Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Fritz Fischer (Historiker) - Wikipedia

Fritz Fischer (Historiker)

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Fritz Fischer (* 5. März 1908 in Ludwigsstadt; † 1. Dezember 1999 in Hamburg) war ein deutscher Historiker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Fischer studierte in Erlangen und Berlin evangelische Theologie, Geschichte, Philosophie und Pädagogik. Sein Studium beendete er 1937 mit seiner Dissertation mit dem Titel Moritz August von Bethmann Hollweg und der Protestantismus.

Bereits in den frühen Jahren der Weimarer Republik engagierte sich Fischer in der völkischen Jugendbewegung, wo er Mitglied eines rechtsradikalen Freikorps, dem Bund Oberland, war. 1933 trat er der SA bei, 1937 der NSDAP. Im Jahr 1939 begann er seinen Militärdienst. Gegen Ende des Krieges bis 1946 befand er sich in Kriegsgefangenschaft.

1948 trat er seine schon 1942 bewilligte Stelle als Extraordinarius in Hamburg an, die er bis zu seiner Emeritierung 1973 behielt. Im Alter von 91 Jahren starb Fritz Fischer am 1. Dezember 1999 in Hamburg. Fischers Privatbibliothek befindet sich heute an der Universität Rostock.

[Bearbeiten] Kontroverse

Mit seinem 1961 erschienenen Buch Griff nach der Weltmacht löste er mit der nach ihm benannten Fischer-Kontroverse die wohl wichtigste historiographische Debatte der westdeutschen Nachkriegszeit aus. Das Buch erlebte in den folgenden drei Jahren zwei weitere Auflagen und wurde damit zu einem Bestseller. Obwohl sein Werk die gesamte Zeit des Ersten Weltkrieges behandelte, waren es vor allem die ersten beiden Kapitel, über die die Kontroverse letztendlich geführt wurde. Hierin behandelte Fischer vor allem die Julikrise und den Kriegsausbruch von 1914.

Fischer vertrat - im Gegensatz zur eher apologetischen zeitgenössischen deutschen Forschungsdiskussion - die These, dass der Erste Weltkrieg durch die imperialistischen Weltmachtsbestrebungen des Deutschen Reiches ausgelöst wurde. Seine wissenschaftlichen Kontrahenten, darunter die Historiker Gerhard Ritter, Egmont Zechlin und Karl-Dietrich Erdmann, vertraten dagegen die Ansicht, das Deutsche Reich habe 1914 aus einem Gefühl der Defensive gehandelt und trage keineswegs die Hauptschuld.

Für März 1964 lud das Goethe-Institut Fischer auf eine Vortragsreise in die USA ein. Die Tatsache, dass das Auswärtige Amt die schon bewilligten Fördergelder Ende Januar doch zurückzog, weitete sich zu einem Skandal über die Beschneidung der öffentlichen Meinungsfreiheit aus. Der Freiburger Gerhard Ritter trat dabei als Hauptinitiator der Absage der Reise auf. Durch mehrere Briefe an den damaligen Außenminister Gerhard Schröder erfolgte Schröders Intervention, die zum Rückzug der Fördergelder führte. Ritter sah es als verheerend an, dass Fischer mit seinen Thesen als Repräsentant der deutschen Geschichtswissenschaft auftrete. Gegen die Absage der Vortragsreise legten eine Reihe von amerikanischen Historikern öffentlichen Protest ein.

1965 erweiterte Fischer seine Argumentation in seinem Buch Weltmacht oder Niedergang, 1969 in Krieg der Illusionen. Vergleicht man seine Position mit der in früheren Jahren, so stellt man eine Radikalisierung fest. Schrieb er in der ersten Auflage von Griff nach der Weltmacht von einem "erheblichen Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch des allgemeinen Krieges, so versucht er in Krieg der Illusionen die gesamte Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges als geplante Aktion des deutschen Reiches darzustellen.


[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

  • Moritz August von Bethmann Hollweg und der Protestantismus. Religion, Rechts- und Staatsgedanke, Ebering, Berlin, 1938
  • Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschlands 1914/1918, Droste, Düsseldorf, 1961
  • Weltmacht oder Niedergang. Deutschland im Ersten Weltkrieg, Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt a.M., 1965
  • Krieg der Illusionen. Die deutsche Politik von 1911 bis 1914, Droste, Düsseldorf, 1969
  • Der erste Weltkrieg und das deutsche Geschichtsbild. Beiträge zur Bewältigung eines historischen Tabus, Droste, Düsseldorf, 1977, ISBN 3-7700-0478-7
  • Bündnis der Eliten. Zur Kontinuität der Machtstrukturen in Deutschland 1871 - 1945, Droste, Düsseldorf, 1979
  • Juli 1914. Wir sind nicht hineingeschlittert, Rowohlt, Reinbek, 1983, ISBN 3-499-15126-X
  • Hitler war kein Betriebsunfall. Aufsätze, C.H. Beck, München, 1992
  • Ludwig Nicolovius. Rokoko, Reform, Restauration, Hänel-Hohenhausen, Egelsbach, 1992, ISBN 3-89349-078-7 (3 Mikrofiches)


[Bearbeiten] Literatur

  • Lothar Wieland: Der deutsche Griff nach der Weltmacht. Die Fischer-Kontroverse in historischer Perspektive. - in: Blätter für deutsche und internationale Politik 37 (1992), S. 742 - 752
  • Klaus Große Kracht: Fritz Fischer und der deutsche Protestantismus, in: Zeitschrift für neuere Theologiegeschichte, Bd.10, H.2, 2003, S. 224-252

[Bearbeiten] Weblinks

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