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Die Gänsehirtin am Brunnen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Gänsehirtin am Brunnen ist ein Märchen, das in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 179 enthalten ist (Erzähltyp 923 nach Aarne und Thompson).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Inhalt

Eine alte Frau lebt in einem Häuschen in der Einöde. Sie versorgt wacker ihre Gänse und ist zu jedermann freundlich, aber die Leute mögen sie nicht besonders und halten sie für eine Hexe. Ein junger Graf begegnet ihr, als sie im Wald Gras und Obst gesammelt hat, und sie lässt es ihn zu ihrem Haus tragen. Dabei macht sie sich über ihn lustig, weil er sich schwerer tut als zuerst gedacht, setzt sich selbst aufs Tragetuch und haut ihm mit Brennnesseln auf die Beine. Zur Belohnung darf er sich auf der Bank vor ihrer Tür in der lieblichen Umgebung ausruhen. Er versteht nur nicht, weshalb die Alte meint, er könnt sich in ihre hässliche alte Tochter verlieben, aber verlässt sie erfrischt mit einem Büchslein aus Smaragd, das ihm die Alte als Geschenk gibt.

Nach drei Tagen findet er aus der Wildnis in eine Stadt, wo er in das Schloss geführt wird. Als er der Königin das Büchslein vorlegt, fällt sie in Ohnmacht, und er soll abgeführt werden. Aber sie erwacht und erzählt ihm unter vier Augen von ihrer jüngsten und schönsten Tochter, der sogar beim Weinen Perlen als Tränen aus den Augen fielen. Der König hatte sie verstoßen, als sie auf die Frage, wie sie ihn liebte, geantwortet hatte, sie habe ihn so lieb wie Salz. Der Graf soll das Königspaar zu der Hexe führen, weil in dem Büchslein eine Perle war wie die Tränen ihrer Tochter.

Die Tochter der Hexe sitzt mit ihr im Haus und spinnt. Auf den dreimaligen Schrei einer Nachteule muss sie hinausgehen zu einem Brunnen unter drei alten Eichen, wo sie die hässliche Haut vom Gesicht zieht. Sie wäscht sich und die Haut, die sie trocknen lässt. Sie weint. Als unter dem Grafen, der sie beobachtet, ein Ast knackt, erschrickt sie und verschwindet wieder. Die Alte kehrt das Haus und lässt sie ihre Haut ab- und ihr altes Kleid als Königstochter anlegen. Die Tochter erschrickt, das sie sie verlassen will, aber so wird sie nach drei Jahren wieder mit ihren Eltern vereint.

[Bearbeiten] Stilistische Besonderheiten

Im Laufe der Erzählung wechselt mehrmals die Perspektive, was für ein Volksmärchen sehr untypisch wäre. Es beginnt mit der Hexe. Der größte Teil scheint dann aus Sicht des jungen Grafen erzählt zu sein. Gegen Schluss springt der Erzähler zu der Königstochter, um sich dann selbst einzuschalten: "Aber ich muss wieder von dem jungen Grafen erzählen."

Das Gedicht der Hexe gegen Anfang wirkt etwas redundant in seiner Kürze, Einfachheit und Dysharmonie, zumal es das einzige bleibt:

"schau dich nicht um
dein Buckel ist krumm"

Der nächste Satz der Hexe ist "Wollt ihr mir helfen?", so als hätte sie den jungen Grafen damit verzaubert (wie bei Jorinde und Joringel).

[Bearbeiten] Interpretation

Das zentrale Motiv besteht in der missverstandenen Liebe der Königstochter, die sie mit Salz vergleicht. Statt Tränen weint sie Perlen und Edelsteine. Die alte Frau spricht von "Perlen, schöner als sie im Meer gefunden werden" (dazu passt das smaragdgrüne Büchslein), was wie der Brunnen, an dem sie weint, große Tiefe andeutet.

Gleichzeitig haben die steinernen Tränen oder die Perlen eine große Härte an sich. Diese Verbindung aus Härte und Tiefe wird durch das Salz versinnbildlicht, das beim Trocknen von Meerwasser entsteht. Die alte Frau, die im ersten Satz als "steinaltes Mütterchen" vorgestellt wird, hetzt den Grafen in der heißen Sonne den Berg hinauf, wobei ihm die Steine unter den Füssen wegrollen.

Dieses Motiv der Ambivalenz oder des Mißverstandenen zieht sich durch die gesamte Schilderung. Die Umgebung des Hauses "in der Einöde" stellt sich als "recht lieblich" heraus. Die Königstochter versteckt tags unter der hässlichen Haut ihre Schönheit, die sie nur nachts zeigt. Dabei passen Eulenschrei und Mondschein zu dem Hexenhaften, was die Leute an der alten Frau sehen, deren Sichel in ihrer Form schon den Mond andeutet. Der "junge Herr" wird sowohl bei der Hütte als auch in der Stadt mit höflichem Argwohn bedacht.

[Bearbeiten] Herkunft

Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm seit der 5. Auflage von 1843 an Stelle 179 enthalten. Sie schreiben in ihren Anmerkungen dazu nur: Nach einer Erzählung von Andreas Schuhmacher in Wien in Kletkes Almanach Nr. 2. Von Andreas Schumacher erschien es 1833 in Wien als D' Ganshiadarin, dann von Hermann Kletke in Berlin 1840 in seinem Almanach deutscher Volksmärchen als Die Gänsehüterin auf hochdeutsch.

Unabhängig davon existieren zahlreiche andere mündliche Varianten und schriftliche Fassungen (Der Salzprinz, Das Allerwertvollste). Sie enden meist damit, dass sich die verstoßene Tochter zunächst unerkannt an den Hof des Vaters begibt, wo er beim Essen die Wichtigkeit des Salzes erkennt.

[Bearbeiten] Film und Theater

Die Gänsehirtin am Brunnen wurde 1979 verfilmt (Regie: Ursula Schmanger; DDR). Die slowakische Version des Märchens, Der Salzprinz, wurde 1982 unter Regie von Martin Hollý als 85-minütiger Spielfilm verfilmt (Deutschland, CSSR).

Es existieren Bühnenstücke u.a. von Uwe Hoppe (Uraufführung 2000 in Bayreuth), Robert Bürkner. Bei den Brüder-Grimm-Märchenfestspielen in Hanau war Die Gänsehirtin am Brunnen 2001 im Programm.

[Bearbeiten] Literatur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 730-739. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 263, S. 509. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)
  • Schmitt, Christoph: Lieb wie das Salz. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 8. S. 1038-1042. Berlin, New York, 1996.
  • Scherf, Walter: Das Märchenlexikon. Erster Band A-K. S. 380-383. München, 1995. (Verlag C. H. Beck; ISBN 3-406-39911-8)
  • Freud, Sigmund: Das Motiv der Kästchenwahl (1913). In: Sigmund Freud. Studienausgabe. Band X. Bildende Kunst und Literatur. S. 181-193. Frankfurt am Main 1982. (Fischer Taschenbuch Verlag; ISBN 3-596-27310-2)
  • Freud, Sigmund: Die Verbrecher aus Schuldbewußtsein. In: Sigmund Freud. Studienausgabe. Band X. Bildende Kunst und Literatur. S. 252-253. Frankfurt am Main 1982. (Fischer Taschenbuch Verlag; ISBN 3-596-27310-2)

[Bearbeiten] Weblinks

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