Anticholinergikum

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Ein Anticholinergikum (Plural: Anticholinergika, auch Parasympath(ic)olytikum, Muskarin-Rezeptor-Antagonist oder Antimuskarinikum) ist eine Substanz, die die Wirkung von Acetylcholin unterdrückt, indem sie dessen Konzentration im synaptischen Spalt beeinflusst. Damit kann es die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verbessern.

Allgemein werden Stoffe mit atropinartiger Wirkung wie Atropin bzw. Hyoscyamin, Scopolamin oder Ipratropium als Anticholinergika bezeichnet.

Anticholinergika stellen die Standardtherapie bei der überaktiven Blase (Overactive bladder, OAB) dar und werden zur Behandlung der Harninkontinenz, der Dranginkontinenz sowie einer erhöhten Miktionshäufigkeit eingesetzt. Einzelne Substanzen (z.B. Solifenacin) sind auch zum Einsatz bei OAB-bedingter Nykturie indiziert. In der Lungenheilkunde finden Anticholinergika Anwendung bei chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD).

Zu den wichtigsten Nebenwirkungen zählt verstärkte Mundtrockenheit, die trotz des beschwerlichen Krankheitsbildes zu Therapieabbrüchen führt: Die durchschnittliche Behandlungsdauer liegt nur bei ca. 77 Tagen, obwohl es sich um eine Dauertherapie handeln sollte. Erst durch die Entwicklung neuerer spezifischer Muskarin-Rezeptor-Antagonisten wie z. B. Solifenacin scheint diese Nebenwirkung beherrschbar zu sein, hier beträgt die Anzahl der zufriedenen Patienten (Responderrate) noch nach einem Jahr über 80 %.