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Epiphänomen

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Als Epiphänome bezeichnet man Entitäten, die zwar eine Ursache, aber selbst keine Wirkung haben. Dabei gibt es zwei verschiedene Verwendungsweisen des Begriffs. In einem schwachen Sinne werden alle Zustände eines Systems als Epiphänomene bezeichnet, die keine signifikante Wirkung auf das System haben. In diesem Sinne ist etwa der Rauch einer Dampflokomotive ein Epiphänomen, obwohl der Rauch natürlich gewisse Wirkungen hat. In einem starken Sinne sind Zustände genau dann Epiphänomene, wenn sie gar keine Wirkungen haben.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bewusstsein als Epiphänomen

Thomas Henry Huxley
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Thomas Henry Huxley

In der Philosophie spielt der Begriff des Epiphänomens eine Rolle, da immer wieder behauptet wird, dass das Bewusstsein ein Epiphänomen sei. Der philosophische Epiphänomenalismus wurde erstmals von Thomas Henry Huxley vertreten. Bei ihm handelt es sich letztlich um einen Dualismus, der die Probleme des interaktionistischen Dualismus in der Tradition René Descartes' vermeiden will. Descartes war von einer Interaktion zwischen materiellen und immateriellen, mentalen Zuständen ausgegangen. Gegen eine solche Konzeption wurde allerdings eingewandt, dass es für jede Handlung bereits eine physische Ursache gebe, eine Verursachung durch immaterielle Entitäten folglich überflüssig sei.

Der Epiphänomenalismus versucht diesem Problem zu entgehen, indem er behauptet, dass das immaterielle Bewusstsein auch gar nichts verursache. Ein genereller Epiphänomenalismus wurde in der Philosophie - wenn überhaupt - nur sehr selten vertreten. Allerdings wurde immer wieder behauptet, dass Eigenschaften des Bewusstseins (insbesondere die Qualia) epiphänomenal seien. Diese Position wurde sehr einflussreich von dem australischen Philosophen Frank Jackson formuliert. Zudem ist es ein häufiger Einwand gegen philosophische Positionen, dass sie auf einen Epiphänomenalismus hinausliefen. Dies wird etwa immer wieder gegen Donald Davidsons anomalen Monismus angeführt.

[Bearbeiten] Einwände

Vorstellung des Epiphänomenalismus: Die Pfeile symbolisieren Verursachung
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Vorstellung des Epiphänomenalismus: Die Pfeile symbolisieren Verursachung

Allerdings hat auch der Epiphänomenalismus mit zahlreichen Einwänden zu kämpfen. Zum einen ist es extrem kontraintuitiv, dass das Bewusstsein keine Wirkungen hat. Im Alltag geht man selbstverständlich davon aus, dass etwa Angst (mental) eine Flucht (physisch) verursachen kann, oder die Liebe einen Kuss. Der Epiphänomenalist muss behaupten, dass man sich hier systematisch irrt, da es in Wirklichkeit nur physische Ursachen gebe.

Des Weiteren wird argumentiert, dass unklar sei, wie wir jemals von Zuständen wissen könnten, die selbst gar keine Wirkungen haben. Da wir aber von unseren eigenen mentalen Zuständen wissen, sei der Epiphänomenalismus unplausibel (Lit.: Bieri, 1992). Die genannten Probleme haben dazu geführt, dass der Epiphänomenalismus in der Philosophie des Geistes eher eine unpopuläre Position ist.

[Bearbeiten] Epiphänomen in der Politikwissenschaft

Auch in der politikwissenschaftlichen Teildisziplin der "Internationalen Beziehungen" taucht der Begriff des Epiphänomens auf. So gibt es einen Streit zwischen Realisten und Liberalisten, um den Einfluss von nationalstaatlichen sowie supranationalen Institutionen auf das staatliche Handeln.

Realisten bezeichnen dabei Institutionen als Epiphänomene, die keinen Einfluss auf staatliches Handeln haben. Der Staat handelt immer nur nach Aspekten den Machtsicherung und -erweiterung.

Liberalisten hingegen lehnen diese Sicht von Institutionen als Epiphänomene ab. Sie gehen davon aus, dass internationale Organisationen sogar geschaffen werden müssen, um nationalstaatliche Probleme zu lösen. Die Wirkung internationaler Systeme besteht in eben genau dieser Fähigkeit. Außerdem ist es möglich, durch supranationale Systeme Konflikte zu lösen und Frieden unabhängig von machtpolitischen Aspekten zu sichern.

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Henry Huxley: On the Hypothesis that Animals are Automata', 1874 Klassische Formulierung des Epiphänomenalismus
  • Frank Jackson: Epiphenomenal Qualia, in Philosophical Quartaly, 1982 Argumentation für den Epiphänomenalismus mit Hilfe der Qualia
  • Peter Bieri: Trying out Epiphenomenalism, in: Erkenntnis, 1992, Einflussreiche moderne Diskussion des Epiphänomenalismus

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary: Epiphänomen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)

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