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Der Landvogt von Greifensee

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Der Landvogt von Greifensee ist die dritte und letzte von Gottfried Keller erster Folge von Züricher Novellen.

Die Novelle nimmt das Walten des Salomon Landolt, zu seiner Zeit als Landvogt von Greifensee, zur Folie, auf der dessen gescheiterte Liebesgeschichten erzählt werden.

[Bearbeiten] Inhalt

In seiner Zeit als Landvogt von Greifensee erinnert sich Salomon Landolt der fünf Frauen, die er einst liebte, von denen er aber nacheinander abgewiesen worden war. Da beschließt der Vogt, der einmal als beliebter und offener Mann (vgl. 134), dann wieder als »verhärteter Hagestolz« (135) beschrieben wird, einmal die »fünf alten Flammen an seinem Herde [zu] vereinigen und leuchten [zu] lassen.« (139)


Die Erste in der Reihe ist eine Schöne namens Salome (141-150), die Landolf auf einem alten Herrensitz kennenlernt. Schon wegen der Namensgleichheit zueinander gedrängt, verlieben sich beide schließlich beim Pflanzen von Kirschbäumen ineinander. Eine Mischung aus Ehrlichkeit und Liebesprobe drängt Landolf jedoch die nach einem Vogel im Familienwappen »Distelfink« Genannte von einigen übertrieben dargestellten unsicheren Familienverhältnissen in Kenntnis zu setzen, worauf die vorher ihm Zugetane, von den Eltern unterstützt, die Beziehung abrupt beendet.

In Salome sieht Nußberger die Angebetete Kellers Luise Rieter wiedergegeben (vgl. Nussberger 1903, 56) - nicht zuletzt, da Luise von Keller einen dem Landoltschen nicht unähnlichen Brief erhält (am 16. Oktober 1847; vgl. Keller, Gesammelte Briefe, hg. v. Carl Helbling, 4 Bde., Bern 1950-1954, Bd. 2, 10f). Die von Landolf zwischen die roten gepflanzten »weissen Kirschen« will sein Biograph Hess noch gesehen haben (vgl. David Heß, Salomon Landolt. Ein Charakterbild nach dem Leben...; Zürich 1820, 29).

Die zweite Angebetete des späteren Landvogtes ist Figura Leu (150-171), die Nichte eines Rats- und Reformationsherrn, die melusinenhaft als »elementares Wesen« (150) beschrieben wird, das »wie von Luft getragen« (153) umherläuft und ihre Späße treibt und daher die »Hanswurstel« genannt wird. Auch hier verfertigt sich zuerst die über den Bruder Martin Leu von Landolt zuwege gebrachte Nähe beider, um dann von der Geliebten abrupt abgebrochen zu werden. Als einzige der aufgeführten Damen erscheint Figuras Motiv jedoch ehrlich und selbstlos, da sie sich einer Erbkrankheit übereignet sieht.

Das »mystisch-abstrakte Gewalttier« (154) des calvinistischen Stadtregimentes zu illustrieren, mit dem Landolt in der »Gesellschaft für vaterländische Geschichte«  wie im Hause des Ratsherren sich konfrontiert sieht, werden auch Bodmer und Gessner als historischen Personen herangezogen und abgebildet – ersterer von Keller eher in Richtung der Überheblichkeit, letzterer in die des Spaßes überzeichnet (vgl. 167f.).

Auch von der historischen Figur des Reformationsherren Leu sind Briefe überliefert, die Keller verwendete (vgl. Nussberger 1903, 8ff.). DIe Gesellschaft für Vaterländische Geschichte hat die »Historisch-politische Gesellschaft auf den Schuhmachern« zum Vorbild (vgl. 577 u. Anm. z. 153,12f.)

Als Dritte wird dann Wendelgard, auch der »Kapitän« genannt (171-186), eingeführt, so geheissen, da als Vater tatsächlich ein Kapitän Gimmel angegeben wird, der als Trunken- und Raufbold von sich Reden macht. Zuletzt bringt aber auch Gimmel die eigene Tochter, die einige Schulden anschreiben lassen musste, dem Haushalt während der Eskapaden des Vaters zu versorgen, in arge Bedrängnis, als er sich weigert und wohl auch kaum in der Lage ist, diese Schulden zu begleichen. Landolt, der hiervon erfährt, errettet die Schöne nun ehrvoll, indem er das Geld hinterbringt, aber, ihr die Schmach zu ersparen, dies im Namen des Vaters tut.

Als nun, derart von Sorgen befreit, sich beide näher kommen, scheint dem Vater aber Besseres für die Tochter im Auge zu liegen. Eine Reise nach Baden wird so gleichzeitig zur Frist Wendelgards, einen Antrag Landolts zu bedenken. Als sie schon beinahe einzuwilligen bereit ist, durchkreuzt aber die auch vor Ort weilende Figura, die sich mit der Kapitänstochter befreundet, diese Pläne. Sie erahnt den unentschlossenen Charakter der Wendelgard ebenso, wie die in ihr gegebene Mesalliance von einem Hang zum Geld, aber wenig wirtschaftlichem Verstand.

In alter Possenreisser-Manier wird nun der Bruder Martin beauftragt, dem Mädchen einen reichen Hugenotten vorzuspielen – ein Spiel, auf das nun Wendelgard zur Gänze hereinfällt und sich von Landolt gleich aller Pflichten entbinden lässt. Als der Scherz nun aufgedeckt wird, ist Landolt der Kapitänstochter entwöhnt, aber Martin, nun in eigener Person sprechend, kann dann der Schönen doch nicht widerstehen, so dass beide sich verheiraten.

Die beiden letzten Angebeteten werden dann unter einer Überschrift als »Grasmücke und Amsel« geführt (187-203). Die Graßmücke (bis 195) trägt den Namen Barbara und ist die Tochter des Proselytenschreibers und ehem. Pfarrherrn Elias Thumeysen. Barbara geräd dann auch zur fremdesten der Geliebten Landolts. Sie erhält von Landolt Unterricht im Zeichnen, bis ihre Fertigkeiten wie auch ihre Hingezogenheit zu diesem zugenommen hat, wirft all dies aber, als sie erstmalig des Geliebten eigene Malerei betrachten darf, über Bord und ist mit einem völlig verändert. In dem letzten Angebot der Holden, beide mögen, um eine friedliche Ehe zu schließen, auf ihre Malerei verzichten, erkennt Landolt aber rasch, »[…] dass hier im Gewande unschuldiger Beschränktheit eine Form der Unbescheidenheit auftrete, die den Hausfrieden keineswegs verbürge […]« (195) und verzichtet.

Die andere, die Amsel, heißt Aglaja und scheint in gleicher Weise, wie voher schon Salome den Landot zu locken, erklärt aber, bevor es zum Äussersten kommt, dem Landvogt, dass es ihr um Hilfe ginge, mit einem anderen zusammen kommen zu können. So erscheint Aglaja als einzige redliche unter den Frauen nebst Figura Leu. Mit der Hilfe, die Landolt gewährt und zum Erfolg führt, ist aber auch diese letzte in Aussicht genommene Verheiratung perdu.

Mit seiner Haushälterin Marianne berät der Vogt, alle fünf zu einem Mal zu laden. Die Figur der Marianne stieß als historische Person allerdings erst auf dessen Gut in Enge zu Landolfs Haushalt und war entsprechend jünger – statt des Geburtsjahrgangs 1737/38, wie Kellers Figur, ist Marianne Klaissner Jahrgang 1754 und weist zudem eine noch lebende Tochter auf (vgl. 565).

[Bearbeiten] Literatur

Max Nußberger, »Der Landvogt von Greifensee« und seine Quellen. Eine Studie zu Gottfried Kellers dichterischem Schaffen; Frauenfeld 1903

[Bearbeiten] Weblinks

http://gutenberg.spiegel.de/keller/zuercher/greifen.htm

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