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Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau

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Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
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Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
Wappen der Familie Hoffmann von Hoffmannswaldau (Lit.: Rudolf Stein)
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Wappen der Familie Hoffmann von Hoffmannswaldau
(Lit.: Rudolf Stein)

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (* getauft 25. Dezember 1616 in Breslau; † 18. April 1679 ebenda) war ein schlesischer Lyriker und Epigrammatiker, Bürgermeister der Stadt Breslau, Landeshauptmann des Fürstentums Breslau und Direktor des Burglehns Namslau. Er gilt als der führende Vertreter der Zweiten Schlesischen (Dichter)schule und als Begründer der „galanten Epoche".

  • Der 25. Dezember 1616 wird fälschlicherweise in mancher Literatur als Geburtsdatum genannt, ist aber nachweislich nur das Datum der Taufe in der Breslauer Maria-Magdalenen-Kirche. Das Geburtsdatum ist nicht bekannt. (Lit.: Heiduk)
  • Sein Name wird häufig auch Hofmann von Hofmannswaldau mit einem F geschrieben. Im 17. Jahrhundert gab es noch keine einheitliche Namensschreibweise, doch nennen genealogische Quellen den Namen mit doppeltem F. (Lit.: Pusch; Heiduk; Stein; GHdA-Adelslexikon)

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Hoffmann gehörte einer „jungen“ Breslauer Patrizierfamilie an, die erst im 16. Jahrhundert, ursprünglich aus Neisse stammend, über Glatz nach Breslau gekommen war. Stammvater der Familie war George Hofmann († 1583), Pfarrer zu Wünschelburg, Assessor und Senior des Konsistoriums der Grafschaft Glatz.

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau war der Sohn des Johannes Hoffmann (lat: Auleander) (1575-1652), der aus Wünschelburg nach Breslau gezogen war, und dessen erster Ehefrau Anna Nagel (1591-1621) aus Breslau. Der Vater war als Beamter am Kriegszahlamt in Wien am 11. September 1612 in Prag in den erbländisch-österreichischen Adelsstand erhoben worden und erhielt am 13. Juli 1629 in Wien als Kaiserlicher Rat und Kammersekretär zu Breslau die Reichsadelsbestätigung mit dem Prädikat „von Hoffmannswaldau“. Nach dem Tod der ersten Ehefrau heiratete Vater Johannes in zweiter Ehe am 25. Oktober 1622 Magdalene Hogel († 1627) und nach deren Tod in dritter Ehe Maria von Artzat (1588-1662) aus Breslau. Schon Vater Hoffmann verfasste lateinische Verse.

Hoffmann heiratete auf väterlichen Druck am 16. Februar 1643 Marie Webersky von Webersickh (* getauft 3. Juli 1626 in Breslau; † 19. Oktober 1692 wohl ebenda), die Tochter des Simon Webersky von Webersickh, der allerdings erst am 1. September 1660 in den Adelsstand erhoben werden sollte, und der in erster Ehe verwitweten Anna Arzatt (von Artzat, Haus Arnoldsmühle). Mit Marie hatte Hoffmann die Söhne Hans Christian und Georg Moritz.

[Bearbeiten] Leben

Nach dem Besuch des Breslauer Elisabeth-Gymnasiums wechselte Hoffmann 1636 auf das Akademische Gymnasium in Danzig. Dort traf er sich häufig mit Martin Opitz, der Hoffmanns dichterische Arbeit nachhaltig beeinflussen sollte.

Am 9. Oktober 1638 wurde er an der Universität Leiden (Niederlande) immatrikuliert und studierte Rechtswissenschaften. Auf einer längeren, damals üblichen Bildungsreise (Grand Tour) als Begleiter eines Fürstensohns Frémonville lernte er in Amsterdam Andreas Gryphius kennen. Dann ging es nach England, wo er die Sprache erlernte, und anschließend nach Frankreich, wo er mit bedeutenden Gelehrten wie Hugo Grotius (1583-1645), François Auguste de Thou (1606-1642), Denis Pétau (1583-1652; auch Dionysius Petavius) und anderen verkehrte. In Italien hielt er sich längere Zeit in Genua, Pisa und Siena auf, reiste weiter nach Rom und kehrte über Florenz, Bologna, Venedig und Wien im Jahr 1642 wieder nach Breslau zurück.

In Breslau betätigte er sich als erfolgreicher Kaufmann, kam zu großem Vermögen und wurde Gutsbesitzer von Arnoldsmühle (Landkreis Breslau), Belkau und Schlaupe (Landkreis Neumarkt) sowie Kutscheborwitz (Landkreis Wohlau) (Lit.: Stein).

Im Jahr 1647 (kurz vor Ende des 30-jährigen Krieges) wurde Hoffmann besonders wegen seiner weltmännischen Bildung und breiten Kenntnis der europäischen Literatur, obwohl er nicht den sonst im Rat vertretenen alten Kaufmanns- und Patrizierfamilien angehörte, zum Ratsschöffen (Ratsherr) gewählt.

Er gehörte dem Breslauer Rat ohne Unterbrechung 32 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1679 an – im Wechsel als Schöffe oder Konsul. 1670 und 1674 wurde er Schöffenpräses, 1671-1673, 1675 und 1676 als zweiter Konsul und damit stellvertretender Ratspräses und Landeshauptmann. Von 1677 bis zu seinem Tod war er Ratspräses und damit Bürgermeister der Stadt Breslau und Landeshauptmann des Fürstentums Breslau. Während seiner Amtszeit reiste er wegen konfessioneller Konflikte 1657 an den Kaiserhof nach Wien, wo er sehr erfolgreich war, was ihm die Ernennung zum Kaiserlichen Rat durch Kaiser Leopold I. eintrug. Auch in den Jahren 1660 sowie 1669 und 1670 war er zu Verhandlungen in Wien.

Hoffmann genoss einen ausgezeichneten Ruf in Breslau und trug durch Veranstaltungen in seinem Haus zum kulturellem Leben seiner Heimatstadt bei. Bedingt durch spätere berufliche und diplomatische Verpflichtungen als Breslauer Ratsmitglied verfasste er ab 1647 nur noch wenige Werke. Die meisten seiner literarischen Arbeiten entstanden in den 1640er Jahren.

Hoffmann war schon zu seiner Zeit ein berühmter Dichter, obwohl er keines seiner zahlreichen Werke drucken ließ. Seine Verse gingen von Hand zu Hand, wurden immer wieder abgeschrieben und erreichten sogar die Herrscherhöfe. Später wurde die Verse auch von Raubdruckern in entstellter Form verbreitet, so dass sich Hoffmann als angesehener Bürgermeister der Stadt Breslau vor seinem Tod noch gezwungen sah, selbst eine Auswahl für den Druck vorzubereiten. Doch starb er vorzeitig.


[Bearbeiten] Sein Werk

Hoffmann schrieb Sinnsprüche und eine große Zahl religiöser und weltlicher Lieder, die durch Erotik und (heute übertrieben wirkenden) starken Ausdruck gekennzeichnet sind. Sein bevorzugtes Versmaß sind die Jamben (wo sind die Stunden der süßen Zeit ...). Einige spätbarocke Oden - die Heroiden - lehnen sich an den Stil Ovids an. Besinnliche Themen und Heldengestalten spielen eine große Rolle, doch auch ein "reisender Cupido" oder die Venus zwischen Triumphwagen und hübschem Mädchengesicht. Kritiker bemängeln die selbst im Vergleich zu anderen barocken Lyrikern große Überladenheit seiner Werke mit sprachlichen Bildern.

Die Berühmtheit seiner Verse führte zu einem allzu sorglosen Umgang, so dass schließlich nicht bemerkt wurde, dass auch nicht von ihm stammende, laszive und obszöne Verse dem Dichter schließlich „unterschoben“ wurden. So wurde aus dem viel gerühmten Dichter unversehens ein geschmähter Dichter. Unbestritten blieb aber die Bedeutung seiner Formkunst.

Was nach seinem Tod in der autorisierten Ausgabe der Deutschen Übersetzungen und Getichte an die Öffentlichkeit kam, umfasste nur etwa die Hälfte seines Gesamtwerks und erschien in bereits bearbeiteter Form. Dennoch begründete diese Ausgabe eine neue Epoche der deutschen Literatur, die sogenannte „galante Epoche“.

Der Ruhm des Dichters erreichte einen Höhepunkt, als Benjamin Neukirch im Jahr 1697 die erste große deutsche Anthologie unter dem Titel Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen ... Gedichte veröffentlichte.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

  • 1662 Grabschrifften, Breslau
  • 1663 "Spiel-ersinnliche Sterbens-Gedancken"
  • 1673 "Kuriose Heldenbriefe und andre herrliche Gedichte"
  • 1678 "Der Getreue Schäfer" (Übersetzung von Guarinis "Pastor Fido")
  • 1679-1727 "Deutsche Vbersetzungen vnd Getichte" (u.a. sterbender Socrates, Helden-Briefe, Poetische Geschicht, Hochzeit-, Vermischte Gedichte, Begräbnüß Gedichte, Geistliche Oden, Poetische Grabschriften); - Neudruck 1961.
  • 1697 (postum, Benjamin Neukirch): "Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesene und bisher ungedruckte Gedichte"
  • 1702 "Redeübungen. Nebst beigefügten Lobschriften vornehmer Standespersonen"

[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)

  • Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 2, Seite 271, in: Johannes Hoffmann (Hrsg.): "Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund", Reihe B Nr.35, Dortmund 1987, ISBN 3-923293-20-8, ISSN 0931-5306
  • Rudolf Stein: Der Rat und die Ratsgeschlechter des alten Breslau, Göttinger Arbeitskreis (Hrsg.), Veröffentlichung Nr.273, Holzner-Verlag, Würzburg 1963
  • Franz Heiduk: Das Geburtsdatum Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, in: Alfons Hayduk (Hrsg.): „Schlesische Studien“, Seite 118f., Verlag Delp, München 1970, ISBN 3-7689-0063-0
  • Lothar Noack: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679), Leben und Werk, Verlag Niemeyer, München 1999, ISBN 3-484-36551-X
  • Eberhard Mannack: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, in: Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max (Hrsg.): Deutsche Dichter, Leben - Werk - Wirkung, Band 2 (Reformation, Renaissance und Barock), Seite 251f., Verlag Reclam, Stuttgart-Ditzingen 1988, ISBN 3150086124
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, Band 84 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984, ISSN 0435-2408.

[Bearbeiten] Werk- und Literaturverzeichnis

  • Gerhard Dünnhaupt: "Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)", in: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Bd. 3. Stuttgart: Hiersemann 1991, S. 2123-50. ISBN 3-7772-9105-6

[Bearbeiten] Weblinks

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