Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Bildung für nachhaltige Entwicklung - Wikipedia

Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BfnE) ist ein normatives Bildungskonzept, das im Kapitel 36 der Agenda 21 der UN Entwicklungskonferenz in Rio 1992 zum ersten mal mit dem Ziel formuliert wurde, das Leitbild der Nachhaltigkeit (sustainable development) zu fördern. Die Umweltbildung und die entwicklungsorientierte Bildung sollten den Bewußtseinsprozess für eine nachhaltige Entwicklung fördern, zu mehr Partizipation der Bürger führen und Probleme der ökonomischen, sozialen und ökologischen Entwicklung zugleich behandeln. Damit ist eine Abkehr von bzw. eine Modernisierung der klassischen Umweltbildung gegeben. Das Konzept ist allerdings in der Agenda didaktisch nicht ausformuliert. In den 90er Jahren ist weltweit an Konkretionen dazu gearbeitet worden. Der "Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Entwicklung" (Bund-Länder-Kommission Bonn, Heft 69 1998) stellt die erste offizielle Publikation dazu in Deutschland dar. Es folgte von Gerhard de Haan und Dorothee Harenberg ebenfalls im Auftrag der Bund-Länder-Kommission die Publikation "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – Gutachten zum Programm" (BLK Heft 72, Bonn 1999), die Grundlage für das BLK-Programm "21" wurde, das im Schulbereich einen großen Anschub der BfnE bewirkte. In Deutschland haben entwicklungsorientierte Ansätze von Eine-Welt-Gruppen, die nach dem Kapitel 36 zur BfnE gehören, zunächst einen eigenen Weg verfolgt, der im Konzept des "Globalen Lernens" seinen Ausdruck fand. Seit 2005 bewegen sich die Lager aufeinander zu.

In Aufnahme einer Empfehlung des Weltgipfels für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (2002) hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen mit Beschluss vom 20. Dezember 2002 die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ("Education for sustainable Development") erklärt. Koordinierendes Organ ist die UNESCO.

Eines der Ziele ist, durch Erziehung und Bildung das Bewußtsein zu stärken, dass das Verhalten eines jeden Menschen Konsequenzen für die Lebensumstände vieler anderer Menschen in aller Welt hat. Das Aktionsprogramm setzt in allen Altersstufen der nationalen Erziehungs- und Bildungssysteme der Mitgliedstaaten an und will die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung weltweit publik machen und beispielhaft umsetzen. Nachhaltige Entwicklung wird dabei in den Eckpunkten eines Dreieckes der Nachhaltigkeit durch Ökonomie, Ökologie und Soziales gekennzeichnet. Die politische Handlungsebene wird vielfach mit betrachtet, wie beim Konzept Globales Lernen. Menschenrechte (siehe Menschenrechtspädagogik) und Interkulturelle Fragen der Umsetzung werden ebenfalls thematisiert (siehe Interkulturelles Lernen).

Zentral für die BfnE ist das Erlangen von Gestaltungskompetenz. Diese besteht darin, Menschen nicht nur zu einem umweltgerechten Verhalten zu erziehen, sondern ihnen weitere Kompetenzen zu vermitteln, die für eine nachhaltige Gesellschaft vonnöten sind. Es geht also in erster Linie um Bildung und nicht um Erziehung. Zu nennen sind hier nach de Haan (2004):

  • die Kompetenz vorausschauend zu denken
  • die Kompetenz interdisziplinär zu arbeiten
  • die Kompetenz zu weltoffener Wahrnehmung, transkultureller Verständigung und Kooperation
  • Partizipationskompetenzen
  • Planungs- und Umsetzungskompetenzen
  • Fähigkeit zu Empathie, Mitleid und zu Solidarität
  • die Kompetenz sich und andere motivieren zu können
  • die Kompetenz zur distanzierten Reflexion über individuelle wie kulturelle Leitbilder


Die Schwierigkeit der Bildung für Nachhaltigkeit besteht in der Diskrepanz zwischen Umweltwissen, Umweltbewusstsein auf der einen und praktischen Umwelthandeln auf der anderen Seite. Das Umweltbundesamt hat in der Studie "Nachhaltiges Deutschland" bereits 1997 nachgewiesen, dass ohne einen nachhaltigen Bewusstseinswandel Nachhaltigkeit unerreichbar ist. Der Bewusstseinswandel besteht in der Abkehr von egoistisch-materiellen und der Hinwendung zu solidarischen Werten. Der wissenschaftliche Beweis dafür wurde von Dr. Armin Lude, Didaktik der Biologie an der Universität Kassel, erbracht. Zur näheren Erforschung dieser Zusammenhänge untersuchte Lude in der 2001 erschienenen Studie „Naturerfahrung & Naturschutzbewusstsein“ die Naturerfahrungen, Naturschutzbegründungen und das Umweltverhalten von 887 Gymnasiasten im Alter von 14 bis 19 Jahren. Im Durchschnitt betrug das Alter 16,2 Jahre. Er bewies, dass biozentrische, holistische oder theistische Begründungen unter allen Naturschutzbegründungen die stärkste positive Auswirkung auf das Umweltverhalten aufweisen und anthropozentrische die schwächsten. Bei der biozentrischen Begründung wird nicht-menschlichem Leben ein Existenzrecht ohne Rücksichtnahme auf den menschbezogenen Nutzen eingeräumt. Die holistische Begründung spricht der ganzen Natur, ob belebt oder unbelebt, Rechte zu. Dazu zählen unverwechselbare Naturlandschaften oder ganze Lebensgemeinschaften. Dahinter steht die Ansicht, dass der Mensch ein Teil der Natur sei. Bei der theistischen Begründung wird die Natur mit Gott verbunden. Gott hat die Natur geschaffen, weshalb sie ein Recht auf Leben, unabhängig vom menschlichen Urteil, hat. (Natürlich ist genauso vorstellbar, dass durch eine negative theistische Einstellung – „Mach dir die Erde untertan“ – entsprechend starke nicht-nachhaltige ökologische Verhaltenweisen entfaltet werden.)

Dazu im Gegensatz werden anthropozentrische (also den Menschen in den Mittelpunkt stellende) Naturschutzbegründungen von Umwelt-Ignoranten bevorzugt. Umwelt-Ignoranten weisen kaum Naturerfahrungen auf. Ihre anthropozentrischen Begründungen sind immer auf ihren persönlichen Nutzen beschränkt: der Mensch als Mittelpunkt und die Natur als Anspruchsfeld menschlicher Bedürfnisse. Dieser menschbezogene Nutzen kann ein ästhetischer, erholungsbedingter, ökonomischer oder wissenschaftlicher sein. Am relevantesten von allen anthropozentrischen Argumenten, die Umwelthandlungen noch auslösen können, ist das ästhetische Argument.

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat in ihrer "Hamburger Erklärung" vom 11. Juli 2003 unter anderem der UNESCO die folgenden zehn Jahresthemen für die Dekade vorgeschlagen:

  • Konsumverhalten und nachhaltiges Wirtschaften
  • Kulturelle Vielfalt
  • Gesundheit und Lebensqualität
  • Wasser- und Energieversorgung
  • Biosphärenreservate als Lernorte
  • Welterbestätten als Lernorte
  • Nachhaltigkeitslernen in der Wissensgesellschaft
  • Bürgerbeteiligung und "good governance"
  • Armutsbekämpfung durch nachhaltige Entwicklungsprojekte
  • Gerechtigkeit zwischen den Generationen: Menschenrechte und ethische Orientierung"


[Bearbeiten] Literatur

  • de Haan, Gerhard (2004): Ergebnisse und Perspektiven des BLK Programms "21". In: Dokumentation der Abschlussveranstaltung des BLK-Programms "21". Berlin. Seiten 25-31
  • Gorbatschow, Michail: Mein Manifest für die Erde. Frankfurt/M. 2003 ISBN 3-593-37215-0
  • Lude, Armin (2001): Naturerfahrung und Naturschutzbewusstsein, Studien-Verlag, Innsbruck/Wien/München
  • Lehle, Georg (2005): Nachhaltige Lebensfreude, Mankau-Verlag, Murnau

[Bearbeiten] Weblinks

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