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Bletchley Park

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Bletchley Park ist der Name eines englischen Landsitzes in der Stadt Bletchley im Bezirk (engl.: Borough) Milton Keynes in der Grafschaft Buckinghamshire. Bletchley liegt etwa 70 km nordwestlich von London.

Das Herrenhaus (engl.: the mansion) von Bletchley Park (2002)
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Das Herrenhaus (engl.: the mansion) von Bletchley Park (2002)

Die militärische Dienststelle, die sich im Zweiten Weltkrieg erfolgreich um die Entzifferung des deutschen Nachrichtenverkehrs bemühte, zog 1939 in Bletchley Park ein. Wissenschaftler aus Großbritannien und Polen waren daran beteiligt, die Verschlüsselungsmethoden des Nachrichtenverkehrs der deutschen Wehrmacht (z. B. Siemens-Geheimschreiber, Lorenz-Fernschreiber und Enigma) zu brechen.

Gründe für die Auswahl des Standortes waren:

  • Bletchley Park war zur Zeit des Zweiten Weltkrieges mit einem Eisenbahnanschluss sowohl nach Oxford als auch nach Cambridge und nach London verbunden. Die Wissenschaftler dieser Hochschulen konnten daher leicht anreisen.
  • Bletchley Park lag zugleich an einem Telekommunikations-Knotenpunkt. Die Leitungen dorthin konnten besonders viele Nachrichten transportieren.
  • Bletchley Park lag abgeschieden. Fremde wären sofort aufgefallen.

Bletchley Park war bis 1973 als „top secret“ eingestuft und ist eng mit der Geschichte der englischen Dechiffrierorganisationen 'Room 40' und später GC&CS sowie dessen Nachfolger Government Communications Headquarters verbunden.

Die ersten Mitarbeiter waren Veteranen aus der Kryptologie-Abteilung der Admiralität ,'Room 40', wie z. B. Alastair Denniston und Dillwyn Knox. Dazu stießen hervorragende Mathematiker, wie z.B. Alan Turing und Gordon Welchman, aber auch Historiker, Sprachwissenschaftler und große Schachspieler.

Sie bauten dabei auf Grundlagen auf, die die polnischen Kryptologen Marian Rejewski, Jerzy Różycki und Henryk Zygalski im polnischen Biuro Szyfrów in Pyry seit 1928 gelegt hatten. Ein deutscher Angestellter der Chiffrierabteilung des Reichsheeres, Hans-Thilo Schmidt, hatte Zeichnungen der Enigma I und Unterlagen über das angewandte Schlüsselverfahren an den Hauptmann des französischen Nachrichtendienstes Gustave Bertrand übergeben. Bertrand stellte diese durch Geheimnisverrat erlangten deutschen Unterlagen den Polen zur Verfügung, die es schafften, die inneren Verbindungen der Enigma zu rekonstruieren und bis 1939 ca. 70 Nachbauten der Enigma I anzufertigen. Rejewski war es sogar gelungen, aus sechs nachgebauten Enigma-Maschinen ein elektromechanisches Gerät, die Bomba zu entwickeln, das in der Lage war, in ca. 100 bis 120 Minuten die möglichen Walzenkombinationen der Enigma zu prüfen. Zygalski hatte spezielle Reihen perforierter Papierbögen erfunden, die zur Lösung der Spruchschlüssel verwandt wurden. Währenddessen war es den Briten gelungen, in den Funkverkehr der eine Enigma-D benutzenden Italiener und Franco-Spanier einzudringen. Noch im Juli 1939 trafen sich Franzosen, Briten und Polen in Pyry, um sich über ihre bisherigen Ergebnisse und Ansätze zu informieren. Die polnischen Kryptoanalytiker wurden bei Beginn des Krieges zwischen dem Deutschen Reich und Polen Hals über Kopf, z. T. nach Zerstörung ihrer Unterlagen, über Rumänien nach Frankreich evakuiert, wo sie in Vignolles bei Paris im französischen Gegenstück zu Bletchley Park arbeiteten. Nach dem deutschen Überfall auf Frankreich wurden sie nach Bletchley Park weitergereicht, wo auf der Basis eines polnischen Enigma-Nachbaus eine britische TypeX-Maschine wie eine Enigma-Maschine arbeiten konnte.

Dabei wurden von Marian Rejewski, Alan Turing und anderen wichtige Grundlagen für die Entwicklung der modernen Computer gelegt. 1943 wurde in Bletchley Park einer der Vorläufer der heutigen Computer, 'Colossus', in Betrieb genommen. Er diente zum Entziffern des SZ42-Verkehrs, FISH genannt.

Die Entzifferung der deutschen Codes durch Bletchley Park lieferte den Briten während der „Luftschlacht um England“ wichtige Erkenntnisse über Stärke und Standorte deutscher Luftwaffenverbände. In Verbindung mit den Ortungen der Radar-Kette des Home-Chain konnten sie der RAF wichtige Hinweise für den Einsatz der britischen Jagdgeschwader geben.

Durch das Abfangen des Funkverkehrs des deutschen Afrikakorps konnten etliche Erfolge gegen die Nachschublinien erzielt werden, auch im Vorfeld deutscher Offensiven erwies sich das Abhören als effektiv. Auf deutscher Seite kamen allerdings teilweise Verdachtsmomente auf.

Auch bei den Angriffen deutscher U-Boote im Nordatlantik auf die alliierten Nachschubkonvois konnte Bletchley Park mit einer Zeitverzögerung von ein bis vier Tagen den deutschen Funkverkehr mitlesen. Dadurch erhielt die alliierte Marineführung die Möglichkeit, die Geleitzüge um die deutschen U-Boot-Rudel herumzuführen und die eigene U-Boot-Abwehr zu effektivieren: Die eigenen Geleitflugzeugträger, die Langstreckenflugzeuge und die mit Sensoren und Radar zur U-Boot-Jagd ausgerüsteten Schiffe wurden an die Aufstellungsräume der U-Boote herangeführt.

Durch das langfristig aufgebaute Funktäuschungsmanöver Operation Fortitude, bei dem Bletchley Park die entzifferten Erwartungen des Oberbefehlshaber West unter der Abwehr in dessem Funkverkehr mit Berlin nutzte, täuschte die alliierte Seite über den Beginn der Invasion in der Normandie hinaus eine viele fiktive Divisionen starke, nahe dem Kanal stationierte 1st US-Army-Group vor, die bei Invasionsbeginn die deutsche Panzerreserve und viele andere militärische Kräfte in Nordwestfrankreich und Belgien band, weil die deutsche Seite mit einer zweiten, noch größeren alliierten Landung in Calais rechnete.

Trotz aller britischen Vorsichtsmaßnahmen hatte die Sowjetunion in Bletchley Park einen Agenten namens John Cairncross platziert.

Allerdings gaben auch die Briten selbst wichtige Informationen aus dem deutschen Nachrichtenverkehr, die sie in Bletchley Park entschlüsselt hatten, an Stalin weiter, wenn sie die Ostfront betrafen. Da sie selbst ihrem Verbündeten gegenüber keineswegs die Quelle offenbaren wollten, spielten sie die Informationen zunächst dem schweizerischen Nachrichtendienst zu, der die Erkenntnisse dann an Rudolf Rössler (Deckname 'Lucie') weitergab. Dieser funkte die Informationen, die er angeblich von einem Informanten mit dem Decknamen 'Werther' erhalten haben wollte, aus der Schweiz umgehend direkt nach Moskau weiter. Da die Informationen sich immer wieder als zutreffend erwiesen, vertraute man ihnen in Moskau bald uneingeschränkt. So erlangte Stalin z.B. Kenntnisse über deutsche Angriffspläne, die es ihm ermöglichten, die Schlacht im Kursker Bogen ('Unternehmen Zitadelle'), die größte Panzerschlacht der Weltgeschichte, für die sowjetische Seite siegreich zu gestalten. Es gab also in dieser Hinsicht keine Verräter in der Wehrmacht, wie viele vermuteten, sondern die Ursache für etliche deutsche Niederlagen lag in Bletchley Park!

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Bletchley Park – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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