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Beschusshemmende Weste

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Deutsche Polizisten mit Schutzwesten und MP5 (hier in Hamburg)
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Deutsche Polizisten mit Schutzwesten und MP5 (hier in Hamburg)
Schlagschutzweste - mit Kevlareinlagen erweiterbar auf deutsche SK1
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Schlagschutzweste - mit Kevlareinlagen erweiterbar auf deutsche SK1

Eine beschusshemmende Weste, auch Schutzweste oder kugelsichere Weste, ist ein Kleidungsstück, das primär dem Schutz des Torsos des Trägers vor Projektilen, Splittern und Klingenwaffen dient und aus Schutzmaterialien wie z. B. hochfestem Polyethylen oder Aramid gefertigt wird. Schutzwesten werden beispielsweise von Polizei, Militär und Privaten Sicherheitsdiensten verwendet. Bei der Bayerischen Polizei wurden alle Vollzugsbeamten 2001 mit einer maßgeschneiderten Unterzieh-Weste des Herstellers Second Chance ausgestattet, seit 2005 stammen die Westen von der Firma Mehler.

Entwickelt wurde die erste kugelsichere Weste Mitte des 18. Jahrhunderts. Damals trugen die Menschen mehrere Kleidungsstücke aus Seide. Seide würde aber ein modernes Projektil nicht aufhalten, da es schneller als damalige Kugeln ist und daher eine höhere kinetische Energie besitzt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Wirkungsprinzip

Moderne beschusshemmende Westen sind aus einem Aramid, Zylon- oder HDPE-Gewebe hergestellt und insbesondere im militärischen Kontext (als sogenannte Flakwesten) oder für den Einsatz bei Bombenentschärfungen mit Metall- oder Keramikeinlagen verstärkt. Die beschusshemmende Wirkung ergibt sich daraus, dass die verwendeten Fasern das auftreffende Projektil auffangen und auf einer Strecke von ca. 5 – 10 cm auf eine Geschwindigkeit von 0 herunterbremsen. Hierbei reißen die Fasern nicht, sondern werden nur gedehnt, so dass das Gewebe nicht durchdrungen, sondern nur eingebeult wird. Die kinetische Energie des Projektils wird beim Auftreffen in Wärmeenergie umgewandelt. Da sich die Weste beim Aufschlag stark (ca. 5 – 10 cm) zum Körper hin verformt, können trotz der beschusshemmenden Wirkung der Weste neben Hämatomen auch schwerwiegendere Verletzungen auftreten. Letzteres ist insbesondere dann der Fall, wenn das Projektil im Bereich der Wirbelsäule, des Herzens oder des Brustbeins auftrifft. Hierzu werden zwischen Weste und Körper an diesen Stellen so genannte „Traumaplatten“ getragen, die die Eindringtiefe des Projektils weiter herabsetzen.

Bei den kugelsicheren Westen, die unter anderem auch die Bundeswehr benutzt, gibt es folgendes Problem: Wenn ein Soldat mit einem Schuss aus einem Sturmgewehr auf die Weste getroffen wird, wirken auf eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern Kräfte, die einem Gewicht von 11 bis 18 Tonnen entsprechen. Das bedeutet, dass die extrem große Kraft, die auf den Torso wirkt, trotz der Weste lebensgefährliche Verletzungen hervorrufen kann, die auch tödlich ausgehen können, wenn nicht sofort ärztliche Hilfe zur Stelle ist. Das Projektil dringt zwar nicht unmittelbar in den Körper ein, bricht aber in der Umgebung des Treffers die Knochen und verletzt auch dahinter liegende Organe. Hollywoodfilme, in denen der Held nach wenigen Sekunden wieder munter durch die Gegend läuft, sind in dieser Hinsicht unrealistisch.

Grundsätzlich gilt, dass die Weste um so schwerer ist, je besser ihre Schutzwirkung sein soll. Militärische Westen können mit zusätzlichen Metall- oder Keramikeinlagen bis zu 30 kg wiegen, da nur durch eine hohe Dicke und Dichte der Schutzeinlagen effektive Beschusshemmung von militärischen Gewehrkalibern erreicht werden kann. Westen im täglichen Polizeieinsatz liegen üblicherweise zwischen 5 und 10 kg Gewicht. Zusammen mit der Steifheit des Materials macht das Gewicht die beschusshemmende Weste insbesondere an warmen Tagen zu einem unbequemen und unbeliebten Ausrüstungsgegenstand.

[Bearbeiten] Ausstattung

Schutzwesten gibt es in verschiedenen Schutzklassen und Ausführungen. Die Bedingungen für die einzelnen Schutzklassen werden dabei in der technischen Richtlinie "Ballistische Schutzwesten" eines Untersuchungsausschusses der Innenminister Deutschlands definiert.

[Bearbeiten] Leicht

Die billigste und leichteste Ausführung ist die Flakweste (entspricht der Schutzklasse L). Sie besteht aus flexiblen Schutzmaterialien wie Aramid (14 Lagen), schützt ihren Träger gegen Splitter und wiegt etwa 5 kg. Sie wird meist von Personen getragen, die häufig der Gefahr ausgesetzt sind, durch Splitter, Bomblets und Schrapnelle verletzt oder getötet zu werden, wie z. B. Panzerbesatzungen und Soldaten der Flugabwehr. Schutzklasse L ist die leichteste Klasse und verhindert den Durchschuss von 9 mm Weichkerngeschossen aus Pistolen, die Schutzklasse 1 sogar aus Maschinenpistolen (diese haben eine höhere Geschossgeschwindigkeit).

[Bearbeiten] Stichschutz

Alle Westen können zusätzlich mit Stichschutzeinlagen versehen werden. Höhere Schutzklassen sollten aufgrund ihres Aufbaus ohne Zusätze stichhemmend sein. Der Stichschutz wird durch Titanfolien, Kettenkonstruktionen oder überlappenden Federstahl realisiert. Ein generelles Problem bei einem integrierten Stichschutz in einer kugelsicheren Weste ist, dass bei einem Stich Kräfte auftreten können, die dem 10-fachen eines Projektils entsprechen können. Diese Kraft ist auf einen minimalen Punkt gerichtet, so dass eine "normale" Weste keinen Stich abhalten kann.

[Bearbeiten] Schlagschutz

Schlagschutzwesten nach "Technische Richtlinie Körperschutzausstattung" schützen den Träger vor stumpfer Gewalteinwirkung wie Schlägen, Tritten, Steinwürfen etc.

[Bearbeiten] Mittel

Als nächstsichere Variante gibt es die Schutzwesten der Schutzklasse 1 und 2, die meist beide den gleichen, aber einen anderen Aufbau (z. B. anderen Faseraufbau) als die Flakwesten haben und zusätzlich mit einschiebbaren, ergonomisch geformten Platten aus Kevlarverbund, Titan o. Ä. an Vorder- und Rückseite ausgestattet sind. Sie wiegen etwa 10 – 15 kg und schützen ihren Träger außer vor Splittern und Klingen auch vor Geschossen aus Handfeuerwaffen. Die Schutzklasse 2 ist durchschusshemmend bei 9 mm Hartkerngeschossen, z. B. Magnum-Geschossen.

[Bearbeiten] Schwer

Den größten Schutz bieten schwere Schutzwesten der Schutzklassen 3 und 4. Sie bestehen im Wesentlichen aus einer verstärkten Flakweste, an der außen fischschuppenartig überlappend kleine Kacheln aus Keramik o. Ä. angebracht sind, so dass jeder Bereich von drei übereinander liegenden Kacheln geschützt wird. Wird eine Kachel getroffen, vernichtet sie den Großteil der Aufprallenergie durch Verformung und verteilt den Rest auf einen Bereich, der 9 mal so groß ist wie eine einzelne Kachel. Solche Westen bieten auch vor schweren Projektilwaffen mit hoher Geschossenergie wie z. B. cal. .308 Winchester oder Scharfschützenwaffen ausreichenden Schutz. Die Schutzklasse 3 verhindert dabei den Durchschuss von Weichkerngeschossen, Schutzklasse 4 sogar bei Hartkerngeschossen. Sie wiegen 15 – 20 kg und werden in den Einsatzländern der Bundeswehr von jedem Soldaten getragen.

[Bearbeiten] Zusätze

Um den Schutz weiter zu erhöhen, gibt es für alle Arten von Schutzwesten eine Vielzahl von zusätzlichen Ausstattungsteilen. So haben die meisten Westen z. B. einen Splitterschutzkragen zum Hochklappen, um den Hals zu schützen, sowie einen abnehmbaren und hochklappbaren Unterleibsschutz. Meist gibt es auch Schulterschützer, die verhindern sollen, dass ein Geschoss durch die Schulter in den Torso eindringt oder ein Schrapnell den Arm so weit oben abtrennt, dass keine Prothese mehr angebracht werden kann.

Auch möglich, aber selten genutzt sind Oberarm- und Oberschenkelschützer, die an der Schutzweste befestigt werden, um die wichtigen Arterien, wie etwa die Femoralarterie, zu schützen.

Außerdem besitzt jede Schutzweste eine Vielzahl von außen angebrachten Taschen und Schnürriemen, um weitere Ausrüstung wie Magazine, Funkgeräte etc. aufzunehmen.

[Bearbeiten] weitere Merkmale

Die Schutzwesten werden noch in Unter- und Überziehschutzwesten eingeteilt. Die Unterziehschutzwesten werden unter normaler Kleidung getragen und sind damit nicht sofort zu erkennen. Dafür werden bei ihnen etwas geringere Maßstäbe an die Schutzwirkung gestellt. Während die Technische Richtlinie (TR) für die Unterziehschutzweste einen sog. Traumawert von 40 mm zulässt, dürfen die Überziehschutzwesten einen Traumawert von lediglich 20 mm aufweisen. Die Überziehschutzwesten werden über der Kleidung getragen.

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Beachten sollte man die Herstellerangaben bezüglich der Haltbarkeit - die empfindlichen Aramidfasern können je nach Gebrauchsdauer altern. Wenn z. B. das äussere Schutzpaket eingerissen ist und Licht oder Feuchtigkeit direkt an die Fasern gekommen sind, können die Aramidfasern sehr schnell an Festigkeit verlieren.

Ähnlich verhält es sich bei den Keramikplatten zur Schutzklassenerhöhung. Wenn die Platte unsachgemäß behandelt wird oder z. B. fallen gelassen wird, können sich Risse bilden, die die Festigkeit herabsetzen. Für Schutzwesten und Einschubplatten sind diese Hinweise auch in der Anleitung enthalten oder direkt aufgebracht.

Gleiches trifft auch auf den ballistischen (Aramid-)Gefechtshelm zu. Hier muss z. B. laut TR der Bundeswehr nach 4 Jahren bei bestimmungsgemässen Gebrauch die ballistische Festigkeit mindestens 90 % des Neuwertes betragen.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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