Die geheime Geschichte der Mongolen
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Die Geheime Geschichte der Mongolen ist das erste literarische Werk der Mongolei und erzählt die Geschichte der Sippe von Dschingis Khan. Es wurde nach dessen Tod 1227 verfasst und vermutlich auf dem mongolischen Reichstag, dem Kuriltai, den Ugedai Khan 1240 abhielt, vorgestellt. Der Verfasser ist unbekannt, stammt aber aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Umfeld des Auftraggebers Ugedais. Möglicherweise handelt es sich um Schigichutuchu, den Adoptivbruder Ugedais.
[Bearbeiten] Inhalt
Die Geheime Geschichte, die nur der Herrscher-Sippe zugänglich war, erzählt die Geschichte der Sippe von Temujin, der 1206 auf dem Kuriltai am Fluss Onon die mongolische Nation einigte und zum "ozeangleichen Herrscher" - zum Dschinghis Khan - erhoben wurde. Wie viele solche Sagen, verlegt auch die Geheime Geschichte den Beginn der mongolische Historie in eine mythische Zeit. Danach wurde der Urvater des mongolischen Herrschergeschlechts von einem grauen Wolf und einer weißen Hirschkuh gezeugt. Nach einem kursorischen Durchgang durch die frühen Generationen wird das Werk erst genauer, als es auf Temujins Urgrossvater Chabul kommt.
Als Temujin noch ein Junge ist, wird der Vater, selbst Stammesführer, von einem konkurrierenden Stamm, den Tataren, vergiftet. Der Neunjährige erfährt im Zelt seines künftigen Schwiegervaters, zu dem ihn sein Vater gebracht hatte, von dem Mordanschlag. Sofort eilt er zurück zu seiner Sippe, doch sein Vater ist bereits tot, als er dort eintrifft. Und es kommt noch schlimmer: Nach dem Tod des Vaters wendet sich die ganze Sippe von der Familie ab.
In den nächsten Jahren schlägt sich die Mutter mit ihren vier Söhnen durch. Das Leben ist hart, und als einer der Brüder, Bekter, Temujin einen Fisch weg nimmt, den dieser gefangen hat, tötet ihn Temujin. Der hat die Schmach nicht vergessen, die ihm und seiner Sippe angetan wurde, und so verbringt er die nächsten Jahre seines Lebens damit, Getreue um sich zu sammeln, um seine Rache vorzubereiten.
Mit Macht, Charisma und diplomatischem Geschick, aber auch mit List und Tücke gelingt es ihm schließlich, die feindlichen Stämme eine nach dem anderen zu vernichten und die Steppenvölker zum Mongol ulus, der mongolischen Nation zu einen.
Kern der neuen Nation ist das Heer. Der nun als "Dschingis Khan" bekannte Temujin gibt dem ungeordneten Nomadenheer eine neue Ordnung. Er teilt es auf in Zehner-, Hunderter-, und Tausenderschaften. Wer sich als fähiger und tapferer Krieger erweist, kann einen Rang im Heer bekleiden, auch ohne ein Blutsverwandter des Herrschers zu sein.
Nach seiner Erhebung zum Khan unterwirft Temujin die letzten Steppenvölker. Sein nächster Eroberungszug richtet sich gegen die mandschurische Jin-Dynastie, die zu jener Zeit Nordchina beherrscht. Ein Versuch, diplomatische Beziehungen zum Reich Choresmien aufzunehmen scheitert. Der Sultan lässt die 100köpfige Gesandtschaft hinrichten - und provoziert so die Eroberung und Zerstörung seines Reiches.
Weil die Tanguten dem Khan die Truppen für den Feldzug gegen Choresmien verweigert haben, gilt ihnen der nächste Feldzug. Es soll Dschings Khans letzter werden: Gleich zu Beginn der Strafexpedition im Jahr 1226 hat er einen Reitunfall und verletzt sich schwer, weigert sich aber, deshalb den Feldzug zu beenden. Die Tanguten werden besiegt, doch der Herrscher fühlt sein Ende nahe. Er regelt seine Nachfolge - neuer Khan wird sein Sohn Ugedei - und stirbt im folgenden Jahr.
Interessant ist, dass Dschingis Khan, obwohl die Geheime Geschichte durchaus hagiographische Züge trägt, nicht kritiklos als Held dargestellt wird. So erfahren wir etwa, dass der Herrscher der Mongolen Zeit seines Lebens Angst vor seiner Mutter und vor Hunden hatte.
[Bearbeiten] Überlieferung
Das in vermutlich in uighurischer Schrift verfasste Original ist nicht erhalten. Vermutlich wurden alle Versionen in dieser Schrift nach der Vertreibung der mongolischen Yuan-Dynastie durch die chinesischen Ming-Dynastie vernichtet.
1899 fand sich jedoch in der Sammlung eines chinesischen Kaisers ein Manuskript in chinesischen Schriftzeichen, das sich jedoch jeder Deutung entzog. Es war Transkription des mongolischen Lautwertes in chinesische Schriftzeichen. Als Transkription überlebte die Geheime Geschichte den Sturz der Yuan-Dynastie. Eine Rekonstruktion des mongolischen Textes gelang erst dem Berliner Sinologen Erich Haenisch 1940.
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred Taube (Übers.): Geheime Geschichte der Mongolen. Beck München, 2005, ISBN 3-406-53562-3