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Anthropophagie

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Anthropophagie (griech.: anthropos = Mensch, phágein = essen) war bis in das 16. Jahrhundert hinein der allgemein übliche Begriff für Kannibalismus. Letzterer Begriff kam anscheinend erst nach der „Entdeckung“ Amerikas auf und setzte sich mehr und mehr durch. Mehr zum Thema Kannibalismus allgemein siehe dort.

Im Sprachgebrauch der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie (GIPT = General and Integrative Psychotherapy, das internationale Kürzel für Allgemeine und Integrative Psychotherapie. GIPT ersetzt die frühere Bezeichnung IPPT) bezeichnen Anthrophagie und Anthropophagie sexuelle Abweichungen (sexuelle Deviationen oder Paraphilien), die Menschenfresserei oder Kannibalismus aus sexuellen Motiven zum Inhalt haben.

Havelock Ellis (1859-1939) war noch der Meinung, dass der Geschmackssinn beim Geschlechtsverkehr keine Rolle spielen könne, weil die Menschen einander sonst auffressen würden. Nach Ansicht der heutigen Psychologie war diese Annahme jedoch ein Irrtum. Der Geschmack der Haut, der Lippen, des Speichels, des Schweißes, des Spermas und der anderen Körpersekrete eines jeden Menschen unterscheidet sich ganz grundsätzlich von dem anderer Menschen und dient deshalb zweifellos zur sexuellen Individualisierung. Das bedeutet, dass der Geschmackssinn dazu motiviert, einen bestimmten Menschen, nicht jeden beliebigen, zu lieben.

Doch Ellis hat in dem Sinne recht, dass der Geschmackssinn beim Geschlechtsverkehr allgemein eine weitaus kleinere Rolle spielt als Riechen, Sehen, Tasten und Hören.

Als um so ernster gilt die kannibalistische Sexualisierung des Geschmackssinns, die sich nur in drei Formen befriedigen lässt:

  1. Durch Selbstverstümmelung und Autodermatophagie, also durch Zerstörung und graduellen Verzehr des eigenen Körpers;
  2. Durch Nekrophagie, das Stehlen und Essen von Leichen;
  3. Durch Mord. Die Menschentötung aus anthropophagischen Motiven zählt aus psychologischer Sicht nicht als eigentlicher Lustmord, denn der Täter befriedigt seine Lust nicht durch das Morden, sondern erst durch den Verzehr des Fleisches seines Opfers.

Es ist bis heute fraglich, ob gewisse (Massen-)Mörder, die das Fleisch ihrer Opfer aßen (im deutschen Raum zum Beispiel Joachim Kroll, Carl Großmann, Fritz Haarmann, Karl Denke oder jüngst Armin Meiwes, international beispielsweise Jeffrey Dahmer, Ed Gein, Issei Sagawa oder Andrej Tschikatilo) die Tötung aus sadistischen oder aus kannibalistischen Motiven begingen.

In der Psychoanalyse versteht man unter „Einverleibung“ eine Form der psychischen Aneignung. Sigmund Freud sagte: „Indem man Teile vom Leib einer Person durch den Akt des Verzehrens in sich aufnimmt, eignet man sich auch die Eigenschaften an, welche dieser Person angehört haben.“ (Gesammelte Werke, Bd. IX, S. 101). Seine Überzeugung, dass die individuelle Sexualentwicklung eines jeden Menschen auf der teilweisen Rekapitulation eines anthrophagischen Vorgangs in der Frühgeschichte der Menschheit beruht, gilt als wichtig bei der Diagnose bestimmter psychosexueller Störungen.

Gelegentlich wird geschlechtsspezifisch noch unterschieden zwischen Gynophagie (Essen von Frauen, von griech. gynä = Frau, phágein = essen), auch bekannt unter der englischen Bezeichnung Gynophagia, und analog dazu Androphagie (Essen von Männern).

Verwandte Themenkreise sind Aderlass, Blutfetischismus, Hämomanie, Kannibalismus, Lykanthropie, Menophagie, Nosferatu, Oralsadistische Stufe, Vampirismus.

Der Brasilianer Oswald de Andrade bezog sich mit seinem Manifesto Antropófago in sozialkritisch-künstlerischem Kontext auf den Begriff der Anthropophagie und war Mitbegründer der sozialkritischen und kulturrevolutionären Antropophagie-Bewegung in Brasilien.

Siehe auch: Kannibalismus und Sexualität

[Bearbeiten] Literatur

  • Annette Keck, Inka Kording, Anja Prochaska (Hg.): Verschlungene Grenzen. Anthropophagie in Literatur und Kulturwissenschaften, Tübingen 1999. ISBN 3823357018

[Bearbeiten] Weblinks

Wikisource: Psychopathia Sexualis/Teil IV-4a1 – Quellentexte
  • sgipt.org Grundwissen Sexuelle Abweichungen (Deviationen): Anthrophagie, Antropophagie
  • heise.de TELEPOLIS Andrea Naica-Loebell: Ich rieche, rieche Menschenfleisch… - Haben wir einander zum Fressen gern?
  • heise.de TELEPOLIS Goedart Palm: Kannibalismus als Zivilisationsphänomen
  • heise.de TELEPOLIS Burkhard Schröder: Vom Kannibalismus
  • ZDF aspekte Claudia Groh: „Zum Fressen gern“ - Eine kleine Kulturgeschichte des Kannibalismus

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