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Berleburger Bibel

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Die sogenannte Berleburger Bibel ist ein in den Jahren 1726-1742 (Nachdruck Stuttgart 1856) in Berleburg entstandenes umfangreiches Bibelwerk von 8 Bänden, das nicht nur eine neue Übersetzung der Bibel bot, sondern vor allem eine umfangreiche Kommentierung.

[Bearbeiten] Entstehung

Der theologisch führende Kopf des Berleburger Bibelwerks war der Straßburger Theologe Johann Friedrich Haug, (* 1680, † 18. Mai 1753) in Berleburg. Haug wurde bis vor wenigen Jahren in der Literatur häufig fälschlich unter dem Namen „Johann Heinrich Haug“ geführt, ein Fehler, der mgl. auf Johann Heinrich Jung-Stilling, zurückgeht ( s.u.)]. Die von dem tüchtigen Orientalisten Haug besorgte Übersetzung ist eine der ersten bekannten (nach der Piscator-Bibel 1602-1604) von der Lutherbibel unabhängige deutsche Übersetzung.

Der Diakon Haug war in Straßburg wegen „pietistischer und donatistischer Irrtümer“, mit starken mystischen und philadelphischen Neigungen, zunächst seines Amts enthoben und 1705 ausgewiesen worden. Einige Jahre danach (1714) folgte ihm sein Bruder, der Buchhändler und Verleger Johann Jacob Haug(* 1690 † 20. Mai 1756) zunächst ins nassau-usingische Idstein und war dort auch als Verleger tätig.

Um 1720 zogen die Brüder in die Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, das unter der Regentschaft des Grafen Casimir (bis 1741) zur Hochburg des radikalen Pietismus und, dank der Brüder Haug, rasch auch zum deutschen verlegerischen Zentrum der entsprechenden Literatur avancierte.

Initiator des Werkes scheint freilich der Berleburger Pfarrer und spätere Hofprediger des Grafen Casimir Ludwig Christof Schefer (1669-1731) gewesen zu sein, der trotz vorhandener Nähe zur philadelphischen Bewegung seine offizielle Kirchenzugehörigkeit bewahrte und bereits 1712 die sog. Marburger Bibel mit Heinrich Horch herausgegeben hatte, die freilich an Bedeutung und Umfang nicht annähernd an die „Berleburger“ heranreichte.

[Bearbeiten] Ziele

Zweck der Ausgabe war nach Jung-Stilling, „eine ganz reine Bibelübersetzung [...] denn alle Commentarien, die man bis daher hatte, waren nach ihrer Sprache von Schulgelehrten verfasst, mithin dem Herzen nicht zugänglich“ (s.u. S. 84). Diese Aufgabe besorgten eine Reihe von ortsansässigen Kommentatoren, so etwa der schon genannte Schefer, Tobias Eisler, Christoph Seebach (1685-1745), Johann Christian Edelmann (1698-1767), aber auch Graf Casimir selbst. Daneben verweist Jung-Stilling, was wohl auch den Tatsachen entsprechen dürfte, auf eine beträchtliche Anzahl gleichgesinnter „Correspondenten“ über ganz Europa, vor allem dänischer und englischer (ebd.).

Neben der Erklärung des buchstäblichen Sinnes, für die die Bearbeiter in der Regel auf die traditionelle kirchliche Auslegung der Schrift zurückgriffen, stand vor allem das Bemühen um eine Erklärung, „die den inneren Zustand des geistlichen Lebens oder die Wege und Wirkungen Gottes in der Seelen zu deren Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung mit Ihm (Gott) zu erkennen gibt“, so programmatisch schon im Titel. Hier konnte man nun auf den reichen Schatz an mystischen Schriften unterschiedlichster Akzentuierung (Johann Arndt, Jakob Böhme, Fenelon Antoinette Bourignon de la Porte1616-1680, und v.a. Madame de Guyon), aber auch auf die englischen Vertreter der philadelphischen Bewegung (Thomas Bromley 1629-1691, John Pordage 1607-1681, Jane Leade, 1624-1704) zurückgreifen. Die Aufnahme des dem gesamten Pietismus eigenen apokalyptisch-chiliastischen Denkhorizontes in die Kommentierung ist ebenso bezeichnend, wie die durchgehende Kritik an den verfassten Kirchen. Die Berleburger Bibel ist die vollständigste Zusammenfassung des sonst eher weit verstreuten Schriftgutes des radikalen Pietismus.

Der Einfluss der Berleburger Bibel auf das breite Spektrum pietistischer Gruppierungen, auf die Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts, in Europa bis nach Übersee, dürfte allenfalls begrenzt worden sein von ihrem voluminösen Umfang, der einer noch größeren Verbreitung „natürliche“ Schranken setzte. Nach Jung-Stilling hat das Werk „bei allen paradoxen Sätzen unstreitig noch immer (1785!) einen der besten Plätze in der Bibliothek eines Gottesgelehrten verdient“ (s.u. S. 85).

[Bearbeiten] Literatur

  • Johann Heinrich Jung-Stilling, Theobald oder die Schwärmer, Sämtl. Schriften Bd. VI, 1838, 80 ff.
  • Martin Hofmann, Theologie und Exegese d. B. B, BFChTh 39, 2, 1937 (Ältere Literatur)
  • Hans-Jürgen Schrader, Literaturproduktion und Büchermarkt des radikalen Pietismus. Johann Henrich Reitz' »Historie der Wiedergebohrnen« und ihr geschichtlicher Kontext (Palestra-Bd. 283), Göttingen 1989.
  • Eberhard Bauer, Radikale Pietisten in Wittgenstein. In: Wittgenstein. Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd.61 (1997), Jg. 85, Heft 4, Seite 124-135.
  • Johann Georg Hinsberg, Geschichte der Kirchengemeinde Berleburg bis zur Regierungszeit des Grafen Casimir (18.Jh.). Eingeleitet, herausgegeben und kommentiert von Johannes Burkardt und Ulf Lückel, Bad Berleburg 1999
  • Ulf Lückel, Ein fast vergessener großer Berleburger: Inspektor und Pfarrer Ludwig Christof Schefer (1669-1731). Eine erste Spurensuche. In: Wittgenstein. Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 64 (2000), Jg.88, Heft 4, Seite 137-159.

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