Cierva C.6
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Cierva C.6 war ein Tragschrauber, auch Autogiro oder Gyrocopter genannt, ein Drehflügelflugzeug des spanischen Konstrukteurs Don Juan de la Cierva.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] C.6A und C.6B
De la Cierva hatte in der Vergangenheit bereits durch seine Versuche mit Autogiros auf sich aufmerksam gemacht und bekam daher für die Weiterentwicklung dieser Geräte Fördermittel der spanischen Regierung. Damit konnte er einen Tragschrauber auf Basis der Avro 504 K mit einem 82 kW (112 PS) leistenden Le Rhone-Motor entwickeln.
Der um die Tragflächen befreite Rumpf der 504 erhielt ein aus Stabilitätsgründen breiteres Fahrwerk, Stummelflügel, die als Querruder wirkten, und einen 4-Blatt-Propeller. Die Querruder waren Teile eines Bristol-Jagdflugzeuges.
Der Rotor war antriebslos und wurde lediglich durch die Vorwärtsfahrt des Gerätes in Drehung versetzt.
Montiert wurde die Maschine in der spanischen Militärflugzeugfabrik in Madrid.
Der Erstflug der Cierva C.6A war im Mai 1924, weitere Testflüge erfolgten bis zum 9. Dezember 1924. Am letzten Testtag wurde bei annähernd vertikalem Start und einer eben solchen Landung eine Flughöhe von ca. 200 Metern erreicht. Der Pilot hatte laut den Aufzeichnungen eine perfekte Kontrolle über das Gerät bis etwa 25 km/h. Es wurde kurzzeitig eine Höchstgeschwindigkeit im Vertikalflug von 109 km/h erreicht.
Mit dem C.6A wurde am 12. Dezember 1924 der erste Streckenflug eines Autogiro über eine Distanz von etwa 12 Kilometern durchgeführt.
Ein mit dem C.6A identisches Gerät, genannt C.6B, wurde im Jahre 1925 gefertigt.
[Bearbeiten] weitere Versionen
[Bearbeiten] Cierva C.6C
Die Erfolge Ciervas bewogen das britische Luftfahrtministerium, zwei solcher Maschinen bei Avro zu bestellen.
Die erste Maschine, Cierva C.6C, stieg mit RAF-Kennung G-EBTW am 19. Juni 1926 zum Erstflug in Hamble auf. Etwas später wurden Stummelflügel mit Querrudern nachgerüstet, um die Manövrierfähigkeit zu erhöhen. Die C.6C stürzte am 7. Januar 1927 ab. Auf Grund der engen Zusammenarbeit und der Lizenzvereinbarungen zwischen de la Cierva und Avro erhielten alle Cierva-Autogiros ab dem C.6C ebenfalls eine Avro-Typenbezeichnung. So war der C.6C auch als Avro 574 bekannt.
[Bearbeiten] Cierva C.6D
Der Cierva C.6D (Avro 587) gilt als erster zweisitziger Autogiro der Welt. Wegen der höheren Nutzlast hatte er ein stärkeres Triebwerk als seine Vorgänger, einen Clerget-Motor mit 97 kW (132 PS). Steuerelemente waren nur am hinteren Platz vorhanden.
Am 29. Juli 1926 startete die C.6D zum ersten Flug, um bereits einen Tag später den ersten Flug mit zwei Personen durchzuführen; Juan de la Cierva selbst war der Passagier.
Auch andere Nationen zeigten Interesse an diesem Gerät: am 5. September 1926 flog Ernst Udet die Cierva C.6D in Berlin-Tempelhof.
[Bearbeiten] Cierva C.8R
Die C.6D wurde am 15. Oktober 1926 zur Cierva C.8R umgebaut. Diese Maschine wurde von Avro-Cheftestpilot Bert Hinkler in verschiedenen Installationen geflogen, Anfang 1927 mit einem überdimensionalen 3-Blatt-Rotor und im September 1927 mit einem 2-Blatt-Rotor. Auf Grund starker Vibrationen wurde vom 2-Blatt-Rotor Abstand genommen.
[Bearbeiten] Cierva C.8V
Ebenfalls im Jahre 1926 erfolgte der Umbau einer zweisitzigen Avro 552A mit einem 134 kW (182 PS) leistenden Wolseley Viper-Motor zu einem Autogiro. Diese Maschine erhielt die Bezeichnung Cierva C.8V bzw. Avro 586. Sie unterschied sich von der C.8R durch eine Rückenflosse auf dem Rumpf und Steuerelementen auf dem vorderen Sitz.
Später wurde ein dreibeiniges Fahrwerk eingebaut und im Juni 1927 ein vierrädriges Hauptfahrwerk. Im August 1927 wurde wieder das ursprüngliche zweirädrige Fahrwerk installiert. Die Maschine mit zivilen Kennzeichen wurde im Jahre 1930 wieder von einem Autogiro in die Avro 552A zurück gebaut.
Über 500 Stück des Modells Cierva C6 wurden produziert, viele von Lizenzbetrieben in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und den U.S.A.
siehe auch: Fotogallery Juan de la Cierva