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Eduard Fuchs

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Eduard Fuchs (* 21. Januar 1870 in Göppingen; † 25. Januar 1940 in Paris) war ein marxistischer Kulturwissenschaftler, Historiker, Schriftsteller und Kunstsammler.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Werdegang

[Bearbeiten] Journalistische Tätigkeit

Er wuchs als Sohn eines kleinen Kaufmanns auf, trat 1886 in die damals verbotene Sozialistische Arbeiterpartei (die Vorgängerorganisation der SPD) ein und wirkte als führendes Mitglied im radikalsozialistischen Liederverein Carmina. Für ein Flugblatt, das er im Januar 1888 herausgab, worin er Kaiser Wilhelm als „preußischen Massenmörder“ bezeichnete, wurde er zu fünf Monaten Haft verurteilt. E.Fuchs war 1888 Gründungsmitglied des Vereins der Handlungsgehilfen in Stuttgart. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er von einem Spitzel denunziert, was fünf Monate Haft wegen Verbreitung verbotener sozialistischer Schriften zur Folge hatte. E.Fuchs fand im August 1890 zunächst als Anzeigenleiter, dann als Redakteur bei der sozialdemokratischen Münchner Post Anstellung. Im April 1892 gestaltete er die 1.Mai-Ausgabe der satirischen Zeitschrift Der Süddeutsche Postillon. Seine politischen Äußerungen als Redakteur brachten eine Reihe von Anklagen: 1894 wegen "Aufreizung zu Gewalttätigkeiten", 1897 wegen des Gedichts "Enthüllungen" (sechs Monate Haft), 1898 wegen Majestätsbeleidigung in Nürnberg (zehn Monate Haft). E.Fuchs verfasste in dieser Zeit sein Buch „Karikatur der europäischen Völker“. Fünf Tage Haft erhielt er, weil er einen Wirt geohrfeigt hatte, der sozialdemokratische Plakate abriss. 1901 erfolgte sein Umzug nach Berlin, wo er als Redakteur bei der Zeitung Vorwärts seine Tätigkeit weiterführte. Für den Verlag gab er mehrere illustrierte Festnummern zum 1.Mai, Sozialistengesetz, 8.März und zu Ostern heraus. In parteiinternen satirischen Zeitschriften kritisierte er den Revisionismus von Bernstein und David.

[Bearbeiten] Bücher zur Kulturgeschichte

Von 1905 bis 23 verfasst er mehrere Werke zur Kulturgeschichte.
Bücher: „Die Frau in der Karikatur“ (1905), dreibändige Ausgabe „Geschichte der erotischen Kunst“ (1908 bis 1923), sechsbändige Ausgabe „Sittengeschichte“ (1902 bis 1912); letztere Werke brachten ihm den Beinamen „Sittenfuchs“ ein, „Der Weltkrieg in der Karikatur“ (1916), Die „Juden in der Karikatur“ (1912), mehrere Kunstbände zu dem Maler und Graphiker Honoré Daumier sowie zu Gavarni und den anderen „Großen Meister der Erotik“. 1913 wurde er Vorstandsmitglied im Deutschen Hilfsverein für die politischen Gefangenen und Verbannten Russlands, in dem auch Karl Liebknecht mitarbeitete. Vom 11. Februar bis 3. Mai 1914 reiste er zusammen mit dem Künstler Max Slevogt nach Ägypten. Als Gegner der sozialdemokratischen Burgfriedenspolitik folgte sein Bruch mit der SPD. Im Sommer 1917 verhandelte er mit den Bolschewiki in Stockholm. 1918 war er Gründungsmitglied des Spartakusbundes. Durch einen Brief Rosa Luxemburgs legitimiert, führte er mit Lenin Gespräche über die Gründung der III.Internationale. 1919 war E.Fuchs Gründungsmitglied der KPD. Es verband ihn eine enge Freundschaft zu Franz Mehring (nach Mehrings Tod war er sein Nachlaßverwalter) und August Thalheimer. Im Juni 1923 war E.Fuchs Gründungsmitglied der Gesellschaft der Freunde des neuen Russland und im Aug.1925 an der IAH-Initiative „Hände weg von China“ beteiligt. Im März 1926 wirkte er mit an einem Aufruf von Intellektuellen für eine Enteignung der Fürsten. 1927 war er im Kuratorium für die Kinderheime der Roten Hilfe und protestierte gegen die Zerstörung der Heinrich Vogeler-Fresken im Barkenhoff.

[Bearbeiten] Bruch mit der KPD

1927/28 setzte E.Fuchs sich intensiv für die Reaktivierung der, damals KPD-intern als „Rechte“ bzw. „Brandleristen“ benannten Funktionäre ein. Da dies abgelehnt wurde, brach seine Freundschaft zu Wilhelm Pieck. Am 22.Mai 1928 fordert er in einem Brief an Bucharin [1], er solle seinen Einfluß gegen die schädliche Politik der KPD geltend zu machen und mahnt: "Sobald Fehler nicht mehr rein theoretisch bleiben, sondern sich in der unmittelbaren Praxis auswirken, dauert es immer Monate, ja mit unter sogar Jahre, bis die Arbeiter wieder neues Vertrauen gewonnen haben..." und setzt sich für Jacob Walcher ein: "Als Gewerkschafter überragt Walcher überhaupt alle um mehr als Haupteslänge". 1928 erfolgte dann sein Bruch mit der KPD, er schloss sich der KPD(O) an, die er mit einem regelmäßigen Monatsbeitrag von 250 bis 500 Reichsmark unterstützte. 1929 gab er die gesammelten Werke von Franz Mehring heraus. Als Mitarbeiter gewann er Leo Borochowicz und August Thalheimer, von denen er überzeugt war, „dass sie jeden Grad von Selbständigkeit im Denken… gegenüber der großen Idee des Sozialismus besitzen, wie ihn Franz Mehring von sich selbst forderte“.

[Bearbeiten] Exil

1933 nach der nationalsozialistischen Machtergreifung floh E.Fuchs nach Frankreich. Seine vor allem viele expressionistische Werke enthaltende Kunstsammlung und sein übriger Besitz wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und versteigert. Im Pariser Exil unterstützte er seine Freunde der KPD(O); dort war E.Fuchs u. a. mit Walter Benjamin befreundet. Im Sommer 1939 orientierte er sich zur KPD(O)-Minderheitsrichtung. E.Fuchs starb am 26.Januar 1940 und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt, wo auch die Kämpfer der Pariser Kommune und der revolutionäre Künstler Honoré Daumier ruhen.

[Bearbeiten] Werke

  • 1848 in der Caricatur. München: Ernst [1898]
  • Die Karikatur der europäischen Völker vom Altertum bis zur Neuzeit. Berlin: Hofmann 1901
  • Die Karikatur der europäischen Völker vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. Berlin: Hofmann 1903
  • Das erotische Element in der Karikatur. Berlin: Hofmann 1904
  • Die Frau in der Karikatur. München: Langen 1906
  • Geschichte der erotischen Kunst. Band 1: Das zeitgeschichtliche Problem. München: Langen 1908
  • Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 1: Renaissance. München: Langen 1909
  • Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 2: Die galante Zeit. München: Langen 1910
  • Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 3: Das bürgerliche Zeitalter. München: Langen 1912
  • [mit A. Kind] Die Weiberherrschaft in der Geschichte der Menschheit. 2 Bände. München: Langen 1913
  • Der Weltkrieg in der Karikatur. Band 1: Bis zum Vorabend des Krieges. München: Langen 1916
  • Die Juden in der Karikatur. München: Langen 1921
  • Geschichte der erotischen Kunst. Band 2: Das individuelle Problem. Erster Teil. München: Langen 1923
  • Geschichte der erotischen Kunst. Band 3: Das individuelle Problem. Zweiter Teil. München: Langen 1926
  • Die grossen Meister der Erotik. Ein Beitrag zum Problem des Schöpferischen in der Kunst. München: Langen 1930

[Bearbeiten] Referenzen

  1. Brief E. Fuchs an Bucharin, 22.Mai 1928, Institut für Marxismus-Leninismus / Zentrales Parteiarchiv / Neue Liste / 5/73

[Bearbeiten] Literatur

  • Walter Benjamin: Eduard Fuchs, der Sammler und der Historiker. In: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6, 1937, S. 346-381
  • Thomas Huonker: Revolution, Moral & Kunst. Eduard Fuchs: Leben und Werk. Zürich: Limmat-Verlag 1985, ISBN 3857910887
  • Peter Gorsen: Wer war Eduard Fuchs ? In: Zeitschrift für Sexualwissenschaft, Jg. 19, Heft 3, Sept. 2006, S. 215-233
  • Theodor Bergmann: "Gegen den Strom." Die Geschichte der KPD (Opposition). Hamburg 2001. ISBN 3879758360
Andere Sprachen

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