Gemeiner Wacholder
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gemeiner Wacholder | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||||
|
||||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Juniperus communis | ||||||||||||||
L. |
Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) gehört zur Gattung Wacholder, aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Volksnamen
Quickholder, Reckholder, Kranawitterstrauch, Krammetsbaum, Kaddig, ranabit, Kranewitt, Kronabit, Machandel, Machandelboom, Jochandel, Räucherstrauch, Wachandel, Wachtelbeerstrauch, Feuerbaum
[Bearbeiten] Geschichtliches
Bereits bei den Germanen war die Pflanze hochangesehen. Wer einen Wacholder mutwillig abschlug, wurde gehangen. Und noch im Mittelalter stand er so hoch im Ansehen, daß man in manchen Gegenden den Hut zog, wenn man an einem Wacholderstrauch vorbeikam. An den Weihnachtstagen wurden Zweige über die Stalltüren geheftet, um Druden und Hexen fernzuhalten.
Der Gemeine Wacholder war der Baum des Jahres 2002.
[Bearbeiten] Beschreibung
Der Gemeine Wacholder wächst strauchförmig oder als kleiner bis 12 Meter hoher Baum. Maximal wird eine Höhe von 18,5 Meter und ein Durchmesser von 0,9 Meter erreicht. Er kann bis zu 600 Jahre alt werden. Der Stamm besitzt eine grau- bis rotbraune Borke und es wird ein tiefreichendes Wurzelsystem ausgebildet. Der Wacholder bildet in der Regel eine schmale kegelförmig bis ovale Krone. Die 1 - 2 Zentimeter langen Nadeln sind in dreizähligen Quirlen angeordnet und stechend spitz. Ihre Oberseite weisen helle Stomatastreifen auf. Der Wacholder ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Männliche Exemplare kann man zur Blütezeit von April bis Juni gut an den gelblichen Blüten erkennen. An den weiblichen Individuen reifen im August bis Oktober des zweiten Jahres nach der Bestäubung aus drei Samenschuppen die Wacholder"beeren". Diese werden von Vögeln verbreitet. Neben der aufrecht wachsenden Form (J. communis var. communis) gibt es den Zwerg- oder Bergwacholder (J. communis var. montana). Dieser wächst als niederliegend am Boden kriechender Strauch und kommt im Gebirge vor (im Kanton Wallis bis 3750 Meter NN).
[Bearbeiten] Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet des Gemeinen Wacholders erstreckt sich von Nordamerika über Südgrönland, Europa, Nordafrika bis nach Ostasien (Holarktis). Er hat damit von den Nadelbäumen die größte Ausbreitung. Gegenüber anderen Gehölzen ist der Gemeine Wacholder sehr konkurrenzschwach, so dass er auf trockene, sandige, steinige Standorte oder Moorflächen verdrängt wird. Die Bestände in Deutschland sind meist sekundär durch Weidenutzung entstanden, da der Wacholder vom Vieh nicht verbissen wird (z.B. Lüneburger Heide oder Schwäbische Alb).
[Bearbeiten] Systematik
Vom Gemeinen Wacholder (J. communis) gibt es sechs Varietäten:
- J. communis var. communis)
- Alpen-Wacholder (J. communis var. montana) (Syn.:J. communis subsp. alpina), auch Zwerg-Wacholder genannt.
- J. communis var. depressa
- J. communis var. hemisphaerica
- J. communis var. megistocarpa
- J. communis var. oblonga
[Bearbeiten] Nutzung
Der Gemeine Wacholder ist ein Kernholzbaum. Der relativ breite Splint weist eine helle gelbliche Farbe auf. Das Kernholz ist rötlichbraun gefärbt. Die mittlere Rohdichte beträgt 0,55 g/cm³. Das Holz ist im hohen Maße witterungsresistent und verströmt einen angenehmen Duft. Da es meist nur in geringen Dimensionen vorliegt, wird es zur Herstellung von Kleinmöbeln, zum Drechseln und Schnitzen verwendet.
[Bearbeiten] Küche
Wacholderbeeren enthalten etwa 30% Zucker und 0,5 bis 2,5 % ätherische Öle. In Saucen und Marinaden, in Sauerkraut und bei Wildgerichten sind sie unentbehrlich. Vergärt und destilliert ergeben sie berühmte Wacholderschnäpse wie Steinhäger, Gin oder Genever mit markanten Geschmack.
[Bearbeiten] Heilkunde
In der alten Heilkunde räucherte man die Zimmer von Pestkranken mit Wacholder aus. Man verwendete Wacholder bei Grippe, Magen-, Darm und Leberbeschwerden, ferner bei Melancholie.
In der modernen Pflanzenheilkunde werden Wacholderbeeren noch bei magenstärkenden Mitteln verwendet und als Zusatz von Bädern und Einreibungen bei Rheumatismus gebraucht.
[Bearbeiten] Siehe auch
Commons: Juniperus communis – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Literatur
- Olaf Schmidt (Red.): et al.: Beiträge zum Wacholder. Berichte aus der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Nr. 41. Herausgegeben von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). LWF, Freising 2003
- Gerd Haerkötter, Marlene Haerkötter: Rund um den Wacholder. Kochen - Heilen - Zauberei, Buch 6. Eichborn, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-8218-1305-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationszentrale gegen Vergiftungen der Uni Bonn über Wacholder
- Wacholder als Gewürz
- Juniperus communis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. eingestellt von: Conifer Specialist Group, 1998. Version vom 12. Mai 2006
Kategorien: Nacktsamer | Gewürzpflanze | Heilpflanze | Gewürz | Baum