Bergtal
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Bergtal (seit 1927 offiziell Rotfront) ist eine deutsche Siedlung etwa 60 km östlich von Bischkek in Kirgisistan, nahe der Grenze zu Kasachstan.
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[Bearbeiten] Geschichte
Deutsche Siedler aus dem Zarenreich zogen gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts nach Zentralasien um neues Land zu gewinnen. Es waren größtenteils strengreligiöse Mennoniten. So wurde am Fuße des Tienschan-Gebirges das Dorf Bergtal von Mennonitenfamilien gegründet, die vor rund 300 Jahren aus Ostfriesland auswanderten, um der Zwangsrekrutierung zum Wehrdienst zu entgehen, und Ende des 19. Jahrhunderts aus der Wolga und von der Krim weiter nach Zentralasien gezogen waren.
Mit der Stalinisierung in der Sowjetunion wurde das Dorf 1927 in Rotfront umbenannt und jegliche Religionsausübung verboten. Während des Dritten Reiches musste die deutsche Bevölkerung Rotfronts mit Anschuldigungen und Diskriminierungen kämpfen. Die Bewohner versuchten alles so hinzustellen, dass sie sich den Deutschen nicht zugehörig fühlten und beriefen sich z.T. auf entfernteste polnische Vorfahren oder Verwandte [1]. Erst mit der Perestroika unter Gorbatschow konnten die Bewohner ihren Glauben wieder frei ausleben. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wanderten viele Deutschstämmige aus Kirgisistan nach Deutschland zurück, vor allem da mit dem Zusammenbruch der Kolchosen und anderen Staatsbetriebe viele Arbeitsplätze verloren gingen. 1990 lebten im Dorf etwa 900 Deutschstämmige, heute sind es nur noch etwa 500. Damit ist Rotfront/Bergtal allerdings eines der wenigen Dörfer in Zentralasien, in dem noch heute eine nennenswerte geschlossenen deutsche Minderheit lebt. Als strenggläubige Mennoniten lehnen sie Alkohol, Fernsehen, Kino und Diskotheken ab.
[Bearbeiten] Heutige Situation
Die verbliebene deutsche Bevölkerung setzte sich nach der kirgisischen Unabhängigkeit 1991 erfolgreich dafür ein, dass die Siedlung neben dem offiziellen Namen Rotfront auch ihren alten Namen wieder tragen und auf dem Dorfschild ausweisen darf. Heute steht auf dem Ortsschild "Rotfront" in kyrillischer Schrift und darunter, kleiner und in lateinischer Schrift, "Bergtal - 1927". Im Schulhaus gibt es ein kleines Museum, das mit Karten und Fotos die Erinnerung an die Wanderungen der Vorfahren bis nach Kirgisistan und ihr Leben im Dorf wachhält. Die deutsche Regierung stellt seit Anfang der 1990er Jahre einen Deutschlehrer zur Verfügung und hat auch die Errichtung des Museums ermöglicht. Großzügige Finanz- und Sachhilfen der Bundesregierung für die örtliche landwirtschaftliche Genossenschaft sind allerdings zum größten Teil im Sande versickert oder zweckentfremdet worden, heißt es.
Im Jahre 1995 wurde in Bergtal ein Film über die deutschstämmigen Bewohner gedreht. Er erschien unter dem Namen Milch und Honig aus Rotfront.
Heute ist Rotfront/Bergtal neben der Mennonitensiedlung Solnzewka in Russland das einzige mehrheitlich deutsche Dorf in den Ländern der GUS.
