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ATF Dingo

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Das Allschutz-Transport-Fahrzeug Dingo ist ein gepanzertes, minengeschütztes, luftverladbares, leicht bewaffnetes Radfahrzeug, das von der Bundeswehr vor allem in Auslandseinsätzen eingesetzt wird. Der ATF Dingo ist nach dem Wildhund Dingo benannt.

Dingo 1 (Version ATF2)
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Dingo 1 (Version ATF2)

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde von Seiten des Unternehmens Krauss-Maffei Wegmann darüber nachgedacht, wie die ausstattungstechnische Lücke zwischen dem TPz Fuchs und dem Geländewagen Wolf geschlossen werden könnte um die Bundeswehr entsprechend ihrer neuen Aufgaben bei Auslandseinsätzen auszurüsten. Man entschloss sich zu einem gepanzerten Radfahrzeug auf dem Fahrgestell des bewährten Daimler Chrysler UNIMOG U, das nur entsprechend modifiziert werden musste.

Die ersten ATF1 Dingos besaßen noch ein UNIMOG U 100 L Fahrgestell, das sich jedoch als zu schwach erwies, so dass die folgenden ATF2 Dingos mit dem UNIMOG U 1150 L Fahrgestell ausgerüstet wurden. Im Jahr 2000 wurden die ersten 2 von 56 ATF Dingos an das Heer geliefert und Truppenversuche bei der KFOR durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Truppentests unter Einsatzbedingungen führten zu mehreren Änderungen am Dingo. So musste die Aufhängung des Staukastens verstärkt werden, da er bei starken Stößen häufig abbrach. Auch die Federung musste verstärkt werden, da sie dem höheren Gewicht des Dingos im Vergleich zum UNIMOG nicht gewachsen und zu nachgiebig war, so dass manche Soldaten während der Fahrt seekrank wurden und der ganze Dingo zum Umfallen neigte. Kleinere Änderungen betrafen die Ausstattung des Dingos im Hinblick auf Wartungsfreundlichkeit und Bediensicherheit. Seit November 2001 wurden 91 weitere ATF2 Dingos an die Bundeswehr geliefert und auch bei der ISAF in Afghanistan eingesetzt, da hier eine ähnlich hohe Minengefährdung wie im Kosovo herrscht.

Ab 2003 stand den Kunden von Krauss-Maffei Wegmann der ATF3 Dingo 2 zur Verfügung, der ein nochmals verbessertes Fahrgestell namens UNIMOG UHN besitzt, welches eine höhere Achslast erlaubt, die wiederum eine größere oder massivere Sicherheitszelle ermöglicht, um den Insassenschutz noch weiter zu erhöhen.

Im Jahr 2006 mussten die Dingo 2 (ATF 3) von der Bundeswehr mit einen Fahrverbot belegt werden, da die Bremsen versagten und durch die Überhitzung ein Dingo 2 in Afghanistan die Vorderachse in Brand geriet. Daraufhin schickte der Herstellers Krauss-Maffei Wegmann und DaimlerChrysler Mechaniker nach Kabul um bei der Fehlersuche zu unterstützen. [1]

[Bearbeiten] Einsatzspektrum

Die Hauptaufgaben des ATF Dingo sind Konvoi- und Patrouillenfahrten auf halbwegs befestigtem Untergrund. Der Dingo ist hauptsächlich für Einsätze zur Friedenserhaltung insbesondere in minengefährdeten Gebieten konzipiert. Hierbei bietet er durch seinen Aufbau einen in dieser Gewichtsklasse hervorragenden Minenschutz, ist aber aufgrund seiner relativ geringen Abmessungen auch noch in eng bebauten urbanen Gebieten einsetzbar. Der Schutz der Insassen hat beim Dingo oberste Priorität, so dass selbst die Waffenanlage, anders als beim TPz Fuchs, unter Panzerschutz bedienbar ist. Für den Einsatz in mittlerem und schwerem Gelände hingegen ist der Dingo im Gegensatz zum TPz Fuchs weniger geeignet, da er einen relativ hohen Schwerpunkt, nur 4 Räder und eine sehr weiche Federung hat. Jedoch ist das ATF Dingo luftverladbar, so dass z.B. 2 komplett ausgerüstete ATF Dingos inklusive Besatzung und deren Kampfausrüstung mit einer C-160 Transall ohne Verzögerung genauso schnell wie Infanterieeinheiten in jeden Teil der Welt verlegbar sind, wo sie sofort ihre Aufgaben wahrnehmen können.

[Bearbeiten] Aufbau und Schutz

Der ATF Dingo hat einen modularen Aufbau aus folgenden fünf Elementen: Fahrgestell, Schutzzelle, Stauraum, Motorraum und Minendeflektor. Alle Baugruppen sind nur über das Fahrgestell miteinander verbunden, auf dem sie wiederum beweglich gelagert sind.

Am Fahrgestell sitzen Reifen, die über eine Notlauffelge verfügen, mit der auch bei zerstörtem Reifenmantel eine Weiterfahrt für 40 km mit maximal 50 km/h möglich ist. Das im Verhältnis zum Schutzgrad geringe Gewicht des Dingo ließ sich durch deflektierend angebrachte Panzerelemente erreichen: Die Flächen des Fahrzeugs, die besonders gefährdet sind, z.B. die Sichtfenster sind im 20°-Winkel zum Lot angebracht, dadurch treffen die Geschosse hockender oder liegender Schützen je nach Abstand in Winkeln von bis zu 30° auf die Scheiben, die sie dann selbst bei größeren Kalibern nicht mehr penetrieren können. Gleiches gilt für den Minendeflektor.

Die angewinkelten Panzerungen sind einer der großen Vorteile gegenüber dem amerikanischen Hummer, bei dem sehr viel dickere Panzerplatten nötig wären, um einen ähnlichen Insassenschutz zu bieten. Der Motorraum befindet sich vor der Sicherheitszelle auf dem Fahrgestell und ist so beschaffen, dass er den Motor vor direktem Beschuss aus Schusswaffen mit Kaliber bis 7,62 x 51 mm schützt, um das Fahrzeug auch bei Beschuss beweglich zu halten. Der Minendeflektor hat ein V-förmiges Profil und sitzt unter der Sicherheitszelle. Er besteht aus mehreren Lagen spezieller Schutzmaterialien und leitet durch seine Form etwa die Hälfte der Energie einer möglichen Minen- oder Sprengfallenexplosion zur Seite hin ab, um der Sicherheitszelle einen zusätzlichen Schutz von unten zu bieten.

Die Schutzzelle sitzt über dem Minendeflektor auf dem Fahrgestell und besteht aus Panzerstahl mit zusätzlichen innenliegenden Schutzmaterialien sowie fünf großen Panzerglasscheiben für eine gute Rundumsicht. Sie ist für die Aufnahme von fünf voll ausgerüsteten Soldaten ausgelegt. Die komplette Sicherheitszelle ist gegen Beschuss von Schusswaffen mit einem Kaliber bis 7,62 x 51 mm und die Sprengkraft von 4kg TNT geschützt. Der Innenraum der Schutzzelle ist so konzipiert, das sich bei Beschuss oder einer Explosion kein Bauteil losreißen und als Geschoss die Insassen gefährden könnte.

Der Stauraum ist hinter der Sicherheitszelle auf dem Fahrgestell montiert. In der unteren Hälfte des Stauraums befindet sich der explosions- und beschussgeschützte Treibstofftank. Die obere Hälfte des Stauraums ist aus Gründen der Gewichtsersparnis nicht gepanzert, sondern von einer Plane über einem Stahlrahmen abgedeckt. Zur leichteren Beladung ist der Stauraum mit einer Heckklappe versehen. Die Lackierung des ATF Dingo enthält Infrarot filternde Elemente, so dass das Fahrzeug mit Wärmebildgeräten nur schwer erkennbar ist und auch für wärmesuchende Geschosse ein schwieriges Ziel darstellt.

Die Wirksamkeit der Minenschutzausstattung zeigte sich am 3. Juni 2005 im Raum Kabul, Afghanistan. Nach dem Ende eines LUNA Einsatzes, fuhr das letzte Fahrzeug der Gruppe, ein Dingo mit dem rechten Vorderrad auf eine Panzermine mit 6 kg Sprengkraft. Durch die Detonation wurde der Dingo zwei Meter zur Seite geschleudert und es entstand ein Krater von zwei Metern Durchmesser und einem halben Meter Tiefe. Das Rad, die Radaufhängung und der nicht geschützten vorderen Teil des Fahrzeugs wurde komplett zerstört, die Sicherheitzelle hielt jedoch Stand. Lediglich zwei Insassen erlitten leichte Verletzungen durch die Schockeinwirkung auf das Fahrzeug.[2]

Ein Jahr später, am 27. Juni 2006 überstand der Dingo 1 einen Selbstmordanschlag mit einer Autobombe bei Kunduz, Afghanistan. Obwohl nicht dafür konstruiert hielt dieser Stand. Die Explosion ereignete sich in etwa 25m Entfernung vom Fahrzeug. Die Soldaten blieben unverletzt, jedoch wurden zwei Zivilisten getötet und acht weitere verwundet - darunter auch vier Kinder.

[Bearbeiten] Bewaffnung

Der ATF Dingo verfügt über eine mechanische Waffenstation, die vom Aufklärungsfahrzeug Fennek entliehen und standardmäßig mit einem MG3 im Kaliber 7,62 x 51 mm ausgerüstet ist. Sie ist hinten mittig auf der Sicherheitszelle installiert und wird von einer Person bedient. Es sind zusätzlich Rüstsätze für Granat-Maschinen-Waffe GMW 40 x 53 mm und cal.50 MG verfügbar, jedoch sind diese im Rahmen des ATF Dingo von der Bundeswehr bisher (2004) nicht beschafft worden. Die Waffenstation ermöglicht es dem Schützen, die Waffe unter komplettem Panzerschutz zu bedienen, wobei die Waffe sowohl elektrisch als auch manuell (Notabfeuerung) abgeschossen werden kann. Nur zum Nachladen oder bei Waffenstörungen muss der Schütze zum Teil den Panzerschutz verlassen. Die nicht benötigte Munition für die Waffe wird in der Sicherheitszelle in separaten gepanzerten Fächern gelagert um die Insassen bei Feindeinwirkung nicht zusätzlich zu gefährden. Der Seitenrichtwinkel der Waffenstation beträgt 360° und der Höhenrichtwinkel -5° und +45°. Die rein optische Zielhilfe der Waffenstation hat eine 4-fache Vergrößerung sowie ein Nachtzielgerät, das jedoch Strom benötigt.

[Bearbeiten] Technische Daten

Stückpreis 650.000 €
Höhe 2350 mm (Dachoberkante 2950 mm mit Waffenstation)
Breite 2300 mm
Länge 5450 mm
Volumen Schutzzelle 6,5 m³
Volumen Staukasten 2,0 m³
Leistung 240 PS / 177 kW
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h (Straße)
Gesamtgewicht 8860 kg
Nutzlast 1400 kg
Bodenfreiheit 420 mm
Wattiefe 800 mm
Steigfähigkeit 60 %
Bewaffnung MG3 7,62 x 51 mm NATO (Standard) oder Granat-Maschinen-Waffe GMW 40 x 53 mm (optional) oder cal.50 MG (optional)
Besatzung 5 Mann (Fahrer, Kommandant, Richtschütze, 2 Nahsicherer)
Funkgerät SEM 90
Besonderheiten Klimaanlage, Standheizung, Reifendruckregelanlage, Rückblickkamera, ABS (abschaltbar), GPS Navigationsanlage, Außenbordsprechanlage, Allradantrieb, ABC-Schutzbelüftung, Differentialsperre, Fahrtenschreiber

[Bearbeiten] Export

Der Dingo 2 wird seit Mai 2005 auch vom österreichischen Bundesheer eingesetzt. Belgien hat 220 (+132 als Option) Dingo 2 bestellt.

[Bearbeiten] Quellen

  1. DER SPIEGEL Nr. 5: Feuer unterm Dingo, 30. Januar 2006, Bericht nicht online verfügbar
  2. Krauss-Maffei Wegmann: DINGO 1 – Minenunfall bei Kabul, 18. Oktober 2005 [1].

[Bearbeiten] Weblinks

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