Balkenwaage
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Eine Balkenwaage ist eine Wiegevorrichtung, die aus einem waagerechten Balken besteht, der beweglich an einer waagerechten Achse gelagert ist. An jedem Balkenende befindet sich eine Waagschale.
Die Genauigkeit einer Balkenwaage hängt einerseits von der Genauigkeit der verwendeten Gewichte und andererseits von den Konstruktionsparametern der Waage (Balkenlänge, Lage des Schwerpunktes) ab.
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[Bearbeiten] Konstruktion
Wenn man einen einfachen Balken als Waage verwenden würde, so hätte das folgende Auswirkungen:
- Im Falle des Gleichgewichts (beide Waagschalen sind mit dem gleichem Gewicht befüllt) herrscht in jeder beliebigen Lage des Balkens ein Gleichgewichtszustand, da die beiden Drehmomente immer gleich sind (indifferentes Gleichgewicht).
- Im Falle von Ungleichgewicht wird der Balken solange gedreht, dass die schwerere Waagschale den tiefsten Punkt erreicht (stabiles Gleichgewicht).
Damit ist es prinzipiell möglich, einen Wiegevorgang auszuführen, aber die Waage ist so empfindlich, dass sie praktisch nicht verwendbar wäre. Daher verlegt man den Schwerpunkt des Waagebalkens so, dass er sich etwas unterhalb der Drehachse befindet. Das kann erfolgen, indem man den Balken mit einem zusätzlichen, senkrechten Zeiger versieht (der dann auch gleich zum Ablesen der Gewichtsdifferenz auf einer Skala verwendet werden kann) oder indem man den Waagbalken im Drehpunkt leicht knickt.
Durch die Auslenkung des Schwerpunktes im Fall von Ungleichgewicht entsteht ein zusätzliches Drehmoment, welches verhindert, dass die schwerere Schale den Balken in eine senkrechte Stellung drehen kann.
Die Empfindlichkeit der Balkenwaage ist abhängig von:
- der Länge des Waagebalkens: Je länger, desto empfindlicher.
- dem Drehmoment des Schwerpunkts: Je kleiner, das heißt, je leichter der Waagebalken und je näher der Schwerpunkt beim Drehpunkt ist, desto empfindlicher ist die Waage.
[Bearbeiten] Wiegevorgang
Zum Wiegen wird der zu wiegende Gegenstand in eine der Schalen gelegt. Nun werden in beiden Schalen definierte Gewichte abgelegt. Es werden so lange Gewichte zugelegt oder entfernt, bis der Balken im Gleichgewicht ist.
Das Gewicht des zu wiegenden Gegenstandes wird durch Addition bzw. Subtraktion der verwendeten Gewichte ermittelt. Dabei werden die Gewichte in der anderen Schale des zu wiegenden Gegenstands addiert und davon die Gewichte in der gleichen Schale subtrahiert.
Um die Anzahl der benötigten Gewichte so gering wie möglich zu halten, verwendet man Gewichtstücke aus der folgenden Tabelle.
[Bearbeiten] Tabelle Messgewichte
Anzahl der Gewichte | Gewichte messbar bis | Benötigte Gewichte [g] | Benötigte Gewichte [kg] |
---|---|---|---|
1 | 1 g | 1 | 0,001 |
2 | 4 g | 3 | 0,003 |
3 | 13 g | 9 | 0,009 |
4 | 40 g | 27 | 0,027 |
5 | 121 g | 81 | 0,081 |
6 | 364 g | 243 | 0,243 |
7 | 1,093 kg | 729 | 0,729 |
8 | 3,280 kg | 2 187 | 2,187 |
9 | 9,841 kg | 6 561 | 6,561 |
10 | 29,524 kg | 19 683 | 19,683 |
11 | 88,573 kg | 59 049 | 59,049 |
12 | 265,720 kg | 177 147 | 177,147 |
13 | 797,161 kg | 531 441 | 531,441 |
14 | 2,391 t | 1 594 323 | 1 594,323 |
15 | 7,174 t | 4 782 969 | 4 782,969 |
16 | 21,523 t | 14 348 907 | 14 348,907 |
17 | 64,570 t | 43 046 721 | 43 046,721 |
18 | 193,710 t | 129 140 163 | 129 140,163 |
19 | 581,130 t | 387 420 489 | 387 420,489 |
20 | 1743,392 t | 1 162 261 467 | 1 162 261,467 |
21 | 5230,176 t | 3 486 784 401 | 3 486 784,401 |
22 | 15690,529 t | 10 460 353 203 | 10 460 353,203 |
23 | 47071,589 t | 31 381 059 609 | 31 381 059,609 |
24 | 141214,768 t | 94 143 178 827 | 94 143 178,827 |
25 | 423644,304 t | 282 429 536 481 | 282 429 536,481 |
Beispiel: Um ein 1kg-Gewicht auf 1g genau abwiegen zu können braucht man folgende 7 Messgewichte: 1g, 3g, 9g, 27g, 81g, 243g, 729g
Theoretisch könnte man auf diese Art mit nur 25 Messgewichten Wiegevorgänge bis über 420.000 Tonnen auf 1g genau durchführen.
[Bearbeiten] Entstehung der Tabelle
Die Überlegung ein Messgewicht zu erhalten ist folgende: Man nehme alle bisherigen Gewichte zusammen. Um nun auf das nächste Gramm zu gelangen könnte man diese vorhandenen Gewichte von einem größeren Gewicht abziehen. Dieses nächstgrößere Gewicht muss um die Summe aller bisherigen Gewichte und ein zusätzliches Gramm schwerer sein.
Bei 1g beginnend folgt somit die Verdoppelung auf 2g plus ein zusätzliches Gramm --> ergibt 3g.
Das nächste Gewicht ist die Summe aller bisherigen Gewichte, also 1g + 3g = 4g, verdoppelt auf 8g plus eins macht 9g.
usw.
Mathematisch gesehen ergibt sich so der Summenausdruck für ein beliebiges Gewicht n an der Position k:
[Bearbeiten] Beispiele Wiegevorgang
Beispiel 1:
Es soll ein Gewicht von 47g gemessen werden. Dazu werden auf die leere Waagschale die Gewichte zu 16g und 32g gelegt. Auf die andere Waagschale das unbekannte Gewicht und das Messgewicht zu 1g. Die Waage befindet sich nun im Gleichgewicht.
16g + 32g = 1g + Unbekanntes Gewicht
Daraus folgt:
Unbekanntes Gewicht = 16g + 32g - 1g
Beispiel 2:
Sie legen wie folgt Gewichte auf die Waage um sie ins Gleichgewicht zu bringen:
81g + 27g = 9g + 3g + Unbekanntes Gewicht
Daraus folgt:
Unbekanntes Gewicht = 81g + 27g - 9g - 3g Unbekanntes Gewicht = 96g
[Bearbeiten] Eine weitere Möglichkeit
Angenommen die vorhandenen Gewichte sind zu grob eingeteilt, um Massen wie zum Beispiel 5.125g wiegen zu können. Daher die Frage: Gibt es eigentlich einen Zusammenhang zwischen dem Verhältnis der Massen auf den Schalen und dem Winkel des Balkens?
Wird auf eine der Schalen immer das Doppelte der Masse wie auf der anderen Schale gelegt, bleibt der Winkel gleich. Dieser Typ Waage kann also nur das Masseverhältnis bestimmen. Mit den Gewichten wird dann versucht, ein Masseverhältnis von nahezu 1.0 herzustellen.
Um nun herauszubekommen welchem Winkel welches Masseverhältnis entspricht, wird einfach ein Gleichgewicht der angreifenden Drehmomente aufgestellt:
- Der Winkel 2β ist der Winkel, um den der ehemals gerade Balken in der Mitte geknickt wurde, um den Schwerpunkt zu versetzen. Dieser Winkel ist abhängig von der Konstruktion der Waage.
- Der Winkel ω ist der Winkel, um den der Balken auf Grund der unterschiedlichen Massen verdreht ist, also die Abweichung von der waagerechten Lage.