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Bretagne

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Bretagne

Flagge der Region Bretagne

Wappen der Region Bretagne

Lage der Region Bretagne in Frankreich
Basisdaten
Präfektur Rennes
Bevölkerung

 - gesamt (2003)
 - Dichte

Rang 7 von 26

2.970.000 Einwohner
94 Einwohner/km2

Fläche

 - gesamt
 - Anteil an Frankreich

Rang 10 von 26

27.208 km²
4,3 %

Départements Côtes-d'Armor (22)
Ille-et-Vilaine (35)
Morbihan (56)
Finistère (29)
Arrondissements 15
Kantone 201
Gemeinden 1.268
Präsident des Regionalrats Jean-Yves Le Drian PS
ISO 3166-2-Code FR-E

Die Bretagne [bʀəˈtaɲ] (bretonisch Breizh [brejs]) ist eine Region in Frankreich, das Land einer alten Nation im Nordwesten Europas. Es umfasst die Départements Côtes d'Armor (bret. Aodoù-an-Arvor), Finistère (bret. Penn-ar-Bed), Ille-et-Vilaine (bret. Il-ha-Gwilen) und Morbihan (bret. Mor-bihan) und historisch Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel). Die Hauptstädte der Bretagne sind Rennes (bret. Roazhon) und historisch Nantes (bret. Naoned). Die Gallier nannten dieses Land Armorica (bret. Arvorig), was soviel bedeutet wie "Land im Meer".

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Die Bretagne ist eine große Halbinsel, die den westlichsten Ausläufer des europäischen Festlands nördlich der iberischen Halbinsel darstellt. Ihre Nordküste grenzt an den Ärmelkanal (bret. 'Mor Breizh'), die Süd- und Westküste an den Atlantik (bret. 'Meurvor Atlantel'). Armor ist die bretonische Bezeichnung für Meer, doch damit ist nicht allein die Küste gemeint, sondern auch die Inseln, die amphibische Zone des Watts und der breite Küstenstreifen. Argoat nennt der Bretone das Waldland der Bretagne.

Die Landmasse der Bretagne ruht in weiten Teilen auf sehr altem und hartem Gestein. Die Bretagne besitzt eine sehr zerklüftete Küstenlinie, die – besonders im Westen – über weite Strecken als Steilküste ausgebildet ist. Am Cap Fréhel, nahe der alten Festung Fort la Latte, ragen die Granitklippen über 70 Meter aus dem Atlantik heraus. Andernorts stellt sich die Landschaft eher als hügelig dar; besonders steile oder hohe Berge sucht man vergebens. Die höchste Erhebung ist der Roc'h Trévézel (384 Meter) im Höhenzug der Monts d'Arrée (bret. Menez Are).

Typische bretonische Küstenlandschaft
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Typische bretonische Küstenlandschaft
Hafen von Le Diben - Plougasnou (Bretagne)
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Hafen von Le Diben - Plougasnou (Bretagne)

Ursprünglich war die Bretagne überwiegend von Wald bedeckt. Überreste dieses riesigen Waldgebietes zwischen dem früheren Forêt de Scissy in der Nähe des heutigen Mont Saint Michel (bret. Menez Mikael) und der Brocéliande (bret. Brekilien) finden sich zum Beispiel westlich der Stadt Rennes (bret. Roazhon) im sogenannten Zauberwald von Paimpont. Ein weiteres bekanntes Waldgebiet befindet sich bei Huelgoat im Finistère. Doch das ursprüngliche Landschaftsbild im Innern ist seit den mittelalterlichen Rodungsperioden stark verändert worden. Es ist inzwischen weitgehend einer industrialisierten Landwirtschaft gewichen.

So finden sich im Inneren der Bretagne nur noch wenige größere Buchen- und Eichenwälder. Die Landschaft wird heute von Äckern und Grünland beherrscht, welches durch die unzähligen Hecken (bocage) und Steinmauern schachbrettartig aufgeteilt wird.

[Bearbeiten] Geschichte

Steinzeitliche Pfeilspitze aus der Bretagne
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Steinzeitliche Pfeilspitze aus der Bretagne

Die Bretagne wurde ab dem Paläolithikum besiedelt. Während die Menschen zunächst von der Jagd, Fischfang und Früchtesammeln lebten, ließen sie sich im Neolithikum (ca. 4500 v. Chr.) sesshaft nieder, wobei sich die Technik der Tierzucht, Landwirtschaft und des Hausbaus entwickelte. In dieser Zeit entstanden die Megalithanlagen. Die meisten (Dolmen, Tumuli und Menhire) wurden zwischen 4500 und 2000 v. Chr. errichtet bzw. genutzt. Aus der Frühbronzezeit belegen reiche Grabfunde (Dolchgräber der Serie I und II) den Kontakt mit England (Wessex-Kultur), aber auch Dänemark und Süddeutschland (Singen). In der Bronzezeit war die Bretagne wegen ihrer Metallvorkommen wichtig, wie zahlreiche reiche Hortfunde belegen. Um 500 v. Chr. lässt sich die Kultur der Kelten auf der bretonischen Halbinsel feststellen. Sie nannten sie Aremorica bzw. Armorica, „Land am Meer“. Im 2. Jahrhundert v. Chr. lebten auf der bretonischen Halbinsel fünf keltische Stämme: die Veneter im Süden, die Osimier im Nordwesten, die Redoner im Osten, die Coriosoliter im Norden und schließlich die Namneter im Südosten. Sie bildeten keine Einheit, sondern waren untereinander zerstritten. Der mächtigste Stamm unter ihnen waren die Veneter, die im 1. Jahrhundert v. Chr. alle anderen Volksstämme beherrschten. Sie standen an der Spitze des Bundes aller keltisch-bretonischen Stämme, die den Römern ab 58 v. Chr. Widerstand leisteten.

[Bearbeiten] Die Römer

Im Jahr 56 v. Chr. besiegte Caesar mit seinen römischen Legionen nahezu die gesamte Armee in einer verheerenden Seeschlacht. Keltische Stämme zogen sich nach Britannien zurück und wichen auch dort vor der römischen Eroberung in die Randzonen aus. Die Romanisierung der Bretagne begann unmittelbar nach der Eroberung. Beendet war sie nach einem lange andauernden Prozess jedoch erst gegen Ende der Spätantike. Zu diesem Zeitpunkt war auch die keltische Sprache wohl fast vollständig verschwunden. Sie war nur noch auf dem Land zu hören und gar nicht mehr in Städten.

[Bearbeiten] Britannische Einwanderung

Zu Anfang des 5. Jahrhunderts, unter dem Kaiser Honorius, bildeten die aremoricanischen Häuptlinge und Städte zum Schutz gegen die Germanen einen Bund, der bis zur Eroberung des Landes durch den Frankenkönig Chlodwig I. um 500 bestand. Ab etwa 450 n. Chr., nach dem Niedergang des Römischen Reiches, wanderten die ersten christianisierten Kelten aus dem Südwesten Britanniens auf der bretonischen Halbinsel ein. Zeitgleich dehnten sich die Siedlungsgebiete der heidnischen Sachsen, Angeln und Jüten auf der britischen Hauptinsel immer weiter aus. So setzten etwa zwei Jahrhunderte lang in unregelmäßigen Abständen die sogenannten Inselkelten zur Bretagne über. Sie besiedelten und christianisierten Armorica und brachten ihre bretonische keltische Sprache in das bereits lange romanisierte ehemalige Gallien. Das Bretonische ist also nicht die Fortsetzung der zu Caesars Zeiten in der Bretagne gesprochenen keltischen Sprache, des Gallischen. Im Zuge der Stärkung der keltischen Sprache und Kultur wurden die Gallorömer immer weiter zurückgedrängt, bis sie die Vorherrschaft um 580 endgültig verloren.

[Bearbeiten] Königreich, Karolinger, Herzogtum Bretagne

Um 600 gründeten die Bretonen nach Machtkämpfen ein Königreich, das 200 Jahre Bestand hatte und erst 799 durch Karl den Großen zerschlagen wurde.

845 besiegte der bretonische Graf Nominoë König Karl den Kahlen in der Schlacht von Ballon und machte aus der Bretagne ein vom Papst anerkanntes unabhängiges Königreich, dessen König er wurde.

Aber es kam wie schon Jahrhunderte zuvor zu Streitigkeiten zwischen den einzelnen Gebieten. So endete die Zeit des Königtums in der Bretagne um die Jahrtausendwende, gefolgt von der Etablierung unzähliger kleinerer Herzogtümer, die ständig um das Land stritten.

Das Gebiet des bis ins 15. Jahrhundert eigenständigen Herzogtums Bretagne dehnte sich im Zuge von kriegerischen Auseinandersetzungen mit Normannen und Franzosen mal mehr, mal weniger weit aus. Zum Kerngebiet der historischen Bretagne zählt neben den obengenannten vier Départements auch das heutige Département Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel), und das seit 851.

Siehe auch: Herrscherliste Bretagne

[Bearbeiten] Mittelalter und Französische Feudalzeit

Schließlich konnten die Herzogtümer den Bedrohungen ihrer Nachbarn nicht standhalten und riefen fremde Länder um Hilfe an. Diese waren Frankreich und England, die in folgenden Jahren ihre Herrschaftsansprüche auf die Bretagne geltend machen wollten und auch in den Bretonischen Erbfolgekrieg verwickelt waren, der Mitte des 14. Jahrhunderts für 20 Jahre tobte. Hierbei gelang es Englands Favoriten Jean de Montfort, die Herrschaft zu erringen und sich als Herzog der Bretagne durchzusetzen. Es folgten Jahre der Blüte und des Wachstums, bis Herzog Franz II. Ende des 15. Jahrhunderts zu einer Schlacht gegen die Franzosen zog und kläglich verlor (1488, St. Aubin du Cormier, Ostbretagne).

Sonnenuntergang bei Pleumeur-Bodou
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Sonnenuntergang bei Pleumeur-Bodou

Anne de Bretagne (1477-1514), die Tochter Herzog Franz II., war die letzte unabhängige Herrscherin der Bretagne. Sie heiratete nacheinander zwei französische Könige: Karl VIII. im Jahr 1490, und dessen Thronfolger Ludwig XII. 1499 (Ludwig XII. war nicht Sohn seines Amtsvorgängers). Um die Thronfolge zu gewährleisten und diesbezüglich keinerlei Streitigkeiten zu provozieren, gebar die noch junge Anne bereits in frühen Jahren ihre ersten Kinder (insgesamt 11), von denen jedoch nur drei älter als drei Jahre wurden. Ihre Tochter, Claude de France, heiratete Franz I.. Dieser proklamierte auf einer Ständeversammlung in der südbretonischen Stadt Vannes 1532 die offizielle "Angliederung" an das französische Königreich. Bis heute fühlen sich viele Bretonen durch den französischen Staat "besetzt", was sich z.B. in der Sprengung des Vereinigungsdenkmals in Rennes (bret. Roazhon) im Jahr 1932 manifestierte.

[Bearbeiten] Die Neuzeit

Als Provinz Frankreichs bekam die Bretagne das Recht auf eine eigene Städteversammlung. Dieses Parlament, das in Rennes zusammentrat, blieb bis zur Französischen Revolution bestehen.

Die Jahre nach der Annexion waren von hohem Wohlstand und Blüte gekennzeichnet. Dieses traf vor allem auf die Küstenstädte zu, wogegen das Hinterland weiter von Armut und Rückständigkeit gekennzeichnet war.

Ab etwa 1700 entwickelte sich allmählich das Neubretonische, was im Wesentlichen der wissenschaftlichen Erforschung der Sprache zu verdanken war. War es in vergangenen Zeiten der Fremdherrschaft schon schwierig gewesen, die bretonische Sprache und Kultur zu erhalten, so spitzte sich alles nach der Französischen Revolution zu. Hatten die Bretonen erst große Hoffnungen damit verbunden, zeigten sich die neuen Herrscher nun als erneute Unterdrücker, indem sie die bretonische Sprache und die freie Religionsausübung der dort lebenden Katholiken verboten. Doch die Sprache und Kultur blieb erhalten, getragen von der Mehrheit der Bevölkerung und Gruppen von Unabhängigkeitskämpfern.

Aus Furcht, das Französische könne schlechten Einfluss auf das Bretonische haben, wurde 1898 die „Union Régionaliste Bretonne“ gegründet, welche das Ziel hatte, den Gedanken einer unabhängigen Bretagne populär zu machen. Dazu kam die 1911 gegründete „Fédération Régionaliste de Bretagne“, welche sich für die Autonomie der Bretagne einsetzte und die Zeitung „Breiz Dishual“ (Freie Bretagne) herausbrachte. Beide Gesellschaften mussten jedoch ihre Aktivitäten in den Wirren des Ersten Weltkrieges einstellen.

[Bearbeiten] Der Erste Weltkrieg

Im Verlauf des Ersten Weltkrieges mussten die Bretonen einen hohen Blutzoll bezahlen. Etwa 10% der Gesamtbevölkerung, also 240.000 Soldaten, ließen ihr Leben. Das war immerhin jeder vierte, der in den Krieg gezogen war. Im Vergleich dazu wurde im Krieg nur jeder 8. französische Soldat getötet. Einer der Gründe für die hohen Verluste seitens der Bretonen war, dass sie bei Angriffen und überhaupt oft in erster Linie eingesetzt wurden. Der französischen Sprache kaum mächtig, konnte es auch vorkommen, dass sie von ihren französischen Landsleuten erschossen wurden, da diese sie für Spione hielten.

[Bearbeiten] Die Zwischenkriegszeit

Bedingt durch die hohen Verluste durch den Krieg wurden die Bretonen um so mehr angestachelt, auf ihre Unabhängigkeit zu drängen. Die rechten Intellektuellen gründeten die Zeitung „Breiz Atao“ (Bretagne für immer), die für eine freie Bretagne in einem Europa ohne Grenzen eintrat. Dicht gefolgt von der linksliberalen „Nationalistischen Bretonischen Partei“ (P. N. B.), welche die Untergrundorganisation „Gwen ha du“ (Weiß und Schwarz), benannt nach der bretonischen Flagge, ins Leben rief. Letztere versuchten ihre Bestrebungen mit Waffengewalt durchzusetzen.

[Bearbeiten] Der Zweite Weltkrieg

Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung der 30er Jahre brach der Zweite Weltkrieg aus. Nachdem die Bretagne fast kampflos an die deutschen Truppen gefallen war, bauten diese die Küsten zu wahren Festungen aus, die dann Ziel der Alliierten Bombardierungen wurden. Dabei wurden die meisten Küstenstädte weitgehend zerstört.

Trotz dieser Opfer des Krieges in der eigenen Bevölkerung sahen einige Bretonen in der Zusammenarbeit mit den faschistischen Deutschen den Weg zur Unabhängigkeit. Die radikalsten Nationalisten der „Nationalistischen Bretonischen Partei“ (P. N. B.). Einige Bretonen (ca. 40) trugen sogar die Uniform der Waffen SS unter dem Namen „Bezenn Perrot“

1941 wurde das Département Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel) mit der Hauptstadt Nantes (bret. Naoned) von der Vichy-Regierung (unter deutscher Besatzung) völlig willkürlich vom Rest der Bretagne abgetrennt. Dieser Entscheidung wurde bisher nie – weder durch einen demokratischen Volksentscheid noch durch eine Entscheidung von Volksvertretern – zugestimmt, wobei die letzten Umfragen klar einen Wiedervereinigungswillen der Bretonen von Loire-Atlantique widerspiegeln.

[Bearbeiten] Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten die als Kollaborateure verhassten Regionalisten unter und es kam durch die liberalen Kräfte zu einer Wiederbelebung der bretonischen Sprache und Kultur. Dieses verstärkte sich noch, als Präsident Charles de Gaulle 1951 ein Komitee zur Förderung der Interessen der Bretagne einsetzte und die Kultur und Sprache förderte. Durch diese Unterstützung seitens der Regierung erlebte die Region einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung und die weitere Abwanderung der Bretonen wurde verhindert. Durch diese Maßnahmen ist die Halbinsel zur bedeutendsten Agrarregion und nach der Côte d'Azur zur zweitwichtigsten Fremdenverkehrsregion geworden.

1978 kam es zu dem Tankerunglück der Amoco Cadiz an der Küste der Bretagne.

[Bearbeiten] Bevölkerung, Sprache und Kultur

Traditionelle Tracht
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Traditionelle Tracht
Traditionelle Tracht
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Traditionelle Tracht

In der Bevölkerung der Bretagne mischen sich keltische Einwanderer aus Südwestengland mit von Norden und Osten vorgedrungenen Normannen und Franzosen.

[Bearbeiten] Sprache

Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts wurden alle „Minderheitensprachen“ unterdrückt. An den Schulen war es streng verboten, Bretonisch zu sprechen. Schüler, die gegen diese Vorschrift verstießen, mussten als Zeichen der Schande ein Hufeisen um den Hals tragen und durften es erst ablegen, wenn sie einen anderen Mitschüler verrieten, der das verbotene Bretonisch sprach. Nach einer kurzen Phase der (unter dem Eindruck der Schwäche des besetzten Frankreich erzwungenen) Duldung in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts und einer darauf folgenden Zeit erneuter Repression (unter Kollaborationsvorwurf) wird die bretonische Sprache mittlerweile vom französischen Staat geduldet, wenn auch nicht gefördert. Erst 1951 hob der Staat das Verbot der regionalen Sprachen auf, das Bretonische bleibt aber immer noch offiziell nicht anerkannt. Bis zur Einführung allgemeinen Unterrichts sollten aber noch Jahre vergehen. So wurde 1967 150.000 Unterschriften gesammelt, um für den Unterricht der bretonischen Sprache an Schulen zu demonstrieren. Seit den siebziger Jahren wird in den von einem Verein getragenen Diwan-Schulen Unterricht auf Bretonisch erteilt – mit Französisch als zweiter Schriftsprache ab dem zweiten Schuljahr. Nun besteht die Möglichkeit, Bretonisch im Abitur zu wählen, später auch in den unteren Klassen. Waren es am Anfang nur wenige Schüler, so lernen heute bereits ca. 3.000 Schüler Bretonisch durch Immersionsunterricht. In staatlichen Schulen (Elternverband Div Yezh) können einige tausend Schüler einem Teil ihres Unterrichts auf Bretonisch folgen. Kulturelle Gruppen und private Einrichtungen (Vereine Dihun und Diwan) fördern die Sprache. Daneben existiert noch an einzelnen Schulen die Möglichkeit, die Sprache als Freifach zu erlernen, was aber derzeit aufgrund von Einsparungen im Bildungssektor und vom schlechten Willen der französischen Regierung erschwert wird, da viele Posten nicht nachbesetzt werden.

Unter dem Eindruck des drohenden Aussterbens der Sprache hat der bretonische Regionalrat Ende 2004 beschlossen, das Bretonische zu fördern, soweit es mit seinen sehr begrenzten finanziellen und politischen Möglichkeiten machbar ist. An den Universitäten von Brest und Rennes wurden Lehrstühle für die bretonische und die keltischen Sprachen eingerichtet. Die Universitäten geben zudem noch vier Zeitschriften heraus: „Ar Vro“ (Das Land), „Hor Yezh“ (unsere Sprache), „Skol“ (Schule) und „Skrid“ (Essays).

Auch Bücher werden veröffentlicht, meistens in Auflagen von 1.500 bis 2.000 Stück. Wahre Bestseller sind hingegen das „Kan an Douar“ (Lieder der Erde) und das Bretonisch-Französische Wörterbuch, welche innerhalb von 10 Jahren 20.000 Mal verkauft worden sind. Mittlerweile gibt es bretonische Zeitungen, Radiostationen und Fernsehsendungen (aber in sehr geringer Zahl im Vergleich mit Ländern wie Wales).

Gesprochen wird Bretonisch nur noch von maximal 250.000 der 2,3 Mio. Bretonen, und noch einmal so viele verstehen es. Im täglichen Gebrauch wird die Sprache von weitaus weniger Personen regelmäßig verwendet. Über zwei Drittel der Sprecher sind mittlerweile über 60 Jahre alt, der Anteil bei den Unter-15-Jährigen lag zum Zeitpunkt von F. Broudics Untersuchung 1992 deutlich unter 5 %. Die Mehrzahl der Sprecher sind Muttersprachler, allerdings verschiebt sich das Gewicht immer mehr in Richtung der vielleicht 30.000 Sprachaktivisten, die das Bretonische erst in der Schule oder später erlernt haben.

Deckenmalerei in der Kapelle Notr-Dame-du-Tertre in Chatelaudren
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Deckenmalerei in der Kapelle Notr-Dame-du-Tertre in Chatelaudren

[Bearbeiten] Kultur

Bretonisches Haus an der Atlantik-Küste bei Le Diben - Morlaix
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Bretonisches Haus an der Atlantik-Küste bei Le Diben - Morlaix

Kulturell haben die vielfältigen Megalithmonumente nichts „keltisches“ an sich, sondern stammen aus der Jungsteinzeit. Die Bezeichnungen für die verschiedenen Typen megalithischer Bauwerke im Deutschen sind pseudobretonisch (d. h. aus bretonischen Wurzeln auf nicht der bretonischen Grammatik entsprechende Weise zusammengesetzt): Dolmen etwa (aus bret. taol – Tisch, Tafel und maen – Stein). Die korrekte bretonische Bezeichnung lautet taol-vaen. Gleiches gilt für den Begriff Menhir (aus bret. maen – Stein und hir – lang), der im Bretonischen nicht existiert, wo stattdessen das Wort peulven verwendet wird.

Die bretonische Musikszene ist ausgesprochen lebendig. Wo in anderen Teilen der westlichen Welt Jugendliche in die Disco gehen, zieht es die jungen Bretonen noch heute zum Fest-noz ("Nachtfest"), wo mit sowohl traditionellen – beispielsweise binioù kozh (Dudelsack), bombard (Bombarde) oder treujenn gaol (Klarinette) – als auch modernen Instrumenten zu überlieferten Volkstänzen aufgespielt wird. Daneben gibt es eine Tradition rein vokaler Tanzmusik, die im Stil des Kan-ha-Diskan ("Gesang und Gegengesang") vorgetragen wird. In der bretonischen Vokalmusik ist außerdem das Genre der Gwerzioù (Klagelieder/Balladen/Moritaten) von großer Bedeutung. Bedeutende Interpreten sind u. a. Yann-Fañch Kemener, Annie Ebrel, Erik Marchand und Denez Prigent.

Kulturelle Gemeinsamkeiten mit den anderen keltischen Regionen zeigen sich außer in der Sprache auch auf anderen kulturellen Bereichen, etwa in der Literatur (worunter auch das große Feld der mündlichen Überlieferung fällt) und der Küche. In der mittelbretonischen Literatur haben sich Reste einer Versform namens kenganez erhalten, die dem walisischen cynghanedd stark ähneln und durch eine komplizierte Kombination von Stab-, Binnen- und Endreimen gekennzeichnet ist. Außerdem dürften die Motive der Artus-Literatur durch bretonische Vermittlung aus Großbritannien auf den europäischen Kontinent gelangt sein.


Die traditionelle bretonische Küche ist, so wie die der anderen keltischen Länder auch, trotz ihrer Vielfalt an Fisch und Meeresfrüchten primär das Produkt einer alten Viehzüchter- und Bauernkultur. Neben Fleisch spielten vor allem Milchprodukte wie gesalzene Butter und Buttermilch (die Käseproduktion blieb lange deutlich unterentwickelt), Getreidebreie (bret. yod), in Säckchen gekochter Sterz (bret. farz) und Crêpes (bret. krampouezh) Hauptrollen in der traditionellen Ernährung der ländlichen Bevölkerung.

[Bearbeiten] Politik

Das Bretonische Parlament in Rennes, 2005
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Das Bretonische Parlament in Rennes, 2005

Unter den Bretonen gibt es nicht erst seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wieder bedeutsame Autonomiebestrebungen, die sich vor allem in den 1970er Jahren mitunter in Attentaten auf staatliche Einrichtungen manifestierten, die von der ARB (bret. ADB, Arme Dispac'hel Breizh - Bretonische revolutionäre Armee) begangen wurden (Terroranschlag auf das Schloss Versailles...). Auch in den 1990er Jahre wurde eine Reihe von Attentaten (in Cintegabelles, Stammsitz vom damaligen Premier Lionel Jospin sowie in Belfort, Stammsitz vom damaligen Innenminister Jean-Pierre Chevenement) geführt.

Bei den Wahlen gibt es jedoch eine konservative Mehrheit.

Siehe auch: Liste der Präsidenten des Regionalrates der Bretagne seit 1986

[Bearbeiten] Wirtschaft

Der Strand von Trebeurden
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Der Strand von Trebeurden

Wirtschaftlich gehört die Bretagne zu den strukturell schwächeren Landesteilen Frankreichs. Vorwiegend im Sommer profitiert sie stark vom Tourismus, der sich überwiegend an den Küsten abspielt. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 96.7 (EU-25:100) (2003).[1]

Die französische Regierung unternahm Ende des 20. Jahrhunderts verstärkte Anstrengungen, Industrieunternehmen die Ansiedlung in der Bretagne schmackhaft zu machen - was auch teilweise erfolgreich war. Dennoch ist die Landschaft - besonders im Binnenland - überwiegend agrarisch geprägt. Die Landschaft "Léon" (bret. Bro Leon) im nördlichen Finistère ist bekannt für Gemüseanbau (Artischocken, Blumenkohl, Frühkartoffeln), in den Côtes-d'Armor überwiegen Schweinezucht, Putenmast und Milchviehhaltung.

Lange Zeit galt die Bretagne als Armenhaus Frankreichs. In den 1960er Jahren veranlassten die Unabhängigkeitsbestrebungen die Zentralregierung in Paris, in die Industrialisierung der Bretagne zu investieren. Durch diese hohen Investitionen konnten Tourismus, Fischerei, Landwirtschaft und Industrie zu einträglichen Industriezweigen werden.

Erschwerend kam allerdings die ungünstige Lage zu den großen Absatzmärkten hinzu, welches zusammen mit der niedrigen Kaufkraft der Region den Aufschwung erschwerte.

Als Küstenregion spielen auch der Fischfang und - speziell an der Nordküste - die Austernzucht für die Bretagne eine Rolle. In Cancale an der Nordküste werden die Austern auf 450 Hektar gezüchtet, im Golf von Morbihan an der Südküste auf 1500 Hektar. Dabei gelten gemeinhin diejenigen aus Cancale seit Jahrhunderten als die qualitativ und geschmacklich hochwertigsten Austern Frankreichs (überlieferte Transporte der Cancale-Auster bis nach Rom; Lieferprivileg für den französischen Königshof).

[Bearbeiten] Energie

Typisch Bretonisch: große Hortensienbüsche
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Typisch Bretonisch: große Hortensienbüsche

An der Ärmelkanalküste zwischen Saint-Malo (bret. Sant Maloù) und dem Mont-Saint-Michel (bret. Menez Mikael) herrscht ein enormer Tidenhub von 9 - 15 m (abhängig vom Gezeitenkoeffizienten). Dieser Gezeitenunterschied wird in einem 1967 fertig gestellten Gezeitenkraftwerk in der Mündung der Rance, zwischen Dinard (Dinarzh) und St. Malo, zur Gewinnung von Strom genutzt. Dieses Kraftwerk besitzt ein Besucherzentrum, das interessante Einblicke in die Technik zur Erzeugung von Strom durch Gezeitenkraft liefert, das allerdings derzeit aufgrund eines nach den Attentaten des 11. September aufgestellten Sicherheitsplans nicht besucht werden kann (Stand Oktober 2004).

Weiterhin bietet sich das küstennahe Land mit seinen fast ständig wehenden Winden aus nordwest- und westlichen Richtungen hervorragend zur Stromgewinnung durch Windenergie an. Erste Windparks an den Steilküsten produzierten 2002 bereits Strom, ein schneller weiterer Ausbau ist in Planung. In den letzten Jahren wurden auch auf den Hügeln im Landesinneren zahlreiche Windkraftwerke errichtet.

Ein atomarer Versuchsreaktor mit schwerem Wasser war von 1967 bis 1985 in Brennilis in Betrieb. Trotz der guten geografischen Voraussetzungen konnten die Bretonen jedoch durch vehemente Proteste den Bau von weiteren Kernkraftwerken in ihrer Region komplett verhindern. Der Reaktor von Brennilis, das älteste Kernkraftwerk Frankreichs, wird zur Zeit demontiert.

[Bearbeiten] Verkehr

Die Verkehrswege folgen den Küstenlinien in Verbindung der Hafenstädte. Das schwach bevölkerte Zentrum der Bretagne (Kreiz-Breizh) ist, abgesehen von der Hauptstadt Rennes, nur durch Nationalstraßen erschlossen. Es gibt keine Autobahnen (somit keine Autobahngebühren), stattdessen aber vierspurige National-Straßen, auf denen die Geschwindigkeit auf 110 km/h begrenzt ist. Mit dem TGV kann man aus Paris nach Rennes oder nach Nantes in 2h15 fahren. Es gibt mehrere Flughäfen wie Nantes-Atlantique (Naoned-Atlantel) oder Brest-Guipavas (Brest-Gwipavaz).

[Bearbeiten] Religion

In der Bretagne sind die Menschen mehrheitlich katholisch. Der Einfluss der Kirche war bis zu Mitte der 50er auf die Gesellschaft enorm, besonders im bretonischsprachigen Westteil des Landes (Breiz-izel). Ein berühmter Spruch ist dafür der Beweis : "Ar brezoneg hag ar feiz zo breur ha c'hoar e Breiz" ("Bretonisch und der Glauben sind in der Bretagne Geschwister"). Heute jedoch ist dieser Einfluss immer kleiner und immer weniger Leute gehen sonntags zum Gottesdienst.

[Bearbeiten] Literatur

  • Berger, Marianne: Sprechkontakt in der Bretagne
  • Grashäuser, Jochen: Bretagne
  • Rother Almut: Bretagne
  • Stephens, Meic: Linguistic Minorities in Western Europe

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Bretagne – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

[Bearbeiten] Quellen

  1. Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[1]

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