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Fernschreiber

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Fernschreiber (Siemens T100) Weitere Informationen in der Bildbeschreibung
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Fernschreiber (Siemens T100)
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Fernschreiber (Siemens T100)

Der Fernschreiber ist ein Telegrafie-Gerät zur Übermittlung von Nachrichten in Schriftform mittels elektrischer Signale. Als Vorgänger können Morsegeräte und der von Siemens & Halske entwickelte Zeigertelegraf gelten. Im Englischen wird das Gerät Teletype genannt, was sich heute noch in der verbreiteten Bezeichnung TTY für serielle Schnittstellentreiber in Computer-Betriebssystemen widerspiegelt. Dieser Begriff kann zurückgeführt werden auf den Hersteller Teletype, der Fernschreiber für die ASCII-Codierung in den USA herstellte.

Dem Fernschreiber verwandte Geräte sind zum Beispiel der Hellschreiber und das Fax-Gerät.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ein- und Ausgabe

Ein Fernschreiber ähnelt äußerlich einer elektrischen Schreibmaschine, wobei die Tastatur, die die Sendeeinheit beinhaltet, und das Druckwerk, das den Empfänger beherbergt, unabhängig voneinander arbeiten können. Zur Ausstattung des Fernschreibers gehören oft ein Lochstreifenleser und Lochstreifenlocher, um vorbereitete Texte mittels eines Lochstreifens mit maximaler Geschwindigkeit übertragen oder Textbausteine speichern zu können. Seit den 1980er Jahren werden auch elektronische Speichermedien benutzt.

Man unterscheidet Blattschreiber und Streifenschreiber. Blattschreiber geben den Text wie eine Schreibmaschine auf einem Blatt Papier oder einer Endlosrolle in der Breite eines üblichen Briefes (z. B. DIN A4) aus. Streifenschreiber hingegen geben den Text auf einem in der Regel 9,5 mm breiten Streifen Papier aus. So hat der Telegrammdienst der Post z. B. Streifenschreiber eingesetzt.

[Bearbeiten] Übertragungsverfahren

Fernschreiber verwenden eine sequenzielle digitale asynchrone Datenübertragung mit Start- und Stopbits und nutzen meist einen 5-Bit-Code, das Internationales Telegrafenalphabet Nr. 2 (kurz CCITT-2 oder ITA2), das umgangssprachlich oft fälschlicherweise als Baudot-Code bezeichnet wird. Dieser Code beschränkt den zur Verfügung stehenden Zeichensatz auf 32 Zeichen (25=32). Daher verfügen Fernschreiber meist über eine Buchstaben- Ziffernumschaltung, um Zahlen oder Sonderzeichen übertragen zu können. Als Mark und Space sind die beiden digitalen Zustände im Fernschreiber bekannt. Diese sind vergleichbar mit 0 und 1 in der Digitaltechnik.

Von dem rhythmisch tickenden Geräusch beim Arbeiten eines Fernschreibers leitet sich die Redewendung "eine Nachricht läuft über den Ticker" her. Ein Fernschreiben wurde häufig umgangssprachlich auch kurz als Telex(-Nachricht) bezeichnet.

Frühe Computer verwendeten Fernschreiber zur Ein- und Ausgabe; allerdings wurden hierfür schon sehr früh Fernschreibermodelle mit dem verbesserten 7-bit-ASCII-Code statt des im normalen Fernschreibbetrieb üblichen 5-bit-Baudot-Codes genutzt. Die Daten wurden über den Lochstreifen oder über eine vorhandene COM-Schnittstelle z.B. RS-232 und mit Hilfe eines speziellen Anschlußgerätes ausgetauscht. An manchen Universitäten waren noch bis in die 1970er Jahre Fernschreiber zum Erstellen von Programmlochstreifen und Ausdrucken der auf einem Streifenstanzer produzierten Ergebnisse im Einsatz. Auch später wurden oft die relativ preiswert gebraucht erhältlichen Fernschreiber zum Teil auch an frühen Homecomputern (vor ca. 1980) als Drucker und als Dateneingabegeräte eingesetzt.

[Bearbeiten] Fernschreibnetze

1938 wurde ein behördliches Fernschreibnetz in Hamburg von der der Firma Siemens & Halske installiert. Fernschreiber werden auch heute noch stellenweise von Behörden verwendet. So nutzt sie vereinzelt die Bundeswehr zur verschlüsselten Übertragung von Befehlen und Weisungen, z. B. über besondere Beflaggung (Halbmast usw.).

Neben drahtgebundenen Fernschreibnetzen (Telex) existieren weltweit noch zahlreiche Funkfernschreibnetze, die Nachrichten per Funk z. B. über Kurzwelle austauschen. Die Bezeichnung dieser Dienste hierfür lautet Radio Tele Type kurz RTTY.

Das öffentliche Telexnetz der Bundespost und heutigen Telekom war bis in die neunziger Jahre als ein eigenständiges Netz mit eigenen Vermittlungsstellen im Betrieb. Die Verbindungen zum Nachrichtenaustausch mit den Telexpartnern konnten mittels eines Wählzusatzgerätes an Hand Ihrer öffentlichen Telexnummer wie bei einem Telefon direkt über eine automatische Wähleinrichtung hergestellt werden. Dieses Netz war in das internationale Fernschreibnetz eingebunden.

Heute gibt es kaum noch reine Fernschreib- oder Telexnetze und Vermittlungsstellen. Die meisten Fernschreibnetze sind über Gateways in weitere Nachrichten- oder Datennetze eingebunden und können teilweise in diesen Systemen als Zusatzdienst betrieben werden.

Fernschreiber können auch im Direktbetrieb fest als Gegenstellen miteinander verbunden sein.

[Bearbeiten] Fernschreibnetze in der DDR

In der DDR existierten mehrere automatische Fernschreibnetze im Selbstwählbetrieb nebeneinander:

  • öffentliche Fernschreibnetz der Post für Betriebe
  • BAFESA Netz der deutschen Reichsbahn (BAhn-FErnschreib-SelbstanschlußAnlage)
  • S1 Netz für Behörden und staatliche Dienststellen

und weitere nicht öffentliche Netze der NVA, des MdI, des Ministeriums für Staatssicherheit sowie des Warschauer Vertrages.

Entsprechend der Wichtigkeit eines Fernschreibanschlußes war auch die Nutzung eines anderen Fernschreibnetzes durch netzfremde Teilnehmer direkt und indirekt möglich.

[Bearbeiten] Weiterentwicklungen

Durch den Einsatz von Elektronik und Software sind die aufwendigen Wartungen und Einstellungen an den mechanischen Bauteilen eines Fernschreibers und an dem Fernschreibnetz weitgehend entfallen.

Der klassische mechanische Fernschreiber ist heute vielfach durch ein Fernschreib-E-Mail-Gateway oder durch einen PC mit Drucker und Spezialhardware zum Anschluss an den vorhandenen Fernschreibanschluß oder für eine Funkstation ersetzt worden.

So ist für die PC-Software WinTelex32 dial von der Swisscom keine eigene Telexleitung mehr erforderlich. Die Verbindung zur Telexvermittlung geschieht über das öffentliche Telefonnetz. Win Telex32 TCP/IP wiederum stellt über das öffentliche Internet die Verbindung zur Telexvermittlung her, wobei die normale Telexnummer erhalten bleibt. Die Authentifizierung der Teilnehmer erfolgt mit X.509-Zertifikaten mit (512-bit-Schlüsseln), wobei die Kommunikation über das Internet mit einem 128-bit-Schlüssel gesichert wird.

Trotzdem haben Faxgeräte, Mailboxsysteme und Internet das Fernschreiben als Hauptkommunikationsverfahren für Texte und Daten Ende der neunziger Jahre praktisch abgelöst.

[Bearbeiten] Vorteile des Fernschreibens

Im Gegensatz zum Morsen kann die Nachricht als Klartext gesendet und beim Empfang sofort gelesen oder automatisch weiterverarbeitet werden.

Die verwendeten Nachrichtenkanäle müssen nicht ständig manuell auf ankommende Nachrichten überwacht werden. So kann auch der Fernschreibbetrieb bei Bedarf weitgehend automatisiert erfolgen und eine vorbereitete Nachricht automatisch zu einen bestimmten Zeitpunkt mittels Lochstreifenlesers versendet werden. Damit kann eine hohe Effizienz bei der Ausnutzung des Nachrichtenkanals erreicht werden.

Der Fernschreiber kann über ein Spezialmodem direkt eine bestehende V.31 Schnittstelle zur Datenübertragung angeschlossen werden.

Die größten Vorteile des Fernschreibens sind auch heute noch die einfache und sichere Art der automatischen Text- und Datenübermittlung über beliebige Übertragungsmedien wie z. B. Funk und Datennetze, sowie als Wechselstromtelegrafie über bestehende Telefonleitungen.

Heute wird der Fernschreibdienst häufig über bestehende Datenverbindungen mittels Umsetzer als Gastsystem oder durch Gateways in andere Netze oder über Funk abgewickelt.

[Bearbeiten] Wechselstromtelegrafie

Mit Hilfe der sogenannten Wechselstromtelegrafie können durch die Mehrfachausnutzung eines vorhandenen Fernsprechkanals mehrere Fernschreibkanäle unabhängig voneinander und gleichzeitig betrieben werden. Üblich ist bei diesen Verfahren die Frequenzmodulation der einzelnen Fernschreibkanäle. Die Trägerfrequenzen werden mit dem Nachrichteninhalt moduliert und gemeinsam auf einer Leitung übertragen und an deren Ende wieder getrennt demoduliert. Ein Fernsprechkanal kann so bis zu 24 Telexkanäle mit einer Telegrafiergeschwindigkeit von bis zu 50 Baud aufnehmen. Bei höheren Telegrafiergeschwindigkeiten sind entsprechend weniger Telegrafiekanäle auf Grund der begrenzten Bandbreite des Trägerkanals möglich.

Bei der Begrenzung der Bandbreite eines Fernsprechkanals und der Telegrafiergeschwindigkeit ist ein gleichzeitiger unabhängiger Betrieb von beiden Betriebsarten auf einem Fernsprechkanal möglich.

[Bearbeiten] Gateway-Systeme für Fernschreiben

Die Gateway-Systeme für Fernschreiber-E-Mail gestatten häufig den Datenaustausch von reinen Textnachrichten in beide Richtungen.

Bei diesen Systemen kann zum Beispiel jedem Fernschreibanschluß im Gateway einfach eine eigene E-Mailadresse zugeordnet werden. Die Nachrichten selbst werden im Gateway als System-Mail-Nachricht umgesetzt und können so über Mailboxsysteme oder direkt über das Internet als E-Mail von den Empfängern empfangen werden.

Beim Empfang einer E-Mail im Textformat übernimmt das E-Mail-Gateway die Textnachricht und setzt diese als Fernschreiben um.

Die Adressierung und die automatische Weiterleitung (Routing) an den gewünschten Nachrichtenempfänger erfolgt über bestimmte, durch das Gateway festgelegte Telexadressen und mit Adressregeln beim Versand der Nachricht mit dem Fernschreiber oder von der Gegenstelle.

Häufig beinhaltet die Adresse des Gateways zusätzlich zur eigenen noch die Telex-Adresse des Empfängers. Anhand dieser ist die direkte automatische Zuordnung und Weiterleitung (Routing) der Nachricht an mehrere gewünschten Telex-Empfänger durch das Gateway automatisch möglich.

[Bearbeiten] Funkfernschreiben für Seewetterberichte

Die bekannteste Anwendung von Funkfernschreiben in der Seefahrt sind die Seewetterberichte, die auch heute noch über Funk regelmäßig an die Schiffsbesatzungen versendet werden. Dieser Service wird auch vom deutschen Wetterdienst bereitgestellt.

[Bearbeiten] Fernschreiben im Amateurfunk

Im Amateurfunk sind für Funkfernschreiben Dekoder, die Signale aus dem Funkempfänger mit Hilfe der Soundkarte in einen PC umsetzen und ausgeben können, sehr beliebt. Häufig beherrschen diese Programme auch noch die Betriebsarten FAX und CW (Morsezeichen).

[Bearbeiten] Der Nachfolgerdienst Teletex

In der Bundesrepublik Deutschland wurde Anfang der 1980er Jahre versucht, den Dienst Teletex (nicht zu verwechseln mit Teletext als Verallgemeinerung von Videotext) als attraktiveren Nachfolger des Telex-Dienstes einzuführen, siehe dort.

In der heutigen Praxis hat die E-Mail auch diese Technik weitgehend abgelöst.

[Bearbeiten] Weblinks

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