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Berthold Rubin

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Berthold Rubin (* 10. Juli 1911 in Mannheim, † 7. Oktober 1990) war ein deutscher Althistoriker und Byzantinist.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft und Studium

Berthold Rubin wurde in Mannheim geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin, wo er später bei Wilhelm Weber studierte und ab 1942 auch als Hochschullehrer unterrichtete.

Er verfasste eine Dissertationsschrift zum Thema „Zwei Kapitel über Herrscherbild und Ostpolitik des Kaisers Iustinian“ und erhielt 1943 seine erste Professur in Wien. Seine Dissertation bildete, zusammen mit der Fortsetzung „Der Untergang der Vandalen und Goten“ die Grundlage seines späteren Hauptwerkes „Das Zeitalter Iustinians“. Die Arbeit an diesem Werk und dessen frühen Manuskripten wurde während des Zweiten Weltkrieges unterbrochen, da Rubin zum Kriegsdienst einberufen wurde und 1945 in russische Kriegsgefangenschaft geriet.

[Bearbeiten] Forschung

Nachdem er bereits 1945 wieder aus der Gefangenschaft entlassen worden war, kehrte er nicht nach Wien zurück, sondern setzte seine Forschung über Justinian in Berlin fort. 1952 begann seine Mitarbeit am Osteuropa-Institut in München und am Institut für Balkankunde. Nach seiner 1957 begonnen Lehrtätigkeit an der Universität Erlangen und der Veröffentlichung des ersten Bandes seines Hauptwerkes wurde er 1960 Ordinarius für Byzantinistik und Osteuropakunde an der Universität Köln und Direktor des Instituts für Altertumskunde. Er beteiligte sich zudem an den Jahrbüchern für die Geschichte Osteuropas und am Jahrbuch des Ostdeutschen Kulturrates. Neben seinem Hauptwerk waren seine Veröffentlichungen, z. B. über den oströmischen Historiographen Prokopios von Caesarea, lange Zeit der wissenschaftliche Standard in den entsprechenden Forschungsgebieten.

Im Rahmen seiner eigenen Forschung hat er sich für die Schaffung der Quellensammlung zur byzantinischen Geschichte Corpus Fontium Historiae Byzantinae, von ihm ursprünglich als Monumenta Byzantina geplant, eingesetzt.[1] Von der tatsächlichen Schaffung dieses internationalen Werkes wurde er allerdings - vermutlich wegen seines fragwürdigen politischen Engagements - ausgeschlossen.[2]

Der zweite Band seiner Untersuchung der Herrschaft Kaiser Justinians wurde erst 1995 aus seinem Nachlass, der durch seine Frau Jutta Rubin verwaltet wird, von seinem ehemaligen Schüler Carmelo Capizzi herausgegeben. Ursprünglich sollte das Gesamtwerk bis zu sechs Bände umfassen.

[Bearbeiten] Politische Aktivität und Kritik

Bereits im Vorwort des ersten Bandes seines Werkes „Das Zeitalter Justinians“ gibt es Hinweise auf die spätere Orientierung im rechtskonservativ bis rechten Bereich des politischen Spektrums. Er schreibt, weniger Dank schulde er den „alliierten Bomberpiloten“ und russischen Eroberern Berlins, die „es versäumten“, die erste Fassung seines Werkes „in Asche zu verwandeln“.[3] Das Werk weist insgesamt einen, bereits früh kritisierten, betont germanozentristischen, tendenziösen Sprachstil auf und ist an vielen Stellen im Kontext der Lebensgeschichte Rubins zu betrachten.

In der Nachkriegszeit, besonders nach dem Beginn des Baus der Berliner Mauer, der „Schandmauer“, im Jahr 1961, begann sich Rubin für ein geeintes Deutschland einzusetzen und die sowjetische Besatzung im Osten des Landes zu kritisieren.[4] Die Vereinigung 17. Juni 1953 e.V., die sich nach eigenen Angaben der Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der Deutschen Demokratischen Republik widmet, führt Rubin weiterhin als Beiratsmitglied.[5] Am 2. Oktober 1962 beteiligte er sich an einer, von dem Inder Tapeshwar Nath Zutshi angekündigten, „Mauerabriss-Aktion“ vor der Versöhnungskirche in Berlin. Dieser, durch die Alliierten und den Berliner Senat verbotenen und unterbundenen, Aktion folge eine Demonstration mit ca. 1000 Beteiligten.[6]

Auch die Bundesrepublik Deutschland wurde Ziel seiner Kritik, als er den „Bonner Staat“[7] als „weichgepolsterte Gummizelle“ bezeichnete und ein Viertes Reich propagierte.[8] Sein Engagement nahm dabei mehr und mehr rechtspopulistische bis rechtsextreme Züge an. So beteiligte er sich ab 1963 an der Nationalzeitung und trat 1964 als Festredner bei der Gründung der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands auf. Seine Aktivitäten gingen so weit, dass er 1968 von der Universität Köln suspendiert wurde.

Er trat ebenfalls als Gründer, Gründungsmitglied oder Initiator verschiedener fragwürdiger bzw. verfassungsfeindlicher Organisationen und Gruppierungen wie der Deutschen Volksunion, der Aktion Deutscher Osten, eine Splittergruppe der Aktion Oder-Neiße, des Freiheitlichen Rates und verschiedener CSU-naher, sogenannter Freundeskreise auf.[9]

1971 hat Rubin, unter Beteiligung des rechtsextremen Anwalts Jürgen Rieger, seine eigene Entführung inszeniert. Er fälschte Drohbriefe, hielt sich für ca. drei Tage versteckt und wollte den Eindruck eines Verbrechens linksextremer Gruppen erwecken. Für diese Vortäuschung einer Straftat wurde er zu sechs Monaten Haft verurteilt. Erst jetzt wurde Rubin zum Politikum, sodass sich die Vertreter der gemäßigt-konservativen politischen Kreise zunehmend vom ihm distanzierten.[10]

In den 1980er Jahren erregte er mit einem Aufsatz in der nationalistischen Zeitschrift Nation und Europa[11] über Rudolf Heß und dessen angebliche, rechtspopulistisch verklärte Ermordung Aufsehen.[12] Folgendes Zitat aus diesem Aufsatz ist zur Verdeutlichung der politischen Vorstellungen Rubins allgemein sehr anschaulich:

Einen erfolgreicheren Wahlhelfer als diesen plumpen Berufsproleten Thälmann konnte Hitler kaum unter seinen fanatischsten Getreuen finden. Thälmann starb 1944 im KZ Buchenwald, aber lange vorher war es diesem Finsterling gelungen, Hitlers Freiheitspartei eine Giftspritze zu verpassen, die auf den Waagschalen des Zweiten Weltkrieges einen verhängnisvollen Beitrag zur deutschen Katastrophe geleistet hat.[13]

In ähnlichem Kontext steht sein revisionistisch geprägter Sammelband, „War Deutschland allein Schuld? Der Weg zum Zweiten Weltkrieg“, zur Frage der deutschen Schuld am Zweiten Weltkrieg. Rubins politische Arbeit, sein Verhalten und seine Veröffentlichungen wurden von der DDR Propaganda aufgegriffen und als symptomatisch für das damalige Westdeutschland dargestellt.

[Bearbeiten] Krankheit und Tod

Berthold Rubin, inzwischen an Leukämie erkrankt, verstarb am 7. Oktober 1990 an den Auswirkungen der Krankheit.

[Bearbeiten] Publikationen

Wissenschaftliche Publikationen

Politische Publikationen

  • als Hrsg. War Deutschland allein schuld? Der Weg zum Zweiten Weltkrieg, München 1988.
  • Rudolf Heß, in: Nation Europa. Monatsschrift im Dienst der europäischen Erneuerung (Sonderheft, Oktober 1987), S. 23-30. (sogenanntes „Rudolf-Heß-Gedenkheft“)
  • Gorbatschow (nur zusammenfassender Projekttitel), unveröffentlichtes Manuskript im Nachlass.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Vgl. Rubin, Justinian Bd. 2, Vorwort von Carmelo Capizzi, S. VI; siehe auch: Monumenta Germaniae Historica
  2. Vgl. Rubin, Justinian Bd. 2, Vorwort von Carmelo Capizzi, S. VI u. VI, Anm. 4
  3. Zitate: Rubin, Justinian Bd. 1, S. XII
  4. Zitat: Rubin, Justinian Bd. 2, Vorwort von Carmelo Capizzi, S. VI
  5. Siehe auch: Die Deutschen Konservativen
  6. Vgl. Flierl, Gesamtkonzept, S. 30; Brunnenstraße
  7. Abwertende Bezeichnung der jungen Bundesrepublik Deutschland
  8. Vgl. Hertel, DVU, S. 9
  9. Siehe auch: Gerhard Frey, Deutscher Block, Jugendbund Adler, Stahlhelm, Wiking-Jugend, Arbeitskreis Volkstreuer Verbände, Aktion Widerstand
  10. Vgl. § 145d StGB; Merkur Online: Das schillernde Leben des Bundeschefs der "Vereinigung 17. Juni"
  11. Ehemals „Nation Europa. Monatsschrift im Dienst der europäischen Erneuerung“, vgl. Verfassungsschutz NRW
  12. Siehe Artikel Rudolf Heß, Punkt „Tod und Zweifel an der Todesursache“
  13. Zitat in Rubin, Heß, S. 23-30

[Bearbeiten] Literatur

  • Gerhard Hertel: Die DVU - Gefahr von Rechtsaußen, München 1998 (aktuelle analysen 12). PDF
  • Thomas Flierl: Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer. Dokumentation, Information und Gedenken, Berlin 2006. PDF

[Bearbeiten] Weblinks

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