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Epiphanie

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Epiphanie (griech. epiphaneia „Erscheinung“; aus epi „über, darauf“ und phainesthai „sich zeigen“; zusammen im Sinne von „herausragen, sich hervorheben“) bezeichnet

  • die Erscheinung der Geliebten in den Dingen des Lebens als ein in der Poesie häufig anzutreffendes Motiv. Dieses Motiv scheint durch viele Filme Claude Sautets hindurch. Seine Verwendung hilft dem Schüchternen, sich der Unbekümmertheit der Lebensart des klassischen Aufreißers anzuverwandeln. Seine geliebte Laura kommt in Petrarcas Sonetten des Canzoniere namentlich nur ein Mal vor, tritt aber in verwandelter Form in jedem der Gedichte auf. Die leicht daherkommende Meisterschaft in der Verwendung der formalen Mittel, seien sie die des Sonetts oder die des Films, trägt nicht wenig zum Charakter des Wundersamen der Erscheinung bei.

[Bearbeiten] In den Schriften von James Joyce

Im Werk des Schriftstellers James Joyce ist die Epiphanie eine literarische Figur, und ein zentrales Element. Sie seien die „zerbrechlichsten und flüchtigsten aller Momente“, „oberste Qualität der Schönheit“, global und universal. [1]
Der Augenblick, in dem ein Gegenstand seine Ganzheit, Symmetrie und Ausstrahlung (integritas, consonantia, claritas/quidditas) vollbringt, im weiteren Sinne der Vorgang oder die Formulierung. Hilfreich ist die Kenntnis der Auffassungen Joyce zur Ästhetik (Thomas von Aquin, mit etwas Anlehnung an Aristoteles). Kann wirken wie ein ewiger Moment, der unabhängig von Zeit und Ort schon immer existiert hat, und nicht unähnlich Platons Höhlengleichnis aus dem Reich der Ideen und Konzepte stammt. Joyce findet in seinen Erinnerungen und Schöpfungen Dinge, die Einzelnen immer passiert sind, und sich immer wieder zutragen werden, und den einzelne Leser zum persönlichen Wiedererkennen einladen.

„Wenn einer diese seltsamen Seiten dann liest, von einem, der lang schon dahin, dann fühlt so einer auf einmal sich eins mit einem, der einst...“

James Joyce: Ulysses, Seite 56

In der modernen Psychologie ist das Déjà-vu, Erinnerungstäuschung, ein Begriff. Gelegentlich verbunden mit einer plötzlichen Kontext- oder Bedeutungsverschiebung fester Zusammenhänge für eine Figur: In „Die Toten“ erkennt ein Mann mittleren Alters, dass seine Gattin ihn niemals wirklich geliebt hat, in „Arabia“ wird dem jugendlichen Helden klar, dass er ein „Schwindelmeier“ (mehr in der Fantasie als der Wirklichkeit Lebender) ist. Bei leblosen Objekten:

„Unter einer Epiphanie verstand er eine jähe geistige Manifestation, entweder in der Vulgarität von Rede oder Geste, oder in einer denkwürdigen Phase des Geistes selber. […] Er sagte Cranly, die Uhr am Ballast Office sei einer Epiphanie fähig. […]
- Ja, sagte Stephen. Ich gehe ein ums andre Mal an ihr vorüber, spiele auf sie an, berufe mich auf sie, blicke flüchtig zu ihr hoch. Sie ist nur ein Artikel im Katalog des Dubliner Straßenmobiliars. Dann ganz auf einmal sehe ich sie, und plötzlich weiß ich, was sie ist: Epiphanie.“

James Joyce: Stephen der Held, Seite 224 ff. [2]

Den Begriff fand er im Jahre 1900, dazu Richard Ellmann ausführlich:

„Eine Epiphanie war für Joyce nicht die Manifestation einer Gottheit, die Sichtbarwerdung Christi für die Weisen aus dem Morgenlande, obwohl das eine brauchbare Metapher dafür wäre, was ihm vorschwebte. Epiphanie war für ihn die plötzlich ‚Offenbarung der Washeit eines Dinges‘, der Augenblick, in dem uns die ‚Seele des gewöhnlichsten Gegenstandes … zu erstrahlen scheint‘. Dem Künstler, so fühlte er, waren solche Epiphanien anvertraut, und er müsse nach ihnen Ausschau halten, nicht unter den Göttern, sondern unter den Menschen, in zufälligen, belanglosen, unauffälligen, ja sogar unangenehmen Augenblicken.[…] Manchmal lesen sie sich wie Botschaften einer unvertrauten Sprache; ihr Glanz liegt in ihrer eigenartigen Kahlheit, in ihrer kompromißlosen Ablehnung aller Kunstgriffe, die zu ihrer unmittelbaren Klarheit führen könnten. Andere wieder sind absichtlich unverschlüsselt und lyrisch gerichtet. […] Alltägliche Bemerkungen kontrastiert er sauber mit einer seltsamen, traumhaften Unbestimmtheit der Person und des Ortes […]“

Richard Ellmann: James Joyce: Biographie, ab Seite 141

Im Dublin dieser Tage sei zudem viel über Träume gesprochen worden. Ellman zitiert den finalen Absatz des Porträt als Epiphanie. Mit Übertragung seiner Auffassungen wurde auch die Madeleine („Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, 1913-1927) von Marcel Proust schon so genannt: etwas, das Erinnerungen ins Rollen bringt. Antoine Roquentin überkommt Der Ekel in Jean-Paul Sartres gleichnamigen Roman (1938), beim Anblick einer Wurzel - für ihn steht zwischen Existenz und Funktion der Wurzel eine absurde Kluft. [3]

„Glanz und Geheimnis der Kunst können in der Spannung zwischen der Erscheinung und der Realität liegen, oder, genauer, zwischen dem gegenständlichen Stoff und dem, was daraus gemacht wird. Die Ansicht, daß der Stoff als solcher lehrreich sein sollte, hält sich weiter, vor allem, weil sich den meisten Menschen eine moralische Standardantwort eher mitteilt als ein genuiner ästhetischer Taumel.“

Anthony Burgess: Joyce für Jedermann, Seite 39

[Bearbeiten] Bemerkungen

  1. Stephen der Held, Seite 224 f.
  2. Kursivschrift im Original
  3. Jean-Paul Sartre: Der Ekel. Seite 146 f., dt. von Uli Aumüller, 45. Auflage, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1982, ISBN 3-499-10581-0

[Bearbeiten] Literatur

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