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Eugen Diederichs

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Eugen Diederichs (* 22. Juni 1867 in Löbitz; † 10. September 1930) war seit 1904 Verlagsbuchhändler in Jena.

Diederichs hatte seinen Verlag 1896 in Florenz gegründet, ging dann nach Leipzig und von dort nach Jena, um sich der Kulturbewegung des Neuen Weimar unter Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach anzuschließen. Er machte dazu die Schriften von John Ruskin in neuen Übersetzungen verfügbar. Seine wichtigste kulturpädagogische Zeitschrift war Die Tat.

Das Lebensmotto von Eugen Diederichs ist einmal mit einem Wort von ihm selbst benannt worden: „Meine Seele sehnt sich nach Sichtbarkeit deutschen Wesens.“

1904 charakterisierte Karl Joel in einem Brief an Eugen Diederichs seine Verlagstätigkeit folgendermaßen: „Ein moderner Mensch (wirklich modern und wirklich Mensch) braucht nur ein Darmstädter Haus, von van de Velde eingerichtet und als Bibliothek nichts als die Bücher ihres" (des Diederich-) "Verlages. Er hat dann genug aus Vergangenheit, für Gegenwart und Zukunft. Der Anlauf aus historischer Tiefe, der Schritt der Jahrtausende, den man hört, das Erwecken ganzer Kulturen als Nährmutter einer neuen Kultur - das ists, was mich daran freut. Kein Buch darunter, das nicht wurzelt, und keins, das nicht ein Keim ist.“

1927 Jean Paul d’Ardeschah zum selben Thema: „Ich wage selbst zu behaupten, daß, wenn eine Weltkatastrophe unsere europäischen Geistesschätze samt und sonders vernichten sollte, und es blieben nur die Bücher des Verlags von Eugen Diederichs übrig, so wäre das Allerwesentlichste für unseren heutigen Kulturwillen dennoch erhalten. Ich weiß nicht, ob es einen anderen Verlag in der Welt gibt, von dem man etwas Ähnliches sagen könnte.“ ("Im Zeichen des Löwen")

1927 Stefan Großmann: „Seine Autobiographie ist die eines ‚selbstgemachten Mannes’, wie man in Wien zu sagen pflegt, Diederichs ist frei von Kontormuffigkeit und Pfennigfuchserei, er hat als Verleger Spürnase, Wagemut und innere Sauberkeit bewiesen, unter den 1413 Büchern, die er bis zum 1. Januar 1927 herausgebracht hat, ist kein gemeines, nicht einmal eine niedrige Romanspekulation, etwa aus der Fabrik Felix Holländers, zu finden. Versteht sich, unter 1400 Büchern sind auch eine Anzahl langweilige und blaßblütige - gerade gegen die ethisch-religiöse Langweiligkeit hat Diederichs, obwohl selbst ein froher Genießer, viel Toleranz bewiesen -, aber ohne geistigen Gehalt ist so gut wie keines seiner Bücher ... Dieser vergeistigte Wandervogel ist ein Pfadfinder des deutschen Verlagswesen geworden.“

1901 ein Berliner Rezensent: „Vor einigen Jahren tat Eugen Diederichs einen neuen Verlag in Leipzig auf; das war durchaus nichts Merkwürdiges. Auffallender war schon der Untertitel ... Darin lag schon eine gewisse Geste, etwas Reformatorisches. In der Folge zeigte sich dieser junge Verlag als eins jener Brausepulver, welche damals ein lustiger Geist in die stillen Wasser deutschen Verlagswesens schüttete. Eugen Diederichs hatte eine Eigenart, die den Fernstehenden besonders auffiel; er erließ von Zeit zu Zeit Episteln und Sendschreiben, in welchen er seine Ansichten über Angelegenheiten seines Standes niederlegte.“

Eugen Diederichs selbst 1896: „Die Verlagsrichtung wird durchaus vornehm sein und sich auf Moderne Bestrebungen auf dem Gebiet der Literatur, Sozialwissenschaft, Naturwissenschaft und Theosophie erstrecken.“ Ende 1897 wurde die „Theosophie“ weggelassen. Um die Jahrhundertwende begann Diederichs seinen Verlag zu benennen: „Verlag für moderne Bestrebungen in schöner Literatur, Naturwissenschaft, sozialem Deutschtum und deutscher Kulturgeschichte.“ Im Buchprospekt vom Januar 1900 heißt es: „Die Sehnsucht der Seele nach etwas, das dem Leben Sinn und Inhalt gibt, führt zuerst zur innerlichen Vertiefung. Aus dieser heraus entwickelt sich der Mensch nach Goethe’s Beispiel zum Einklang mit der Umgebung; denn das mit Bewußtsein-Leben führt zur Ausbildung vorhandener Kräfte und Anlagen, zu dem gesunden, fröhlichen Menschen, dessen eigenes Leben ein unbewußtes Kunstwerk ist.“ In einem anderen Prosepkt des gleichen Jahres heißt es: „Deuten nicht alle Zeichen auf eine neue deutsche Kultur? ... der Frühling hält Einzug.“ Der Materialismus des vergangenen Jahrhunderts habe „das Ende einer geistigen Entwicklungsfolge des deutschen Volkstums“ bedeutet: „Würde das 19. Jahrhundert solche technischen Fortschritte aufzuweisen haben, wenn unsere naturwissenschaftlichen Kenntnisse so gering wären wie die von deutscher Volksseele? Wenn diese nun ähnliche Früchte tragen soll, ist es nicht anders möglich, als sie kennen zu lernen und in Kultur zu nehmen.“

Eugen Diederichs 1912: „Wir haben auch nur dann das Recht, national zu sein, wenn wir die Eigenart anderer Völker verstehen und achten. Denn darin besteht ja der Reichtum des Lebens, daß es eine Polysymphonie ist, daß es kein einziges Mustervolk oder eine allein herrschende Idee gibt.“

Im Jahr 1915 verlegte Diederichs zugleich ‚Blätter für deutsche Art und Kunst’ und die ‚Schriften zum Verständnis der Völker’. In einem Beitrag über „Vaterländische Gesellschaften“ vom August 1916 unterstrich Diederichs: „Wir dürfen nie vergessen, daß der Deutsche seinem Wesen nach international, kosmopolitisch veranlagt ist. ... Für uns Deutsche kommt es nun darauf an, daß wir uns darüber klar bleiben, daß sich bei uns nationales Ehrgefühl und Sinn für Gemeinschaft der Kulturgüter zwischen den verschiedenen Nationen zusammenfinden müssen."

Und in seinem Buchhandelskatalog von 1916 schreibt er dazu ergänzend: „Auch in Zukunft werde ich meine nationale Aufgabe nicht in einer Verengung durch Abschluß von anderern Völkern sehen; jedes Volk hat seinen kulturellen Eigenwert, und Deutschlands Aufgabe ist es, alle Völker zur Weltkultur zu führen.“ „Deutsche Volkheit zu erleben, bedeutet für uns, sich seines Europäertums bewußt zu sein und sich nicht zu amerikanisieren, denn das ‚Herz Europas’ hat eine geistige Aufgabe nicht nur für Europa, sondern für die Welt. ... Die Stimmen der Völker streben zur Vereinigung im symphonischen Konzert, Kapellmeister kann nur sein, wer alle Völker in ihrer Anlage versteht und sie zum harmonischen Zusammenstimmen zu dirigieren weiß.“

„Im allgemeinen geht durch meine Verlagswerke ein stark pantheistischer Zug, und die Ziele meiner Verlagstätigkeit decken sich mit den Idealen der alten Romantik. Als Grundlage der Persönlichkeitsentwicklung also ein Wurzeln in Natur und Volkstum.“

„Nationalgefühl heißt uns ein stilles und tiefes Männergefühl, das einen tausendjährigen Kalender kennt, in dem jeder Tag eine deutsche Bedeutung hat. ... Wir stehen vor der großen deutschen Aufgabe: Erweckung und Belebung des Nationalgefühls, in einem tieferen und ernsteren Sinne, als die militärisch-patriotische Stimmung des Reiches bisher dazu Gelegenheit gab.“ „Deutschland bedarf keiner orientalischen Symbole, und einem Land, das eine Religion wie die deutsch-mystische vom Jahre 1300 erzeugt hat, ist der Glaube an einen eifernden Jahwe-Gott Heuchelei und Zwangsvorstellung geworden.“

Diederichs war seit 18. April 1916 mit der Schriftstellerin Lulu von Strauß und Torney verheiratet. Die Aufnahme von germanischen Sagen und Märchen in das Verlagsprogramm wird ihrem Einfluss zugeschrieben. Die bedeutendsten verlegerischen Projekte des alten Diederichs-Verlages Jena waren neben der "Sammlung Thule", einer Edition der wichtigsten isländischen Sagas in 25 Bänden, u.a. die von dem Anthropologen Leo Frobenius herausgegebene Reihe "Atlantis - Märchen und Sagen Afrikas" in 12 Bänden, die Reihe "Märchen der Weltliteratur" in 40 Bänden sowie wichtige Textausgaben deutscher Mystiker wie Meister Eckhart, Heinrich Suso, Tauler uvm.

In den 30er und 40er Jahren stand der Name "Diederichs" weiterhin für die von Eugen Diederichs vorgegebenen Inhalte und Ziele, auch für jene der Völkerverständigung. Er konnte sich dabei auf die nach außen hin von der nationalsozialistischen Regierung täuschenderweise vorgegebenen Ziele berufen.

Der Verlag wurde 1948 nach Düsseldorf und Köln verlegt; er ist seit dem Verkauf 1988 ein Imprint des Heinrich Hugendubel Verlags München.

[Bearbeiten] Literatur

  • Ulbricht, Justus H.: „Meine Seele sehnt sich nach Sichtbarkeit deutschen Wesens.“ Weltanschauung und Verlagsprogramm von Eugen Diederichs im Spannungsfeld zwischen Neuromantik und ‚Konservativer Revolution’. In: Gangolf Hübinger (Hrsg.): Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diederichs-Verlag - Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme. Eugen Diederichs-Verlag, München 1996
  • Irmgard Heidler: Der Verleger Eugen Diederichs und seine Welt (1896–1930). (= Mainzer Studien zur Buchwissenschaft; Bd. 8). Harrassowitz, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-04029-7 (zugl. Dissertation, Universität München 1991)
  • Florian Triebel: Kultur und Kalkül. Der Eugen-Diederichs-Verlag 1930-1949. Dissertation, Universität Konstanz 2003, Volltext (über die weitere Geschichte des Verlags nach Eugen Diederichs Tod)

[Bearbeiten] Weblinks

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