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Architektur im Nationalsozialismus

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Die Architektur im Nationalsozialismus beschreibt Bauvorhaben, Architektur und Stadtplanung in der Zeit des Nationalsozialismus als deutsche Ausgestaltung des allgemeinen Stils der Zeit, des Neoklassizismus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemein

Überreste der Zeppelinhaupttribüne in Nürnberg
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Überreste der Zeppelinhaupttribüne in Nürnberg

Die Machthaber und deren Architekten und Planer entwickelten dabei einen angeblich eigenständigen „nationalsozialistischen Stil“ auf Grundlage des ererbten Fundus europäischer Bau-Typologie und -Morphologie, zugleich wurden im weitesten Rahmen zeitgenössische Strömungen verarbeitet sowie persönliche Anregungen des deutschen Diktators Adolf Hitler. Kennzeichnend war die ideologisch fundierte grundsätzliche Ablehnung der „Moderne“, wie der vom Bauhaus geprägte Stil genannt wurde. Diese Ablehnung manifestierte sich z. B. im Verbot des Bauhauses. Die nüchterne, schlichte, funktionalistische Architektur, die die Bauhaus-Gruppe in den 1920er Jahren entwickelt hatte, wurde als seelenlos, "kulturbolschewistisch" und „undeutsch“ bezeichnet und für repräsentative Bauten und im Wohnungs- und Siedlungsbau ausgeschlossen; daneben entwickelten die nationalsozialistischen Architekten hingegen eine eigene Formensprache der Schlichtheit, Sachlichkeit und Nüchternheit, die allerdings (anders als das Konzept des Bauhauses) viele traditionelle Baugedanken und -Formen zitierte. An technischen- und Industrie-Anlagen verstand auch die Architektur des Nationalsozialismus das Gebot der Funktionalität als Kennzeichen des technologischen Fortschritts. Eine dogmatische „Gleichschaltung“ des Bauens im „III. Reich“ fand nicht statt, sondern äußerte sich eher durch Nichtbeachtung abweichender Architekten bei der ibs. staatlichen Groß-Bauauftragsvergabe. Manche privaten und industriellen Bauten richteten sich so auch nach 1933 noch nach dem Stil der Moderne.

Die Architektur stand wie alle anderen Künste im „III. Reich“ im Dienst der Verkündung eines nationalsozialistischen Menschen- und Weltbildes. Realisierte Vorhaben waren beispielsweise

  • Partei- und Regierungsgebäude
  • Kultstätten (Thingstätten, z. B. in Heidelberg)
  • Schulen und Quartiere für die politische und militärische Elite
  • Stadt-, Großraums- und Verkehrsplanung
  • Dorf(um)gestaltung im Zusammenhang mit „Heimatpflege“
  • Siedlungspläne für neu zu erschließende Siedlungsräume im „Großdeutschen Reich“
  • Heime der Hitler-Jugend und anderer NS-Gemeinschaften
  • Industriebauten und Infrastruktur (Autobahnen, Brücken und Staudämme)

Selbst Maler mit architektonischen Ambitionen, maß Adolf Hitler die Größe einer Epoche an den Zeugnissen ihrer Kultur, je größer diese waren, desto erhabener war aus seiner Sicht die Epoche. Innerhalb von 15 Jahren wollte er das gesamte Land umbauen und nahm persönlichen Einfluss auf zahlreiche Baumaßnahmen. Seine persönlichen Lieblingsarchitekten waren Paul Ludwig Troost, nach dessen Tod kurzzeitig Ludwig Ruff, später Albert Speer und Hermann Giesler, der beispielsweise Hitlers Lieblingsstadt Linz (in der er einige Jugendjahre verbrachte) im größten Maßstab umgestalten sollte. Die Folge dieser Sichtweise Hitlers waren teils gigantomanische Gebäude, breite Freitreppen, wuchtige Pfeiler, lange und breite schnurgrade Prachtstraßen und maßlose Pläne, wie zum Beispiel die geplante „Halle des Volkes“ in Berlin (Höhe des Innenraums: ca. 250 m!, siebenmal Petersdom).

Berlin sollte, vom Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt prunkvoll umgebaut, Großstadt mit acht Millionen Einwohnern werden, München zur „Stadt der Bewegung“ (diesen Titel trug sie im III. Reich in Anlehnung an die Anfänge der NSDAP dort), Nürnberg zur Stadt der Reichsparteitage (auch dieser Titel galt schon im III. Reich), Linz zu einem herausragenden Kulturzentrum in ganz Europa und Hamburg zum europäischen Welthandelszentrum. Hitler wollte ganze Stadtviertel verlegen lassen, damit seine breiten Prachtstraßen und prunkvollen Gebäude Platz fänden. Er ließ „Entschandelungsmaßnahmen“ durchführen, wo die vorhandene Bausubstanz seinem Architekturideal widersprach. Die Jugend sollte in einem weltanschaulich perfekten Rahmen aufwachsen. An verschiedenen Orten Deutschlands entstanden NSDAP-Ordensburgen und Adolf-Hitler-Schulen, um den Begabtesten der Kinder und Jugendlichen unabhängig von sozialer Stellung und Einkommen der Eltern eine bestmögliche Talentförderung, gepaart mit der nationalsozialistischen Weltanschauung, zuteil werden zu lassen.

Reichsparteitagsgelände Nürnberg. Die Kongresshalle.
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Reichsparteitagsgelände Nürnberg. Die Kongresshalle.

Aber nicht nur in den Städten im Deutschen Reich, sondern auch in den dazu zu erobernden Gebieten, etwa im so genannten „Generalgouvernement“, sollten erschlossen und umgestaltet werden. Europa sollte mit einem Netz von Breitspurbahnen durchzogen werden. Himmler als "Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums" wollte für die neuen deutschen Siedler im Osten Städte und Dörfer anlegen und diese durch beste Straßen verbinden. Ihm schwebte die Idee eines mit „germanischen Wehrbauern“ (zugleich Bauern und Soldaten) besiedelten Osteuropa vor. Heinrich Himmler plante ab 1935 den Ausbau der Wewelsburg bei Paderborn als „Kultstelle“ für seine Schutzstaffel. Zuständiger Architekt war Hermann Bartels.

Die komplette Umgestaltung der Städte und die Errichtung und Vollendung der „Kultstätten“ und der Prachtbauten durch die Nationalsozialisten wurde durch den Verlauf des 2. Weltkrieges verhindert.

Reste der Architektur im Nationalsozialismus sind u.a. noch auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände, in Weimar und in München zu sehen. Als steingewordene Monumente eines Machtwillens sollten sie die Ideologie des Nationalsozialismus transportieren und entsprechend propagandistisch wirken. Hierzu diente die Monumentalität, die asketische Fassadengestaltung und die kultisch-sakrale Inszenierung der Bauten. Die Dimension der Größe, untermauert durch Rekorddaten bezüglich der Bauzeit, der Ausmaße und des Materials, sollte Ausdruck einer höheren Kultur, der Überlegenheit der arischen Rasse sein. Damit wurde der Unterwerfungsanspruch des Dritten Reiches auf architektonische Weise artikuliert. Allein gegenüber der schieren baulichen Größe und Masse verschwand der Einzelne, das Individuum wurde architektonisch und städtebaulich dem regulierten Kollektiv der Masse, der Volksgemeinschaft und der Partei untergeordnet. Ein machtvolles Auftreten sollte in diesen kontrollierten Gemeinschaften möglich sein. Die kultisch-sakrale Komponente ist durch die altarähnlichen Rednerpulte für Hitler fassbar, bestes Beispiel für diese Altäre ist der dem Pergamon-Altar nachempfundene Bau der Führertribüne auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg.

Hinzu kommt die Ausgestaltung der Fassaden, für die das Kunst am Bau-Gesetz erlassen wurde. Die Gestaltung orientierte sich am Zweck der Gebäude. So wurden für das OKW, für die Reichsmarschälle und für die Soldatenhalle in karger Ornamentik militärische Werkzeuge und Waffen dargestellt.

[Bearbeiten] Beispiele

Prora
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Prora
Olympiastadion Berlin
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Olympiastadion Berlin

[Bearbeiten] Umbauplanungen für deutsche Städte

Auch in Generalplänen für die Städte München, Linz, Nürnberg sowie für die Freie und Hansestadt Hamburg sollte der Machtanspruch der Nationalsozialisten manifestiert werden.

[Bearbeiten] München

Für München war geplant, auf dem Gelände des heutigen Hauptbahnhofs ein 214,5 m hohes Denkmal zu errichten, das an den Hitlerputsch von 1923 erinnern sollte. Außerdem sollte in München ein über 1 km langer Bahnhof für die Breitspurbahn gebaut werden. Für dieses Bauvorhaben wären mehrere Straßen und die umliegenden Häuserzeilen eingeebnet und verwendet worden. Die Breitspurbahn sollte Berlin mit anderen Städten und den eroberten Ostgebieten verbinden.

München sollte außerdem eine Art Hauptstadt der deutschen Kunst werden; hierfür waren neben dem bereits fertig gestellten „Haus der deutschen Kunst“ weitere Museen geplant. Beauftragter Architekt war Paul Ludwig Troost.

[Bearbeiten] Nürnberg

In Nürnberg sollte unter anderem ein gigantisches Stadion entstehen, in dem Nationalsozialistische Kampfspiele, eine Art Olympische Spiele der Nationalsozialisten, stattfinden sollten. Es hatte ein geplantes Fassungsvermögen von 400.000 Menschen. Hitler sagte über dieses Stadion: „Im Jahre 1940 werden die Olympischen Spiele noch einmal in Tokio sein, aber dann für immer in diesem Stadion.“ Außerdem waren in Nürnberg auf Grund der Reichsparteitage gigantische Aufmarschfelder für Divisionen der Deutschen Wehrmacht, der Leibstandarte-SS Adolf Hitler und der Hitler-Jugend geplant. Hitler plante, hier gigantische Paraden von Wehrmachtsverbänden abzunehmen.

[Bearbeiten] Hamburg

Für Hamburg war eine gigantische Hängebrücke über die Elbe geplant. Sie sollte westlich von Altona entstehen, da Hamburg wieder eine Art Welthandelszentrum werden sollte, in dem Waren bzw. Rohstoffe aus den deutschen Kolonien in Übersee eintrafen, die England an Deutschland zurückgeben sollte, nachdem diese aufgrund des Versailler Vertrages abgegeben werden mussten. Hier sollte man die neue deutsche Größe und Stärke sehen können. Diese Brücke hätte die Golden Gate Bridge in San Francisco übertroffen. Es wäre die größte Hängebrücke der Welt geworden.

Auf dem rechten Elbufer wurde im Maßstab 1:10 das Modell eines Brückenpfeilers errichtet. Außerdem war ein 250 m hohes Hochhaus der NSDAP vorgesehen. Da die Nationalsozialisten planten, alle Bauten aus dem Altertum in den Schatten zu stellen, war für Hamburg außerdem ein neuer größerer Hafen geplant, an dem die Kreuzfahrtschiffe der Kraft-durch-Freude-Organisation anlegen sollten. Beauftragter Architekt in Hamburg war Prof. Konstany Gutschow, der auch bereits für die neu geplante Autobahn Hamburg-Berlin die Trasse und die Brücken geplant hatte.(Zum Teil wurden diese gemauerten Brücken auch bereits bis zum Beginn des 2. Weltkrieges ausgeführt). Nach dem Krieg war Prof. Konstany Gutschow im Krankenhausbau tätig (z.B. Krankenhaus auf Helgoland und Med. Hochschule Hannover).

[Bearbeiten] Linz

In Linz wollte Hitler seinen Lebensabend verbringen. Deshalb plante er hier ein gigantisches Anwesen und die größte Kunst- und Gemäldegalerie der Welt, das „Hitlerkunstmuseum“. Linz sollte auf diesem Wege zum kulturellen Mittelpunkt Europas werden. Die Gemälde für die Galerie sollten aus anderen deutschen Museen beigesteuert oder im Ausland „erworben“ werden. Dazu diente nach Kriegsbeginn unter Anderem der Kunstraub im besetzten Europa, an dem etwa der Museumsdirektor Hans Posse mit einem „Sonderauftrag Linz“ auf Anordnung Hitlers beteiligt war.

Weitere Planungen für den Ausbau von Linz sahen eine Prachtstraße mit Monumentalarchitektur vor, am nordöstlichen Ende ein „Hitlerzentrum“, an dem mit gewaltiger Säulenfront die Galerie stehen sollte.

Es wird berichtet, dass Hitler an seinen letzten Lebenstagen im Führerbunker in Berlin noch vor den Modellen von Linz gestanden hätte. Das Projekt kam aber nicht über das Planungsstadium hinaus. Wenige Bauten wurden verwirklicht, wie zum Beispiel der Ausbau am Hauptplatzeingang am südlichen Donauufer.


Alle Bauten sollten bis zu der großen Siegesfeier im Jahr 1955 fertig gestellt sein.

[Bearbeiten] Galerie

Häufig wurden nationalsozialistische Ideale auch über Bemalungen bzw. Reliefs an den in der Zeit errichteten Gebäuden dargestellt. Die folgenden Bilder stammen aus einer Arbeitersiedlung in Ilmenau (Thüringen), wo Ende der 1930er-Jahre vier Häuser für Fabrikarbeiter errichtet wurden. Ursprünglich waren in den Wandbemalungen auch nationalsozialistische Symbole wie z.B. das Hakenkreuz enthalten. Diese wurden nach 1945 getilgt. Zu DDR-Zeiten war auf dem ersten Bild der Mann ebenfalls getilgt, da dort ursprünglich ein Wehrmachtssoldat dargestellt war. Als die Wandbilder 2003 restauriert wurden, ergänzte man wieder einen Mann, jedoch in einer etwas abgeänderten Form. Die Bilder stellen alle samt typische Motive für nationalsozialistische Kunst dar (Familie, Aufbau, Arbeit).

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Jost Dülffer u.a.: Hitlers Städte. Baupolitik im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Böhlau Verlag Köln Wien 1978, 320 S.
  • Durth, Werner und Nerdinger, Winfried (Hg.): Architektur und Städtebau der 30er/40er Jahre, Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz Band 46, Bonn 1993
  • Larsson, Lars Olof: Die Neugestaltung der Reichshauptstadt. Albert Speers Generalbebauungsplan für Berlin 1965
  • Mittmann, Markus: Bauen im Nationalsozialismus. Braunschweig, die „Deutsche Siedlungsstadt“ und die Mustersiedlung der „Deutschen Arbeitsfront“ Braunschweig-Mascherode. Ursprung, Gestaltung, Analyse, Hameln 2003
  • Nerdinger, Winfried: Bauen im Nationalsozialismus. Bayern 1933-1945, München 1993
  • Neue Gesellschaft für Bildende Kunst: Inszenierung der Macht. Ästhetische Faszination im Faschismus 1987
  • Reichel, Peter: Der schöne Schein des Dritten Reiches. Faszination und Gewalt des Faschismus 1991
  • Wunder, Thomas: Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Entstehung - Kennzeichen - Wirkung 1984

[Bearbeiten] Weblinks

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