Externer Effekt
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Als externen Effekt (auch Externalität) bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre die Auswirkung einer Aktivität (Produktion, Konsum) auf Dritte, die nicht kompensiert wird. Negative externe Effekte werden als externe Kosten und positive als externer Nutzen bezeichnet. Extern heißt dabei, dass ein Geschädigter keine Entschädigung erhält und ein Nutznießer keine Gegenleistung entrichten muss, ohne sich zwangsweise dessen bewusst sein zu müssen.
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[Bearbeiten] Intrapersonell
Der Begriff intrapersoneller externer Effekt bezeichnet in der Ökonomie Lerneffekte, die zur Folge haben, dass eine Person den Konsum eines Gutes wegen Informationsmängeln vor dem Verzehr anders beurteilt als danach, weil der Konsum eine Änderung der Präferenzen bewirkt.
Hierbei bezieht sich „extern“ auf „außerhalb der Rechnungsperiode“.
Als Beispiel für einen intrapersonellen externen Effekt kann eine Drogenabhängigkeit genannt werden, wenn die Gefahr einer Abhängigkeit zuvor nicht bekannt war.
[Bearbeiten] Psychologisch
Der Begriff psychologischer externer Effekt bezeichnet in der Ökonomie Interdependenzen der Nutzenfunktionen, ohne dass ein physischer Zusammenhang besteht. Dieser kann beispielsweise altruistischer oder auch neidischer Natur sein.
Als Beispiel möge die Entwendung/Zerstörung des Gartenzwerges des Nachbarn dienen.
[Bearbeiten] Pekuniär
Der Begriff pekuniärer externer Effekt bezeichnet in der Ökonomie die Auswirkungen von Entscheidungen einer Person auf die Einkommensverteilung zwischen Personen, auf die betroffene Dritte keinen Einfluss haben, jedoch vom Preissystem erfasst werden.
Hierbei bezieht sich „extern“ auf das „Fehlen von Mitbestimmungsmöglichkeiten“.
Als Beispiel für einen pekuniären externen Effekt sind Gewinneinbußen bei einer Person durch die Nachfragestrukturveränderung bei einer anderen Person zu nennen. Konkretes Beispiel: Durch das Angebot eines Billiganbieters wird der Gewinn anderer Unternehmen gesenkt. Oder: Die Nachfrageerhöhung Chinas nach Stahl (aufgrund des rasanten Wirtschaftswachstums) verknappt und verteuert Eisen.
Im Gegensatz zu technologischen Externalitäten wirken pekuniäre Externalitäten direkt in den Angebots- und Nachfragefunktionen des Marktes und werden deshalb auch selbständig internalisiert. Das Marktversagen durch die externen Effekte (positiv oder negativ) wird somit ohne Eingriffe von außen durch den Markt selbst beseitigt.
[Bearbeiten] Technologisch
Die Theorie der technologischen externen Effekte spielt unter anderem bei der wirtschaftstheoretischen Betrachtung von Umweltverschmutzung (Umweltökonomie) in Form der dort auftretenden negativen externen Effekte eine prominente Rolle (siehe Umweltpolitik). Hierbei tritt Marktversagen auf. Als nicht weniger bedeutend sind auch die positiven externen Effekte insbesondere der Grundlagenforschung zu nennen, mit denen staatliche Forschungssubventionen legitimiert werden können. Obwohl die Interpretation von Grundlagenforschung als öffentliches Gut vielleicht in diesem Fall noch besser zutrifft.
Technologische Externalitäten (positiv oder negativ) wirken in Produktions- und Nutzenfunktionen der Unternehmen und Haushalte und bedingen Marktversagen. Um effiziente Ressourcenallokation und Produktionsmengen zu erreichen, muss von außen in den Markt eingegriffen werden, um die technologischen Externalitäten zu internalisieren.
Externe Kosten sind Kosten, die nicht vom Verursacher, sondern von anderen beglichen werden. In der Regel kommt zumindest in Teilen der Steuerzahler dafür auf. Externe Kosten stellen den negativen Teil der externen Effekte dar. Ein externer Nutzen liegt dann vor, wenn der Verursacher (des externen Nutzens) nicht in den Genuss des vollständigen Nutzens kommt.
[Bearbeiten] Negativer externer Effekt
Externe Kosten fallen vor allem im Energie- und Verkehrsbereich an. Im Verkehr stellt sich die Situation wie folgt dar: Jede Verkehrsleistung umfasst einen bestimmten Nutzen (in der Regel das Erreichen eines Ziels) und Kosten. Diese Kosten bzw. der Nutzen fallen allerdings nicht vollständig bei denjenigen an, die die Verkehrsleistung in Anspruch nehmen (Verkehrsnutzer). Einige dieser Kosten werden anderen Personen bzw. der gesamten Gesellschaft angelastet. Man kann daher zwischen den „internen“ oder privaten Kosten, die von der an der Verkehrsleistung beteiligten Person getragen werden (z. B. Zeitaufwand, Fahrzeug- und Kraftstoffkosten) und den „externen Kosten“ (den Kosten, die von anderen getragen werden, z.B. Straßenbau und -instandhaltung, Folgekosten von Abgasemissionen) unterscheiden. Die Summe aus beiden Kostenarten wird als „soziale Kosten“ bezeichnet. Negative externe Effekte entstehen dann, wenn das Wohlbefinden eines Individuums durch die Tätigkeiten eines anderen Individuums beeinträchtigt wird, das diese „Nebeneffekte“ bei seinen Entscheidungen nicht berücksichtigt.
[Bearbeiten] Positiver externer Effekt
Die von einem externen Nutzen profitierenden Dritten werden auch als Trittbrettfahrer bezeichnet, da sie ein Gut nutzen, ohne dafür zu zahlen. So hat der Gebrauch eines Parfüms (oft) angenehme und daher Nutzen erhöhende Wirkung auf andere, wir erwarten jedoch keine monetäre Entschädigung dafür. Auch gelangt zum Beispiel der Angerufene eines Telefongespräches in den Genuss der kostenlosen Kommunikation, ein Zustand, der ebenfalls explizit so gestaltet wurde.
Ein positiver externer Effekt führt jedoch „wohlfahrtstechnisch“ auch nicht zu einer optimalen Verteilung. Denn normalerweise werden Tätigkeiten, die einen positiven externen Effekt verursachen, in zu geringem Maße durchgeführt. Eine Firma, die Forschung und Entwicklung durchführt und die Ergebnisse auch veröffentlicht, hat dadurch selbst einen Gewinn, andere Firmen profitieren jedoch ebenfalls von dem erhöhten Wissen. Deswegen kann angenommen werden, dass ohne entsprechende Förderung zu wenig geforscht und entwickelt wird. Die Kosten für einen positiven Externen Effekt können z.B. durch Subventionierung ausgeglichen werden.
[Bearbeiten] Messung und Bewertung externer Effekte
Um externe Effekte zu beschreiben und diese in Entscheidungsfindungsprozesse zu integrieren, ist es notwendig, diese zu messen und in Geld zu bewerten. Es gibt keine allgemein anerkannten Verfahren. Die Schätzungen externer Kosten schwanken daher je nach dem verwendeten Modell stark.
Folgende Modelle werden zu Bewertung externe Effekte verwendet:
[Bearbeiten] Konzept der "Unterlassungskosten"
Hierbei wird untersucht, wie teuer es wäre, die externen Effekte durch alternative Technologien zu vermeiden oder zu verringern.
Beispiel: Der Ausbau einer Strasse erhöht die Lärmbelästigung der Anwohner. Durch den Bau eines Lärmschutzwalles könnten die Lärmwerte wieder auf das bisherige Maß sinken. Die Kosten des Lärmschutzwalles entsprechen den externen Kosten des Lärms.
Vorteile: Die Kosten sind einfach und klar zu bestimmen. Nachteile: Oft besteht keine Technologie, mit der die Effekte eindeutig ausgeglichen werden können
[Bearbeiten] Hedonistische Preiskonzept
Hierbei wird der Einfluss des zu messenden externen Effekts auf Marktpreise gehandelter Güter betrachtet.
Beispiel: Eine neue Straße wird gebaut. Hierdurch sinken die Preise der Häuser direkt an der Straße. Die Summe dieser Preisänderung sind die externen Kosten der Straße. Gleichzeitig steigen die Häuserpreise am Ende der Strasse, weil man von dort nun schneller in die Stadt kommt. Die Summe dieser Preissteigerungen sind die externen Nutzen der Straße.
Vorteile: Die Veränderung der Marktpreise ist einfach zu messen Nachteile: Veränderungen von Marktpreisen sind nie monokausal. Eine Trennung der durch die externen Effekte verursachten und anderen Ursachen ist nicht möglich. Eine Vollständigkeit der Messung der externen Effekte ist nicht möglich. Im obigen Beispiel ist die Wirkung des CO2-Ausstosses auf das Weltklima nicht enthalten.
[Bearbeiten] Schadensfunktion/Dosis-Wirkungs-Konzept
Hierbei wird die Größe des Effekts zunächst in nicht-monetären Größen (z.B. Konzentration Feinstaub) gemessen. Aufgrund der bekannten oder angenommen Schadensfunktion (das Krebsrisiko steigt in einem definierten Verhältnis zur Konzentration Feinstaub) wird nun auf monetär bewertbare Größen (hier: Zahl der Krebskranken = Kosten der Krebsbehandlung) geschlossen.
Vorteile: Diese Methode basiert auf nachprüfbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Nachteile: Die monetäre Bewertung ist nur für einen Teil der Kosten (Hier: Krankheitskosten) möglich.
[Bearbeiten] Konzept der geäußerten Präferenzen
Hierbei erfolgt eine Befragung der Betroffenen nach ihrer (in Geld bezifferten) Beeinträchtigung durch die externen Effekte. Zum Beispiel würde man im Fall des Straßenbaus die Bürger neben der Straße fragen, gegen die Zahlung welchen Betrages sie dem Bau zustimmen würden.
Vorteile: Dieses Verfahren kommt theoretisch einer Preisfindung am Markt nahe. Nachteile: Da (im Gegensatz zum Kauf am Markt) aus der Befragung kein Geld fließt, besteht ein Interesse des Befragten zu lügen. Der Anwohner der neuen Strasse wird seine Beeinträchtigung außerordentlich hoch angeben, um sicherzustellen, dass die Straße nicht gebaut wird.
Die Verfahren können auch in Kombination verwendet werden.
[Bearbeiten] Strategien und Instrumente
Das ökonomische Problem der externen Effekte liegt darin, dass die Verursacher der externen Effekte diese nicht in Ihrem wirtschaftlichem Kalkül beachten. Ohne Staatseingriff werden also im Falle negativer externer Effekte gesamtgesellschaftliche Kosten verursacht, da sie vom Entscheider nicht berücksichtigt werden bzw. im Falle positiver externer Effekte gesamtgesellschaftliche Nutzen nicht verursacht, da der Entscheider nicht von ihnen profitieren würde. Beides ist aus wohlfahrtsökonomischer Sicht nicht wünschenswert und führt daher häufig zu staatlichen Eingriffen. Externe Effekte verhindern die Pareto-Optimalität eines Marktes. Zur Verhinderung externer Effekte stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, wobei die besten Lösungen durch eine Internalisierung erreicht werden, also eine Einbeziehung der externen Effekte in das Marktgeschehen.
Externe Effekte können durch eine Maßhalteappell (moral persuasion) abgemildert werden.
Es können aber auch allgemeine Regeln aufgestellt werden, die durch eine Verhandelbarkeit der Eigentumsrechte zu einer Internalisierung führen. Diese Lösung stützt sich auf das Coase-Theorem. Ein Beispiel hierfür ist der Emissionsrechtehandel. Eine andere Lösung sieht vor, den Schädiger haften zu lassen.
Auch bestehen Möglichkeiten zu einer Intervention: So könnten externe Effekte durch staatliche Bereitstellung abgemildert werden oder durch den Staat Gebote, Verbote und Auflagen verhängt werden. Steuern und Subventionen sind ein weiteres Mittel, wobei hier die Pigou-Steuer mit ihrer internalisierenden Wirkung ebenso zu nennen ist wie das Preis-Standard-Verfahren. So kann z. B. die LKW-Maut unter dem Aspekt der Internalisierung externer Kosten betrachtet werden. Auch können Zertifikate die Wirkungen externer Effekte abmildern.
[Bearbeiten] Beispiele
Empfangsbereich Produktion |
Empfangsbereich Konsum |
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Aussendungsbereich Produktion, ext. Nachteile |
Industrielle Flussverunreinigung verringert Fischfangergebnisse | Industrielle Flussverunreinigung zerstört Bademöglichkeiten |
Aussendungsbereich Produktion, ext. Vorteile |
Staudamm zur Stromgewinnung schützt Ackerland vor Überflutung | Staudamm wird zum Ausflugsziel |
Aussendungsbereich Konsum, ext. Nachteile |
Skifahrer zerstören Weideland | Zigarettenkonsum stört Nichtraucher |
Aussendungsbereich Konsum, ext. Vorteile |
Jagd erhöht landwirtschaftlichen Ertrag | Blumenbeet wird zur Augenweide |
Nebenstehende Tabelle soll Beispiele für eine Reihe möglicher externer Effekte geben.
Beispiel: Ein Handwerker führt in einer Wohnung eine Reparaturarbeit aus. Folgende Personen sind hiervon betroffen:
- der Wohnungsbesitzer (bezogen auf die Transaktion profitiert er in Form eines positiven internen Effekts),
- die Frau des Wohnungsbesitzers (positiver externer Effekt),
- der entstehende Lärm stört den Nachbarn (negativer externer Effekt).
Ein staatlicher Eingriff könnte in diesem Fall durch die Entschädigung des Nachbarn erfolgen, damit er für den erlittenen negativen externen Effekt entschädigt wird. Gleichzeitig könnte die Ehefrau verpflichtet werden, für die Erlangung des externen Nutzens einen Beitrag zu leisten.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Energie
- Externe Kosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Vergleich zur Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern, vom 6. April 2006 (PDF)
- ExternE: Ein europäisches Forschungsprojekt zu externen Kosten im Energiebereich
- Lebenszyklusanalyse fossiler, nuklearer und regenerativer Stromerzeugungstechniken. T.Marheineke, Universität Stuttgart 2002
[Bearbeiten] Verkehr
- Studie zu externen Kosten im Verkehrsbereich von der Universität Karlsruhe und Infras, Zürich aus dem Jahr 2000 (PDF)
- Was kostet Verkehr? - Infoseiten des Lehrstuhl Verkehrsökologie, TU Dresden
- Faire und effiziente Preise im Verkehr (PDF)