Gemeinwirtschaft
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gemeinwirtschaft bezeichnet die Gesamtheit aller Wirtschaftsformen, bei denen nicht das private Gewinnstreben, sondern das Wohl einer übergeordneten Gesamtheit (Gemeinwohl) im Vordergrund steht. Teilweise werden darunter auch alle Betriebe in öffentlicher Hand verstanden.
Schon in vorgeschichtlichen Zeiten wurden lebensnotwendige Güter, vor allem das Wasser, gemeinschaftlich betreut und genutzt. Auch das gemeinsame Jagen und Fischen, sowie die gerechte Verteilung der Beute gelten als frühe Ausprägungen der Gemeinwirtschaft. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft wurde das Münzwesen zu einem bestimmenden Faktor, der gemeinwirtschaftlich geregelt wurde.
Die Gründung von Städten erhöhte den Bedarf an gemeinwirtschaftlichen Einrichtungen. Neben der Wasser- und Lebensmittelversorgung (Märkte und Lagerräume) mussten auch öffentliche Bauvorhaben umgesetzt werden. Bald entstanden auch staatliche Monopole, wie das Salzregal.
Im 19. Jahrhundert führten die negativen Erfahrungen mit privaten Anbietern zu Verstaatlichungen bzw. Kommunalisierungen von Infrastruktureinrichtungen wie Post, Eisenbahn, Telefon, Elektrizitäts- und Gaswerken. Das Genossenschaftswesen erlebte einen Aufschwung.
Im 20. Jahrhundert wurden, im Zuge der sozialistischen Idee, immer mehr produzierende Betriebe, aber auch Banken und Verlage verstaatlicht bzw. von öffentlicher Hand gegründet. „Richtige Staatswirtschaft ist die beste Hilfe für die wahre Privatwirtschaft“ (Karl Renner). Gegen Ende dieses Jahrhunderts kam es im Zuge der neoliberalen Wirtschaftspolitik jedoch zu einer Trendumkehr. Vermehrt werden nun staatliche Betriebe privatisíert, „Mehr privat, weniger Staat!“ lautet das momentane Motto. Gegen diese Bestrebungen mehren sich allerdings Proteste, da selbst Einrichtungen zur Sicherung der Grundbedürfnisse, beispielsweise die Wasserversorgung, dem Verkauf angedacht sind.
[Bearbeiten] IFIG/CIRIEC
1947 gründete Edgar Milhaud in Genf das Internationale Forschungs- und Informationszentrum für Gemeinwesen (Centre international de recherches et d'information sur l'économie collective). 1957 wurde das Hauptquartier nach Lüttich verschoben. Nach dem Tod von Professor Milhaud im Jahre 1964 wurden Paul Lambert, 1977 Guy Quaden und seit 1990 Bernard Thiry Präsident des CIRIEC.
CIRIEC ist Herausgeber der Zeitschrift Annalen der Gemeinwirtschaft, die in deutscher, englischer und französischer Sprache erscheint. Alle zwei Jahre findet ein internationaler Kongress der Gemeinwirtschaft statt.
[Bearbeiten] Siehe auch
Wichard von Moellendorff (Ingenieur und Wirtschaftspolitiker)