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Arbeitskraftunternehmer

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Der Begriff des Arbeitskraftunternehmers stammt von dem Chemnitzer Soziologen G. Günter Voss und dem Münchner Soziologen Hans J. Pongratz. Sie bezeichnen mit diesem Begriff einen angenommenen Typus von Arbeitskraft, der genötigt ist, mit seiner eigenen Arbeitskraft wie ein Unternehmer umzugehen. Ihrer Ansicht nach könnte der Arbeitskraftunternehmer zu einem neuen gesellschaftlichen Leittypus des globalen Kapitalismus werden. Abgeleitet wird diese Vermutung von den Entgrenzungsprozessen im Bereich der Arbeitskraft, die die Industriesoziologie in den letzten Jahren beobachtet und intensiv diskutiert hat.

Der Arbeitskraftunternehmer zeichnet sich aus durch verstärkte Selbstkontrolle, erweiterte Selbst-Ökonomisierung, Selbst-Rationalisierung und Verbetrieblichung der Lebensführung.

  • Verstärkte Selbstkontrolle: Weil Unternehmen zunehmend ergebnis- und marktorientierte Ziele für die Beschäftigten vorgeben, statt deren Arbeit im Einzelnen zu regulieren ("Wie sie die Arbeit machen, ist egal, Hauptsache, das Ergebnis stimmt"), sind die Beschäftigten genötigt, ihre Arbeit selbst im Rahmen der Unternehmensziele zu organisieren und zu kontrollieren. Sie verlegen also eine klassische Managementfunktion in ihre eigene Person. Diese Entwicklung wird freilich begleitet von erhöhtem Leistungsdruck und neuartigen Formen indirekter Steuerung der Arbeit.
  • Erweiterte Selbst-Ökonomisierung: Die Beschäftigten sind genötigt, mit ihrer eigenen Arbeitskraft strategisch umzugehen - eben als ob sie Unternehmer ihrer eigenen Arbeitskraft wären. Sie müssen ihre Arbeitskraft permanent selbstständig entwickeln und bewusst produzieren sowie planmäßig Selbstmarketing betreiben.
  • Selbst-Rationalisierung und Verbetrieblichung der Lebensführung: Die Beschäftigten sind genötigt, nicht nur ihre Arbeit, sondern ihren gesamten Lebenszusammenhang zunehmend bewusst durchzuplanen und zu gestalten, da die Grenzen zwischen Arbeit und Leben durchlässig geworden sind.

Arbeitskraftunternehmer sind mithin hochgradig individualisierte Beschäftigte, deren Arbeitsverhältnisse nur mehr in geringem Grad sozial und institutionell reguliert sind. Voß und Pongratz beurteilen diesen Typus sehr ambivalent: Er verfügt über relativ hohe Freiheit von direkter Fremdbestimmung, ist aber zugleich gezwungen, diese Fremdbestimmung durch starke Selbstdiziplinierung im Sinne der Verwertbarkeit seiner Arbeitskraft zu ersetzen.

Der Begriff des Arbeitskraftunternehmers hat seit der ersten Publikation 1998 eine steile Karriere gemacht und wird heute in den Diskussionen um die Entwicklung und Entgrenzung der Arbeit permanent zitiert. Unstrittig sind die Tendenzen, die Voß und Pongratz beschreiben, gestritten wird jedoch darum, inwieweit dieser Typus von Arbeitskraft tatsächlich empirisch als abgrenzbare Gruppe aufzufinden ist. Nach Angaben von Pongratz dürften sich Erwerbstätige, die dem Typus des Arbeitskraftunternehmers entsprechen, am ehesten unter den hochqualifizierten Selbstständigen im Bereich der Medien, der Bildung und Beratung sowie der Kultur finden, aber auch bei den gewöhnlich abhängig beschäftigten Softwareentwicklern u.ä. Ähnliche Züge weisen ihm zufolge Beschäftigte in niedrig qualifizierter Dienstleistungsarbeit auf, die jedoch mit weit ungünstigeren Bedingungen zu kämpfen haben.


[Bearbeiten] Literatur

  • Voß, G.G./Pongratz, H.J. (1998): Der Arbeitskraftunternehmer. Eine neue Grundform der Ware Arbeitskraft? In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, H. 1, S. 131-158
  • Pongratz, H.J./Voß, G.G. (2003): Arbeitskraftunternehmer - Erwerbsorientierungen in entgrenzten Arbeitsformen, edition sigma, Berlin, ISBN 3-89404-978-2
  • Pongratz, H.J. (Hrsg.) (2004): Typisch Arbeitskraftunternehmer? Befunde der empirischen Arbeitsforschung, edition sigma, Berlin, ISBN 3-89404-987-1

[Bearbeiten] Weblinks

Vorstellung des Konzepts

Kritische Diskussion des Konzepts in der Zeitschrift "Forum Wissenschaft" des "Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler"

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