Feind hört mit

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Als Feind hört mit bezeichnete man ursprünglich ein nationalsozialistisches Ideologem, das seit etwa 1938 bis Ende des 2. Weltkrieges von den Nazis zur Aufhetzung der deutschen Bevölkerung gegen die jüdische Bevölkerungsgruppe sowie gegen politisch fortschrittlich und unabhängig denkende Personenkreise eingeführt wurde. Die zugehörige Propaganda drängte die Bevölkerung in eine vage Unsicherheit, eine latente Bedrohungssituation und bot Lösungen an, wie damit umzugehen sei: Meist projektive Verfolgung der pauschal beschuldigten Personenkreise.

Es gab außerdem während des Krieges eine berühmte Propaganda-Poster Reihe mit dem "Feind hört mit" Slogan. Darauf waren jeweils eine kleine Personengruppe zu sehen und im Hintergrund ein schräger, schwarzer Schatten, der sie abhört. Diese Poster-Reihe trug hauptsächlich zur Verbreitung des "Feind hört mit!" Slogans bei. Schilder an öffentlichen Fernsprechern "Vorsicht bei Gesprächen! Feind hört mit!" gab es aber auch zahlreich.

Der Begriff Feind hört mit wurde später für vielerlei andere Sachverhalte adaptiert und kommt heute unabhängig von der damaligen Propaganda noch gelegentlich vor. Er bedeutet dann in etwa das, was meistens der Slogan "Big Brother is watching you" (deutsch: Der Große Bruder beobachtet dich) ersetzt.

[Bearbeiten] Historischer Hintergrund

Die nationalsozialistische Gleichschaltung der Bevölkerung war mit Beginn des Krieges, der auch unter einem kleineren Prozentsatz der Deutschen auf Ablehnung stieß, mit Boykott und Sabotage konfrontiert. Standen zu Beginn der Feind hört mit-Propaganda vor allem irrationale, projektive Ziele im Vordergrund, die Juden und Kommunisten pauschal verbrämen und verfolgen sollten, gewann diese Propaganda im Kriegsverlauf deutlich an rationalen und praktischen Elementen. Das Bestreben, sich durch Hören internationaler Rundfunksender (sogenannte "Feindsender") objektive Informationen darüber zu beschaffen, was tatsächlich los war, kam in der breiten Bevölkerung auf, die sich Sorgen um das Schicksal der eignen Angehörigen machte. Vor allem das Hören britischer Sender wurde im Kriegsverlauf für die deutsche Bevölkerung wichtig, da sie die einzige Möglichkeit einer einigermaßen zuverlässigen Quelle darstellten. (siehe BBC) Personen, die internationale Sender hörten, wurden ihrerseits als Feinde dargestellt, wobei der Unterschied zwischen Hören eines Senders und Benutzen eines Senders verwischt werden sollte. Jeder, der diese Sender höre, sei ein Feind, der auch "gute Deutsche" abhören würde, um ihnen zu schaden, indem er Informationen über sie weiter geben würde. Daher "Feind hört mit".

Diese Propaganda wurde durch vielfältige mediale Träger verbreitet, Zeitungen wie Der Stürmer, Wochenschauen sowie Kurzfilme, die als Vorfilm in Kinos gezeigt wurden. Hierbei wurden kurz skizzierte Situationen vorgestellt, in denen "gute Deutsche" (Identifikationsfiguren) mit als merkwürdig dargestellten Personen konfrontiert, die im Verlauf des Geschehens als "gefährlich" oder "volksschädlich" gebrandmarkt wurden. Meist treten die Protagonisten diesen merkwürdigen Personen beherzt entgegen und es glingt ihnen, sie aufzuhalten oder an ihren vermeintlich gefährlichen Intensionen zu hindern. Einige der Produktionen sind so beschaffen, daß die Protagonisten als Geschädigte zurück bleiben. Aus ihrem Schaden sollte der Zuschauer lernen.