Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Die Grenzen des Wachstums - Wikipedia

Die Grenzen des Wachstums

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Die Grenzen des Wachstums (engl. Originaltitel: The Limits to Growth) ist eine 1972 veröffentlichte Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft. Im Auftrag des Club of Rome führten Dennis L. Meadows und seine Mitarbeiter am Jay W. Forresters Institut für Systemdynamik eine Systemanalyse mit einem Rechenmodell durch, das die hohe Vernetzung globaler Prozesse berücksichtigt und Computersimulationen zu unterschiedlichen Szenarien ermöglicht. So wurden Modelle mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet, oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt.

Bis heute sind von diesem Buch 12 Millionen Exemplare in 37 Sprachen verkauft worden. 1973 wurde der Club of Rome dafür mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ergebnis

Das Simulationsergebnis der meisten Szenarien ergab ein weitergehendes, zunächst unauffälliges Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum bis zu einer ziemlich jähen Umkehr der Tendenz um das Jahr 2030. Nur sofortige durchgreifende Maßnahmen zum Umweltschutz und zur Geburtenkontrolle änderten dieses Systemverhalten, so dass auch Szenarien errechnet werden konnten, unter denen sich die Weltbevölkerung (bei ca. vier Milliarden) wie auch der Wohlstand langfristig konstant halten ließen. Die erforderlichen Einschnitte waren politisch nicht durchsetzbar.

[Bearbeiten] 1992: Die neuen Grenzen des Wachstums

1992 wurden Die neuen Grenzen des Wachstums veröffentlicht. Neue Erkenntnisse (beispielsweise größere Rohstoffvorkommen als 20 Jahre zuvor bekannt) und die in der Zwischenzeit eingetretene Entwicklung wurden in die aktualisierten Simulationen aufgenommen. 2000 veröffentlichte Meadows eine Stellungnahme, nach der auf Basis der heutigen Weltbevölkerung ein stabiler Zustand nicht mehr erreicht werden könne.

[Bearbeiten] 2004: Das 30-Jahre Update

Im Jahr 2004 veröffentlichten die Autoren das 30-Year Update. Darin brachten sie die verwendeten Daten auf den neuesten Stand, nahmen leichte Veränderungen an ihrem Computermodell World3 vor und errechneten anhand verschiedener Szenarien mögliche Entwicklungen ausgehend vom Jahr 2002 bis zum Jahr 2100. In den meisten der errechneten Szenarien ergibt sich ein Überschreiten der Wachstumsgrenzen und ein anschließender Kollaps ("overshoot and collapse") bis spätestens 2100. Fortführung des "business as usual" der letzten 30 Jahre führt zum Kollaps im Jahr 2030. Auch bei energischem Umsetzen von Umweltschutz- und Effizienzstandards kann diese Tendenz oft nur abgemildert, nicht aber verhindert werden. Erst die Simulation einer überaus ambitionierten Mischung aus Einschränkung des Konsums, Kontrolle des Bevölkerungswachstums, Reduktion des Schadstoffausstoßes und zahlreichen weiteren Maßnahmen ergeben eine nachhaltige Gesellschaft mit hoher Lebensqualität bei knapp 8 Mrd. Menschen.

Die Studie von 2004 geht auch stark auf die Entwicklung 1972 - 2002 ein und beschreibt unter anderem die Zunahme des sozialen Gefälles (20% haben 85% des BIP), die Bodenqualität (40% wurden übernutzt), die Überfischung (75% der Fischbestände) und die Erschöpfung fossiler Rohstoffe (Erreichen des Ölfördermaximums innerhalb eines Jahrzehnts). Die Autoren stellen fest, dass die Kapazität der Erde Rohstoffe zur Verfügung zu stellen und Schadstoffe zu absorbieren (siehe ökologischer Fußabdruck) bereits im Jahr 1980 überschritten wurde und weiterhin überschritten wird (heute um ca. 20%) .

[Bearbeiten] Kritik

Die Grenzen des Wachstums werden sehr kontrovers diskutiert. Die negativen Folgen einer vorausgesetzten Trendextrapolation erscheinen einleuchtend, andererseits wird fast ausschließlich das Ziel eines beständigen Wirtschaftswachstums weiterverfolgt. Ein Ausweg könnte in einer Verlagerung zu einem "qualitativen Wachstum" bestehen, einer Verlagerung von der Massenproduktion hin zu Dienstleistungen und Informationen, die auf ressourcenschonende Weise den Bedürfnissen der Menschen immer besser gerecht werden. Durch Recycling (Kreislaufwirtschaft) können Rohstoffreserven geschont werden. Durch Miniaturisierung (z. B. bei der Datenspeicherung) kann auch im begrenzten Lebensraum der Menschheit ein erheblicher Mehrwert geschaffen werden, der zum Zeitpunkt der Studie von Meadows noch nicht vorhersehbar war.

Nach wie vor schwer zu beherrschen sind das Bevölkerungswachstum in armen Regionen, der steigende Verbrauch fossiler Energien mit der Folge einer globalen Erwärmung, der Wasser- und Energiebedarf für eine immer intensivere Landwirtschaft und der Flächenverbrauch infolge fortschreitender Urbanisierung und Industrialisierung. Hier eine stabile Situation zu schaffen, sei eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben der Menschheit.

Kritiker der Studie bemängeln die Fortschreibung von vorhandenen Entwicklungstendenzen in die Zukunft, bei der Anpassungen durch technologische, wirtschaftliche und politische Veränderungen ignoriert würden. Außerdem bemängeln sie, dass Katastrophenszenarien dazu benutzt würden, stark von politischen Vorstellungen geprägte Zukunftsvisionen zu propagieren. Weiter wird die Meinung vertreten, dass sich die Probleme auch ohne Verzicht auf Wirtschaftswachstum lösen ließen, und dass die Vorteile von Wirtschaftswachstum die Nachteile überwiegen würden.

Ein oft gehörtes Urteil besonders über die Studie von 1972 lautet, dass die Voraussagen nicht eingetreten seien und daher bereits der Ansatz offensichtlich falsch sei. Tatsächlich errechneten Meadows et al. in keiner ihrer Studien Prognosen, sondern immer nur Szenarien, die bewusst keine spezifischen Schlüsse für die Zukunft enthielten. Lediglich die Grundtendenzen der wachstumsorientierten Wirtschaftsweise sollten sichtbar gemacht werden. Auch die Kritik am "einfachen" Computermodell geht oft ins Leere, betrachtet man die Komplexität von World3.

Die erste Studie wurde vor der Ölkrise von 1973 verfasst. Dies ist insofern bedeutungsvoll, als diese Periode von höchsten Wachstumsraten in der Wirtschaft profitierte, da man auf der Spitze des 4. Kondratjew-Zyklus stand. Außerdem war eine Steigerung der Energieeffizienz durch die niedrigen Rohstoffpreise nicht vordringlich. Der plötzliche Preisanstieg 1973 führte zu effizienteren Produktionsverfahren, sodass die Zunahme des Rohstoffverbrauchs abflachte.

[Bearbeiten] Konsequenz

Die schlussendliche Konsequenz einer Fortführung der bisherigen Entwicklung ist nach Meinung der Autoren der Grenzen des Wachstums eine unter schmerzlichen Bedingungen eintretende Hungersnot und Umweltkatastrophe, die die Bevölkerung stark dezimieren würde. Da aber der gleiche Bevölkerungsstand auch die Konsequenz einer starken Geburtenkontrolle wäre, haben Verfechter freiheitlicher Vorstellungen Probleme, den Sinn derartiger Maßnahmen zu sehen. Eine Begrenzung auf einem bestimmten Niveau wird von vielen als inakzeptable Beschränkung ihrer Rechte auf freie Entfaltung und Entwicklung angesehen, während ein fortgesetztes Wirtschaftswachstum durchaus die Chance beinhalte, damit verbundene Probleme zu lösen.

[Bearbeiten] Auswirkungen

Einen förderlichen Einfluss dürfte das Buch auf die Geschwindigkeit gehabt haben, mit der Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt wurden, sowie auf die verstärkte Beobachtung des Klimas und der Umwelt. Diese Studie wird als Beleg dafür gesehen, dass anhaltendes Wirtschaftswachstum in einer endlichen Welt unmöglich sei.

Umstritten ist jedoch, wie das Wirtschaftswachstum krisenfrei gebremst werden könnte. Seit der Jahrtausendwende entstand auf der Basis der Logik der Wachstumsgrenze die Theorie der nachhaltigen wirtschaftlichen Wachstumsrücknahme, die teilweise schon konkrete Maßnahmen auf regionaler Ebene vorschlägt und die, vor allem in Frankreich, breit diskutiert wird.

Es ist ungewiss, ob eine Gesellschaft sowohl mit als auch ohne Wirtschaftswachstum den westlichen Lebensstandard halten kann.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Dennis L. Meadows, Donella Meadows, Erich Zahn, Peter Milling:: Die Grenzen des Wachstums - Berichte des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Deutsche Verlags-Anstalt, München 1972, ISBN 3-42-102633-5.
  • Dennis L. Meadows et al.: Die neuen Grenzen des Wachstums. Rowohlt, Reinbek 1993, ISBN 3-49-919510-0.
  • Dennis L. Meadows et al.: Limits to Growth: The 30-Year Update. Chelsea Green Publishing Company 2004, ISBN 1-93-149858-X (engl.).
  • Dennis L. Meadows, Donella Meadows, Jörgen Randers: Grenzen des Wachstums - Das 30-Jahre-Update. Hirzel Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-7776-1384-3.

[Bearbeiten] Weiterführende Literatur

  • Karsten Herzmann, Caroline Seibert: Neue Perspektiven für die ökologische Wachstumskritik (PDF 376 kB), 2005.
  • Athanasios Karathanassis: Naturzerstörung und kapitalistisches Wachstum. VSA, Hamburg 2003, ISBN 3-89-965018-2.
  • Friedrich Schmidt-Bleek: Wieviel Umwelt braucht der Mensch? Das Maß für ökologisches Wirtschaften. Birkhäuser, Basel 1994, ISBN 3-76-432959-9.
  • David Woodward und Andrew Simms: Growth Isn't Working. London 2006, ISBN 1-90-488206-4, (PDF, 1,2 MB) (engl.).

[Bearbeiten] Populärwissenschaftliche Literatur

  • Johannes M. Waidfeld: Wachstum, der Irrtum, Wohlstand, eine gesellschaftliche Betrachtung, Fischer & Fischer Medien AG, Frankfurt 2005, ISBN 3-89950-076-8

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