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Funktionsmeistersystem

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Das Funktionsmeistersystem geht auf den amerikanischen Ingenieur und Begründer des Scientific Management Frederick Winslow Taylor zurück. In diesem Leitungssystem manifestiert sich die Trennung von Hand- und Kopfarbeit. Anstelle eines Universalmeisters gibt es mehrere spezialisierte Funktionsmeister, die den Arbeitern jeweils auf ihrem Spezialgebiet Weisungen erteilen, was zu einer Mehrfachunterstellung der Arbeiter führt. Das Mehrliniensystem als eine idealtypische Grundform eines Leitungssystems, findet seinen Ursprung in Taylors Funktionsmeistersystem.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale

Aufgrund der Problemlage der USIndustrie Anfang des 20. Jahrhunderts bestand Taylors Bestreben darin, ein Leitungssystem zu schaffen, das eine Umgestaltung und Optimierung der industriellen Produktions- und Arbeitsprozesse ermöglichte.

Im ersten Schritt analysierte Taylor alle bestehenden Arbeitsprozesse. Der Kern dieser Analyse und damit der Umgestaltung war erstens das Erstellen von Zeitstudien mit Hilfe einer Stoppuhr, zweitens die Zerlegung der Arbeitsprozesse in einzelne Handlungs- und Griffelemente und letztlich die Neukombination dieser Handlungselemente. Im Rahmen dieser Zeitstudien unterteilte er beispielsweise die Arbeit in einfache Elementarbewegungen. Taylor war somit in der Lage, überflüssige Bewegungen zu ermitteln und diese auszuschalten. Des Weiteren wurden dadurch Einarbeitungs- und Erholungszeiten exakt kalkulierbar.

Die Vorbereitung der Arbeit fand in einem zentralen Arbeitsbüro statt, in dem spezialisierte Beamte wesentliche Funktionen der früheren Werkstattmeister übernahmen. Zu nennen wären der Arbeitsverteiler, der Unterweisungsmeister und der Zeit- und Kostenbeamte. Ergänzt wurde das Arbeitsbüro durch Funktionsmeister, wie dem Aufsichtsbeamten, dem Vorrichtungsmeister, dem Geschwindigkeitsmeister, dem Prüfmeister und dem Instandhaltungsmeister, die direkt in der Werkstatt tätig waren und dafür Sorge zu tragen hatten, dass die Anleitungen durch die Arbeiter ausgeführt wurden.

Der wesentliche Unterschied im Vergleich zu den vorherigen Leitungssystemen mit einem Werkstattmeister, der für alles zuständig war, bestand in einer Spezialisierung der Leitungsfunktionen, jeder der acht Funktionsmeister war für eine bestimmte Funktion innerhalb des Betriebes zuständig und darauf spezialisiert. Dieses Prinzip bewirkte eine Mehrfachunterstellung der Mitarbeiter, es wird auch als das Prinzip des kürzesten Weges (Lit.: Schulte-Zurhausen) bezeichnet, da die Mitarbeiter bei Auftauchen eines Problems nicht den starren Weg des Einliniensystem einhalten mussten, sondern sich direkt an den zuständigen Spezialisten wenden konnten.

[Bearbeiten] Vorteile

Die Vorteile des Funktionsmeistersystems liegen zum einen darin, dass die Funktionsmeister auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert sind, was eine Leistungssteigerung bewirkt, zum anderen in der Möglichkeit, anstelle hochqualifizierter Allrounder „angelernte Spezialisten“ in Führungspositionen einzusetzen (Lit.: Grün). Ein weiterer Vorteil besteht in der Flexibilisierung der vertikalen Beziehungen, d.h. die Mehrfachunterstellungen bewirken u.a. kürzere Informationswege.

[Bearbeiten] Nachteile

Als Nachteile dieses Systems gelten die Probleme der Abgrenzung von Zuständigkeiten - die Mitarbeiter wissen z. T. nicht, an welchen Vorgesetzten sie sich zu wenden haben -, die Gefahr von Kompetenzkonflikten zwischen den Vorgesetzten, der große Bedarf an Leitungskräften, der große Abstimmungs- und Kommunikationsbedarf, die Schwierigkeit der Fehlerzurechnung sowie die Entfremdung in den Vorgesetzten – Mitarbeiter - Beziehungen.

[Bearbeiten] Anwendungsgebiete

Obwohl die menschliche Arbeit Anfang des Jahrhunderts in den USA einen Engpassfaktor darstellte, war die Verbreitung des Funktionsmeistersystems in der Industrie dennoch gering. Wurde das System angewandt, dann nur in modifizierter Form.

Gründe dafür waren unter anderem der hohe Aufwand, den die Reorganisation der Betriebe erforderte, der Machtverlust der Unternehmer durch den Einsatz der Arbeitsbüros und die Angst vor Arbeiter- und Gewerkschaftsprotesten. Zusätzlich war das Funktionsmeistersystem nur für große Betriebe mit Serienfertigung geeignet. Auch in Deutschland fand das System Taylors nur eine geringe Verbreitung in der Industrie.

Mit dem Beginn der Massenproduktion allerdings fanden Taylors Grundsätze Einzug in viele Industriebetriebe und sind dort heute noch ein wichtiger Bestandteil des Produktionsalltags. Henry Ford beispielsweise, der die Fließbandfertigung in der Automobilproduktion einsetzte, machte sich Taylors Erkenntnisse zu Nutze.

Generell lässt sich aber feststellen, dass sich das Mehrliniensystem in seiner idealtypischen Ausprägung in der Praxis nicht bewährt hat, allerdings in abgeschwächter Form noch heute Gültigkeit besitzt (Lit.: Grün). Moderne Organisationsformen, wie z.B. die Matrixorganisation, lassen dies erkennen. Hier erhält eine untergeordnete Stelle von zwei übergeordneten Stellen Anweisungen, wobei die eine Leitungsdimension funktionsorientiert ist während die andere objektorientiert ist. Es handelt sich um ein spezielles Mehrliniensystem. Unbestritten durchgesetzt hat sich die Trennung von geistig vorbereitender Arbeit und praktisch ausführender Arbeit.

Abschließend ist zu sagen, dass das Funktionsmeistersystem, trotz seiner geringen Bedeutung in der Praxis, dennoch ein wichtiges Gestaltungskonzept ist. Seine Auswirkungen sind bis heute zu spüren, insbesondere was die Spezialisierung der Vorgesetztenfunktionen und die Flexibilisierung der vertikalen Beziehungen innerhalb eines Unternehmens angeht.

[Bearbeiten] Literatur

  • Manfred Schulte-Zurhausen: Organisation. 3. Auflage. Vahlen, München 2002, ISBN 3-800-62825-2
  • O. Grün: Organisation. In : F. Scheuch (Hrsg.): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Service-Fachverlag, Wien 1990, ISBN 3-85428-170-6
  • G. Schreyögg: Organisation. 3. Auflage. Gabler Verlag, Wiesbaden 1991, ISBN 3-409-37729-8
  • A. Kieser (Hrsg.): Organisationstheorien. 4. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016998-X
  • F.B. Copley: Frederick W. Taylor. Routledge/Troemmes Press, London 1993

[Bearbeiten] Weblinks

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