praktikanten zu lässt, die ein Hochschulstudium absolviert haben, auf der Suche nach einer typischen Festanstellung sind, aber stattdessen inadäquat und unterwertig als Praktikant beschäftigt werden.

Umwege beim Einstieg in das Berufsleben betreffen nur sehr spezifische Gruppen von jungen Akademikern. Dies sind gleichzeitig die Gruppen, die überdurchschnittlich häufig im Bereich der Medien beschäftigt sind (Geistes- und Sozialwissenschaftler). Die Medien nehmen die Situation des Umfelds ihrer eigenen Mitarbeiter selektiv wahr und verstärken diese Wahrnehmung nach Außen.

Unternehmen haben, ähnlich wie bei Ausbildungsplätzen, auch mit Praktikanten hohe Risiken und Kosten (z. B. für die Einarbeitung) (q). (q), Praktikanten können so gesehen keine hochqualifizierten Arbeitsplätze verhindern. Markteffekte wären jedoch(q): In Berufen, in denen Erfahrung eine wichtige Rolle spielt, werden Praktika vermieden. Wo nur geringe Einarbeitungszeiten anstehen, nimmt man trotzdem Praktikanten.

Gerade Gewerkschaften kritisieren die Generation Praktikum, werden selbst jedoch dafür kritisiert(q), zur Manifestierung eines unflexiblen Arbeitsmarktes beigetragen zu haben und dadurch für die Generation Praktikum mitverantwortlich zu sein.

[Bearbeiten] Kritik des Begriffs

Ebenfalls bedarf(q) die Art und Weise, wie der Begriff bislang in den Medien gebraucht wird, einer kritischen Analyse. In den meisten Fällen(q) werden Dauerpraktika und Ausbeutung von Absolventen zum Thema gemacht und Betroffene zu einer neuen Klasse hochqualifizierten Prekariats hinzugezählt. Diese Betrachtungsweise ist jedoch nur eine mögliche Perspektive auf das Thema. Feststeht(q), dass ein Praktikum Geld kostet, das in dieser Zeit für den Lebensunterhalt benötigt wird. Das bedeutet jedoch, dass diese Art der Benachteiligung nur diejenigen treffen kann, die sich das leisten können. Man kann(q) also Praktika als freiwillige Investition Betroffener in deren Weiterbildung sehen, bzw. als einen gehobenen Lebensstil, der ihnen erst ermöglicht, ohne gleich nach ihrem Abschluss die mit einem Beruf einhergehende Verantwortung zu übernehmen, die Arbeitswelt für sich zu ergründen. Das Bundesfamilienministerium bezeichnet eine solche Einstellung als die Verinnerlichung der Flexibilität und der neuen Anforderungen am Arbeitsmarkt bei den jungen Erwachsenen. Diese Entwicklung sei als positiv zu werten. Das Ministerium sieht hier jedoch das Problem einer Chancenungleichheit. Sie treffe diejenigen, die sich aus finanziellen Gründen solche Maßnahmen zur Förderung des beruflichen Einstiegs nicht erlauben können.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b Matthias Stolz: Generation Praktikum, Begriffschöpfung, Die Zeit, 31. März 2005
  2. a b Christoph Koch: Kein Praktikanten-Klassensprecher, Interview mit Matthias Stolz, Süddeutsche Zeitung, 31. Januar 2006
  3. a b c Steffen Kraft: Mehr Mut, mehr Wut, Süddeutsche Zeitung, 02. Mai 2006
  4. a b Claudia Klemp: "Der Praktikant ersetzt drei Mitarbeiter mit Pensionsanspruch", live-PR.com, 18. Mai 2006
  5. BMFSFJ: Junge Menschen heute - aktiv und verantwortungsvoll, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (PDF), November/Dezember 2002
  6. Ric Graf: "Wir Jungen sind zu vernünftig", taz, 29. Mai 2006
  7. Ostrakosmos: Die Generation „Quarterlife-Crisis“, NEON Magazin, 05. Oktober 2005
  8. nk: Berufseinstieg mit Hürden, Pressemeldung, Die Zeit, 26. Juni 2003
  9. a b DGB-Jugend: Praktika von Hochschulabsolventen, Februar 2006
  10. Stefan von Borstel, Joachim Peter: Die Angst der Generation Praktikum, Die Welt, 21. März 2006
  11. Bundesarbeitsgericht: Urteil AZ: 6 AZR 564/01, Orchesterpraktikantin, 13. März 2003
  12. a b BGB: BGB § 138 II, Wucher, Sittenwidriges Rechtsgeschäft, Fassung vom 02. Januar 2002
  13. rpo: Generation Praktikum, Zahl der Praktika-Absolventen, 21. November 2005
  14. Hessisches Landesarbeitsgericht: Urteil AZ: 3 Sa 1818/99, Vergütung in einem Praktikantenverhältnis, 25. Januar 2001
  15. ZDFheute.de: "Generation Praktikum" rüstet zum Gegenschlag, 02. Mai 2005
  16. meredith-haaf: Petition fordert Festanstellung für Praktikanten mit Uniabschluss, Süddeutsche Zeitung, 23. Mai 2006

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -