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Franz Hessel

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Franz Hessel (* 21. November 1880 in Stettin; † 6. Januar 1941 in Sanary-sur-Mer) war ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Lektor.

Hessel, der als Bankierssohn in Berlin aufwuchs, begann als Schriftsteller in Schwabing im Umkreis von Franziska zu Reventlow und lebte von 1906 bis 1914 überwiegend in Paris. Seine Freundschaft mit Lella, Helen Grund, seiner späteren Ehefrau, und Claude, Henri-Pierre Roché, ist Gegenstand des - durch den Film von François Truffaut berühmt gewordenen - Romans „Jules et Jim“ (1953) von Henri-Pierre Roché. Die zwanziger Jahre verbrachte Hessel in Berlin und arbeitete als Lektor im Ernst Rowohlt Verlag und als Übersetzer von Casanova, Stendhal, Balzac und gemeinsam mit Walter Benjamin zweier Bände von Marcel Proust. Bekannt wurde er vor allem als Lyriker, Romancier und Prosaist. Hessel blieb, obwohl er Jude war, bis 1938 im nationalsozialistischen Deutschland, weiterhin von Rowohlt in seinem Verlag gehalten. Das Schreiben musste er einstellen, jedoch übersetzte er Jules Romains. 1938 folgte er dem Rat seiner Frau und seiner Freunde und emigrierte widerstrebend kurz vor dem Novemberpogrom 1938 nach Paris. Den Vormarsch der deutschen Besatzer fürchtend, übersiedelte er und seine Familie nach Sanary-sur-Mer, wo er bald darauf gemeinsam mit seinem älteren Sohn Ulrich Hessel und vielen anderen bekannten Emigranten (z.B. Lion Feuchtwanger) aus Sanary in dem berüchtigten Lager Les Milles bei Aix-en-Provence interniert wurde. Hessel starb 1941 kurz nach seiner Freilassung an den Folgen der Lagerhaft im Exilzentrum Sanary-sur-Mer.

Hessels Romane „Der Kramladen des Glücks“ (1913), „Pariser Romanze“ (1920), „Heimliches Berlin“ (1927) sowie das postum von Bernd Witte herausgegebene Fragment „Alter Mann“ (1987) zeigen einen melancholischen Erzähler in der Tradition Prousts, der aus der Erinnerung der Kindheit seine Motiv- und Bildwelt gewinnt. Der Psychologie eher abgeneigt, bringt Hessel das Personal seiner Romane in eine Konstellation zur Antike, in der die bereits veraltete Moderne, wie der Freund Benjamin erkannt hat, „von den schattenhaften Umrissen platonischer und menandrischer Maskenträger scharf überschnitten“ erscheint. Als Mitarbeiter der Zeitschriften „Literarische Welt“ und „Das Tagebuch“ war er der Autor zahlreicher Prosastücke, die ihn in der Nähe Benjamins, auch Alfred Polgars zeigen; gesammelt erschien solche kleine Prosa in den Bänden „Teigwaren leicht gefärbt“ (1926), „Nachfeier“ (1929) und „Ermunterungen zum Genuß“ (1933). Das vielleicht schönste Buch Hessels aber ist „Spazieren in Berlin“ (1929), das Benjamin in einer Kritik - die er „Die Wiederkehr des Flaneurs“ überschrieb - als „ganz und gar episches Buch, für das Erinnerung nicht die Quelle, sondern die Muse war“, gerühmt hat. Benjamin sah in Hessel, in Analogie zu Louis Aragons „Paysan de Paris“, einen „Bauern von Berlin“. Er verstand es, in Berlin und Paris, den Metropolen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die Mythologie als das wiederkehrende Immergleiche auszumachen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Werke

  • Franz Hessel: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Hg. Hartmut Vollmer/Bernd Witte. Oldenburg: Igel Verlag Literatur, 1999.

[Bearbeiten] Forschungsliteratur zu Franz Hessel

[Bearbeiten] Monographien und Sammelbände

  • Letzte Heimkehr nach Paris. Franz Hessel und die Seinen im Exil. Hg. Manfred Flügge. Berlin: Das Arsenal, 1989.
  • Jörg Plath: Liebhaber der Großstadt. Ästhetische Konzeptionen im Werk Franz Hessels. Paderborn: Igel-Verlag Wissenschaft, 1994.
  • 'Genieße froh, was du nicht hast'. Der Flaneur Franz Hessel. Hg. Michael Opitz/Jörg Plath. Würzburg: Königshausen u. Neumann, 1997.
  • Über Franz Hessel. Erinnerungen - Porträts - Rezensionen. Hg. Gregor Ackermann/Hartmut Vollmer. Oldenburg: Igel-Verlag Wissenschaft, 2001.
  • Magali Laure Nieradka: Der Meister der leisen Töne. Biografie des Dichters Franz Hessel. Oldenburg: Igel-Verlag Wissenschaft, 2003.
  • Christiane Zauner-Schneider: Berlin - Paris. Victor Auburtins und Franz Hessels deutsch-französische Wahrnehmungen. Heidelberg: Winter, 2006.

[Bearbeiten] Aufsätze

  • Eva Banchelli: „Zwischen Erinnerung und Entdeckung. Strategien der Großstadterfahrung bei Franz Hessel“. In: 'Genieße froh, was du nicht hast'. Der Flaneur Franz Hessel. Hg. Michael Opitz/Jörg Plath. Berlin: Königshausen u. Neumann, 1997. S. 105-116.
  • Arndt Potdevin: "Franz Hessel und die Neue Sachlichkeit". In: Berlin-Flaneure. Stadt-Lektüren in Roman und Feuilleton 1910-1930. Hg. Peter Sprengel. Berlin: Weidler, 1998. S. 101-135.
  • Angelika Corbineau-Hoffmann: "Bilder und Stimmen der Stadt. Franz Hessel und Léon-Paul Fargue als 'Flaneurs' in Paris". In: Paris? Paris! Bilder der französischen Metropole in der nicht-fiktionalen deutschsprachigen Prosa zwischen Hermann Bahr und Joseph Roth. Hg. Gerhard R. Kaiser/Erika Tunner. Heidelberg: Winter, 2002. S. 441-468.
  • Sacha Zilberfarb: "Flanerie in einigen Pariser Texten von Franz Hessel". In: Rechts und links der Seine. Pariser Tageblatt und Pariser Tageszeitung 1933-1940. Hg. Hélène Roussel/Lutz Winckler. Tübingen: Niemeyer, 2002. S. 183-203.

[Bearbeiten] Weblinks


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